Beiträge von Tretjock

    Noch ein Wort zu Köster: In der entscheidenden Phase hat er Verantwortung übernommen und ist dann endlich mal wieder mit Zug aufs Tor gegangen. Das habe ich zuletzt vermisst. Der Junge muss sich noch mehr zutrauen, aber das kommt mit noch mehr Erfahrung auf diesem Niveau. Wir brauchen aber mehr Spieler wie Knorr, die dann in engen Phasen Verantwortung übernehmen und sich etwas zutrauen.

    Tja, und dann ist Landin mal wieder zur Stelle. Wenn Dänemark das noch verspielt hätte. Die Spanier kommen in solchen Spielen immer wieder durch ihre überragende Abwehr + de Vargas zurück. Keine andere Mannschaft der Welt stellt derzeit so eine bewegliche Abwehr. Ich finde das immer wieder beeindruckend.

    Weber ist natürlich ein Totalausfall, aber den darf man dann in der Crunchtime auch nicht mehr bringen. Wieso sollte er da plötzlich etwas reißen? Das habe ich nicht verstanden. Der ist komplett ohne Selbstvertrauen und hatte nur wenig Spielzeit im Turnier. Immerhin hat sich Köster in der wichtigen Phase auch mal wieder etwas zugetraut. Der muss noch mehr Zug zum Tor zeigen.

    Mehr Konstanz über 60 Min. bleibt das Thema. Auf diesem Niveau kann man sich solche Phasen einfach nicht erlauben. Es ist aber sicher kein Zufall, dass nach 40 Min. langsam wieder die Konzentration flöten ging. Ich denke man hat gesehen, dass Knorr, Köster und Häfner ihr physisches Limit schon überschritten haben und auf der letzten Rille unterwegs sind. Von der Bank muss dann mehr kommen. Wolff erneut mit einem überragenden Spiel.

    Noch einmal die Zähne zusammenbeißen und Platz 5 holen. Dann kann man sehr zufrieden sein.

    Nach dem Ausfall von Gottfridsson scheint mir jetzt ein Finalklassiker zwischen Dänemark und Frankreich wahrscheinlich zu sein. Die Schweden haben im Halbfinale zwar immer noch den Heimvorteil und Palicka kann das Tor zunageln, aber einen Weltklassespieler wie Jim so kurzfristig zu ersetzen, vor allem gegen Frankreich, das wird ganz schwer. Nun können sie aber zeigen, dass sie auch ohne ihren genialen Kopf ein großes Spiel gewinnen können. Die Franzosen werden extrem motiviert sein, weil sie die letzten beiden Halbfinals gegen Schweden verloren haben. Und Schweden zu Hause zu schlagen, das wird sie besonders motivieren.

    Man darf die Spanier zwar nie abschreiben, vor allem aufgrund ihrer Abwehrqualität, aber es würde mich überraschen, wenn sie die Dänen schlagen würden. Ich fand sie schon gegen Norwegen im Angriff nicht gut, jetzt haben sie noch die doppelte Verlängerung in den Beinen. Ich gehe davon aus, dass Dänemark ins Finale einzieht.

    Freundschaft!

    Und Du würdest keinen Chemienobelpreis gewinnen. War aber auch nicht das Thema. Es ging um die Breite des Kaders. Und da waren bis auf Heymann alle genannten bei den letzten Turnieren beim DHB Stamm, sofern nicht verletzt oder mit Nati-Pause.

    Ich verstehe diese Diskussion sowieso nicht ganz. Natürlich sind Kühn oder Heymann keine Weltklasse und jeder weiß doch, dass die aktuell auf den Rückraumpositionen fehlt. Das muss man ja nicht immer wieder erwähnen. Natürlich muss man solche Spieler auch in Position bringen, aber man braucht auch Spieler, die körperlich etwas entgegensetzen können und sich nicht immer durchwühlen müssen. Die Mischung macht es und da wären Spielertypen wie Kühn oder Heymann (Ahouansou) nicht verkehrt. Zentral haben wir mit Knorr und Witzke schon genug Beweglichkeit. Und dann haben wir noch gar nicht über den rechten Rückraum gesprochen.

    Bisher konzentriert sich ja die Lösungssuche hier im Forum vor allem darauf, neue (und alte) Namen in den Raum zu werfen. Für mich ist diese Betrachtung zu eindimensional. Wie zitiert, muss auch am System gearbeitet werden. Nur sehe ich das nicht als Selbstläufer, wenn man einfach Spieler A durch B ersetzt. Heiner Brand ist daran gescheitert, Spieler und Spielsystem unter einen Hut zu bringen. Er hat bis zum Ende seines Schaffens hin stur an seinem Spielkonzept festgehalten, ohne dafür jedoch die passenden Spieler zur Verfügung zu haben.

    Das ist ein Stück weit auch ein Spagat zwischen der Auswahl der Spieler und dem System, welches man mit ihnen spielen möchte. Das muss einfach zusammenpassen. Und es braucht gemeinsame Übungen. Insofern bin ich auch kein Fan davon, vor jedem Turnier die Mannschaft neu zusammenzuwürfeln. Kontinuität sollte im Vordergrund stehen. Punktuell muss man nachbessern, aber der Kern sollte über Jahre erhalten bleiben, dann bin auch ich optimistischer.

    Wir sind hier völlig einer Meinung. Es ist wichtig, dass der Kern jetzt zusammenbleibt. Die Altersstruktur der Mannschaft stimmt auch. Man muss sich überlegen wie man wieder mehr Durchschlagskraft über die Halbpositionen entwickeln kann. Das hat gegen Norwegen und Frankreich schon massiv gefehlt. Natürlich kann man jetzt nicht plötzlich Weltklassespieler herzaubern. Es muss eher darum gehen wie man das durch eine möglichst variable Spielanlage im Kollektiv kompensieren kann. Frankreich und Dänemark werden auch die nächsten Jahre mehr individuelle Qualität haben. Gestern war es doch so, dass unser Spiel sehr mittelastig war und man die französische Abwehr überhaupt nicht mehr in Bewegung bekommen hat. Das war viel zu statisch. Kein Vorwurf an Knorr, der macht das für sein Alter schon überragend, in Zukunft müssen die Halbpositionen aber auch noch mehr eingebunden werden. Ohne Druck und Zug zum Tor von RL und RR wird es gegen bessere Gegner immer schwierig werden. Davon mal abgesehen glaube ich, dass Spieler wie Köster und Knorr die nächsten Jahre noch einen weiteren Schritt in der Entwicklung machen werden und sich auch das Zusammenspiel der Mannschaft weiter verbessert.

    Ich sehe das auch kritisch. Man kann sich nicht nur die Rosinen herauspicken. Würde Pekeler auch zurückkommen, wenn nächstes Jahr keine Heim-EM wäre? Es ist völlig in Ordnung wenn man andere Prioritäten setzt, aber man braucht Spieler mit denen man (halbwegs) planen kann und die dann nach zwei Turnieren nicht wieder genug haben, weil die Belastung zu hoch ist. Oder die einfach nochmal Olympia 2024 mitnehmen wollen. Danach kann man doch die Uhr stellen. Entweder ganz oder gar nicht. Interessant wäre auch was das für die interne Hierarchie bedeuten würde. Also was für ein Standing Pekeler da innerhalb der Mannschaft hat. Ok, das muss Alfred wissen und ausloten.

    Alfred hat den WM-Modus kritisiert, weil man einen Tag weniger Pause als die Franzosen hatte und an diesem Tag auch noch Anreise hatte. Ein "Ruhetag" war das also nicht wirklich. Das war natürlich nicht optimal bzw. dürfte ein Team wie uns mit einem nicht so breiten Kader dann mehr treffen. So oder so hat man den Kräfteverschleiß nach 45 Min. deutlich gesehen.

    Ich bin aber auch kein Freund davon gleich wieder ins andere Extrem zu verfallen. Wenn man sich am Ende zwischen Platz 5-8 platziert, dann entspricht das dem aktuellen Leistungsvermögen der Nationalmannschaft. Für mich ist das keine Enttäuschung. Man muss um Spieler wie Knorr, Köster, Witzke und Golla eine Mannschaft aufbauen. Es wird wichtig sein, dass man zukünftig deutlich mehr Durchschlagskraft von den Halbpositionen entwickelt. Das hat uns das gestrige Spiel nochmal deutlich vor Augen geführt. Wie erwartet haben sich die Franzosen relativ schnell auf unser Kreisspiel eingestellt und wir haben unser Angriffsspiel dann nicht in die Breite gezogen und Druck von den Halbpositionen entwickeln können. Wenn man die Franzosen sieht, die spielen mehrmals ihre Kreuzbewegungen und warten geduldig auf die Lücke und dann haben sie die Qualität um aus dem Rückraum abzuziehen oder durchzubrechen. Das bräuchten wir als Ergänzung zum Kreisspiel über Knorr auch wieder. Und Rückraumspieler, die dann aus der Distanz auch genügend Torgefahr entwickeln können. Für Köster war das jetzt die erste Weltmeisterschaft und ich bin überzeugt davon, dass er sich noch weiterentwickelt. Für ein langes Turnier brauchen wir aber noch mehr Qualität im Rückraum.

    Gefühlt kippte da das Momentum.

    Ganz genau. Es geht mir jetzt auch nicht um Groetzki an sich sondern um die Spielphase. Die Franzosen hatten drei (!) Angriffe hintereinander wo sie kein Tor erzielen, weil die deutsche Abwehr super gearbeitet hat. Dann bekommt Groetzki den Tempogegenstoß und wir hätten auf drei Tore wegziehen können. Das sind solche Kleinigkeiten. Für mich hat das Momentum da wieder komplett umgeschlagen. Wenn man Frankreich zum Nachdenken oder nervös machen will, dann muss man solche Phasen konsequent ausnutzen.

    Am Ende ist das Ergebnis viel zu hoch. Das finde ich schon schade wenn man über 45 Min. noch knapp dran war.

    Man kann doch nicht erwarten, dass wir die Franzosen locker auf Distanz halten. Natürlich verspielen wir den Vorsprung zu schnell, aber wahrscheinlich wären sie kurz vor Schluss sowieso wieder herangekommen. Es war klar, dass wir das Torwartduell haushoch gewinnen müssen. Genau das passiert. Jetzt lang genug versuchen dranzubleiben und schauen ob Frankreich nervös wird.

    De Vargas entscheidet natürlich das Spiel. Diese Spanier, sie finden immer wieder einen Weg ins Spiel zurück. Aber diesmal hatten sie Glück, dass die Norweger das in der regulären Spielzeit noch verdaddelt haben. Das muss Norwegen gewinnen. Ballbesitz und noch 18 Sekunden zu spielen und keiner geht aufs Tor.