Beiträge von Tretjock

    Bei Heymann hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben, aber Alfred hat es dann doch geschafft das er in der Nationalmannschaft endlich mal mit Selbstvertrauen und Traute seine Leistung abruft. Bei der Heim-EM schon in Ansätzen und bei Olympia schien dann der Knoten endgültig geplatzt zu sein. Da scheint Alfred die richtigen Knöpfe gedrückt zu haben.

    Ansonsten wurde diese Diskussion hier doch schon oft geführt und man dreht sich irgendwie im Kreis. Natürlich gehört Deutschland aufgrund der Silbermedaille von Paris jetzt nicht automatisch zu den Top 4. ARD/ZDF geht es halt um die Quote und um die Zuschauer, die eher wenig Ahnung vom Handball haben und eher Eventfans sind. Für einzelne Spieler war es m.E. für ihren weiteren Entwicklungsprozess in der NM sehr wichtig das man bei Olympia in der Crunchtime endlich mal große Gegner geschlagen hat. Das kann noch sehr wertvoll sein. Wir haben insgesamt noch eine sehr junge Mannschaft, die zumindest mir viel Lust auf die Zukunft macht. Die Altersstruktur um Spieler wie Späth, Uscins, Köster, Knorr, LIchtlein, Grgic und Fischer ist ideal. Golla ist da mit seinen 27 Jahren schon der alte Hase. Rückschläge muss man bei einer jungen Truppe immer einkalkulieren. In diesem Turnier muss das Viertelfinale der Anspruch sein und fürs Halbfinale muss dann immer alles passen. Daran hat sich noch nichts geändert.

    Weiß denn jemand wie da der Stand ist?

    Ich habe keinen neuen Stand mitbekommen. Ursprünglich hatte man wohl die Hoffnung das er in der Hauptrunde wieder dabei ist und Uscins die nötigen Ruhepausen geben kann. Das ist ja fast schon ein kleines Drama mit Semper. Mir tut das auch menschlich unheimlich leid. Olympia aufgrund einer Verletzung verpasst und jetzt schon wieder angeschlagen. Wenn das nichts mehr wird, dann muss Alfred jetzt öfters Lichtlein bringen, sonst geht Uscins bald auf dem Zahnfleisch.

    in Minute 12 lag die Deutsche Mannschaft ja schon 5 Tore zurück, zur HZ dann 6.

    Diese 6 Tore hatten Bestand bis in Minute 54 beim 34:28 und glaube damit hätte man ganz gut leben können.

    Leider gab es dann noch gute 6 unangenehme Minuten die man 6:2 verlor.

    Der Angriff konnte einfach die Abwehrschwäche nicht ausgleichen. Es ist einfach schwer, wenn man in jedem Angriff ein Tor erzielen muss, da man zu 85% (geschätzt) eins kassiert. Es ist da viel entspannter zu spielen wenn man sich darauf verlassen kann, immer wieder mal einen Ballgewinn zu verbuchen. Hat jemand die Angriffseffizienz beider Mannschaften parat?

    Denke Deutschland war da gar nicht schlecht, Dänemark allerdings überragend.

    So sehe ich das auch. Wenn man mit 5-6 Toren verliert, dann wäre doch auch der allgemeine Eindruck nach dem Spiel etwas positiver gewesen. Wir haben in Dänemark gegen Dänemark gespielt, das ist aktuell die Herkulesaufgabe schlechthin im Handball. Daher sind die letzten Minuten etwas schade und das es am Ende doch wieder 10 Tore Abstand waren. Wie du aber schon richtig gesagt hast, wenn man quasi mit jedem Angriff ein Tor erzielen muss, weil es hinten dann gleich wieder klingelt, dann ist das einfach nicht zu kompensieren und man muss irgendwann abreißen lassen. Zumindest gegen eine Weltklassetruppe wie Dänemark. Ich meine, die haben ja selbst auch keine so schlechte Abwehr und Nielsen noch dahinter. Wenn mir vor dem Spiel jemand erzählt hätte, wir stehen in der Halbzeit bei 18 Toren, ich hätte es unter dem Eindruck der ersten drei Spiele nicht geglaubt. Mir macht für die nächsten Spiele Hoffnung das auch Köster und Witze (6 bzw. 5 Tore) gestern aus dem Rückraum viel Torgefahr gezeigt haben. Sonst hängt zu viel an Uscins. Jetzt muss Grgic noch richtig ins Turnier kommen. Dass Semper mal wieder nicht zur Verfügung steht, daran hat man sich leider schon gewöhnt.

    Okay, 1. Hz, 18 Tore auch okay, aber das war auch schon früh klar, dass man die dänische Abwehr vor mehr Aufgaben stellen muss und die Fehlversuche gingen auch schon früh los, was bedeutet, dass du hinten sofort wieder einen kriegst und so über die 60 min auch das Spiel nicht offen halten kannst.

    Gegen jede andere Mannschaft geht man mit 18 Toren normalerweise mit einer Führung in die Halbzeit oder ist zumindest auf Tuchfühlung dran. Wir lagen aber 6 Tore hinten. Und das nicht weil wir reihenweise technische Fehler produziert haben, sondern im Gegenzug gleich wieder ein Gegentor gefangen haben. Ich habe lediglich sagen wollen das mir die Torgefahr aus dem Rückraum gefallen hat. Ohne das jetzt alles im Angriff perfekt war. Aber sie hatten gerade in der ersten Halbzeit die Traute und sind auch mit Zug in Richtung Tor gegangen. Das hat mir wirklich gefallen.

    :/ Werfen aus dem Rückraum war so ziemlich unser ganzes Angriffsspiel, außer das in jeder noch so unpassenden Situation versucht wurde den Kreis anzuspielen und von 50 Versuchen klappt das auch ein paarmal, aber der Rest war weitestgehend Ideenlosigkeit gegen die zwar beste Mannschaft der Welt, aber wir rammeln nur in der Mitte rum, während die Dänen das Spiel schnell und breit machen. Da kriegen die Außen auch mal Winkel, mit denen sie was anfangen können.

    Bei uns musss Zerbe von der Ecke werfen. Knorr steht vor der Abwehr, guckt und fuchtelt mit dem Arm rum, weil er nicht weiß wohin mit dem Ding. Dann knallt irgendwer drauf und die waren ja auch oft genug nicht drin, was wiederum Dänemark sofort im Gegenstoß bestrafte.

    Wir spielen zwar mit jungen Leuten, aber dafür sieht unser Handball so alt aus wie Alfred ist.

    Gegen das Spitzenteam schlechthin sehen wir natürlich im Verhältnis noch älter aus als gegen Truppen unseres Kalibers.

    Dänemark ist eine ganz andere Hausnummer, darum sehe ich das heute auch als kein Drama an. Es ist wie es ist, aber schön reden möchte ich dieses Angriffsspiel auch nicht. es war das, was wir praktisch immer spielen, nur der Gegner war viel besser und die Abwehr war jetzt auch nicht mit dem letzten Biss dabei oder die Dänen haben es so aussehen lassen.

    Also erstmal war das mein Kommentar zur ersten Halbzeit. Ich finde da war die Angriffsleistung mit 18 Toren mehr als nur in Ordnung und nicht das Problem. Man muss gegen Dänemark erstmal 18 Tore in einer Halbzeit machen. Ich fand tatsächlich das wir in der ersten Halbzeit eine gute Dynamik bzw. viel Zug zum Tor hatten. Das Problem war nur das die Dänen dann gleich auch wieder getroffen haben. Und natürlich lässt man dann irgendwann abreißen wenn man den Druck hat mit jedem Angriff treffen zu müssen.

    Bei Olympia hat Deutschland m.E. eine hohe taktische Disziplin im Angriff ausgezeichnet. Daran hatte auch Knorr seinen Anteil. Ich fand er hat sich schon mehr zurückgenommen und mannschaftsdienlicher gespielt. Die deutsche Mannschaft hat in der Crunchtime gerade nicht regelmäßig den Kopf verloren, was die Jahre zuvor immer wieder ein Problem war. Da haben uns dann die zahlreichen technischen Fehler in Folge und wilde Aktionen immer wieder die Spiele gekostet. Es wäre wichtig das man in diesem Turnier dorthin zurückfindet. Zumindest hat man bei Olympia gesehen das es grundsätzlich geht.

    Freundschaft!

    Gucken wir mal ein bisschen Hauptrunden-Handball. Dürfte ein spannendes Spiel bleiben. Bisher Brasilien mit einem sehr guten Start.

    Die Brasilianer haben gezeigt das der Sieg über Norwegen kein Zufall war. Über weite Strecken lagen sie in Führung, zeitweise sogar mit 4 Toren, bis zum 23:23 konnten sie das Spiel offenhalten. Hinten heraus ging ihnen ein bisschen die Luft aus. Wobei man berücksichtigen muss das sie vor zwei Tagen ein hartes Spiel gegen Norwegen hatten und der Kader der Portugiesen sehr viel breiter ist.

    Ich finde, dass Köster offensiv kein gutes Turnier gespielt hat. Er hat keinen so harten Wurf, sondern macht viel mit Auge. Seine Kooperation mit dem Kreis und sein. Auge sind super. Wenn er aber noch den letzten Schritt zur Spitzenklasse machen will, muss er im Positionsangriff deutlich mehr Wurfgefahr aus der Distanz ausstrahlen. Dann wird auch der Rückraum mit Knorr, Uscins und ihm durchstarten. Allerdingd wirkte er sehr verunsichert und gehemmt, besonders sein sehr zögerliches und zaghaftes Verhalten in der zweiten Welle hat mir gar nicht gefallen. Das kann er besser.

    Ja, da kann er sich noch verbessern. Köster hat sich im ganzen Turnier sehr wenige Würfe aus dem Rückraum genommen und strahlte insgesamt zu wenig Torgefahr aus. Was er gerne macht sind Durchbrüche und sich im 1 vs. 1 aufzureiben aber da war der Winkel öfters nicht optimal und er scheiterte dann am Torwart. Darauf kann sich die Abwehr dann schnell einstellen weil dann oft das Kreisanspiel kommt. Interessant wird hier auch die weitere Entwicklung von Grgic sein. Für mich ein Rohdiamant der mit seinen 20 Jahren jetzt schon die Olympia-Erfahrung mitgemacht hat. Man soll natürlich nicht gleich zu euphorisch sein aber das große Talent ist ja nicht zu übersehen.

    Es gibt auch so etwas wie eine Finalerfahrung. Man bedenke mal das Dänemark 2019 das erste mal Weltmeister nachdem es so oft an Dingen gescheitert ist oder wieviele Anläufe Schweden in Halbfinals und Finals brauchte um mal Europameister zu werden.

    Das ist eine Erfahrungsfrage. Dänemark hat diese Mentalität erworben (auch wie oft sie vor 16 weit kamen), genau wie man sie Spanien oder Frankreich zuschreiben kann. Woher soll das bitte aus dem Nichts bei Deutschland kommen?

    Man ist acht Jahre lang in keinem Finale gewesen. Selbst das Halbfinale Anfang des Jahres war seit 5 Jahren das erste mal. Ich seh es kommen, wenn man im Januar im Viertelfinale gegen ein Schweden oder so ausscheiden sollte werden viele wieder von Enttäuschend und keine Medaille und Ansprüchen reden.

    So sehe ich das auch. Es ist auch noch keine Normalität das Deutschland wieder in die Halbfinals kommt. Seit 2016 haben wir das jetzt gerade dreimal geschafft und davon waren zwei Turniere in Deutschland. Ich plädiere hier für die nötige Demut. Da haben uns Nationen wie Dänemark, Frankreich, Schweden und Spanien noch einiges voraus. Die Mannschaft ist noch jung und entwicklungsfähig. Das ist absolut positiv. Es war auch wichtig das jetzt mal mit Schweden, Frankreich und Spanien (zweimal) wieder große Nationen geschlagen werden konnten. Man kann in der Theorie immer sagen, wir müssen daran glauben sie schlagen zu können aber man muss es dann auch schaffen und diesen Schritt hat man bei Olympia jetzt getan. Das sind wichtige Erfahrungswerte für die Zukunft.