Hallo zusammen,
entschuldigt, daß meine Antwort so lange auf sich warten ließ, ich hatte in der letzten Woche recht viel um die Ohren und nun endlich die Muße, sowohl die neue ht zu studieren als auch Euch zu antworten.
Zunächst mal zu den Rahmenbedingungen: Meine "Damen" sind zwischen 13 und 16, also C- und B-Jugendliche.
Der Druck dieses "Derbys" kam im Falle der C-Jugend zu (fast) 100% von den Spielerinnen selber. Das kann ich tatsächlich ruhigen Gewissens so behaupten, denn vor der Partie kannte ich weder die gegnerischen Spielerinnen noch den Trainer oder deren Art zu spielen, weil ich erst zu dieser Saison wieder beim jetzigen Verein eingestiegen bin und vorher mehrere Jahre in einer ganz anderen Region tätig war, so daß ich auch keine Erfahrungen aus der Vergangenheit hätte einbringen können. Kurzum hier war bei mir vor dem Spiel das Schweigen im Walde, keine spezielle Spielvorbereitung oder ähnliches. Jedoch sehen sich die Spielerinnen allesamt täglich in der Schule und stacheln sich dort sowie in diversen "Kommunikationsplattformen" entsprechend gegenseitig an.
Nicht einmal die Ansprache direkt vor dem Spiel kam von mir, die hielt meine Betreuerin, da ich erst zum Anpfiff in der Halle war, weil ich zuvor mit der B-Jugend zu o.g. Auswärtsdebakel unterwegs war.
Hier ist es mir also gänzlich rätselhaft, wie es dazu kommen konnte.
Etwas anders sieht es bei der B-Jugend aus. Diese Mannschaft habe ich zwar auch erst zu dieser Saison übernommen, aber zu einem etwas früheren Zeitpunkt. Wegen mehr oder weniger unglücklicher Zufälle hatten wir im Rahmen der Qualirunden gleich zweimal das zweifelhafte Vergnügen auf eben diesen "Reviernachbarn" zu treffen. Beim ersten Mal ging es um fast nichts (unentschieden nach regulärer Spielzeit und in der Verlängerung kam dann der Einbruch nach zwei Gegentreffern in Folge), beim zweten Mal hieß es dann allerdings "alles oder nichts" - Resultat: Totalausfall! Damals kannte ich die Mannschatf erst seit wenigen Wochen und mir fehlten noch die Mittel, sie großartig anders einzustellen außer im Rahmen einer "Breitbandtherapie". Dies hat sich bis heute selbstverständlich geändert. Meine Mannschaft hat riesen Fortschritte gemacht, gerade im taktischen Bereich und hätte allemal die Möglichkeiten, besagte andere Mannschaft, die ihr spielerisches Konzept praktisch nicht verändert hat, komplett in den Griff zu bekommen. In der Abwehr hat dies ja auch wunderbar, wir kassierten bloß 16 Tore gegen eine Mannschaft, die im Schnitt über 25 pro Spiel wirft. Auf den 20m zwischen Abwehr und Angriff schien aber irgendwo grundsätzlich jede Energie oder jeder Wille verschütt gegangen zu sein, denn wir warfen gerade einmal neun magere Törchen (davon auch noch drei Siebenmeter) im ganzen Spiel. Dies war nicht einmal auf großes Wurfpech zurückzuführen, sondern auf die einfache Rechnung, daß man keine Tore erzielen kann, wenn man nicht aufs Tor wirft. Ich verzweifelte an dieser Stelle...
Nun zur Nachbereitung des B-Jugendspiels: In der ersten Trainingseinheit nach dem Spiel habe ich mir die Devise "Abhaken!" zum Grundsatz gemacht. Normalerweise lasse ich meine Spielerinnen (beider Mannschaften) immer erst einmal selber über das Spiel reflektieren und tue dann meine Meinung sowie meine Schlüsse daraus und die mittelfristige Planung, wie man mögliche Fehler durch konkrete Übungen gezielt abstellen kann, kund. In diesem Fall habe allein ich etwas gesagt und dabei auch nur die wirklich sehr gute Abwehrleistung hervorgehoben (hier setzte sich wirklich jede für die andere ein, ganz anders als im Angriff), an der wir uns aufbauen wollen. Danach behandelten wir den Aspekt des "mentalen Trainings" - ein Bereich, der mich schon länger interessiert und wo ich mich auch bereits eingelesen hatte - und ich nahm das Spiel zum Ansatz, dieses Training nun endlich einmal auszuprobieren und in meine Trainingsplanung einfließen zu lassen, was von meinen Spielerinnen auch sehr positiv aufgenommen wurde. Anschließend gab es ausschließlich Wurftraining. In der zweiten Einheit standen erneut das Mentaltraining, ein bißchen Wiederholung von Abläufen sowie hauptsächlich "Spaß" und kooperative Übungen auf dem Programm. Kommentar einer Spielerin auf dem Nachhauseweg: "Das Training heute war richtig geil!"
Die Mädels verabredeten sich zudem eigentständig, mit der gesamten Mannschaft vor dem nächsten Spiel gemeinsam zu frühstücken.
Als ich zum Spiel in die Halle kam, waren schon alle fertig umgezogen, motiviert und sehr guter Dinge - eine ähnliche Situation wie in der Woche zuvor, im übrigen gegen einen ähnlich starken Gegner. Ich harrte also der Dinge, die da kommen sollten und kann dieses Spiel ohne Übertreibung als souveränen Start-Ziel-Sieg bezeichnen. Die gegnerische Mannschft hatte zu keinem Zeitpunkt eine Chance, zwar lief auch hier im Angriff noch nich alles rund, aber keiner machte sich nach einem Fehler selber fertig, eher im Gegenteil, man klatschte sich trotzdem ab und motivierte einander. Es geht also!
Der für mich persönlich größte Lichtblick war, daß selbst bei meinem kleinen "Pflegefall", die sich normalerweise nichts zutraut, allerdings grundsätzlich oder vielmehr vom Potenzial her zu den Leistungsstärkeren zählt, endlich der Knoten geplatzt war und sie wirklich torgefährlich war.
Jedoch kann ich nicht jede Trainingswoche ausschließlich Bespaßung anbieten. Außerdem denke ich, daß das grundlegende Problem nach wie vor vorhanden ist, zumal das Rückspiel gegen den Lokalrivalen bereits in drei Wochen ansteht.
Falls Ihr also noch ein paar Tipps parat habt, immer her damit! ![]()
Suomi: Kannst Du ein bißchen konkreter werden bezüglich der Übungen Eurer Schulung?
Viele Grüße
...oha, ist ganz schön viel Text geworden! Ich hoffe, der Leseaufwand war trotzdem noch zumutbar.