Handball: Der TSV Dormagen hat zur neuen Saison bereits einen Trikotpartner verlorenSchon Planungen für die eingleisige Zweite Liga?
Während andere Bundesligisten wie der ASV Hamm, der für die Sponsorenakquise eine externe Agentur engagiert und dadurch nach eigenen Angaben rund 320.000 Euro zusätzlich generiert hat, gibt es in Sachen Etatplanung des TSV Dormagen für die Saison 2009/2010 kaum offizielle Neuigkeiten. Was bisher bekannt wurde, ist nicht positiv: Der Vertrag mit Trikotpartner G-U BKS läuft aus und wird nicht verlängert. Das weitere Sponsoring durch die energieversorgung dormagen soll zumindest in der aktuellen Höhe unsicher sein. Der erhoffte Abschluss mit einem Großsponsor, der auch das Namensrecht für das Sportcenter erworben hätte, ist im Dezember geplatzt. Die Etatlücke, die die Bayer AG hinterlassen hat (zuletzt jährlich etwa 500.000 Euro), wurde mit den Unternehmen Credit Life und Rewe sowie dem größer gewordenen „Business-Club“ wohl nicht zu 100 Prozent geschlossen. Der Etat wurde seitens der TSV-Verantwortlichen wie immer nicht offiziell benannt. In der Fachpresse war von etwa einer Million Euro die Rede. Angesichts der Sponsorenentwicklung und gestiegener Kosten (neuer Hallenboden, neue TV-Empore, höhere Schiedsrichterkosten und Verbandsabgaben) dürften wohl maximal 700.000 Euro in den eigentlichen Kader geflossen sein - inklusive der Gehälter für Trainer Kai Wandschneider und den Sportlichen Leiter Thomas Dröge.
So verwundert es nicht, dass der TSV bislang nur zwei Neuzugänge für die neue Saison verkündet hat: Torhüter Jens Vortmann aus Berlin und Linkshänder Kristian Nippes aus Wuppertal, der quasi für den scheidenden Tim Henkel kommt. Mit dem griechischen Rückraumlinken Spyros Balomenos aus Balingen laufen Verhandlungen. Es verwundert auch nicht, dass einige auslaufende Verträge (Michiel Lochtenbergh, Nils Meyer, Christoph Schindler, Vitali Feshchanka) offiziell noch nicht verlängert wurden. Verwunderlich ist es auch nicht, dass in Fan-Foren im Internet schon länger fleißig über die prekäre wirtschaftliche Lage beim Aufsteiger diskutiert wird - und über wenig professionelle Strukturen im Management und Marketing. Nach dem Aufstieg hatte Manager Uli Derad die Gründung einer Handball GmbH in Aussicht gestellt und die Hoffnung genährt, dass durch die TV-Übertragungen das Interesse überregionaler Sponsoren steigen würde. In beiderlei Hinsicht bisher Fehlanzeige...
„Gibt es noch einen Erstligisten, der einen Manager hat, der diesen Beruf nicht hauptamtlich ausübt, sondern auch noch Hauptgeschäftsführer eines sehr großen Sportvereins ist - und trotzdem noch die Zeit hat, um beim DHB und der HBL in verschiedenen Gremien herumzuhüpfen? Im Marketing arbeitet eine Person, die den Job nur in Teilzeit macht. Joachim Kurth muss ja ab und an auch noch im Tor stehen. Professionelle Strukturen sehen anders aus!“, ist unter „http://www.handballecke.de%e2%80%9c zu lesen. Und weiter: „Trotz des frühen Aufstiegs hat es im vergangenen Jahr - vor der Wirtschaftskrise und vor der Kieler Bestechungsaffäre - keinen einzigen neuen, großen Sponsoren gegeben.“ So werde am Höhenberg offenbar konsequent für die eingleisige Zweite Liga in der Saison 2011/2012 geplant. Der Etat für die nächste Spielzeit werde jedenfalls noch dünner ausfallen als in der laufenden Saison. Wenn dem so ist, dürfte der TSV neben Aufsteiger Düsseldorf und dem Relegationssieger erster Abstiegskandidat sein.
Die Probleme am Höhenberg werden dadurch verschleiert, dass die aktuelle Mannschaft sieben Punkte „aus der Wundertüte“ geholt hat (Kiel, Hamburg, Gummersbach, Wetzlar, Flensburg). Ohne die hätte der TSV nur sechs Zähler, zwei mehr als Stralsund. Es ist nicht zu erwarten, dass sich in der neuen Saison mit dem verbliebenen Kader ähnlich viele Wunder wiederholen lassen... Die Zeit ist überreif für neue (personelle) Strukturen und neue Konzepte! Quo vadis, TSV? (O. Baum; RA vom 22.4.2009)