Im Mannheimer Morgen von heute äußert sich Thorsten Storm relativ umfangreich.
Neue Details setzen THW unter Druck
Hat Handball-Bundesligist THW Kiel in internationalen Spielen die Schiedsrichter bestochen? Und wird Zvonimir Serdarusic wirklich von seiner Vergangenheit eingeholt? Nach Informationen des "Spiegel" ist dem so. Das Nachrichtenmagazin berichtet, dass der THW bei mindestens zehn Champions-League-Spielen die Schiedsrichter bestochen und sich 2007 auch den Finalsieg in der Königsklasse über die SG Flensburg-Handewitt mit 96 000 Euro erkauft hat. Die Handball-Bundesliga (HBL) kündigte neue Nachforschungen an.
Eine zentrale Rolle nehmen dabei die Rhein-Neckar Löwen ein. Der Liga-Konkurrent hatte Ende Februar den Vertrag mit Serdarusic, der im Sommer Trainer werden sollte, aufgelöst. Der offizielle Grund: dessen angeschlagene Gesundheit. Geglaubt hatte das im Zuge der später aufkommenden Manipulationsvorwürfe gegen die Kieler, bei denen Serdarusic bis zum vergangenen Jahr Trainer war, niemand mehr.
Manager Thorsten Storm bestätigte im Gespräch mit dieser Zeitung, dass die Löwen das Vertragsverhältnis von sich aus beenden wollten. "Es gibt einen Beschluss unserer Gesellschafter. Der sieht vor, den Vertrag mit Serdarusic nicht anzutreten, weil die Bestechungsgerüchte rund um den THW Kiel zu massiv wurden", sagte Storm: "Deshalb haben wir einen Schlussstrich gezogen. Das mussten wir machen. Serdarusic hat aber auch von sich aus um Auflösung des Vertrages gebeten und ist uns zuvorgekommen."
Doch von wem hat der Löwen-Geschäftsführer seine Informationen? "Aus dem Kieler Umfeld und von Serdarusic sind uns diese Gerüchte mitgeteilt worden. Noka hat in diesen Gesprächen aber keine Beteiligung an Manipulationen zugegeben." Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, dass der Trainer an Bestechungen beteiligt war, antwortete Storm ausweichend: "Es gibt Gerüchte. Und aufgrund derer haben wir uns entschlossen, den Vertrag mit Noka aufzulösen."
Dafür räumte der Manager aber ein, dass sich Löwen-Gesellschafter Jesper Nielsen am Rande der WM in Kroatien mit Kiels Manager Uwe Schwenker getroffen habe. "Uns wurde von Nielsen berichtet, dass Schwenker dort Manipulationen zugegeben hat", erklärte Storm. Laut "Spiegel"-Recherchen soll der THW-Manager gesagt haben, dass er Serdarusic immer bloß gedeckt habe. Der Trainer habe die Bestechung organisiert; er, Schwenker, habe nur das Geld besorgt.
Gestern dementierte der THW die gegen ihn erhobenen Vorwürfe erneut. Schwenker bat um Urlaub, um sich in vollem Umfang gegen die Anschuldigungen wehren zu können. Zudem teilte der Klub mit, rechtliche Schritte einzuleiten.
Detaillierter als die Kieler Dementis sind dagegen die "Spiegel"-Recherchen. Bei einem weiteren Treffen soll Serdarusic, schreibt das Magazin, zusammen mit seiner Frau Mirjana gegenüber Storm, Nielsen und dem Anwalt des badischen Bundesligisten von jahrelanger Bestechung des THW seit 2000 in der Königsklasse erzählt haben. Serdarusic und seine Frau sollen dabei berichtet haben, wie die Hanseaten dabei vorgegangen seien. Storm wollte dazu nichts sagen. Er hofft vielmehr, dass bei seinem Klub nun endlich Ruhe einkehrt: "Bei der ganzen Sache konnten wir nur schlecht aussehen. Aber wir sind bestimmt kein Kläger."
Mannheimer Morgen, 9. März