Hi,
ich versuche es mal zu erklären:
es gibt einige wenige Leute, die Zerbes Abwehrleistungen nicht gut genug finden: denen kann ich auch nicht helfen. 
Dann gibt es viele, die sich daran stören, dass er die Vorbereitung nicht mitmacht. Das kann ich verstehen,
halte es aber für unsinnig. Ich glaube, dass Volker Zerbe mit 35 Jahren selbst entscheiden kann, ob
Mannschaftstraining oder noch etwas Pause für ihn besser ist. Ausserdem ist er mit Pitti seit 20 Jahren oder
so eingespielt... Es mag vielleicht gemein erscheinen gegenüber Spielern, die sich in der Vorbereitung den
Arsch aufreissen, aber im Endeffekt kommt es darauf an, wie gut der Spieler im Spiel ist -
Trainingsweltmeister helfen nicht. Machbar ist das ganze aber auf jeden Fall nur,
wenn die Mannschaft und der Trainer das akzeptieren. Das tun sie augenscheinlich.
ABER: es ist verständlich, dass das gerade Zerbe zur Reizfigur macht.
Dann kommt der entscheidende Punkt: die Angriffsleistung und seine scheinbare Nervenschwäche. Ich glaube, dass
da ein Missverständnis besteht. Zerbe ist nämlich im Gegensatz zu vielen anderen rechten Rückraumspielern
kein Shooter, sondern ein Mannschaftsspieler. Ich habe aber so dass Gefühl, dass gerade das
(vielleicht wegen seiner Größe) von ihm verlangt wird. Das führt dazu, dass er (wie z.B. Pitti als
fast reiner Abwehrspieler) selten für überragende Spiele gelobt wird. Dafür hat er eigentlich immer
ein anständiges Grundniveau. Selbst wenn es mit dem Tore werfen nicht läuft, kann er trotzdem noch was
anderes: anspielen.
Was gerne übersehen wird: Zerbe ist ein sehr guter Anspieler. Das werden sicher einige Leute wieder aufschreien, aber
interessant ist schon, dass Zerbe von den Assists her bester deutscher Spieler bei diesem Turnier war (wenn
man Markus Baur mal ausklammert, der vom Schnitt her besser war), und nicht nur bei diesem (1999 war er z.B.
in der Liste Assists+Treffer auch in der Top 10).
Das macht ihn zu einem vollkommen anderen Spielertyp als Behrends, Glandorf oder Zeitz, die alle eher Shooter sind.
Den Vergleich zwischen Zerbe und z.B. Zeitz sehe ich als schwierig an. Zeitz bekommt eher als Zerbe einen Lauf
und macht dann 8 Tore pro Spiel. Ausserdem versucht er es auf jeden Fall immer wieder. Ob das gut oder schlecht
ist, kommt auf die Situation an ... gestern z.B. war es Käse. Ob Zerbe oder Zeitz/Glandorf/Behrends besser für
einen Angriff ist, kommt wirklich auf den Angriff an. Wenn man einen Shooter haben will, sollte man nicht Zerbe
nehmen. Wenn man mit spielerischen Mitteln agieren will, ist Zerbe IMHO besser. Und in Punkto Ballverlusten ist
Zeitz auch etwas "besser" als Zerbe, der Ball ist oft weg...
Zusätzlich dazu ist bei der Frage "Zerbe im Angriff" noch zu bedenken, dass dann der gesamte Mittelblock weg ist,
und mit ein bisschen Pech Zeitz und Hens als defensivschwache Spieler verteidigen müssen (wenn sie nicht zum
Wechseln kommen).
Also insgesamt: Ich verstehe, wenn Leute sagen, der oder der ist doch besser. Von der Torschützenliste
her dürften es mindestens 3 deutsche Rückraum-Linkshänder in der Bundesliga sein. Von der Angriffseffektivität
wird es schwieriger, da muss man Assists, Ballverluste oder auch einfach die Frage "Wie sehr zieht er die
Aufmerksamkeit des Gegners auf sich?" mit berücksichtigen. Da hat man dann ein Streitthema...
Dazu kommt aber noch, dass eine Mannschaft aus den Toppleuten der jeweiligen Positionen nicht unbedingt eine
gute ist - die Spieler müssen auch noch harmonieren.
Bis dann
Carsten