Da schau her:
Ein klares Ja zum Frauen-Handball
Interview mit Raimund Gründler über Finanzprobleme und die Zukunft der FCN-Damen
Raimund Gründler, Chef einer Stuttgarter Werbe- und Veranstaltungsagentur, hat am 1. Juli 2004 die Nachfolge von Bernhard Keltsch als Gesellschafter der 1. FCN Handball- Marketing GmbH angetreten, die für die wirtschaftliche Basis der zur Elite im deutschen Frauenhandball zählenden Mannschaft des 1. FC Nürnberg zuständig ist. Vor dem ersten Hauptrundenspiel der Bundesliga heute (19 Uhr, Berliner Platz) gegen den Frankfurter HC sprachen wir mit Gründler über seine Erfahrungen und seine Vorstellungen im neuen Metier.
Es ist kein Geheimnis, dass die wirtschaftliche Situation in den vergangenen Monaten sehr angespannt war und sogar über das Aus der Frauen-Handballs in der 1. Liga spekuliert worden ist.
Gründler: Das war nie ernsthaft ein Thema, auch wenn es richtig ist, dass der Spagat zwischen sportlichem Erfolg und wirtschaftlicher Machbarkeit schwierig zu bewältigen war und ist. Wir, und damit meine ich auch unseren Geschäftsführer Markus Schüle, sind ins kalte Wasser gesprungen, denn es gab keinerlei finanzielle Reserven. Und als bei unserem Hauptsponsor, der Campione Marketing, der einen beträchtlichen Anteil des 500 000-Euro-Etats bestreitet, Anfangsprobleme auftraten, waren Engpässe die Folge, die aber demnächst überwunden sind. Ohne die Geduld der Spielerinnen wäre das nicht möglich gewesen, und dafür bin ich sehr dankbar.
Sie hatten und haben also nicht vor, das Handtuch zu werfen, sondern sind davon überzeugt, dass Frauenhandball auch als so ge-nannte Randsportart in Nürnberg längerfristig eine Zukunft hat?
Gründler: Dazu uneingeschränkt ein Ja. Die Mannschaft ist mit ihrem Auftreten und mit ihren Erfolgen in den ersten zwei Bundesliga-Jahren in Vorleistung getreten, hat sich als ein wesentlicher Baustein der Sportstadt Nürnberg erwiesen. Das soll und darf nicht abrupt enden. Die sportliche Ausgangposition ist wieder gut, auch wenn Erfolg im letzten Quäntchen nicht planbar ist. Ohnehin darf unser Konzept nicht von Titeln abhängen, obwohl sportliche Attraktivität alles etwas erleichtert. Prinzipiell müssen wir unsere Rolle als einziger Frauen-Bundesligist in Süddeutschland nutzen, müssen für junge Talente anziehend sein. Das heißt, dass wir künftig enger mit dem Amateurverein 1. FCN Handball zusammenarbeiten, die Jugendarbeit und die zweite Mannschaft stärken müssen. Da gilt es, Konzepte zu finden, die beiden Seiten gerecht werden. Das alles ist vorrangig eine Frage des Geldes. Um Sponsoren aber rangeln auch viele andere Sportarten.
Bleibt es denn für die Saison 2005/ 2006 in etwa beim bisherigen Etat oder muss auf Kosten der sportlichen Qualität doch erheblich gespart werden?
Gründler: Keine Frage, es ist in der derzeitigen Wirtschaftslage schwer, Geldquellen zu erschließen. Aber ich gehe von einem Etat in etwa gleicher Höhe aus, denn in punkto Vermarktung sehe ich uns auf einem guten Weg. Im regionalen Bereich sind wir als Werbepartner durchaus interessant, das haben viele Gespräche ergeben. Einiges ist schon passiert, vieles muss noch passieren, um langfristig die Rahmenbedingungen zu verbessern. Dabei geht es nicht nur um Großsponsoren, sondern wünschenswert ist ein möglichst breit gefächerter Freundes- und Partnerkreis; auch mit Privatpersonen. Da gibt es erste, ermutigende Ansätze. Es wäre doch schade, wenn die glänzende sportliche Basis, die von der Mannschaft gelegt wurde, in der Region keinen Widerhall finden würde.
Apropos, Widerhall. Welche Rolle spielen die Zuschauer bei Ihren Zukunftsplanungen, denn der Zuspruch ließ in der Vergangenheit trotz der Erfolge oft zu wünschen übrig.
Gründler: Da ist es ähnlich wie mit Sponsoren. Beste Reklame sind gute Leistungen, attraktiver Sport also zu moderaten Preisen. Damit können wir den Kreis der Stammkunden erhöhen, aber ebenso wollen wir neue Zielgruppen ansprechen und die Kooperation mit den Schulen intensivieren. Die Vorrunde war in dieser Spielzeit wegen des neuen Modus kein Maßstab, aber generell wollen wir auf einen Durchschnitt von über 1000 kommen. Denn gute Stimmung beflügelt nicht nur die Mannschaft, sondern lockt auch Neugierige an. Und zumindest Neugier haben wir geweckt; jetzt liegt es an uns allen, sie dauerhaft zu befriedigen. Interview: WIELAND PETER /
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