Quelle Sport 1:
ZitatAlles anzeigenVelyky trotz Hautkrebserkrankung zur WM
Wer Oleg Velyky in diesen Tagen spielen sieht, der sieht einen absoluten Top-Handballer. Einen Mann, der in dieser Saison bislang 112 Tore für TUSEM Essen warf. Einen kompletten Handballer, der wie kaum ein Zweiter Wurfgewalt, Spielkultur und Schnelligkeit in derart eleganter Art und Weise vereinigt.
Umso überraschender nun die Nachricht von der schweren Erkrankung des Esseners, der am Samstag im Testspiel in Konstanz gegen die Schweiz sein Debüt im DHB-Trikot feiern wird: Velyky ist an Hautkrebs erkrankt. Das teilte der DHB auf einer Pressekonferenz am Rande des Lehrgangs am Bodensee mit.
Am 7. September 2003 wurde bei Velyky ein malignes Melanom, ein bösartiges Hautkrebsgeschwulst diagnostiziert, das umgehend operativ entfernt wurde. Im Oktober 2003 begann Velyky dann mit einer Therapie. Heute, fast genau 16 Monate nach der Diagnose, geht es dem 27-jährigen gebürtigen Ukrainer zum Glück wieder besser. Im Juni soll die Behandlung abgesetzt werden.
"Ich muss mich drei Mal in der Woche selber spritzen und ich gehe ein Mal im Monat zum Arzt zur Kontrolle. Ansonsten fühle ich mich körperlich sehr gut. Ich merke fast gar nichts, es stört mich nicht", so Velyky. Das war mal ganz anders. Verständlicherweise war die Diagnose zuerst ein Schock: "Es war sehr schwierig am Anfang. Ich habe gewusst, es wird eine ganze Weile dauern."
Gedanken kamen auf, er würde vielleicht nie mehr Handball spielen können, nie mehr das tun, was sein Leben ist. "Diese Gedanken habe ich aber am gleichen Tag wieder weggeschmissen", erklärt Velyky. Halt fand er in dieser schweren Zeit bei seiner Familie, seiner Frau Katja und seinem 15 Monate alten Sohn Nikita, und nicht zuletzt bei seiner Mannschaft, die ihm "sehr sehr viel geholfen hat".
Der TUSEM stand dem Torjäger zur Seite, schützte ihn und half in schwierigen Situationen. Mit Essens Coach Juri Schewzow wurde experimentiert, um einen individuellen Trainingsplan zu erstellen. Doch am Ende war es Velyky selber, der die Krankheit annehmen und dagegen kämpfen musste. "Ich habe gewusst. Diese Krankheit stoppt mich nicht. Das Leben ist nicht zu Ende. Ich muss einfach kämpfen, kämpfen, kämpfen und ich gehe meinen Weg weiter", so Velyky.
Auf seinem Weg ist Velyky, der 59 Länderspiele für die Ukraine bestritt, nun in der deutschen Nationalmannschaft angekommen. Als er im April die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt, war für Bundestrainer Heiner Brand sofort klar, Velyky in den Kader zu berufen. Aufgrund Velykys Leistungen in der Bundesliga sei das überhaupt keine Frage gewesen. Auch wenn Daniel Stephan und Markus Baur nicht hätten absagen müssen, wäre Velyky laut Brand auf jeden Fall bei der WM in Tunesien (23. Januar bis 6. Februar) dabei gewesen.Nun will Brand, wie er im Sport1-Interview erklärte, Velyky keine zu große Bürde auferlegen. Schließlich muss sich der Neuling erst einmal an die Mannschaft gewöhnen und die Spielsysteme kennen lernen. Und früher oder später, so kann sich Brand sicher sein, wird Velyky ganz automatisch aufgrund seiner natürlichen Klasse zu einem echten Führungsspieler in der DHB-Auswahl werden. "Ich spüre den Druck, seit ich den deutschen Pass habe. Aber ich bin bereit, damit umzugehen." Velyky weiß, was von ihm erwartet wird.
Er weiß aber auch, er hat weitaus Schlimmeres hinter sich. Ende Mai 2005 soll die Behandlung abgesetzt werden. Danach ist eine vollständige Heilung zu erwarten. Schon jetzt will sich Velyky wieder voll auf Handball konzentrieren.
Mit der Art, wie er den Schicksalsschlag bewältigt, wird er anderen Menschen ein Vorbild. "Die Bewältigung einer solch schweren Krankheit kann sicher auch Hoffnung sein für viele andere Menschen, die von solchen Schicksalsschlägen betroffen sind", schreibt Essens Manager Klaus Schorn in einer Pressemitteilung. Am Samstag wird man Velyky wieder sehen - nicht den Kranken, sondern den Ausnahmehandballer.
Alles Gute Oleg!