Mizuki Noguchi holt Marathon-Gold für Japan

  • Für mich als Japanfreund natürlich eine äußerst wichtige und erfreuliche Meldung: ;)

    "Marathon-Floh" gewinnt Gold

    von Berthold Mertes und Marcel Grzanna

    Die Kleinste war die Größte: Die 1,50 Meter messende Japanerin Mizuki Noguchi beendete die Hitzeschlacht von Marathon nach Athen als umjubelte Olympiasiegerin.

    108 Jahre nach dem ersten olympischen Marathonlauf erreichte die WM-Zweite von 2003 nach 42,195 quälenden Kilometern das Ziel im Panathinaikon-Stadion.

    Eine halbe Stunde schneller als Spridon Louis

    Trotz der brütenden Hitze war die 26-Jährige bei den 28. Sommerspielen 32:30 Minuten schneller als der Grieche Spiridon Louis 1896 auf der damals gelaufenen etwa 40 Kilometer langen Strecke (2:58:50).

    Dass Frauen irgendwann diese als mörderisch angesehene Distanz laufen würden, ahnte damals niemand. Erst 1984 wurde der Marathon für Frauen olympisch, inzwischen steht der von Paula Radcliffe gehaltene Weltrekord bei 2:15:25 Stunden.

    Radcliffe gibt auf

    Die Britin, die von Beginn an das Feld angeführt hatte, schied nach 36 Kilometern aus. Silber holte Kenias Weltmeisterin Catherine Ndereba (2:26:32). Bronze ging an Deena Kastor aus den USA (2:27:20).

    Mehr Touristen unter den Zuschauern als Einheimische

    Die beiden deutschen Starterinnen Luminita Zaituc (Braunschweig) und Ulrike Maisch (Rostock) hatten mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun. Schon am Start unweit der Stelle, von der aus der Sage nach der griechische Krieger Phidippides 492 v. Chr. Richtung Athen aufbrach, um die Botschaft vom Sieg in der Schlacht gegen die Perser zu überbringen, kühlten viele Läuferinnen ihre Muskulatur mit Eisbeuteln.

    Die Stimmung bei der Bevölkerung in der dünn besiedelten Gegend vor den Toren Athens war den Temperaturen entsprechend eher gelassen. Von einer eigens errichteten Tribüne aus betrachteten mehrere Hundert Menschen das ungewöhnliche Geschehen, darunter weit mehr Touristen als Einheimische.

    Zahlreiche Läuferinnen gaben auf

    Nach gut drei Kilometern passierten die Läuferinnen den Hügel von Marathon, wo 200 im Krieg gegen die Perser gefallene Soldaten ihr Grab fanden. Einige der 82 an den Start gegangenen Athletinnen waren schon früh gezeichnet von den Strapazen. Die Strecke war sehr hügelig und deshalb in keiner Phase rhythmisch zu laufend. Nach 13 Kilometern übergab sich die Äthiopierin Asha Gigi am Straßenrand, zahlreiche Läuferinnen mussten aufgeben.

    So auch Weltrekordlerin Paula Radcliffe. Am Denkmal des griechischen Helden Spiridon Louis nach 22 Kilometern lag die 30-Jährige noch in Führung, nach 36 Kilometern aber blieb sie plötzlich stehen, brach in Tränen aus und ließ sich am Straßenrand nieder. Gerade in diesem Moment versank vom Panathinaikon-Stadion aus gesehen die blutrote Sonne hinter der Akropolis. Mehrmals lief Radcliffe wieder los, aber immer nur ein paar Schritte. Offenbar stoppte sie eine Beinverletzung. Die untröstliche Britin fügte dem dicken Legenden-Buch der olympischen Marathon-Geschichte damit ein weiteres Kapitel persönlicher Tragik hinzu.

    Gänsehaut-Atmosphäre

    Auch die aufmunternden Rufe der Zuschauer, die nach dem Passieren der Athener Stadtgrenze zu vielen Tausenden die Straßen säumten, konnten Radcliffe nicht mehr zum Beenden des Rennens bewegen. Je näher die Läuferinnen dem Ziel kamen, desto enthusiastischer wurde die Stimmung am Straßenrand.

    Die Kulisse im alten Olympiastadion jagte dem Betrachter Schauer über den Rücken, obwohl die Ränge nicht ganz gefüllt waren. 1896 hatten dort 70.000 Menschen sowie geschätzt weitere 50.000 auf den umliegenden Hügeln Zeugen den Sieg ihres Landsmannes Spiridon Louis erlebt.

    Quelle: http://www.sportschau.de