So. Nun ist es soweit. Die EU hat 10 neue Mitglieder. Weiß im Moment noch nicht, was ich davon halten soll. Finde es aber auf jeden Fall wichtig das es, als Gegenpol zu den totalitären USA, ein starkes Europa gibt. Was meint Ihr dazu?
Willkommen Europa
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Ich bin mir nicht so sicher, ob Europa durch die neuen Länder stärker wird. Eigentlich würde ich sagen die EU wird schwächer.
Gruß Jan
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Zitat
Original von jhl
Eigentlich würde ich sagen die EU wird schwächer.Sehe ich auch so. Solange EU-weit jedes Mitglied sein eigenes nationales Süppchen
kocht, kann es nicht funktionieren.
In wichtigen Bereichen wie Steuerrecht, Verkehr und Wirtschaft sollten schon überall
in der EU die gleichen Regeln gelten. Und auch die Währung sollte überall die gleiche
sein.
Dann erst könnte man Europa als Gegenpol zu den USA wahrnehmen.
Aber das ist innerhalb einer Generation wohl nicht zu schaffen. -
Totalitäre USA ????? Da hat wohl jemand noch nie ein totalitäres Regime erlebt...
Aber von der verfehlten Ausdrucksweise abgesehen, militärisch und politisch dominant sind sie sicher. Daran wird auch die EU der 25 nichts ändern. Mit den neuen haben wir noch mehr mit den wirtschaftlichen Gegebenheiten zu kämpfen als sowieso schon, politische - geschweige denn gefühlte - Einheit ist in 1000 Jahre nicht zu erreichen. In Europa sind Nationalstaaten unabdingbar und Vorraussetzung für den Frieden, wie die Geschichte deutlich gezeigt hat (vgl. Situation in Österreich-Ungarn vor 1914, Geschichte der Sowjetunion, Geschichte Jugoslawiens, etc.)
Mit Ausnahme des (tatsächlich totalitären) chinesischen Riesenreiches gibt es kein Land und keinen Staatenbund, der ein potentielles Gegengewicht zu den Vereinigten Staaten bilden kann.
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Die USA als totalitären Staat zu bezeichnen, finde ich auch etwas hart. Aber die
jetzige US-Regierung tut auch alles dafür, dass man den Eindruck bekommt, die
USA würden sich (gemessen an ihren eigenen Ansprüchen) allmählich von der
Demokratie verabschieden.
Ich jedenfalls finde diese Ansammlung von Öl-Lobbyisten in Washington ziemlich
unerträglich. Auch diese scheinheilige Fundi-Religiosität löst bei mir Brechreiz aus.Hereticus: Ich finde, die EU mit Jugoslawien oder Österreich-Ungarn zu vergleichen,
hinkt gewaltig. Das eine war ein kommunistisches Regime und das andere eine
Monarchie - also beide durch Zwang zusammengehaltene Staatenbünde.
Das kann man von der EU nicht sagen - deshalb ist es ja auch so schwierig, zu einer
wirklichen europäischen Einheit (gemeinsame Verfassung, Gesetze etc.) zu kommen.
Aber man soll ja die Hoffnung nie aufgeben.Übrigens: Deutschland war in nicht allzu ferner Vergangenheit auch ein ziemlicher
Flickenteppich aus Klein- und Kleinststaaten und hält nach diversen erzwungenen und
freiwilligen Vereinigungen immer noch zusammen. Warum soll das mit Europa nicht
auch funktionieren. -
Also, ich halte die EU-Erweiterung eigentlich für einen notwendigen und guten Schritt. Die Zeit der Nationalstaaten ist zum Glück zu Ende und der Weg zu einer europäischen Verfassung ist nach dem Regierungswechsel in Spanien auch nicht mehr so weit weg, wie im Moment viele glauben. Eine richtige Grenze gibt es von Deutschland aus nur noch in die Schweiz. Also ich bin sehr froh, dass nun Europa noch näher zusammenrückt, denn die EU ist der Grund, warum wir in Deutschland selber seit 60 Jahren keinen Krieg mehr hatten. und auch in naher Zukunft mit anderen Ländern in keinen territorialen Konflikt kommen werden. Und das alleine ist schon Grund genug zur Freude.
Zu den USA: Die momentan in den USA erlassenen Einreisegesetze sind lassen schon ein wenig seltsam anmuten. Allerdings muss man natürlich auch versuchen die USA zu verstehen, denn der 11. September war ein einschneidendes, prägendes Ereignis gewesen und man muss halt gewisse Aktionen zum Sicherheitsempfinden der Bevölkerung machen (vgl. Schily/Beckstein). Ob man die USA als demokratischen Staat bezeichnen kann, möchte ich angesichts der letzten US-Wahlen mal dahingestellt lassen.
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Original von FMH
Hereticus: Ich finde, die EU mit Jugoslawien oder Österreich-Ungarn zu vergleichen,
hinkt gewaltig. Das eine war ein kommunistisches Regime und das andere eine
Monarchie - also beide durch Zwang zusammengehaltene Staatenbünde.
Das kann man von der EU nicht sagen - deshalb ist es ja auch so schwierig, zu einer
wirklichen europäischen Einheit (gemeinsame Verfassung, Gesetze etc.) zu kommen.
Aber man soll ja die Hoffnung nie aufgeben.Übrigens: Deutschland war in nicht allzu ferner Vergangenheit auch ein ziemlicher
Flickenteppich aus Klein- und Kleinststaaten und hält nach diversen erzwungenen und
freiwilligen Vereinigungen immer noch zusammen. Warum soll das mit Europa nicht
auch funktionieren.Die Deutschen fühlten sich aber zusammengehörig, als eine homogene Volksgruppe. Insofern war die Reichseinigung ein konsequenter Schritt. Die anderen Gebilde waren zusammengeklammerte Vielvölerstaaten, die per Zwang zusammengehalten wurde. Eine staatliche Einheit Europas ist mit den vielen verschiedenen Volksgruppen und Nationalitäten nicht zu verwirklichen. Irgendeine Volksgruppe würde immer Führung beanspruchen (D, F) und irgendeine würde sich dadurch immer unterdrückt fühlen.
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Zitat
Original von Hereticus
Die Deutschen fühlten sich aber zusammengehörig, als eine homogene Volksgruppe. Insofern war die Reichseinigung ein konsequenter Schritt. Die anderen Gebilde waren zusammengeklammerte Vielvölerstaaten, die per Zwang zusammengehalten wurde.
Ich wage jetzt mal die Behauptung, dass Deutschland nur aufgrund des föderalen
Prinzips zusammenhält, das den einzelnen Bundesländern genug Autonomie lässt.
Ob ganz Deutschland als homogene Volksgruppe bezeichnet werden kann bezweifle
ich. Oft werden Volksgruppen durch Grenzen zwischen den Bundes- oder anderen Ländern getrennt.
Es gibt ein Europa-Modell der Regionen von Herrn Heineken (richtig: der mit dem Bier)
das Europa aufteilt in Regionen mit je ca. 10 Mio. Einwohnern. Diese Regionen setzen
sich aus verwandten Volksgruppen zusammen, die gut harmonieren (z.B. Tirol/Süd-
tirol). Diese Regionen haben in etwa die gleiche Selbständigkeit wie ein deutsches
Bundesland und sind mit 10 Mio. Einwohnern besser (flexibler) zu regieren als ein
Land mit 80 Mio. Einwohnern. Man denke nur an die deutsche Unfähigkeit vernünftige
Reformen zu machen. Europaweit gleich wären eine gemeinsame Außen-, Steuer-
und Verteidigungspolitik sowie gleiche Gesetze.
Mir gefällt dieses Heineken-Modell eigentlich ganz gut, denn in einer zunehmend
globalisierten Welt sind die europäischen Nationalstaaten ähnlich antiquiert, wie
früher die deutschen Kleinstaaten vor der Reichseinigung.
Aus deutscher Sicht mag sich das jetzt ziemlich unpatriotisch anhören, aber dann ist es
eben vorauseilender Euro-Patriotismus
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Mmh, das Modell hört sich nicht schlecht an. Allerdings wird es da bei 18 Mio Leuten in Nordrhein-Westfalen dann zu einer Aufsplitterung des Bundeslandes führen
Also in Rheinland und Westfalen beispielsweise, was eine Teilung des Ruhrgebiets zur Folge hätte. Man ist das kompliziert. Ist aber auf jeden Fall ein schöner Vorschlag, der noch ein wenig verbessert werden muss.Belgien 10 Mio
Deutschland 80 Mio
Frankreich 60 Mio
Italien 57 Mio
Luxemburg 450 Tsd
Niederlande 16 Mio
Großbritannien 58 Mio
Irland 4 Mio
Dänemark 5,4 Mio
Griechenland 10 Mio
Spanien 40 Mio
Portugal 10 Mio
Finnland 5 Mio
Schweden 9 Mio
Österrreich 8 Mio
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Estland 1,4 Mio
Lettland 2,4 Mio
Litauen 3,5 Mio
Polen 38 Mio
Tschechien 10 Mio
Slowakei 5 Mio
Ungarn 10 Mio
Slowenien 2 Mio
Zypern 800 Tsd
Malta 400 Tsd -
klingt zwar wieder voll bes.......
abeer ich muss euch sagen...für uns OSTDEUTSCHE ......ist es bestimmt nicht gut
eigentlich dachte ich,dass nach 15 jahren; es kein OST und WEST mehr gibt ...aber jetzt haben wir es wieder
ich habe nix gegen diese erweiterung ...aber für uns deutsche ,besonders für die NEUEN bundesländer BRINGTS NICHTS GUTES -
Zitat
Original von meteokoebes
Allerdings muss man natürlich auch versuchen die USA zu verstehen, denn der 11. September war ein einschneidendes, prägendes Ereignis gewesen und man muss halt gewisse Aktionen zum Sicherheitsempfinden der Bevölkerung machen (vgl. Schily/Beckstein).
Wobei Otto Schily fuer sich genommen einen so dermassen krassen Gesinnungswandel hinter sich hat das es mehr als beaengstigend ist (Kurzbiographie Otto Schily bei wikipedia.de). Mittlerweile duerfte es selbst in den Reihern der CDU/CSU etliche Leute geben denen er viel zu weit rechts steht.Deinen Worten zum Thema europaeische Einigung stimme ich zu. Die Aengste die fuer viele Menschen mit diesem Prozess zusammenhaengen darf man aber nicht aus den Augen verlieren.
Hier bei mir in der Gegend wohnen und arbeiten Menschen aus allen moeglichen Laendern dieser Erde und es klappt recht gut miteinander. Zumindest solange wie beide Seiten aufeinander zugehen und die Minderheit auch bereit ist sich - wengstens bis zu einem gewissen Grad - zu integrieren.Patriotisch hin oder her, ich bin deutscher Abstammung und in Hessen aufgewachsen. Das praegt schon ein wenig. Ich koennte mir aber durchaus vorstellen auch ins Ausland zu gehen. Wobei ich den Gang gen Norden in Hinblick auf mir angehmeres Klima und die ansprechendere Natur am ehesten vorstellen kann.
Wichtig in Hinblick auf Europa ist das es wirklich zu einer politischen Einigung kommt und das wir gemeinsame Standards im Rechts- und Steuersystem bekommen. Was die gemeinsame Aussen- und Sicherheitspolitik angeht sind wir ja schon wesentlich weiter als es sich die Mehrheit noch vor 20 Jahren haette vorstellen koennen.
Was mir Sorge macht ist die Tatsache das die Europawahl wohl auch dieses Mal zu einer Abstimmung ueber die Politik der amtierenden Regierung verkommt. Dies ist ein Problem aller Parteien und mit Sicherheit auch ein Grund dafuer das viele Menschen diese Wahl nicht ernst nehmen werden
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Zitat
Original von vanilla
ich habe nix gegen diese erweiterung ...aber für uns deutsche ,besonders für die NEUEN bundesländer BRINGTS NICHTS GUTES
Wahrscheinlich bringt die EU-Osterweiterung für nahezu alle westeuropäischen
Länder - mehr oder weniger - erst mal nichts Gutes.
Solange in den östlichen Beitrittsländern die Löhne nur ein Viertel oder weniger der
Westlöhne ausmachen, werden immer mehr Arbeitsplätze dorthin verlagert.
Aber diese Entwicklung hätte es auch ohne die EU-Erweiterung gegeben. Und in
ein paar Jahren, wenn dann in den neuen EU-Ländern die Löhne steigen, werden
diese Arbeitsplätze nach Russland oder in die Ukraine verlagert. Das sind eben die
Schattenseiten der Globalisierung (mir fallen eigentlich nur Schattenseiten ein).
Aber Kopf hoch - spätestens wenn wir in Deutschland das Lohnniveau von
Burkina Faso oder Papua-Neuguinea haben kommen die Jobs wieder zu uns
zurück
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Ja, wenn die Rechnung so einfach wäre, dann müssten doch die unterbezahlten ostdeutschen Bundesländer doch eine viel niedrigere Arbeitslosigkeit als die westdeutschen Bundesländer haben. Aber so einfach ist es scheinbar doch nicht und so gibt es leider im Osten ca 20% Arbeitslose, während das in den westdeutschen Bundesländern dann außerhalb des Ruhrgebietes bedeutend weniger sind.
Und alle, die das positive Denken wieder erlernen müssen, sollten sich dieses Kölsche Grundgesetz einmal zu Herzen nehmen.