Kein Handball-Interesse: Nationalteam droht Geisterspiel in Hamburg
Von Edgar Wieschendorf und Markus Tischler, dpa
Hamburg (dpa) - Der deutschen Handball-Nationalmannschaft droht in
Hamburg ein Auftritt vor einer Geisterkulisse. Für das Test-
Länderspiel des Vize-Weltmeisters gegen Serbien und Montenegro am
Dienstag (19.30 Uhr) in der Color-Line-Arena läuft der Kartenverkauf
sehr schleppend. Gerade einmal 1500 Tickets wurden bislang an die
Fans gebracht. «Ich hoffe, dass es deutlich mehr Zuschauer werden.
Hamburg soll ja die Handball-Stadt werden», sagte Bundestrainer
Heiner Brand auf einer Pressekonferenz am Donnerstag in Hamburg.
Schon am Abend zuvor hatte Brand den HSV-Handballern, die beim
31:25-Erfolg gegen Rekordmeister VfL Gummersbach gerade einmal 2300
Fans in die Arena locken konnten, Mut gemacht. «In Hamburg wird
Weltklasse-Handball gezeigt. Da braucht man Zeit, um sich gegen die
starke Konkurrenz wie Fußball und Eishockey zu etablieren.» Doch im
nächsten Heimspiel am Samstag (19.00 Uhr) gegen die SG
Kronau/Östringen könnte es noch schlimmer kommen. Den vor einem Jahr
von Bad Schwartau nach Hamburg gewechselten Handballern droht gegen
den Aufsteiger die absolute Minuskulisse. Nur etwas mehr als 1200
Karten wurden im Vorverkauf abgesetzt.
Während die Hanseaten eine Woche nach der 29:32-Heimniederlage
gegen Ex-Meister SC Magdeburg wenigstens sportlich überzeugten, zehrt
der Zuschauerschwund an den Nerven der Verantwortlichen. «Wir wurden
jetzt schon 95 Mal nach der Zuschauerentwicklung gefragt. Ich möchte
dazu nichts mehr sagen. Wir arbeiten jeden Tag daran, die Situation
zu verbessern», schimpfte Trainer Bob Hanning. Kalkuliert hat der HSV
mit 7200 Besuchern im Schnitt - nach drei Heimspielen sind gerade
einmal 3400 gekommen. «Der HSV spielt einen guten Handball. Die Halle
wird schon noch von alleine voll werden, wenn wir erfolgreich
spielen», hofft Nationalspieler Pascal Hens. Doch Handball scheint
die Hamburger nicht zu interessieren.
Für Bundestrainer Brand hat das Freundschaftsspiel der
Nationalmannschaft gegen Serbien und Montenegro - den ersten Gegner
der nächsten Europameisterschaft im Januar 2004 - einen hohen
Stellenwert. Nicht weniger als 13 Spieler, die im Januar in Portugal
Vize-Weltmeister wurden, werden in der Color-Line-Arena auflaufen.
Zudem feiern die wiedergenesenen Daniel Stephan (Lemgo) und Frank von
Behren (Gummersbach) ihr Comeback im Nationaltrikot. «Für uns beginnt
am Dienstag die Vorbereitung auf die EM. Wir müssen uns hohe Ziele
stecken, nach EM- und WM-Silber muss das einfach so sein. Wir fahren
nicht zur EM um Achter zu werden», kündigte Brand an.