"EU-Erweiterung im Spielrecht vorzeitig verankern"
Magdeburg - Als "Vordenker" in der Handball-Bundesliga erweist sich wieder einmal Bernd-Uwe Hildebrandt. Der Manager des SC Magdeburg reagierte umgehend auf die politische Erweiterung der Europäischen Union um zehn ost- und südosteuropäischen Länder, die am 16. April beschlossen worden war. "Diese Verträge treten aber erst am 1. Mai 2004 in Kraft. Das bedeutet, dass in der nächsten Saison zum Beispiel Grzegorz Tkaczyk als Pole bei uns bis dahin einen der zwei Nicht-EU-Ausländerplätze innehat. Laut momentanem Spielrecht müsste anschließend, also für die letzten Partien der Serie, das ,A' im Spielerpass gelöscht werden. Ich plädiere für eine klare Regelung von Anfang bis Ende der Saison, daher allen Spielern aus den zehn Beistrittsländern schon zu Saisonbeginn ab 1. Juli den Status EU-Ausländer zu geben."
Hildebrandt hat bereits gehandelt: "Der SC Magdeburg hat einen Antrag formuliert, der auf der nächsten Versammlung der Vertreter der 1. und 2. Bundesliga am 7. Mai in Hamburg diskutiert werden soll. Ich bin zuversichtlich, dass unser Antrag breite Zustimmung finden wird, da er plausibel begründet und im ureigensten Interesse des Handballs ist."
Der SCM-Manager argumentiert u.a. damit, dass "derzeit beispielsweise Isländer, Finnen oder Schweizer, die ja nicht der EU angehören, in der Bundesliga ohne ,A' im Pass spielen dürfen. Da wäre es doch Unsinn, Topleuten aus den Staaten der neuen Mitglieder wie Polen, Ungarn, Tschechien, Litauen, der Slowakei oder Slowenien dieses Recht bis zum 1. Mai 2004 zu verwehren".
Für den SC Magdeburg hätte eine neue Regelung den Vorteil, dass Tkaczyk dann keinen Platz mehr als Nicht-EU-Ausländer "blockieren" und nur noch Oleg Kuleschow (Russland) in diese Rubrik fallen würde. Die positive Folge: Auf dem Spielermarkt täten sich für den Club neue Perspektiven auf. So könnte der junge Rumäne Rares Jurca (der 20jährige Linkshänder spielt zurzeit im SCM-Regionalligateam) den Tkaczyk-Platz einnehmen.
Dass mit seinem Vorschlag eine neue Welle von ausländischen Spielern in die Bundesligen strömen, dadurch jungen deutschen Spielern Entwicklungsmöglichkeiten nehmen, glaubt Hildebrandt nicht: "Die Zahl der in Frage kommenden Leute ist überschaubar. Die besten Polen, Tschechen, Slowenen usw. stehen ja ohnehin bereits in der Liga unter Vertrag. Und in Ungarn verdienen die Topstars in Veszprem oder Szeged so viel, dass sie relativ wenig Interesse haben, zu wechseln."
Hildebrandt geht davon aus, dass seine Pläne von der Liga umgesetzt werden. Vor diesem Hintergrund ist auch die dreitägige Dienstreise des Managers und des Trainers Alfred Gislason zu sehen, die heute beginnt. "Richtig ist, dass wir versuchen, noch einen Linkshänder für die Saison 2003/2004 zu verpflichten. Ich bin sicher, dass danach unser Wunschspieler, der Schwede Kim Andersson, von Sävehof zu uns wechselt", meinte Hildebrandt gestern. Der Manager gab zudem bekannt, dass SCM-Talent Yves Grafenhorst (19) einen Vertrag bis zum 30. Juni 2005 unterzeichnet hat.
=>> Quelle: http://www.volksstimme.de