Zerstört schnelle Mitte die "Handball Kultur" ?

  • Na gut-also hier wird wohl auf beiden Seiten ziemlich übertrieben. Auch vor der "schnellen Mitte" gab es interessante,spannende Spiele,ohne das jedesmal Abw-Ang komplett gewechselt wurde. Auch Spiele von Ciudad Real,oder Kroatiens Nationalmannschaft(bei der EM) können sehr ansehnlich sein.Für mich sind herausgespielte Tore aus dem Positionsspiel immernoch die schönsten-trotzdem bin ich natürlich für den Erhalt der schnellen Mitte! Nur,wenn ein Spiel über 60 Minuten so aussehen würde,wie das von HH-THW in den ersten zehn Minuten müsste man sich Gedanken machen...

  • Zitat

    Original von Oberliga-SH
    Nur,wenn ein Spiel über 60 Minuten so aussehen würde,wie das von HH-THW in den ersten zehn Minuten müsste man sich Gedanken machen...


    Aber genau das ist doch der Punkt: Irgendwann sind beide Teams so ausgepowert, dass es nicht mehr mit dem Run-and-Gun-Handball geht (wie ein Artikel auf handball-world.com es nannte). Spätestens dann muss zwangsläufig zum Positionsspiel übergegangen werden.
    Wenn einige Mannschaften diese Art des Handball besser beherrschen als andere und dadurch länger ein solches Tempo durchhalten können, liegt das sicherlich nicht zuletzt am Konzept des jeweiligen Trainers. Aber dass das Spiel dann so schnell geworden ist, liegt nicht an der schnellen Mitte an sich. Denn die schnelle Mitte ist doch nur die letzte Konsequenz der vielfach propagierten aggressiven Deckung, die sich Bälle erkämpft und dann mit schnellen Außenspielern binnen zwei, drei Sekunden am gegnerischen Tor ist. Und genau dieses System der aggressiven Deckung ist es, was den THW vor allem so erfolgreich gemacht hat. In einigen Spielen, in denen Kiel den Gegner überrollt hat, kam es nur höchst selten zur schnellen Mitte. Weil einfach keine Tore für den Gegner gefallen sind. Die vielen Kieler Tore sind durch simple Gegenstöße gefallen. Bedingt durch hervorragende Deckungsarbeit. Und das wird man selbst durch ein Abschaffen der schnellen Mitte nicht verhindern können.

    “A life is like a garden. Perfect moments can be had, but not preserved, except in memory. LLAP.” - Leonard Nimoy (1931-2015)

  • Zitat

    Original von Schmiddy
    Moin Moin :hi:
    Also ich persönlich sehe auch lieber ein 26:24 mit schöne Spielzügen, anstatt ein 40:38 wo nur hin und her gewetzt wird. Andererseits verstehe ich die Aufregung nicht wirklich. Das Spielfeld ist 50m lang und der 6m Kreis logischerweise 6m. 2 Kreise = 12m länge. Bleiben für die Spieler also noch 38 Meter. Wenn Lemgo es schafft diese 38 Meter zu ihren Vorteil auszunutzen, dann finde ich es o.k.. Es hat den Gegner ja keiner verboten schnell zurückzulaufen. Und wenn es die gegnerischen Mannschaften machen würden, dann steht die Abwehr schon wieder hinten und Lemgo kann durch die schnelle Mitte nichts anrichten. Also, vorne nicht lange feiern, sondern zurück.
    Außerdem sieht man gerade bei Lemgo, dass sie nicht nur eine "einfache" schnelle Mitte spielen, sondern die schnelle Mitte schon durchdacht ist und es gewisse Abläufe gibt. Die Rennen nicht einfach drauf los. Es sei denn der Gegner kommt nicht mit zurück, dann brauche ich aber auch keinen Spielzug oder ähnliches.

    dazu fallen mir erstmal nur zwei sachen ein:

    1. grundätzlich ist das spielfeld 40m lang :wall:

    2. nur deshalb könnte die rechnung mit 38m spieler wie z.b. flo kehrmann zufriedenstellen, da die aussenbahn selbstverständlich länger ist als von mitte zu mitte. ;)

    Das Erste, was ein Kind lernt, ist gegen den Ball zu treten! Wenn es intelligent ist, nimmt es ihn später in die Hand !!!

    Die Wissenschaftler haben herausgefunden..... und sind auch wieder reingekommen :)

    Politiker sind wie Windeln, man sollte sie oft wechseln, und aus den gleichen Gründen! (Mark Twain)

  • Brummsel: 100% Zustimmung.

    Ein Problem, was die Tempohandballorientierten Teams jedoch haben ist, dass sie oft auch immer weiter zum Tempohandball gezwungen werden, denn wenn man mal langsam macht, geht der Arm für passives Spiel doch recht zügig hoch ;)

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.

    Einmal editiert, zuletzt von Steinar (18. April 2008 um 09:31)

  • Wir können ja auch wieder mit der 70er Jahre Diskussion anfangen, daß der Feldhandball systhematisch kaputt gemacht wurde und ja eigentlich viel schöner war....... :nein:

  • und warum muss schon wieder so dermaßen übertrieben werden? Wie wäre es wenn der Handball ab kommender Saison mit 13 Spielern stattfindet. 7 stehen nur hinten und sechs vorne das wäre doch noch besser da muss dann der Ball nur noch einmal übers Feld gespielt werden. Richtig schöner Tempohandball da fallen dann auch bestimmt mal 100 Tore und wir können 60 Min. durchjubeln. :pillepalle:

  • Zitat

    Original von Photographer
    und warum muss schon wieder so dermaßen übertrieben werden? Wie wäre es wenn der Handball ab kommender Saison mit 13 Spielern stattfindet. 7 stehen nur hinten und sechs vorne das wäre doch noch besser da muss dann der Ball nur noch einmal übers Feld gespielt werden. Richtig schöner Tempohandball da fallen dann auch bestimmt mal 100 Tore und wir können 60 Min. durchjubeln. :pillepalle:

    Wer, außer Dir, übertreibt denn hier?!

    Mit freundlichen Grüßen aus MD
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von tom_md (18. April 2008 um 10:57)

  • Ich hab dieses Jahr 10-12 Bundesligapiele live in verschiedenen Hallen gesehen.Bei diesen Spielen wurde nie die 40-Tore Marke geknackt.Es gab kein Team,dass versucht hat konsequent die schnelle Mitte zu spielen...es gab Mannschaften,die jeweils 1-2 Spieler Ang-Abw gewechselt haben und welche,die darauf verzichtet haben...
    Also alles in allem würd ich schon auch sagen,dass sich das Tempo natürlich stark erhöht hat-aber DEN "run and gun"-Handball sehe ich noch lange nicht! Zumindest nicht in der Breite! Bei vereinzelten Mannschaften und/oder spielen ja-aber sicher nicht generell....

  • Zitat

    Original von Photographer
    und warum muss schon wieder so dermaßen übertrieben werden? Wie wäre es wenn der Handball ab kommender Saison mit 13 Spielern stattfindet. 7 stehen nur hinten und sechs vorne das wäre doch noch besser da muss dann der Ball nur noch einmal übers Feld gespielt werden. Richtig schöner Tempohandball da fallen dann auch bestimmt mal 100 Tore und wir können 60 Min. durchjubeln. :pillepalle:

    So etwas gibt es schon. Bei uns in der HROF wird in der E-Jugend 2 x 3 gegen 3

    Das heißt in der Hälfte von Mannschaft A sind 3 Angreifer von Mannschaft B und 3 Verteidiger der Mannschaft A mit TW. Auf der anderen Hälft sind es dann 3 Angreifer von Mannschaft A und 3 Verteidiger + TW von Mannschaft B.
    Du kannst mir glauben, dass ich und auch "meine Jungs" das nicht sehr gerne mögen. Die freuen sich wenn wir im Training mal 6 Offensiv spielen....


    Zum Topic: Ich erachte die schnelle Mitte aber als sinnvoll, da es so viel spannender ist...

    Der kommende Deutsche Meister kommt aus Schleswig-Holstein und heißt SG Flensburg-Handewitt

    Vorsicht, manchmal wird intelligenter Humor verwendet (IRONIE)

  • Ich hab mal ein paar Spiele raus gesucht die vor Spannung kaum zu überbieten sind. Ich hatte dann keine Lust mehr weil es noch zig solcher Spiele gibt. spannung ist was anderes.


    TuS N-Lübbecke : THW Kiel 25 :42
    TV Grosswallstadt : THW Kiel 26:40
    HSV Hamburg : TV Grosswallstadt 42: 27
    SG Flensburg-Handewitt : HBW Balingen-Weilstetten 41 :31
    Frisch Auf Göppingen : TuS N-Lübbecke 36:20
    HSG Nordhorn : MT Melsungen 40:31
    Füchse Berlin : Rhein-Neckar Löwen 17:31
    SG Flensburg-Handewitt : HSG Wetzlar 37:20
    Rhein-Neckar Löwen : TSV GWD Minden 41 :26

    Noch dazu ist es nicht nur der THW der klare Siege fährt.

  • Aber da hat die mangelnde Spannung doch nix mit der schnellen Mitte zu tun, sondern viel mehr mit dem mehr als deutlichen Leistungsgefälle in der Bundesliga. Spannung entsteht freilich auch nicht per se durch die schnelle Mitte, die erzeugt nur Dynamik/Tempo.

    London? - Yes, London. You know: fish, chips, cup o' tea, bad food, worse weather, Mary fucking Poppins ... LONDON.

    Wödiger ist eine Sitzgruppe von mittelblau bis gelb: 2. Gang hinten rechts.

  • Bei den meisten dieser Spiele müsste man wohl eher darüber nachdenken, ob man Gegenstöße verbietet oder abseits einführt. Dann hat sich auch das Thema "Herauslaufen des Torwarts" erledigt :D

    Oder wir fangen an, wie bei der DTM und lassen die Top-Teams mit Zusatzgewicht (Anzahl an Gegentoren) ins Rennen gehen.

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.

    Einmal editiert, zuletzt von Steinar (18. April 2008 um 19:57)

  • Ich wollte mit den Ergebnissen zeigen das die schnelle Mitte nichts mit Spannung zu tun hat sondern höchstens mit vielen Toren und einer noch größeren Überlegenheit der eh schon stärkeren Mannschaften.

  • Zitat

    Original von meteokoebes
    Oder wir fangen an, wie bei der DTM und lassen die Top-Teams mit Zusatzgewicht (Anzahl an Gegentoren) ins Rennen gehen.


    Zusatzgewichte hätte was. Mal sehen wie hoch Karabatic mit 5 kg an jedem Bein noch spingen kann. :lol:

    (Vielleicht rechnet Noka ja schon mit einer derartigen Regeländerung und hat die möglichen Auswirkungen von zusätzlichem Gewicht diese Saison an Zeitz ausprobiert.)

  • Zitat

    Zerstört schnelle Mitte die "Handball Kultur" ?


    Kurze Antwort: Nein!

    Kein Team schafft die schnelle Mitte in jedem Angriff. Ein Spiel mit einer Quote 50:50 von Schneller Mitte & Aufbauspiel wäre meiner Meinung nach das Optimum an Unterhaltsamkeit. Nur Schnelle Mitte & Nur langsames Aufbauspiel ist beides langweilig. Die Mischung machts.

  • Zitat

    Original von Photographer
    Ich wollte mit den Ergebnissen zeigen das die schnelle Mitte nichts mit Spannung zu tun hat sondern höchstens mit vielen Toren und einer noch größeren Überlegenheit der eh schon stärkeren Mannschaften.


    Diese Ergebnisse zeigen doch nur, dass die Mannschaften mit stärkeren Abwehrreihen mehr Tore erzielen als die anderen Mannschaften, weil sie öfter Tempogegenstöße laufen können nach abgefangenen Bällen. Und dass das Spiel insgesamt schneller geworden ist.

    Abgesehen davon ist das auch Geschmackssache. Dem einen gefällt es, dass pro Spiel 65+ Tore fallen, dem anderen nicht. Du wirst immer Leute finden, die etwas zu bemängeln haben. Wenn man sich beklagen sollte, dann darüber, dass das Leistungsgefälle innerhalb der Bundesliga immer größer wird.

    “A life is like a garden. Perfect moments can be had, but not preserved, except in memory. LLAP.” - Leonard Nimoy (1931-2015)

  • Oder eher die finanziellen Möglichkeiten sich in der Bundesliga auf die Spitzenvereine konzentrieren, und somit erst dieses "Leistungsgefälle" erst stärker werden lassen.

    Es wird wie in der Fußball Bundesliga werden. Es wird nur einige "wenige" Teams geben die um die Meisterschaft spielen werden.

    SOLANGE die "mittelklasse Teams" wie zB. diese Saison meine Nordhorner es jedoch immer mal wieder schaffen für eine kurze Zeitperiode den "Großen" an den Karren zu sch.. ist für Spannung und Dramatik gesorgt, sobald selbst das nicht mehr möglich ist wirds gefährlich.

    positive Beispiele:
    MT Melsungen zum Saisonstart, der TV Großwallstadt, Wetzlar und dereit die Füchse

    Naja aber das hat nur nicht soviel mit der schnellen Mitte zu tun. Es zeigt nur das die Spieler die nicht mit dem schnellen Spielsystem zu optimal zurechtkommen, denen also langsameres Spiel mehr liegt, bei den unteren Teams spielen, da deren Marktwert gesunken ist. Ob daran jedoch die schnelle Mitte Schuld ist wage ich zu bezweifeln.

  • Dass die schnelle Mitte den Handball verändert, ist ja ohne Frage. Dabei hat sie ihn bereichert. Spieler müssen heute kompletter sein. Vorbei die Zeiten, da sich Kreisläufer mühsam von der Defensive nach vorn (oder zumindest zum Durchtauschen zur Bank) und anschließend wieder zurückschleppten. Gut so. Doch das gebundene Spiel ist ja nicht gestorben. Insgesamt erleben wir mehr Druck, mehr Tempo und sehen athletischeren Handball.
    Insgesamt ist es doch wie in einer Koevolution von Räuber und Beute. Stillstand gibt es nicht. Trainer entwickeln Konzepte, der schnellen Mitte zu begegnen - Tempohandball rückwärts quasi und werden gleichzeitig schon Methoden erarbeiten um ihre Offenive immer weiter zu puschen.
    Alles, was das Spiel schnell und abwechslungsreich macht und erhält, sollte willkommen sein.