"Amerikanisierung" des Sports in Deutschland

  • Mit großen Bedenken registriere ich derzeit die Entwicklung des Sports in Deutschland, speziell in Hamburg und auch in Köln. Seitdem es diese Event-Hallen KölnArena und ColorLine-Arena gibt, wurden Retortenteams aufgebaut, um die Vermarktung des Sports zu verbessern. Gut, in Köln gab es vorher schon ein tolles Eishockey-Team, aber das Basketball-Team, RheinEnergie Cologne, wurde auch erst durch die Finanzspritzen so hoch gehievt.
    Was in Hamburg mit dem Umzug des VfL Bad Schwartau und der "Munich Barons" geschehen ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Derzeit gibt es im Basketball eine "Ausschreibung", der zufolge zwei Mannschaften mit einem "guten Wirtschaftskonzept" in der nächsten Saison auch in der BBL spielen sollen. Und in Hamburg gibt es ernsthafte Anstrengungen, einen der beiden ausgeschriebenen Plätze zu besetzen und einen Retorten-Verein zu gründen.
    Wenn man die Pläne von Anschütz zu Ende denkt, dann wird es demnächst in Berlin ähnlich zugehen wie jetzt schon in Hamburg, sobald dort erst einmal die tolle Anschütz-Arena steht.

    Wird nicht dadurch der Sport an sich kaputt gemacht, da nicht mehr das Prinzip "Best Team wins" gilt, sondern nur noch der Finanzkrösus Chancen hat? RheinEnergie hat sich ein Team zusammengekauft, der HSV Hamburg ist noch dabei, aufzustocken, da haben doch Vereine aus Kleinstädten (also alle bis auf Essen, Kiel und Magdeburg :/: ) keine echte Chance, da einfach die Sponsoren nicht sooo zahlreich vorhanden sind.
    Nettelstedt-Lübbecke und Minden überlegen immer wieder einmal eine Zusammenlegung, da sie sich das Abenteuer erste Liga allein kaum noch leisten können. Zumal in Westfalen (Lemgo) und dem Umland (u.a. Essen und Nordhorn) genug Konkurrenz in der ersten Liga vorhanden ist. Ein paar vereine werden sich halten können, ich denke da an Flensburg, Gummersbach, Lemgo, Wallau. Aber wenn sich etwa Göppingen nicht auf einen Umzug nach Stuttgart einstellt, dann wird es auch irgendwann in Stuttgart eine Anschütz-Arena geben mit einem Stuttgarter Retorten-Verein (nichts gegen Stuttgart, nur als Beispiel... ;) ). Und in München. Und Nürnberg.

    Am Ende sehe ich eine ähnliche Entwicklung wie in den Staaten: In den meisten großen Städten gibt es zwei Teams, die in einer Halle spielen und dort die Massen anziehen. Auf dem Land dazwischen gibt es so gut wie nichts. Das kann doch nicht die Zukunft des Sports sein. Dann werden Sportvereine nur noch zu "Zuarbeitern" degradiert, wie in den USA die Colleges. Die kleinen Vereine versorgen die großen Clubs mit Nachwuchs und dürfen sich dann vielleicht den Titel "Beste Nachwuchsarbeit Deutschlands" umhängen. Aber der Leistungssport ist dann außerhalb der Großstädte weitgehend tot.

    Wehret den Anfängen!

    “A life is like a garden. Perfect moments can be had, but not preserved, except in memory. LLAP.” - Leonard Nimoy (1931-2015)

  • Aber man muss auch sehn, dass das Potenzial vorallem beim Handball, ja da ist um die Hallen zu füllen, wie man in Köln und hamburg sieht.
    Vorallem bei Gummersbach ist es gut zu sehn, denn in Köln ist die Halle voll und in Gummersbach leer.
    Lemgo hat auch schon überlegt mal ein Spiel in Hannover zu machen, Essen geht in die Arena Oberhausen, Magdeburg hat auch über legt mal ein Spiel in Berlin zumachen usw.
    Es ist zwar schade das dann aufm Dorf nichts mehr los ist, aber ich würde auch lieber in Bremen in die City fahrn und Handballgucken anstatt hier durch halb Heutschland zu reisen.
    Es würde da noch einigen Streit geben, vorallem mit den Fans die schon lange dabei sind, aber es würd etwas passieren, vorallem auch wegen des Fernsehns. In der BBL ist es jetzt auch so, das man ab nächster Saison eine Fernsehntaugliche Halle stellen muss um ne Lizens zu bekommen.

    Handballgott sagt: Handball ist geil!

  • Die Amerikanisierung hat das Eishockey schon lange durchsetzt, der Basketball ist auf dem besten Weg dahin. Es ist klar und deutlich ersichtlich, dass auch im Handball die Zeit der echten "Dorfklubs" endgültig vorüber ist. Das ist irgendwo Schade, aber eben nicht zu ändern.

    Trotzdem denke ich, wird es der Handball nicht nötig haben, sich auf das Ami-Kommerz-Niveau des Eishockeys zu begeben. Vielleicht findet man ja sogar eine Art "Marktlücke", wenn der Handball weiter die Mittelstädte abdeckt. Die Metropolen dieses Landes sind doch v.a. vom Fußball bestens abgedeckt, zudem entstehen dort weitere Eishockey- und Basketball-Retortenteams. Die brauchen doch gar keinen Handball!

    Ich denke, die Zukunft des Handballs liegt nicht mehr in den Dörfern, aber auch nicht unbedingt in den Metropolen. Der Handball wird sich in Städten zwischen 50.000 und 250.000 Einwohnern hoffentlich gut halten können. Mit kleineren "Arenen", Kapazität von etwa 4000-10.000 Zuschauern. Wenn auch die umliegende Region dieser Mittelstädte das Handballteam unterstützt, dann müsste das doch zu finanzieren sein. In solchen Mittelstädten ist es sogar von Vorteil, dass kein Fußball- oder Eishockeyverein dem Hanball Konkurrenz macht, Zuschauer und Sponsoren abgräbt.


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    Brummsel: Find ich gut, dass Du dieses Thema initiiert hast. Ausgerechnet ein Fan des "Kommerzklub HSV" startet ein solches Thema... ;) interessant...

    Der Traditionsverein in Hessen. HSG Wetzlar - unabsteigbar!

  • Zitat

    Original von Müllers Omar

    Ich denke, die Zukunft des Handballs liegt nicht mehr in den Dörfern, aber auch nicht unbedingt in den Metropolen. Der Handball wird sich in Städten zwischen 50.000 und 250.000 Einwohnern hoffentlich gut halten können. Mit kleineren "Arenen", Kapazität von etwa 4000-10.000 Zuschauern. Wenn auch die umliegende Region dieser Mittelstädte das Handballteam unterstützt, dann müsste das doch zu finanzieren sein. In solchen Mittelstädten ist es sogar von Vorteil, dass kein Fußball- oder Eishockeyverein dem Hanball Konkurrenz macht, Zuschauer und Sponsoren abgräbt.

    Keine Ahnung, an wen du da denken könntest!:lol:

    [MARK=green]Auch 2003/2004 unabsteigbar! [/MARK]

  • Zitat

    Original von HSG-Wetzlar-Fan
    Keine Ahnung, an wen du da denken könntest!:lol:

    Klar, ich hoffe, dass sich der Handball auch langfristig in Wetzlar halten kann, mit über 50.000 Einwohnern in der Stadt sowie einem großen Umland mit alter Handball-Tradition sollte das zu schaffen sein. Aber erst mit der neuen Arena gibt es die Chance auf einen echten Schub. Momentan sieht die nähere Zukunft noch nicht so rosig aus...

    Ich habe aber nicht nur an Wetzlar gedacht, auch Städte wie Göppingen, Minden, Flensburg, Kiel, Lemgo oder Nordhorn etc. zählen ja nicht zu den ganz großen Metropolen, in denen sich die Retortenklubs sammeln. Dörfer sind die genannten Städte aber auch nicht. Jedenfalls hat der Handball dort langfristig eine Zukunft, denke ich.


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    So, jetzt sind wir endgültig beim HANDBALL gelandet, und das Thema ist hier im Sportforum eigentlich nicht mehr ganz richtig...

    Der Traditionsverein in Hessen. HSG Wetzlar - unabsteigbar!