"Der letzte Schritt ist immer der schwerste"
Lissabon - 5. Februar 1978, Kopenhagen: Der "Magier" Vlado Stenzel führt die deutsche Nationalmannschaft zum bislang einzigen WM-Titel im Hallen-Handball. 20:19 kämpft der Außenseiter die damals eigentlich übermächtige UdSSR nieder.
2. Februar 2003, Lissabon: Die Mannschaft von Bundestrainer Heiner Brand, der in Kopenhagen auf dem Parkett gestanden hatte, greift zum zweiten Mal in der Geschichte nach den Sternen.
Gegner im "Pavilhao Atlantico" in Portugals Hauptstadt ist am Sonntag (ab 17.30 Uhr im Sport1-Live-Ticker) das Überraschungs-Team Kroatien.
Zwei Hiobsbotschaften
Der Traum ist ganz nah. Doch Bundestrainer Heiner Brand wird der historische Triumph nicht leicht gemacht.
Nach dem Halbfinal-Sieg gegen Weltmeister Frankreich (23:22) rissen die Hiobsbotschaften nicht ab. Zunächst musste Volker Zerbe das Finale wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel absagen.
Dann ereilte Brand die bittere Diagnose von Stefan Kretzschmar: Bruch des kleinen Fingers an der rechten Hand. Der Superstar muss das Finale von der Tribüne aus verfolgen.
Keine Nachnominierung
Sogar eine Kurzschlussreaktion schwirrte durch die Köpfe im deutschen Lager: Einen Abwehr-Spezialisten oder einen Angreifer nachzunominieren.
Doch am Ende entschied sich Brand, mit dem verbliebenen Stamm die Mission WM-Titel erfolgreich zu beenden. Christian Rose wird für Zerbe ins Aufgebot rücken.
Zerbe gibt die Marschroute aus
"Der Traum ist noch nicht in Erfüllung gegangen. Dazu fehlt uns noch ein Sieg. Der letzte Schritt ist immer der schwerste, aber wir wollen ihn unbedingt machen", gab Volker Zerbe die Marschroute für sein Team aus.
Und Christian Schwarzer stellt gegenüber Sport1 klar: "Was diese Mannschaft zu leisten imstande ist, ist phänomenal. Eine deutsche Mannschaft gibt niemals auf. Wir müssen auch diese Handicaps wegstecken, und das auf die anderen Schultern verteilen. Da kommen dann zwar noch einmal zehn Prozent hinzu. Aber wenn wir so weitermachen, brauchen wir uns auch vor Kroatien nicht verstecken."
Die große Unbekannte Kroatien
Verstecken nicht, aber aufpassen muss die DHB-Auswahl allemal. Kroatien ist die Überraschungsmannschaft des Turniers. Unter anderem wurden Weltmeister Frankreich oder Geheimfavorit Dänemark in die Schranken gewiesen.
Der Ausrutscher zum Auftakt gegen den krassen Außenseiter Argentinien ist daher längst vergessen.
Dominikovic: "Ich will Gold"
Das weiß auch Davor Dominikovic, der für den Deutschen Meister THW Kiel in der Bundesliga spielt.
"Vor dem Turnier hatte ich gesagt: Deutschland gegen Kroatien ist mein Traumfinale, und die Silbermedaille ist ein Riesenerfolg. Jetzt aber, wo wir so weit gekommen sind, will ich Gold."
Der Abwehrspezialist freut sich vor allem auf ein Wiedersehen mit Deutschlands Abwehr-Recke Klaus-Dieter Petersen. Beide leben nur 100 Meter entfernt im Kieler Stadtteil Hassee.
"Pitti hat mir viel beigebracht. Er ist ein Riesenkerl", erzählt Dominikovic. "Aber für dieses Finale zählt die Freundschaft nicht. Erst nach dem Spiel werden wir wieder ein Bier trinken gehen."
Rückkehr in die Weltspitze
Für Kroatien gleicht der Einzug in das WM-Finale der Rückkehr in die Weltspitze. Nach dem Triumph bei Olympia 1996 in Atlanta war das Team vom Balkan von der Bildfläche verschwunden.
Parallelen zum 1996 gibt es: Damals hatte niemand Kroatien auf der Rechnung. Diesmal auch nicht.
Die Mischung macht es
"Die Mischung aus jung und alt stimmt", sagt Dominikovic. "Die Kombination macht es. Wir kämpfen bis zum Umfallen."
Im Kader der Kroaten stehen Talente wie Großwallstadts Tonci Valcic oder Ivano Balic (Metkovic Jambo). Sie laufen an der Seite von Routiniers wie dem ehemaligen Nettelstedter Slavko Goluza (jetzt Paris) oder dem ehemaligen Willstädter Keeper Vlado Sola (jetzt Chambery) auf.
Vor allem aber sind die Kroaten, die von 200 Fans unterstützt werden, unberechenbar.
Vor dem Duell mit Deutschland gibt sich Davor Dominikovic daher selbstbewusst: "Die Chancen stehen 50:50."
Zeitz glaubt an den Titel
So sehen es auch Deutschlands Asse. Dabei strotzen auch Markus Baur & Co. voller Selbstbewusstsein. "Der Gegner muss sich auf uns einstellen, nicht andersrum", meint der Spielmacher.
Wie sagt es Christian Zeitz: " Der 2. Februar 2003 ist ein guter Tag, um Weltmeister zu werden." Deutschland will Geschichte schreiben. Die Zeit ist reif.
Quelle: http://www.sport1.de
So ist es richtig...die Mannschaft hat ein riesen Selbstbewusstsein!
Das packen die jetzt auch ohne Kretsche und Zerbe! Für Zerbe wird Rose nachrücken!
MfG ![]()