ziehen sich die Damen eigentlich wirklich früher zurück?

  • Es gab angesichts einiger Rücktritte (Knippert, Moser) die These, dass viele Spielerinnen früher aufhören würden.

    Es gibt zwar für mich rationale Gründe, die das untermauern würden, aber mir fehlt da ein statistischer Trend.

    Hier ist die Liste von 185 Buli Spielerinnen, die in dieser Saison mindestens ein Tor geworfen haben. Ich schätze, dass bei den deutschen Spielerinnen weniger als 5 Prozent älter als 30 sind. War das früher anders?

    Handball Bundesliga Frauen

  • 30 ist in etwa das Alter, in dem Frauen heute ihr 1. Kinder bekommen. Wer als Leistungssportler mit 30 ein Kind bekommt, hört vermutlich eher mit Leistungssport auf, als wenn man das Kind mit 22 bekommt. Keine Ahnung, ob das mit ein Grund ist.

  • Es fehlt glaube ich schlicht die Datenbasis, um das fundiert bewerten zu können.

    Empirisch gesehen gibt es aber schon einige Indizien, die diesen Trend erklären könnten:

    • Es gibt insgesamt mehr Spielerinnen, die in der Top-Liga aktiv sind. Früher konnte man nur 12/14 Spielerinnen auf den Spielbogen packen und die Kader waren statischer. Doppel- und Zweifachspielrechte waren kein so großes Thema. Mehr aktive Spielerinnen bedeutet auch, dass es tendenziell mehr Spielerinnen gibt, die früher aufhören.
    • Mehr Spiele und mehr Belastung: Die Spielerinnen der Top-Teams, die in den EHF Wettbewerben mitmischen und insbesondere die Nationalspielerinnen haben deutlich mehr Spiele als früher, weil die Wettbewerbe überall aufgebläht wurden. D.h. auch, dass die körperliche Belastung gestiegen ist. Gleichzeitig ist ja auch das Spieltempo in den letzten Jahren enorm gestiegen, was vermutlich auch die Häufigkeit schwererer Verletzungen erhöht hat. Es könnte sein, dass sich diese Belastung bei den Frauen generell stärker auswirkt, weil sie ja oft keine Vollprofis sind.
    • Gesellschaftliche Entwicklung: Bei der Gen Z sind die traditionellen Partnerschaftsmodelle nicht mehr so ausgeprägt wie bei früheren Generation. Es gibt mehr Singles. Wenn ich aber keinen festen Partner habe, ist es problematisch, wenn ich als weiblicher Handballprofi den Lebensunterhalt nicht von meinem Hauptberuf bestreiten kann. Irgendwann hab ich vielleicht keine Lust mehr auf so eine "prekäre" Lebenssituation.
  • Ich denke, dass auch früher die Zahl der Spielerinnen im Rückraum oder am Kreis Ü30 rapide bergab ging. Ich glaube es hat sich vor allem dahingehend geändert, dass man früher viele Spielerinnen hatte, die nebenbei beim Autohaussponsor im Büro geschafft haben, neben den Studentinnen. Heute hast du bis 24-25 fast nur Studentinnen. Die suchen sich dann nach dem Studium Projekte oder Teilzeitjobs, die ihrer Neigung entsprechend und machen eben nicht mehr Telefondienst auf Stundenbasis.

    Zudem kommt natürlich der "digitale Nomaden"effekt, Ein gap-year im Ausland oder eben noch mal ein Abschnitt vor Familie/Mutter. (mit 35 tickt die Uhr).

    Und weil es eben aufgrund der Demografie und vielfältige Chancen auf ein sehr individuelles Lebensmodell gibt, ist andererseits die Aussicht auf 2 oder drei weitere Jahre in einer normalen Bundesligamannschaften mit dem zweiwöchentlichen Bustrip nicht mehr so verlockend.

    Paradebeispiel für eine sich so abzeichnende Entwicklung ist Nele Reimer. Die ging ja schon mit 26 oder so in die 3. Liga nach Rostock. Macht nächsten Jahr vielleicht noch mal 2 Liga mit.

    Wie damals von mir angenommen. baut die dort vermutlich ihren Doktor und nimmt die lange Ausbildung in Richtung klinische Psychologie auf sich. https://kpm.med.uni-rostock.de/ueber-uns/mitarbeiter

    Bei den Herren in Liga 1 und 2 zwei sind dann wohl die signifikant höheren Gehälter das Argument deutlich länger auf das Pferd Handball zu setzen. Viel mir gerade auf beim Abschiedsstatement von Patrick Schmidt aus Rimpar. ist 32

    "Mit dem Abstieg in die 3. Liga wurde ein Umbruch eingeleitet, der auch für mich persönlich Veränderungen mit sich brachte. Beruflich musste ich mich gezwungenermaßen neu orientieren, und mit meinem Beruf als Lehrer lässt sich Profisport nicht mehr vereinbaren. Aktuell stehe ich nur noch mit 50 Prozent Trainingspensum auf dem Feld – eine Situation, die für mich persönlich nichts ist und mir gezeigt hat, dass es Zeit für ein neues Kapitel ist. "

    Einmal editiert, zuletzt von alter Sack (8. März 2025 um 11:55)