Der neue TV-Vertrag - hoffnungsvolle Zeichen

  • Frisch von mir ins Netz gestellt und zur Diskussion freigegeben...

    Der neue TV-Vertrag - hoffnungsvolle Zeichen
    Mittwoch, 22. Januar 2003

    ARD? ZDF? Oder Beide? Oder doch weiterhin hauptsächlich das DSF? Dieser Tage wird der Fernsehvertrag zwischen der Bundesliga und den Fernsehsendern ausgehandelt, der ab dem 1. Juli 2003 in kraft treten soll.

    Wer ab der Saison 2003/2004 die Übertragungsrechte an der Handball-Bundesliga erhalten soll (und will), sollte die vom Ligaauschuss im vergangenen Jahr eingesetzte Projektgruppe „TV-Vertrag“ ausloten. Derzeit laufen die Verhandlungen mit den TV-Anstalten, wobei das ZDF schon frühzeitig sehr deutlich signalisierte, dass man Handball nicht überproportional ins Sport-Programm aufnehmen werde.

    Dass das ZDF dem Handball weniger Bedeutung zumisst, als wünschenswert wäre, zeigt sich derzeit allein schon dadurch, dass der Mainzer Sender von den deutschen Spielen bei der WM nur die zweite Halbzeit zeigen wollte und sich erst im letzten Moment entschloss, die beiden entscheidenden Vorrundenspiele doch in voller Länge zu übertragen. In einem Interview mit dem Handball-Magazin äußerte sich ZDF-Sportchef Wolf-Dieter Poschmann denn auch leicht abfällig über das angeblich gute Produkt Handball und lästerte mit einem kalkulierten Seitenhieb über den Basketball, der - so Poschmann - schon seit Jahren boomen würde.

    Bundestrainer Heiner Brandt konterte letzte Woche in einem Interview mit dem STERN und warf Poschmann seinerseits vor, der würde persönlich für Eisschnelllauf kämpfen anstatt einen Volkssport wie Handball zu stützen. Somit scheint das ZDF als TV-Partner weniger in Frage zu kommen. Es fehlt schlicht das nötige Interesse.

    Ganz anders die ARD, die sich nicht nur konsequenter um die WM-Übertragungsrechte bemüht hatte, sondern bereits frühzeitig vor der WM ihre Handballberichterstattung in der Sportschau deutlich erhöhte. Und direkt nach der WM glänzen die Dritten Programme - allen voran der WDR - mit Liveübertragungen en masse.

    Zudem verfügt die ARD mit Klaus Schwarze, Jürgen Ehmig und - mit Abstrichen - Peter Carstens über ausgewiesene Handballexperten, die nach Jahren der Abstinenz mittlerweile wieder einen guten Überblick über das Ligageschehen haben.

    DSF würde gerne mehr senden

    Für das DSF gehört Handball zu einem festen Programmpunkt. Man sei sich sogar intern schon einig, in Zukunft zwei Spiele pro Woche live übertragen zu wollen und hofft, damit die Liga zu locken. Allerdings steht Handballexperte Uwe Semrau allein auf weiter Flur. Aus Kostengründen ist er Interviewer, Moderator und Kommentator in Personalunion.

    Größter Schwachpunkt des DSF ist jedoch der geringe Marktanteil in Deutschland. Der Münchener Spartenkanal bringt es im Jahresschnitt auf einen Anteil von 1 - 1,2 %. Handball liegt dabei etwa im Durchschnitt, abhängig davon, ob während der Übertragung parallel Fußball auf anderen Sendern läuft. Ein Fußball-Championsleague-Spiel kostet das DSF etwa 150.000 Zuschauer.

    In der ARD lässt sich da eine ganz andere Öffentlichkeit herstellen. Das WM-Eröffnungsspiel sahen vergangenen Montag zu ungünstiger Zeit im Schnitt 1,13 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 10,1% entsprach. Insofern müsste die Liga ein vitales wirtschaftliches Interesse an einer Partnerschaft mit der ARD haben. Denn nur über einen starken Partner lässt sich Handball in der Öffentlichkeit als Mannschaftssportart Nummer 2 hinter Fußball etablieren.

    Und die Möglichkeiten der Präsentation wären ungleich besser als etwa im ZDF oder im DSF. Mit dem Hauptprogramm "Das Erste" erreicht man ein Millionenpublikum, das Woche für Woche auf dem Laufenden über das Ligageschehen gehalten werden kann. Über die regionalen Programme sind zum einen jederzeit Live-Übertragungen möglich, ohne ein Stammpublikum überzustrapazieren, da im wöchentlichen Wechsel WDR, SWR, MDR oder der NDR ein Spiel aus ihrer Region übertragen könnten. Die Bilder der Spiele sind zum anderen am Sonntagabend in den regionalen Sportsendungen verwertbar.

    Und wenn es der Bundesliga gelänge, die Spieltage halbwegs einheitlich zu gestalten, wäre auch das Radio mit im Boot. Bei einheitlichen Anwurfzeiten ließe sich am Wochenende eine Schlusskonferenz im Radio durchsetzen.

    So sehen denn einige Vordenker der Liga auch schon ein Idealbild einer künftigen Medienpräsenz vor ihrem inneren Auge: Mittwochs weiterhin das Spiel der Woche auf DSF, ein oder zwei Live-Übertragungen in den Dritten am Wochenende, idealerweise als Konferenzschaltung, sowie umfassende Berichterstattung vom gesamten Ligageschehen in der Sportschau und den regionalen Sportsendungen.

    Und als Sahnehäubchen obendrauf könnte das DSF eine Drittverwertung am Montag vornehmen und ein Handball-Magazin senden. Diese geballte Präsenz zieht nicht nur das Radio nach sich, sondern auch die Printmedien, die mit Vor- und Nachberichten ihre Seiten füllen können.

    Visionen? Wenn man Gerüchten aus dem WDR glauben darf, liegt ein solcher Plan längst in den Schubladen. Und die Masse an Live-Übertragungen im Februar, wenn der WDR an drei aufeinanderfolgenden Samstagen live aus der Bundesliga berichten wird, sind ein deutliches Zeichen dafür, dass der WDR-Intendant Fritz Pleitgen seine alte Liebe Handball wiederentdeckt hat.

    "Wir bringen Handball groß raus"

    Natürlich spielen auch knallharte wirtschaftliche Interessen eine Rolle. Mit einer starken Alternative zum völlig überteuerten Fußball ließe sich der Marktpreis für die Rechte an der Fußball-Bundesliga, die bald zum Verkauf anstehen, deutlich drücken. Fordert Bayern-Manager Uli Hoeneß einen Betrag von mehr als 150 Millionen Euro, will SAT 1 maximal 80 Millionen Euro zahlen, eine Summe, die den öffentlich-rechtlichen Sendern viel zu hoch ist. "Wir bringen Handball groß raus", zitierte unlängst ein WDR-Mitarbeiter seinen Intendanten und deutete damit neue Machtverhältnisse im deutschen Fernsehsport an.

    Als Auslöser für die vielversprechenden Verhandlungen ist wohl der Vorsitzende der Kreissparkasse Köln, Heinz Krämer, anzusehen. Der zeichnet nicht nur maßgeblich für den Aufschwung des VfL Gummersbach verantwortlich, sondern stellte Ende letzten Jahres den Kontakt zwischen der Liga-Projekt-Gruppe "TV-Vertrag" um Kiels Manager Uwe Schwenker und dem WDR-Intendanten her. Zudem kontaktierte er auch ZDF-Sportchef Wolf-Dieter Poschmann, den er ebenfalls aus früheren Tagen kennt.

    Der winkte aber schnell ab, das Zuschauerinteresse ist nach den Worten von Poschmann zu gering, und man werde die Handballberichterstattung nicht ausweiten.

    Sehr viel positiver war die Resonanz bei der ARD. Dort wurde man mit offenen Armen empfangen. Saß Krämer bei den ersten Verhandlungsrunden zwischen Bundesligavertretern und Sportchefs der ARD-Anstalten noch mit am Tisch, sieht er seine Mission mittlerweile erfüllt. Er glaubt, dass die "engagierte Truppe" um Uwe Schwenker, Fynn Holpert, Berndt-Uwe Hildebrandt und Carsten Sauer in den Gesprächen mit den Vertretern der ARD-Anstalten (u.a. Wilfried Mohren, Michael Antwerpes und Klaus Schwarze) schon zur neuen Saison für eine deutlich bessere TV-Präsenz sorgen werden.

    Spannung garantiert

    Den Zuschauer wird es freuen, denn gerade zur neuen Saison wird die Liga spannender als je zuvor sein. Insgesamt acht Mannschaften wollen um den Titel ernsthaft mitspielen. Neben den etablierten Titelkandidaten aus Lemgo, Kiel, Flensburg, Magdeburg und Essen rüsten insbesondere der HSV und der VfL Gummersbach auf. Mit Morten Bjerre vom THW Kiel und dem Nordhorner Torsten Jansen verstärkt sich der HSV punktuell deutlich und hat zur kommenden Saison eine mehr als namhafte Mannschaft zusammen. Der altehrwürdige VfL Gummersbach verlängerte kürzlich den Vertrag mit dem Rückraumshooter Kyung Shin Yoon um weitere drei Jahre und verpflichtete zudem für die gleiche Position den Franzosen Cedric Burdet vom französischen Meister HB Montpellier. Mit ein oder zwei weiteren gezielten Verstärkungen will man für die neue Saison den Angriff an die Spitze versuchen.

    Und nicht zuletzt Wallau-Massenheim mit vier aktuellen deutschen Nationalspielern will mehr als 10 Jahre nach dem letzten großen Titelgewinn wieder an glorreiche Zeiten anknüpfen. Für ausreichend Gesprächsstoff ist also gesorgt, so dass Handball in der Saison 2003/2004 dank einer verstärkten Fernsehpräsenz in der öffentlichen Wahrnehmung wieder einen erheblich höheren Stellenwert einnehmen dürfte.

    Aber noch ist es nicht soweit, die Verhandlungen laufen noch und es scheint, dass gewisse ligainterne Probleme noch nicht gelöst sind. Aber bis zu einem unterschriftsreifen TV-Vertrag sollte noch Zeit genug sein, letzte Probleme auszuräumen, um das zum Greifen nahe Ziel nicht zu gefährden.

    Im Vergleich zu Serdarusic muss man sich Elefanten als vergessliche, etwas schusselige Tiere vorstellen. (Süddeutsche Zeitung v. 10.2.09)

  • Zitat

    Original von Olaf


    So sehen denn einige Vordenker der Liga auch schon ein Idealbild einer künftigen Medienpräsenz vor ihrem inneren Auge: Mittwochs weiterhin das Spiel der Woche auf DSF, ein oder zwei Live-Übertragungen in den Dritten am Wochenende, idealerweise als Konferenzschaltung, sowie umfassende Berichterstattung vom gesamten Ligageschehen in der Sportschau und den regionalen Sportsendungen.

    Und als Sahnehäubchen obendrauf könnte das DSF eine Drittverwertung am Montag vornehmen und ein Handball-Magazin senden. Diese geballte Präsenz zieht nicht nur das Radio nach sich, sondern auch die Printmedien, die mit Vor- und Nachberichten ihre Seiten füllen können.

    Das wäre natürlich die Ideale Lösung, woebi dann aber alle Spiele des Spieltags, bis auf das Spitzenspiel am WE ausgetragen werden müssten. Nur das Problem dabei bleibt, dass die Quote des DSF trotzdem so schlecht bleiben wird, und auch die Quoten der dritten Programme bei Live Spielen sind ja glaube ich nicht so toll.

  • Ich wollte den gleichen Bereich wieTrapp zitieren. Das wären ja fast paradiesische Zustände. Hoffen wir mal das es klappt.

    Ich denke die ARD hat die nötige Kompetenz und hat das ja auch mit den bisherigen Übertragungen von der WM schon gezeigt.

    Also, hoffen wir das beste!

    Gruß Jan

  • Kann man nur hoffen dass das DSF auch das schafft was sie sich vorgenommen haben.Ich würde es begrüßen wenn sie zweimal pro woche ein spiel übertragen!Mal sehen ob sie es packen...

    !!! Handball rules!!!
    :jump:

  • Eine Kooperation zwischen DSF und der ARD wäre ja schon fast das non-plus ultra...vielleicht lässt sich die ARD ja auch mal breitschlagen ein paar Spitzen-Spiele live zu zeigen und nicht nur auf den dritten. Das wäre dann der absolute hammer und unser eins wäre rund um zufrieden :)

    :D Hessen - where the Äppler is! :D

  • Tja, die heutige Meldung vom Sport-Informationsdienst (gefunden im SCM-Forum) hilft uns nicht weiter...

    da steht leider zu wenig drin, aber so wie ich es bisher gehört habe, wurde am Dienstag in Frankfurt wohl auch tatsächlich noch nichts wirklich Konkretes beschlossen.

    Die sid-Meldung enthält übrigens einige Fehler, mal ganz abgesehen, dass mit Carsten Sommer natürlich Carsten Sauer gemeint ist. Nicht SportA war am Gesrpächstisch, sondern die Sportchefs von ARD und den Landesanstalten und vom ZDF, von SportA mag vielleicht auch jemand dagewesen sein, aber in derHauptsache haben Schwenker und Co mit den Sportchefs geredet, die sich ihrerseits bereits vor einer Woche intern zusammengesetzt hatten.

    Zitat

    München (sid) Die Fernsehrechte an der Handball-Bundesliga der Männer gehen möglicherweise wieder an die ARD zurück. Das berichtet die Südddeutsche Zeitung in ihrer Freitag-Ausgabe nach einem Treffen zwischen Vertretern der Liga und der Sportrechte-Agentur SportA in Frankfurt. Derzeit überträgt das DSF aus der Liga
    mittwochs das "Spiel der Woche".
    Manager Carsten Sommer vom deutschen Rekordmeister VfL Gummersbach bezeichnete das Gespräch mit der von ARD und ZDF gemeinsam betriebenen Agentur über Liveberichte in den dritten Programmen und Zusammenfassungen in der Sportschau der ARD als "guten ersten Schritt". SportA-Chef Michael Amsinck meinte, man werde auf diesem Weg weiter gehen.
    Ob das DSF im Falle einer Einigung zwischen Liga und ARD weiter aus dem Handball-Oberhaus berichten würde, ist noch offen.
    DSF-Chef Stefan Ziffzer bekräftigte allerdings das Interesse des Spartensenders an der Handball-Bundesliga.

    Im Vergleich zu Serdarusic muss man sich Elefanten als vergessliche, etwas schusselige Tiere vorstellen. (Süddeutsche Zeitung v. 10.2.09)

  • na, das Ding kannst Du doch auch direkt noch unter Fehler in den Medien posten ... der Vertrag geht doch nicht an ARD und ZDF zurück, oder? die haben doch jetzt schon die Erstrechte, DSF nur die Zweitrechte ... deswegen gab es ja in der letzten Saison irgendwie zehn Minuten der entscheidenden Begegnung im ZDF und das DSF durfte nicht das volle Spiel übertragen ... aber wenigstens den namen von jemanden den man interviewed hat sollte man richtig wiedergeben, oder ? Aber da kann man ja schön mit dem Sprichwort spielen: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, Ein Sommer und ein Schwalb passt irgendwie ... ;) aber hoffentlich ist Carsten darüber nicht sauer *lol*

  • Sportal meldet heute folgendes :

    Zitat

    Bundesliga im TV

    14.03.2003

    Nach dem großen Erfolg bei der Weltmeisterschaft in Portugal will die ARD ihre Handball-Berichterstattung ausweiten. In den dritten Programmen sollen demnächst Bundesliga-Spitzenspiele live am Samstagnachmittag übertragen werden.

    Ist schon irgendetwas fest ?

  • naja, das würde ja bedeuten, dass bisher in den Dritten nie etwas gekommen wäre. Die Süddeutsche hat ja mit ihrem kleinen Bericht nur noch kürzere Meldungen von sid und dpa ausgelöst, die allesamt ziemlich uninformativ sind.

    Am Dienstag in Frankfurt ist nichts Konkretes beschlossen worden. Das alleine ist Fakt. Es gibt noch keinen neuen Vertrag.

    Im Vergleich zu Serdarusic muss man sich Elefanten als vergessliche, etwas schusselige Tiere vorstellen. (Süddeutsche Zeitung v. 10.2.09)