Tag des Kinderhandballs - Diskussionen

  • Die passende Lösung wurde doch schon angesprochen, rotieren. Nur wollen viele Trainer, angestachelt von übermotivierten Eltern, Spiele lieber in aller Deutlichkeit gewinnen als alle mitzunehmen. Keine Ahnung, was da regelmäßig kompensiert werden muss.

  • Mönsch... jetzt erst die Diskussion hier gesehen.

    1.) Dänemark bzw. Skandinavien

    Ich war dieses Jahr zweimal in Dänemark. Beim Rödspätte Cup in Frederikshavn waren wir mit wD (Teilnehmerfeld 20 Mannschaften) und wC (50 Mannschaften). Unsere C hat den meisten Gegnern mit der 3:2:1 Deckung den Schneid abgekauft und wurde erst im Halbfinale gestoppt, als der norwegische Trainerfuchs konsequent mit RM im Tor und 7:6 gespielt hat. Und das auch noch sehr clever. Spiel um Platz 3 haben die Mädels dann locker nach Hause gebracht. Nebenbei angemerkt: Zu Hause dürfen unsere Mädels im Verein so gut wie gar nicht mit Peeke trainieren, umso beachtlicher der dritte Platz.

    Meine wD hat im ersten Turnierspiel knapp gegen den späteren dänischen Turniersieger verloren. Im Viertelfinale sind wir durch meine Fehler knapp gegen eine schwedische Mannschaft ausgeschieden. Die erste Mannschaft spielte Fleischmauer, die zweite Mannschaft spielte recht offensiv 1:5. Dass die skandinavischen Kindermannschaften besser ausgebildet wären, konnte ich zumindest in dem Turnier nicht beobachten. Die Grundsatzentscheidung, defensiv innerhalb des Neuners zu decken, finde ich an sich nicht verkehrt. Die praktische Umsetzung, lediglich passiv auf Fehler des Gegners zu warten, finde ich grottenlangweilig. Wir haben jedes Spiel Halbfeldmanndeckung gespielt und ein norwegischer Trainer staunte Bauklötze angesichts des Aufwands. "Do you always defend like this?!"

    Zwei Wochen später war ich wieder in Dänemark, nun zum Final4 wB und wA. Nun habe ich wiederum Bauklötze gestaunt. Bewunderte ich letzte Saison eine unserer B-Jugendlichen für ihre Schlagwürfe, die ein Spiel auch mal alleine entscheiden konnten... im Final4 hatte jede Mannschaft drei oder vier solcher Spielerinnen im Rückraum, nicht bloß eine. Zum Kinderhandball zwei Wochen zuvor ein Quantensprung der Qualität, irgendwas machen die dort mit Sicherheit richtig. Und meine ehemalige Torhüterin, die dort spielte, meinte in der B jedenfalls würden sie verhältnismäßig wenig Wurftraining machen. Rätsel also noch nicht gelöst. Und auch hier nur am Rande: Im Spiel um Platz 3 der wB stellte eine Mannschaft überraschend auf 3:2:1 um und gewann Bronze. Dem Gegner fiel nichts, aber auch gar nichts gegen die Deckung ein.


    2.) Deutschland

    Kinderhandball in Deutschland. Jammern, bis der Arzt kommt. Viele angesprochenen Punkte kenne ich bestens. Hab ich auch früher bejammert. Heute nicht mehr. Nur muss man so lange eben durchhalten.

    - trotz klarer Richtlinien wird überall defensiv gedeckt (graue Vorzeit, heute immer seltener)

    Besser machen und die Spiele gewinnen. Die trainieren keine offensive Deckung, ich simuliere im Training keine defensive Deckung (außer die sechs Wochen vor einem Turnier in Dänemark). Wenn meine Mädels den Ball haben, bevor der Gegner sich formieren kann, gewinne ich das Spiel. Meine D und meine C II decken den offensivsten Handball der jeweiligen Liga, in der C wahrscheinlich in Niedersachsen. Und wir schlagen uns ganz ordentlich.

    Wie kommt man dahin? Nach dem Altersklassenumbruch nach der Saison trainiere ich sechs bis acht Wochen nichts als individuelle Abwehr. Wie mir scheint, kommt so manche Spielerin in acht Jahren von D bis A nicht auf diesen Umfang an Abwehrtraining.

    - Schieris pfeifen kein passives Spiel, belohnen die gute offensive Deckung nicht

    Der Gegner darf bis zum Schlummermodus der Deckung durchspielen, irgendwann klemmt eine Rückraumspielerin den Ball unter den Arm, nimmt den Kopf runter und holt im Stile eines Rhinozeros' den 7m, weil sie die Abwehrspielerin in den Sechser gepflügt hat. Wo ist der Fehler? Die Abwehr war nicht offensiv/antizipativ genug. Der hilflose Gegner darf nicht belohnt werden, die Abwehr hat versäumt sich zu belohnen und den Ball nicht abgefangen. Setzen! Sechs! Offensiv decken und nicht konsequent auf Ballgewinn spielen, den Gegner vor sich rumspielen lassen? Nichts verstanden!

    - Klammeraffenalarm

    Jüngst gerade erst wieder erlebt (und im Tagebuch psychisch verarbeitet). Die vermeintlich zweit- oder drittbeste Mannschaft von siebenunddreißig Mannschaften der Handballregion spielt keine Deckung, sondern klammert wie blöde. Die vierzehn- oder fünfzehnjährigen Schiedsrichterinnen tun das, was Teenies eben so tun, wenn es brenzlig wird und man nicht wegrennen kann. Nichts. Das Spiel letztlich durch Konter und technische Überlegenheit mit lächerlichen zwei Toren Unterschied gewonnen. Die Eltern der Gegner glauben wahrscheinlich noch Wochen später, dass ihre Mädels ja fast auf Augenhöhe mit dem Platzhirschen mitgespielt hätten. Im nächsten Jahr kommen aber vier von meinen Mädels in die Landesauswahl, vom Gegner, der die halbe Regionsauswahl stellt, keine einzige.

    Nee, ich kann nicht bestätigen, dass die Jammerei umgekehrt proportional zum Anwachsen der Arroganz abnimmt. Das mit der Arroganz geht deutlich schneller.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Hier hatten wir das Thema Ausbildung im Nachwuchs jüngst, also setze ich das mal fort.

    Gestern mit meiner weiblichen D ein überregionales Turnier gespielt. Zehn Mannschaften aus drei Bundesländern waren in der Altersklasse am Start. Kein Bundesliganachwuchs aber wohl mehrere Vereine mit größerer Jugendabteiltung.

    Eigentlich waren wir dort, um einmal auf stärkere Gegner als in der Heimat zu treffen. Dann war das Innere einer Sporthalle mal wieder eine schöne Abwechselung nach drei Wochen ohne Ball (Sanierung der Trainingshalle, willkürliche Sperrung aller städtischen Sporthallen in den Ferien, kurzfristige Sperrung der Ausweichhalle auf dem Lande, wo Strom gespart werden musste).

    Der Blick über den Tellerrand (wir kannten keinen unserer fünf Gegner, noch die anderen vertretenen Vereine) ergab erst einmal keine stärkeren Gegner als bei uns in der Heimat (großes Pech allerdings, dass im Finale die beiden Leistungsträgerinnen des Gegners nicht mehr mitspielten und ohne die Beiden dann unterging). Ich mache die Qualität der Ausbildung der Kinder am einfachsten am individuellen Deckungsverhalten fest. Da gab es zwei Lager: Entweder gab es gar kein individuelles Deckungsverhalten und auch auf elterliche Zurufe ("FESTMACHEN") wurde weder wörtlich noch mit Körperkontakt reagiert. Oder eben rustikal griechisch-römisch mit vollem Segen der jungen Schiedsrichter, so dass ich kurz vor einem Hausverbot gestanden hätte, wenn ich denn auf der Bank hätte Platz nehmen dürfen (s. Tagebuch).

    Oben hatte ich es geschrieben. Jammern bis der Arzt kommt. Ich durfte nicht coachen, auf der Bank agierte ein Vater (Sportlehrer ohne Handballhintergrund). Die beiden wildesten Vertreter der griechisch-römisch Fraktion hatte ich längst ausgemacht und die Linie der Schieris ebenfalls. Helfen konnte ich den Mädels von der Tribüne nur bedingt, also haben wir das Vorgehen vorab besprochen:

    - Ihr arbeitet Euch ausschließlich mit Beinarbeit aus einer Umklammerung.

    - Oberkörper/Ellenbogen kommen nicht zum Einsatz.

    - Ziel bleibt es, entweder an der Abwehrspielerin vorbei zu kommen oder den Ball zu spielen und

    - WIR WARTEN NIEMALS AUF DEN PFIFF ZUM FREIWURF!

    Das haben die Mädels ganz ordentlich gelöst und die schlimmsten Klammeraffenteams mit 12:4 und 13:6 geschlagen. Nachdem die mit Abstand jüngste Mannschaft vor Ort mit einer Reihe E-Jugendlicher zuvor gegen eins jener Teams mit 1:6 verloren hatte (Handball hat wohl aufgrund ständiger Freiwürfe nicht stattgefunden) gegen uns mit 0:16 verlor, bedankte sich der Trainer bei uns für das faire Spiel. Ich hatte einigen Mädels zwischendurch jeglichen Körperkontakt verboten und die Torhüterin hatte die Anweisung, zumindest einmal zu patzen, was aber bei Würfen auf den Rumpf nicht gelang.

    Fazit: In dem Turnier waren wir wie ein Fremdkörper. Die offensivste Deckung, keine Verwarnungen, mit Sicherheit die meisten rausgefangenen Bälle, die meisten rausgeprellten Bälle, die meisten Prellgegenstöße und die wenigsten Gegentore (20 in 100 Minuten, der Finalgegner hatte bereits in der Vorrunde als körperlich stärkste Mannschaft 30 Gegentore in 80 Minuten, bevor das Unglück im Finale über ihn hereinbrach). Auch wenn die vorgeschriebene offensive Abwehr nicht der Weisheits letzter Schluss ist, man kann sie regelkonform und erfolgreich spielen. Man muss sie sich nur hart erarbeiten.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Das Ziel der Abwehr ist doch immer noch der Ballgewinn, den ich mit Klammern allein nicht erziele.

    Körperlichkeit im Sinne der Kontaktpunkte und des Begleitens ist ja ab D-Jugend grundsätzlich vorgesehen. Dem Griechisch-Römisch kann ich auch nichts abgewinnen. Hier sind sowohl bei den Trainern als auch bei den Eltern einige gestrige unterwegs. D-Jugend bedeutet auch persönliche Strafen, und ich als Schiedsrichter mache bei Bedarf auch Gebrauch davon.

  • Früher ( 90er, Anfang 2000er ) gabs keinerlei Vorgaben und trotzdem wurde Handball gespielt .

    Man kann eine Sportart auch kaputt regeln .

    Lasst die Kinder doch einfach spielen , in den älteren Jahrgängen kommt "das andere" von ganz alleine , wie bei uns früher !

  • Früher ( 90er, Anfang 2000er ) gabs keinerlei Vorgaben und trotzdem wurde Handball gespielt .

    Man kann eine Sportart auch kaputt regeln .

    Lasst die Kinder doch einfach spielen , in den älteren Jahrgängen kommt "das andere" von ganz alleine , wie bei uns früher !

    Du hast die Veränderung des Handballs in den letzten 20 Jahren anscheinend nicht mitbekommen.

    Ich persönlich brauche in der E-Jugend kein von mutlosen Schiedsrichtern begünstigtes Recht des körperlich Stärkeren.

  • Du hast die Veränderung des Handballs in den letzten 20 Jahren anscheinend nicht mitbekommen.

    Ich persönlich brauche in der E-Jugend kein von mutlosen Schiedsrichtern begünstigtes Recht des körperlich Stärkeren.

    Handball ist halt ein Kontaktsport, auch in der E oder D Jugend .

    Mit verschieben etc machst du keinen flinken Techniker fest

  • Früher ( 90er, Anfang 2000er ) gabs keinerlei Vorgaben und trotzdem wurde Handball gespielt .

    Man kann eine Sportart auch kaputt regeln .

    Lasst die Kinder doch einfach spielen , in den älteren Jahrgängen kommt "das andere" von ganz alleine , wie bei uns früher !

    So ganz stimmt das nicht.

    Auch in den 90ern gab es im Jugendhandball Vorgaben über die zu spielenden Abwehrformationen. Details weiß ich jetzt nicht mehr und es ist sicher auch von Verband zu Verband unterschiedlich. Aber neben Spaß am Handballspiel gehört Ausbildung in verschiedenen taktischen und spielerischen Bereichen ja auch zum Jugendhandball.

  • Handball ist halt ein Kontaktsport, auch in der E oder D Jugend .

    Mit verschieben etc machst du keinen flinken Techniker fest

    Und wann möchtest du die für die Kreativität notwendige Technik schulen? Wenn du E-Jugend und D-Jugend einzig als das Recht des Stärkeren begreifst, selektierst du bereits in jüngstem Alter nur nach Körperlichkeit.

    Gerade deshalb sind in dem Altersbereich gute Schiedsrichter gefragt, die neben Regelanwendung auch ein Verständnis für die Entwicklung der Spielenden haben.

    Natürlich ist Handball ein Kontaktsport und in der Technikschulung wird auch Bezug darauf genommen, offensiv wie defensiv. Trotzdem ist der Ballgewinn und nicht das Stoppfoul das oberste Ziel, genau wie offensiv und defensiv Zweikämpfe zu gewinnen.

  • Und wann möchtest du die für die Kreativität notwendige Technik schulen? Wenn du E-Jugend und D-Jugend einzig als das Recht des Stärkeren begreifst, selektierst du bereits in jüngstem Alter nur nach Körperlichkeit.

    Gerade deshalb sind in dem Altersbereich gute Schiedsrichter gefragt, die neben Regelanwendung auch ein Verständnis für die Entwicklung der Spielenden haben.

    Natürlich ist Handball ein Kontaktsport und in der Technikschulung wird auch Bezug darauf genommen, offensiv wie defensiv. Trotzdem ist der Ballgewinn und nicht das Stoppfoul das oberste Ziel, genau wie offensiv und defensiv Zweikämpfe zu gewinnen.

    Wo habe ich geschrieben , dass das Recht des Stärkeren zählen soll ?

    Ich halte nur nichts von 35 Vorgaben !

    Und was bringt es einem Kind, wenn es in der E Jugend 23 Bälle abfängt aber nicht weiß, wie er einen Gegner "zu" machen soll etc.

    Später ist nichts mehr großartig mit Bälle abfangen etc . Nur ein Beispiel


    Aber du scheinst sowohl Trainer als auch Schiedsrichter zu sein . Dafür hast du meine Anerkennung, solche Leute halten den Laden " Handball" am laufen . Danke

  • Das Ausbildungskonzept hat durchaus eine pädagogische Berechtigung. Es ist doch wie in der Schule. Da lernst du auch nicht alles auf einmal. Die Vorgaben sind m.E. noch so überschaubar, dass sich das vermitteln lässt. Das Problem sind eher übermotivierte Trainer und Eltern, die unbedingt gewinnen wollen, um etwas zu kompensieren und bei denen nicht zwangsläufig die individuelle Entwicklung der Spieler und natürliche Entwicklung der gesamten Mannschaft aus sich heraus im Vordergrund stehen.

    Wenn ich im jungen Alter die Technik nicht lerne oder Räume nicht erkenne, fällt es mir später entsprechend schwer.

    Den Gegner "Zumachen" sollst du in erster Linie durch gute Beinarbeit und nicht durch übermäßigen Einsatz deiner Arme. Wie gesagt, Kontaktpunkte suchen und begleiten, gehört ab D-Jugend zum Ausbildungskonzept, nur im Zuge einer offensiven Abwehr, um Zweikämpfe zu ermöglichen.

    Die Kraftelemente kommen nach und nach parallel dazu.

    Im Gegensatz zu deiner guten alten Zeit, gibt es zB mittlerweile auch unterschiedliche Ballgrößen, die es der kindlichen Hand ermöglicht, mitzuwachsen.

  • Ich möchte hier mal eine Lanze für die Reformen im Kinderhandballbereich in den letzten 10, 15 Jahren brechen. Vorab: Ich kann nicht beurteilen, ob eine Folge der DHB-Konzeption im Spitzenhandball ist, dass wir Kreativität, Nonkonformismus und Schlitzohrigkeit bei der Jugendförderung im Leistungsbereich vernachlässigen, wie teilweise bemängelt wird. Mein Feld ist die Basisarbeit, und da ist mein Fazit uneingeschränkt positiv.

    Kurzer Rückblick: Zu Beginn meiner Trainertätigkeit (das ist echt schon lange her, nämlich1986) sahen Kinder-Handballspiele oft so aus wie exemplarisch bei der D-Jugend in meinem eigenen Verein: Zwei 6:0-Deckungen, vor denen sich der Angriff den Ball ohne große Bewegung von links nach rechts durchspielte, bis der Halbrechte, anderthalb Kopf größer als der Rest und im Zweitsport erfolgreicher Kugelstoßer, irgendwann aus dem Stemmschritt den Ball in den Winkel nagelte. Der hätte auch gleich werfen können, aber die Vorgabe des Trainers war nun mal "zweimal durchspielen". Es kam wie es kommen musste: Irgendwann wuchsen auch die anderen. Stemmwurf - Tor war nicht mehr, aber weder der Torjäger noch seine Mitspieler hatten ein Instumentarium, um irgendwie anders erfolgreich zu sein. Der Linkshänder hat in der B-Jugend aufgehört, manche seiner Mitspieler waren noch jahrelang Stützen der Herrenmannschaft - mit Können, das sie sich oft erst bei den Aktiven angeeignet hatten.

    Wenn ich mir meine Jugendmannschaften aus den Nullerjahren und darüber hinaus anschaue, liegen Welten zwischen denen und meinen Teams der letzten Jahre - obwohl wir immer noch in etwa in der gleichen Liga spielen. Selbst schwächere Spielerinnen behrrschen einen technisch sauberen 1:1 Durchbruch (wenn auch nicht unbedingt mit der nötigen Dynamik), die Passgeschwindigkeit und -härte ist deutlich höher, das "Auge" für den Mitspieler und die Qualität der Lösungen ebenfalls. Und woran liegt´s? In meinen Augen an den Vorgaben zum offensiven, ballorientierten Abwehrspiel.

    Dass die Spielerinnen, tatsächlich vor allem die Mädels, Schwierigkeiten haben, eine Gegnerin festzumachen, das Stoppfoul zu setzen und gegenerische Aktionen im Ansatz zu unterbinden, ist wahr. Aber das ist nach meiner Erfahrung ein vorübergehendes Problem, vor allem in der C- und B-Jugend. Jedenfalls ist es deutlich leichter, in diesem Alter ins körperbetonte Abwehrspiel einzusteigen, als einer Damenspielerin noch einen erfolgreichen Durchbruch gegen die Hand beizubringen.

    Im (unterklassigen) Damenbereich ist es fast immer erfolgreicher, eine defensive Abwehrformation zu wählen, was vor allem am Mangel an geeeigneten Shooterinnen aus 9m+ in diesen Klassen liegt. Aber die Spielerinnen profitieren auch da ungemein von den Grundlagen im 1:1, die einst in der F- bis D-Jugend gelegt wurden.

  • Zitat von Benno in Bock auf Handball. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, wenn man es erkennen möchte.

    Für immer erster deutscher Championsleaguesieger!

    Magdeburg ist Handball, Handball ist Magdeburg. So ist das! (J.Abati)

  • Zitat von Benno in Bock auf Handball. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, wenn man es erkennen möchte.

    Kannte ich bereits. Ich sehe vieles genauso. Dafür brauchst du als Jugendtrainer Fachwissen, Autorität und Einfühlungsvermögen, nicht nur gegenüber deinen Spieler:innen, sondern auch den Eltern, die schlussendlich immer auch irgendwie sinnvoll einzubeziehen sind.

  • Die offensive Abwehr sehe ich im Kinderbereich auch positiv. Die Spielfreude in der E-Jugend und das Bewegen im Raum lernt man nur so. Im Übergang zwischen Kinder- und Jugendhandball würde ich mir ein wenig mehr Defensivität wünschen. Vielleicht eine Halbzeit so und eine Halbzeit so, gerade in den höheren Leistungsklassen der C-Jugend. Da ist die Athletik schon so gut ausgeprägt, dass Durchbrüche zwischen eins und zwei, Entscheidungen auf engem Raum oder Kreuzungen ein wichtiges Mittel sein können und auch sollten, da dies wichtige technische und kleingruppentaktische Maßnahmen im Handball sind. Und in Deutschland gibt es ohnehin zu viele gezwungen große Wege und zu wenig Spiel über die Breite. Das könnte man damit zumindest ein Stück weit vorbeugen. Was in Deutschland im Männerhandball definitiv nicht fehlt, ist mehr zünftiges "Zumachen". Daher ist der Verweis darauf natürlich Blödsinn.

  • Nicht DAS Ziel der Abwehr ist der Ballgewinn. Auch nicht im Kinderhandball. WENN ein Ziel des Trainers der Ballgewinn ist, DANN entsteht attraktiver Handball. Der Trainer mit Ziel Freiwurf kann auch belohnt werden. Habe ich auf der anderen Seite einen Jammerer, wird die schöner deckende Mannschaft jammern, aufgerieben und verlieren. Dass die Gewinnermannschaft dabei womöglich nichts lernt, überblickt der Wrestlingtrainer mit seinem Horizont ja gar nicht. Die Eltern sind dennoch glücklich, die Eltern der Verlierermannschaft bekommen Zweifel ob der Schönspielerei.

    Schönes Beispiel aus der Praxis: Letzten Montag bis Mittwoch Trainingslager unserer wC (18 Mädchen) mit einem ehemaligen Profitrainer mit reichlich Hintergrund auch in der Jugend als Gast. Mindestens die Hälfte der C-Jugendlichen stammten aus meiner Schule, dazu drei Gäste und eine Reihe Neuzugänge, die nie bei mir in der wD waren.

    Trainingsschwerpunkt 3:2:1 Deckung:

    "Jeder Freiwurf ist ein Punkt für die Abwehr!"

    Komplett konträr zu meiner Ausbildung in der D-Jugend, aber deswegen nicht weniger wahr. E-Jugend bei mir stets weitestgehend körperlose Deckung, D-Jugend durchaus harter Körperkontakt aber taktische Fouls nur als Notlösung. Der Ball soll gespielt, am liebsten unter Bedrängnis gespielt und dann abgefangen werden. In der 3:2:1 muss ich Herz für die HM haben und das Spiel verlangsamen. Das Maß der Entschleunigung ist dann sicher Geschmacksache, ich persönlich würde weiterhin mehr auf dem Ball gehen, aber ich habe auch bei weitem nicht den Hintergrund unseres Gasttrainer mit Teilnahme an Deutschen Meisterschaften. Unsere Mädels also ständig zu brav, haben den Ball und damit auch HM laufen lassen. Von Altersklasse zu Alterklasse können also vollkommen verschiedene Wahrheiten gelten bis hin zum Widerspruch zur vorangegangenen Altersklasse. Wer aber bei den Zwergen nur Wrestling lernt, wird nicht so schnell in eine antizipative Deckung aber der C-Jugend hineinpassen. Die Erkenntnis wiederum setzt einen ausgebildeten Trainer voraus.

    Alle Versuche der Verbände in die Taktik der Trainer hineinzuregeln, haben Vor- und Nachteile. Der größte Murks ist es natürlich, das Problem schlecht ausgebildeter Trainer ohne Erfahrung auf schlecht ausgebildete Schiedsrichter ohne Erfahrung zu verlagern. Jetzt soll der B-Jugendliche, der ein D-Jugend Spiel pfeift, das technische Fortkommen der Kinder ermöglichen? (Siehe meinen Artikel in "handballtraining" 11/99 und eine mögliche Lösung.) Ich würde mir wünschen, dass jeder gegnerische Trainer in der D-Jugend machen könnte, was er wollte und ich müsste die Kinder darauf einstellen. Fleischmauer im Hinspiel? Dann erschießen wir sie im Rückspiel aus der Fernwurfzone. Wrestlemania im Hinspiel? Blaues Wunder im Rückspiel. Wenn ich in der Saison schon Würfe aus der Fernwurfzone einbringen könnte, müsste ich die Mädchen am Saisonende nicht sechs Wochen lang auf ein Turnier in Dänemark vorbereiten. Und dann hätte ich eine ganzheitliche Ausbildung, die den Skandinaviern mit ihrer Version der Vorgaben wiederum fehlt.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Hä, bei defensivem Abwehrverhaltens des Gegners kommt doch ein gutes 1:1 viel besser zur Geltung als bei der Ganzfeldpresse, erlebe das Woche für Woche in der D Jgd. Die kleinen wendigen Spieler, die Körper und Passtäuschungen schon beherrschen setzen sich durch. Wenn offensiv gedeckt wird kommen eher die Big Guys mit raumgreifenden Schritten und Endlospreller zum Torerfolg, das hat aber mit Handball an sich nichts zu tun.

  • Hä, bei defensivem Abwehrverhaltens des Gegners kommt doch ein gutes 1:1 viel besser zur Geltung als bei der Ganzfeldpresse, erlebe das Woche für Woche in der D Jgd. Die kleinen wendigen Spieler, die Körper und Passtäuschungen schon beherrschen setzen sich durch. Wenn offensiv gedeckt wird kommen eher die Big Guys mit raumgreifenden Schritten und Endlospreller zum Torerfolg, das hat aber mit Handball an sich nichts zu tun.

    In der D-Jugend wird aber 1-5 Abwehr gespielt, bei der der Abwehrriegel quasi an 9m steht.

  • Ist in der D-Jugend nicht eine direkte Manndeckung Pflicht?

    Eine 5:1 oder 6:0 wird doch geahndet (von den guten Schiris).

    In der C dann 3:2:1 verpflichtend (zumindest in der höchsten Spielklasse), was wirklich anspruchsvoll ist.

    Mein Vorbild: Die Gelassenheit eines Stuhls.

    Der muss ja auch mit jedem Arsch klarkommen.

  • Ist in der D-Jugend nicht eine direkte Manndeckung Pflicht?

    Eine 5:1 oder 6:0 wird doch geahndet (von den guten Schiris).

    In der C dann 3:2:1 verpflichtend (zumindest in der höchsten Spielklasse), was wirklich anspruchsvoll ist.

    Du kannst in der D-Jugend alles spielen, was offensiver ist. Pflicht ist 1-5, heißt einer deckt den gegnerischen KM, die anderen agieren zu Beginn des Angriffs vor der 9m Linie.

    P.S. Du hast 1-5 und 5-1 vertauscht. Letztere geht ab B-Jugend, spiele ich situativ auch gerne mal.