Hosen zu lang: Geldstrafe für Norwegens Beach-Handballerinnen

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    Eher unrühmlich ist der Handball mal wieder in die Mainstream-Medien gekommen. Da dieses Thema im Beachvolleyball seit jeher ein Streitpunkt ist, habe ich auch einen freudschen Verleser gehabt und zunächst Volleyball gelesen. Es gab ja dann sogar mal die umgekehrte Posse in Katar (?).

    Ich checke es ehrlich gesagt wirklich nicht so ganz. Man sagt immer das Beach-Volleyball und Handball soviel spektakulärer ist als die Hallenvorbilder, aber es ist auch die einzige Sportart, bei denen quasi in den Regeln sowas offenkundig anbiederndes festgeschrieben ist. Klar, vermutlich würde man sich lange Kleidung im Sand einen Vorteil verschaffen, aber das Frauen nicht zumindest die gleichen Klamotten wie Männer tragen dürfen ist peinlich.

    + doppelt peinlich....wenn man das wirklich aus dieser offensichtlich notgeilen Perspektive sehen will...die Hosen die die Norwegerinnen nun anhatten, fallen jetzt auch nicht gerade unter viktorianische Kleidung. Da sollte man auf seine Kosten kommen.

  • Das niemand gegen solche Strafen basierend auf solchen Regeln klagt (zumindest in der EU) wundert mich immer wieder. Ich denke hier gibt es einige Aspekte die Gerichte dazu führen könnten solche Regeln als nicht rechtens zu betrachten. Hier in Deutschland klagt ja jetzt zum Glück der Schiri wegen Altersdiskriminierung. Damit ist zumindest der Anfang gemacht.

    Die ganze Story ist ja noch viel schlimmer, da mit Vorgeschichte, als sie in den deutschen Medien bisher sehr verkürzt gemeldet wird. Die deutsche Übersetzung "nicht angemessene Kleidung" ist auch ein wenig unglücklich. Das Original besagt wohl "nicht regelkonforme Kleidung". Sogar US Zeitungen berichten darüber in ihren Online-Präsenzen wie z.B.hier:
    https://www.miamiherald.com/news/nation-wo…e252877758.html
    Zusammengefasst:

    Die Norwegerinnen hatten das bereits vor dem Turnier angekündigt - mit einer guten Begründung. Der Verband sagte dann 50€ pro Spielerin pro Spiel Strafe (knappe 5000€ also für das gesamte Turnier) was ja erstmal sehr happig ist für Beachhandball. Das hatten die Norwegerinnen aber so akzeptiert. Laut Artikel wurde ihnen dann kurz vor dem Auftaktspiel mitgeteilt man würde sie vom Turnier disqualifizieren wenn sie in den Hosen antreten! Da hatte wohl niemand damit gerechnet, dass sie die Strafe so akzeptieren würden und es musste dringend gehandelt werden...
    Naja man fängt wohl bereits an sich unter den Frauen-Teams zu solidarisieren.

    Einmal editiert, zuletzt von HansMeiser (20. Juli 2021 um 13:02)

  • Ich glaube wenn sich mehrere Frauenteams bzw. Nationen hier solidarisieren wird auch genau so etwas passieren. Hat ja nichts mit politischer Korrektheit oder Prüderie zu tun, sondern wie die Athletinnen ihren eigenen Sport gerne ausüben möchten, ohne sich dabei einen sportlichen Vorteil zu verschaffen.

  • Das niemand gegen solche Strafen basierend auf solchen Regeln klagt (zumindest in der EU) wundert mich immer wieder. Ich denke hier gibt es einige Aspekte die Gerichte dazu führen könnten solche Regeln als nicht rechtens zu betrachten. Hier in Deutschland klagt ja jetzt zum Glück der Schiri wegen Altersdiskriminierung. Damit ist zumindest der Anfang gemacht.

    Die ganze Story ist ja noch viel schlimmer, da mit Vorgeschichte, als sie in den deutschen Medien bisher sehr verkürzt gemeldet wird. Die deutsche Übersetzung "nicht angemessene Kleidung" ist auch ein wenig unglücklich. Das Original besagt wohl "nicht regelkonforme Kleidung". Sogar US Zeitungen berichten darüber in ihren Online-Präsenzen wie z.B.hier:
    https://www.miamiherald.com/news/nation-wo…e252877758.html
    Zusammengefasst:

    Die Norwegerinnen hatten das bereits vor dem Turnier angekündigt - mit einer guten Begründung. Der Verband sagte dann 50€ pro Spielerin pro Spiel Strafe (knappe 5000€ also für das gesamte Turnier) was ja erstmal sehr happig ist für Beachhandball. Das hatten die Norwegerinnen aber so akzeptiert. Laut Artikel wurde ihnen dann kurz vor dem Auftaktspiel mitgeteilt man würde sie vom Turnier disqualifizieren wenn sie in den Hosen antreten! Da hatte wohl niemand damit gerechnet, dass sie die Strafe so akzeptieren würden und es musste dringend gehandelt werden...
    Naja man fängt wohl bereits an sich unter den Frauen-Teams zu solidarisieren.

    Also zum einen: Mir gefällt die Dienstbekleidung in der Firma in der ich nächsten Monat anfange in einem Details nicht. Nur: Lohnt es sich dagegen vorzugehen? Ich denke nicht. Weder als neuling noch als jemand der 40 Jahre dabei ist. Mag sein, dass der Vergleich nicht 1:1 übertragbar ist, aber ich betrachte Trikots schon als Dienstbekleidung für Handballerinnen.
    Zum anderen: Wenn man dagegen vorgeht, wird ordentlich das geläster der alten Männer am Stammtisch und in den sozialen Medien losgehen. Ob man sich das antun will, sei mal dahingestellt. Zumal sich ein (Rechts-)Streit über Jahre ziehen kann und wird.
    Zum dritten, und das ist jetzt nur eine Randbemerkung: Norwegen ist nicht in der EU.

    Weiß jemand ob man irgendwo für die Strafzahlung spenden kann?

  • Also zum einen: Mir gefällt die Dienstbekleidung in der Firma in der ich nächsten Monat anfange in einem Details nicht. Nur: Lohnt es sich dagegen vorzugehen? Ich denke nicht. Weder als neuling noch als jemand der 40 Jahre dabei ist. Mag sein, dass der Vergleich nicht 1:1 übertragbar ist, aber ich betrachte Trikots schon als Dienstbekleidung für Handballerinnen


    Bloß dass der "Arbeitgeber" dieser Sportlerinnen nicht die EHF oder IHF ist, sondern der norwegische Verband.
    Mal wieder peinlich, wie sich Handball Verbände in den Medien präsentieren. Man könnte die sicherlich alten Herren ja mal bitten, mit einem kurzen Badehöschen ein Fernsehinterview zu geben.

  • Ich sagte ja: Der Vergleich ist nicht 1:1 übertragbar. Aber ein besserer fällt mir nicht ein.

    Naja, jede Dienstbekleidung muss begründbar sein. Das fällt dann eher in die Kategorie als Frauen angefangen haben Hosen zu tragen und das damals mit nicht wenigen Arbeitgebern aber so gar nicht klar ging. Hinkt natürlich auch der Vergleich, aber da es keinen guten Grund für diese "Dienstbekleidung" der Beachhandballfrauen gibt, jedenfalls keinen den man sich traut öffentlich zu rechtfertigen, ist das eh die falsche Baustelle.

  • Ich halte die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen in diesem Bereich für sexistisch. Frauen zu zwingen in enganliegender Kleidung zu spielen geht gar nicht.

    Vorschlag zur Güte: beide können Schlabberhosen tragen, müssen dann aber auch oben ohne antreten :hi:

  • In der "Süddeutschen" finden sich am Ende des Artikels folgende Sätze:

    Zitat

    Frankreichs Nationaltrainerin Valerie Nicolas sagte der Zeitung Verdens Gang, auch sie kenne Spielerinnen, die wegen der Kleidung den Sport aufgegeben hätten: "Die Spielerinnen sagen mir, sie fühlen sich unwohl, nackt und beobachtet. Das ist ein Sport mit viel Bewegung, da stört ein Bikini. Es gibt keinen Komfort in der Hinsicht auf Menstruation oder auch in Verbindung mit religiösen Gründen." Und am eindrücklichsten fasste schließlich Katinka Haltvik die Lage zusammen: Der Sport solle inklusiv sein und niemanden ausschließen. Daran sollten nicht zuletzt die Verbände gesteigertes Interesse haben.

    Damit ist doch alles gesagt. Der EHF steht es einfach nicht zu, sich über diese Bedenken hinwegzusetzen. Im Gegenteil, ein Verband hat sich dafür einzusetzen, dass die Spielerinnen ihren Sport frei und ohne Beschämung ausüben können. Statt für den Sport zu werben und ihn sympathisch darzustellen, legt man abstoßendes Verhalten an den Tag. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln.

  • Man könnte die alten notgeilen Männer mit den klebrigen Fingern mal fragen, wie es kommt, dass bei den Männern die Hosen vom Hallensport auch die richtigen für den Strand sind, während die gleiche Kleidung bei den Frauen nicht akzeptiert wird.

  • Ich sagte ja: Der Vergleich ist nicht 1:1 übertragbar. Aber ein besserer fällt mir nicht ein.


    Wieso dann überhaupt einen ziehen? Meines Erachtens macht der Vergleich null Sinn. Es gibt keinen Grund, warum ein Geschlecht zwingend in hautenger Kleidung spielen sollte und das andere nicht. Warum der ein oder andere Funktionär das gerne sieht liegt ja nahe. Es ist schlicht und ergreifend peinlich, lasst sie anziehen, was sie wollen bzw. zumindest nicht nur Bikinis.

    Die Kraft in uns.


  • Wieso dann überhaupt einen ziehen? Meines Erachtens macht der Vergleich null Sinn. Es gibt keinen Grund, warum ein Geschlecht zwingend in hautenger Kleidung spielen sollte und das andere nicht. Warum der ein oder andere Funktionär das gerne sieht liegt ja nahe. Es ist schlicht und ergreifend peinlich, lasst sie anziehen, was sie wollen bzw. zumindest nicht nur Bikinis.

    Das es gewisse Vorgaben gibt finde ich richtig, daher finde ich schon das man den Vergleich ziehen kann.
    Natürlich ist es was anderes ob mir die Farbe der Hemden nicht passt, oder ob die Vorgaben offensichtlich von - Verzeihung - Notgeilen alten Säcken kommen.
    Ich denke aber worauf ich hinaus wollte ist klar: Ich gehe davon aus, dass ne Menge Leute gesagt hätten: "Die sollen sich mal nicht so haben. Außerdem gibt es wichtigeres." Hoffentlich nehmen die Funktionäre die Berichterstattung zum Anlass, die Bekleidungsordung zu ändern...

  • Das es gewisse Vorgaben gibt finde ich richtig, daher finde ich schon das man den Vergleich ziehen kann.
    Natürlich ist es was anderes ob mir die Farbe der Hemden nicht passt, oder ob die Vorgaben offensichtlich von - Verzeihung - Notgeilen alten Säcken kommen.
    Ich denke aber worauf ich hinaus wollte ist klar: Ich gehe davon aus, dass ne Menge Leute gesagt hätten: "Die sollen sich mal nicht so haben. Außerdem gibt es wichtigeres." Hoffentlich nehmen die Funktionäre die Berichterstattung zum Anlass, die Bekleidungsordung zu ändern...

    Ich finde es gibt eigentlich einen viel höheren Rechtfertigungsdruck, warum man das so gemacht hat, als jemand zu erklären hat, warum er das doof findet.

    Faul vom Beachvolleyball kopiert wäre ja noch das netteste.

  • Also zum einen: Mir gefällt die Dienstbekleidung in der Firma in der ich nächsten Monat anfange in einem Details nicht. Nur: Lohnt es sich dagegen vorzugehen? Ich denke nicht. Weder als neuling noch als jemand der 40 Jahre dabei ist. Mag sein, dass der Vergleich nicht 1:1 übertragbar ist, aber ich betrachte Trikots schon als Dienstbekleidung für Handballerinnen.
    Zum anderen: Wenn man dagegen vorgeht, wird ordentlich das geläster der alten Männer am Stammtisch und in den sozialen Medien losgehen. Ob man sich das antun will, sei mal dahingestellt. Zumal sich ein (Rechts-)Streit über Jahre ziehen kann und wird.
    Zum dritten, und das ist jetzt nur eine Randbemerkung: Norwegen ist nicht in der EU.

    Weiß jemand ob man irgendwo für die Strafzahlung spenden kann?

    Zum einen und zum anderen: Sorry, aber das ist für mich kein Vergleich und somit gar nicht übertragbar. Aber:Herzlich willkommen in der #MeToo Debatte :hi:

    Zum dritten: Gerichtsstand für Streitigkeiten, die sich im Zusammenhang mit der Tätigkeit der EHF ergeben, ist Wien. Es kommt das österreichische Recht zur Anwendung. (So stehts in der Satzung der EHF)

    Das wird jetzt einen ordentlichen Shit-Storm gehen und dann wird ein Weg wie beim Beachvolleyball gewählt werden. Und sollten die alten Stammtisch-Männer stur bleiben sollte man es wie der Gräfe mit dem DFB machen. Nur so wirds dann gehen.

  • Sollen wir über diese Sätze lachen oder weinen? :rolleyes:

    Zitat

    EHF-Präsident Michael Wiederer und IHF-Präsident Dr. Hassan Moustafa haben sich auf die nächsten Schritte geeinigt und versichern der Beachhandball-Gemeinde und allen Fans, dass alle Anstrengungen unternommen werden, um den Sport weiter zu fördern. Dazu gehört die optimale Präsentation des Sports und damit auch das Outfit der SpielerInnen."
    Quelle: 301 Moved Permanently


    Und was konkret bedeutet dieser Absatz?

    Zitat

    Aus europäischer Sicht beruht die Reaktion auf einer Desinformation über das Verfahren. Die Position der betroffenen Spielerinnen wird anerkannt und weitere Schritte, in enger Abstimmung mit der IHF, sind im Gange." Quelle: 301 Moved Permanently


    Die EHF fragt bei der IHF nach, ob die Geldstrafe so in Ordnung geht.
    Die EHF fragt bei der IHF nach, ob sie europäisch anders entscheiden kann zukünftig.
    Die EHF fragt bei der IHF nach, ob Sexismus und Diskriminierung aus den Regularien verbannt werden.
    Mal sehen, was die enge Abstimmung ergibt .... :/:

    Ich bin ja nicht der schnellste und ich bin auch nicht der stärkste, aber vielleicht bin ich ein schlauer Spieler. (JG24)

  • Für die Regel wohl bestimmt und die IHF verpflichtet dann die Kontinentalverbände diese anzuwenden. Da duckt man sich schon und zeigt mit dem Finger auf die IHF ;)

    Aber die Geldstrafe würde man wohl gegenüber der EHF anfechten müssen. Die hat hat das Turnier veranstaltet, das Strafmaß festgelegt und das Geld verlangt. Ich glaube nicht, dass die das Geld an die IHF durchreicht. Aber da lasse ich mich gerne von einem Fachmann eines Besseren belehren (in beiden Annahmen :hi:).