Andreas Thiel:
"Ein flächendeckendes Vollprofitum wird es bei uns im Frauenhandball nicht geben – dafür ist nicht genug Geld im Kessel. Jeder Standort muss
sehen, wie er klarkommt. Dazu kommt das duale System: Bei uns müssen die Mädels nebenbei arbeiten. Und das ist richtig so. Ich würde meiner Tochter auch nicht raten, allein auf die Karte Handball zu setzen.“
Wie ist es bei den Spitzenmannschaften Bietigheim, Dortmund, THC und Metzingen? Gibt es da nicht wenigstens einige Spielerinnen die "nur" vom Handball leben?
Andreas Thiel:
"Und überhaupt gibt es in Europa doch nur bei uns, in Frankreich, Dänemark, Ungarn und vielleicht noch Russland funktionierende Ligen."
Was meint er mit "funktionierende" Ligen. In Rumänien, Norwegen, Ex-Yugoslawischen Staaten usw sehe ich schon auch funktionirende Ligen.
Andreas Thiel:
In den Niederlanden sind die Erfolge mit dem Akademiesystem gekommen. Alle Spitzen-Spielerinnen trainieren in jungen Jahren an einem Ort, eine
leistungsstarke Liga gibt es nicht. Das sei kein Modell für Deutschland, findet Thiel: „Wir brauchen eine Handball-Bundesliga. Die ist regional stark verwurzelt. Im Rahmen der DHB-Strukturreform ist ja ein Akademiesystem angedacht. An sechs Standorten in Deutschland trainieren die 14-, 15-jährigen Talente regional zwei Tage die Woche bei DHB-Trainern. Für die Schulbefreiung sorgt der DHB. Das finde ich vom Grundkonzept okay. Aber es bleiben Zweifel, denn der Teufel steckt im Detail. Da sind weite Strecken zurückzulegen, und man braucht Eltern, die das mittragen. Am einfachsten wäre es, die Talente mit 15 Jahren an einem Ort in Deutschland zusammenzutragen. So hat Holland das mit herausragendem Erfolg gemacht. Aber dafür ist Deutschland zu groß.“
Immerhin tut sich was. Mal schauen ob es funktioniert. Sinnvoll wäre, wenn die 14 bzw 15 Jährigen in den Orten wo die Akademien sind wohnen. Wenn man gute Spielerinnen formt ist die Wahrscheinlichkeit grösser, daß entweder die BL besser wird oder mehrere Spielerinnen in stärkere Ligen geholt werden. Oder beides. Sonst sehe ich das auch wie Andreas Thiel: weder die Bundesliga noch die Nationalmannschaft sind so schlecht. Für Spitzenplatzierungen fehlt nicht mehr viel.