WM 2019 Frauen in Japan

  • Andreas Thiel:
    "Ein flächendeckendes Vollprofitum wird es bei uns im Frauenhandball nicht geben – dafür ist nicht genug Geld im Kessel. Jeder Standort muss
    sehen, wie er klarkommt. Dazu kommt das duale System: Bei uns müssen die Mädels nebenbei arbeiten. Und das ist richtig so. Ich würde meiner Tochter auch nicht raten, allein auf die Karte Handball zu setzen.“

    Wie ist es bei den Spitzenmannschaften Bietigheim, Dortmund, THC und Metzingen? Gibt es da nicht wenigstens einige Spielerinnen die "nur" vom Handball leben?


    Andreas Thiel:

    "Und überhaupt gibt es in Europa doch nur bei uns, in Frankreich, Dänemark, Ungarn und vielleicht noch Russland funktionierende Ligen."
    Was meint er mit "funktionierende" Ligen. In Rumänien, Norwegen, Ex-Yugoslawischen Staaten usw sehe ich schon auch funktionirende Ligen.


    Andreas Thiel:
    In den Niederlanden sind die Erfolge mit dem Akademiesystem gekommen. Alle Spitzen-Spielerinnen trainieren in jungen Jahren an einem Ort, eine
    leistungsstarke Liga gibt es nicht. Das sei kein Modell für Deutschland, findet Thiel: „Wir brauchen eine Handball-Bundesliga. Die ist regional stark verwurzelt. Im Rahmen der DHB-Strukturreform ist ja ein Akademiesystem angedacht. An sechs Standorten in Deutschland trainieren die 14-, 15-jährigen Talente regional zwei Tage die Woche bei DHB-Trainern. Für die Schulbefreiung sorgt der DHB. Das finde ich vom Grundkonzept okay. Aber es bleiben Zweifel, denn der Teufel steckt im Detail. Da sind weite Strecken zurückzulegen, und man braucht Eltern, die das mittragen. Am einfachsten wäre es, die Talente mit 15 Jahren an einem Ort in Deutschland zusammenzutragen. So hat Holland das mit herausragendem Erfolg gemacht. Aber dafür ist Deutschland zu groß.“

    Immerhin tut sich was. Mal schauen ob es funktioniert. Sinnvoll wäre, wenn die 14 bzw 15 Jährigen in den Orten wo die Akademien sind wohnen. Wenn man gute Spielerinnen formt ist die Wahrscheinlichkeit grösser, daß entweder die BL besser wird oder mehrere Spielerinnen in stärkere Ligen geholt werden. Oder beides. Sonst sehe ich das auch wie Andreas Thiel: weder die Bundesliga noch die Nationalmannschaft sind so schlecht. Für Spitzenplatzierungen fehlt nicht mehr viel.

    Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören,
    ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es
    möglich zu machen wäre, einige vernünftige Worte sprechen. (Johann
    Wolfgang von Goethe)

  • Immerhin tut sich was. Mal schauen ob es funktioniert. Sinnvoll wäre, wenn die 14 bzw 15 Jährigen in den Orten wo die Akademien sind wohnen.


    Damit sind aber erhebliche Kosten verbunden (hohe dreistellige Beträge pro Monat oder sogar mehr), welche die Spielerinnen (bzw. deren Eltern) tragen müssen. "Eliteförderung" könnte auch heißen, dass der Verband einen Teil dieser Kosten übernimmt - zumindest bei besonders begabten Spielerinnen (was leider nicht zu erwarten ist). Später läuft das teilweise über Sponsoren, aber in dem von Dir genannten Alter meist noch nicht.

  • Hat diese WM für unsere Mannschaft nun einen Fortschritt gegenüber der Heim WM 2017 gebracht oder nicht? Die Meinungen darüber gingen in diesem Forum doch ziemlich auseinander. Ich habe die Handballwoche vom 19.12.2017 herausgesucht und die Daten mit denen der aktuellen Ausgabe verglichen.

    1. müssen wir uns daran erinnern, dass damals eine völlig andere Mannschaft auf der Platte stand. Abgesehen von Eckerle, Lauenroth und Bölk (alle drei 2017 nur mit Kurzeinsätzen) waren diesmal nur noch Behnke und Stolle dabei.

    2. Damals Platz 12, diesmal Platz 8 - natürlich ist das eine Steigerung. Allerdings sollte endlich mit dem Märchen von der angeblich stärkeren Hauptrundengruppe aufgehört werden: Mit Ausnahme des Finals haben die Mannschaften aus unserer Gruppe sämtlich die Platzierungsspiele verloren, was eher das Gegenteil anzeigt.

    3. In der Statistik sieht es nicht gut aus für die 2019er Truppe. Fast alle relevanten Werte sind schlechter oder zumindest nicht besser als 2017 (damalige Werte in Klammern): Trefferquote 53% (57%), Fangquote der Torfrauen 35% (39%), Durchschnittswerte pro Spiel für technische Fehler 11,3 (11,1),geblockte Würfe 2,2 (2,4), Zeitstrafen 3,6 (2,3). Lediglich bei Ballgewinnen mit 3,9 (2,4) und Vorlagen 13,3 (8,2) sieht es 2019 besser aus als 2017 - was jedoch leider nicht zu einer besseren Torquote führte.

    4. Hier noch die Trefferquoten der in beiden Turnieren eingestetzten Feldspielerinnen (wiederum 2017 in Klammern): Behnke 76% (62%) Bölk 54% (36%), Lauenroth 61% (67%), Stolle 45% (50%).

    Nun möge sich jeder seinen Reim darauf machen - wohl wissend, dass Zahlen nicht alles sagen.

    Allen Mitstreitern in diesem Forum ein schönes Weihnachtsfest!

  • Aha ... das ist ja mal ein Vergleich... Von der reinen Platzierung her hat man sich verbessert in meinen Augen. Mit ein wenig Glück , hätte man durchaus eine bessere Platzierung erreichen können... Ja , ja ich weiß , hätte..hätte Fahrradkette. Aber und das sage ich immer wieder : " Das Runde muss ins Eckige... " ... solange man zu viele 100%tige Chancen liegen lässt , gewinnt man auch nicht. Das haben andere Mannschaften aber auch erfahren müssen... gut gespielt und trotzdem verloren... wer hätte denn gedacht , dass der Ttelverteidiger Frankreich nach der Vorrunde schon draußen ist oder das keine Skandinavische Mannschaft eine Medaille holt??? Es bleibt bei solchen Tunieren auf alle Fälle auch die nächsten Jahre spannend. In diesem Sinne ... Allen hier ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

  • Sehr interessante Fakten Löwenherz. Bin tatsächlich etwas überrascht über die Werte aber nach etwas überlegen, bestätigen diese Wert mein Gefühl einer Verbesserung aber dennoch. Gibt es Angaben zum Altersdurchschnitt und der Anzahl an Spielen (Länderspiele und vielleicht sogar Ligaeinsätze?) aller Spielerin? Wenn ich mich recht erinnere, dann müsste das aktuelle Team deutlich jünger und unerfahrerener sein und wenn es dann eine vergleichbare Leistung gab, macht es mir Hoffnung in einem der nächsten Tuniere mehr erwarten zu können. Vielleicht sollte jetzt eine "Strategie" mit Ziel Olympia 2024 entwickelt werden. Ein Stamm mit z.B. Eckerle, Berger, Braun, Bölk, Grijseels, Stolle, Smits, Minevskaja und Behnke wäre dann mit 25-30 Jahren wohl auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und könnte gezielt eingespielt werden. Diese Aussichten hatte ich 2016/17 eher nicht, da stellte sich nach jedem Tunier die Frage welche Spielerin ihre Karriere beendet oder ob die Leistung/Auftreten wirklich noch eine Nominierung rechtfertig. Nach dieser WM werden einige Spielerin tatsächlich als mögliche Zugänge bei internationalen Top-Clubs gehandelt.

  • Für alle Nicht-Leser der Handballwoche: In der Ausgabe vom 31.12. gibt es eine aufschlussreiche Darstellung, auf welchem Platz unsere Mannschaft unter den 24 Teilnehmern bei verschiedenen Kritierien liegt:

    Wurfquote (Total) 18
    6M-Wurfquote 19
    Außen-Wurfquote 23
    Rückraum-Wurfquote 12
    Siebenmeter-Quote 5
    Tempogegenstoss-Wurfquote 15
    1:1-Wurfquote 19
    Assists 9
    Technische Fehler 10
    Steals 7
    Geblockte Würfe 9
    Gelbe Karten 16
    2 min.-Strafen 15

    Bildet man davon einen Durchschnittswert, kommt 13,6 heraus. Nur bei Siebenmetern und Steals waren wir besser als der erreichte 8.Platz. Natürlich hat das etwas von Zahlenspielerei, aber dennoch sollten die "Platzziffern" zu denken geben, insbesondere im Angriff. Doch auch in der oft positiv hervorgehobenen Abwehr sind wir nach diesen Werten ebenfalls nicht besser als der am Ende erreichte Platz.

    Fazit: Wenn es noch eines Beleges bedurft hätte, so zeigen diese Zahlen, dass wir in allen Postionen von der Weltspitze entfernt sind - meist sogar meilenweit!

  • Ein Vergleich mit den Platzierungen der anderen (bei dieser WM erfolgeichen) Ländern wäre interessant. Mein Gefühl ist (auch wenn es beim Deutschen Team teilweise haarsträubende Defizite zu sehen waren), dass es trotz alledem genug starke Spiele des Deutschen teams während dieser WM gab, die einen Platz von nur 13,6 doch etwas unnötig negativ erscheinen lassen würden.

    Für alle Nicht-Leser der Handballwoche: In der Ausgabe vom 31.12. gibt es eine aufschlussreiche Darstellung, auf welchem Platz unsere Mannschaft unter den 24 Teilnehmern bei verschiedenen Kritierien liegt:

    Außen-Wurfquote 23


    Puh 23.ter von 24. :/:

    Einmal editiert, zuletzt von Harpiks (4. Januar 2020 um 11:37)

  • Kim Rasmussen als ungarischer Teamchef nach dem fustranen Abschneiden gefeuert.
    Mit viel Glück hat man nun doch noch eine Chance sich für Olympua zu qualifizieren.
    Mit Heimrecht in Györ gegen Russland, Serbien und China sollte man unter die Top zwei kommen können.
    Wenn nicht wieder mal die Nerven der Spielerinnen im Finish versagen.

  • Hast du ne erklärung, warum ungarn jetzt in die quali gerutscht ist?


    Ich habe es in #206 schon erklärt:
    WM 2019 Frauen in Japan

    Kurz:
    Der Kontinent des Weltmeisters (Europa in diesem Fall) bekommt noch zusätzlich zwei Plätze für die Quali. Diese zwei Plätze bekommen die zwei bestplatzierten Länder von der EM 2018, die sich nicht von der WM qualifizieren.
    Ungarn hat in der EM den 7. Platz erreicht. Europameister Frankreich ist direkt in den olympischen Spielen. Die 2., 3., 5., und 6.-platzierten (RUS, NED, NOR, SWE) haben sich aus der WM in die Quali qualifiziert. So die 2 europäische Zusatzplätze gehen an Rumänien (EM Platz 4.) und Ungarn (EM Platz 7.).