Handball-EM 2018 - Hauptrunde, Gruppe II

  • Man kann das Ergebnis auch anders bewerten: die Mannschaft hat immerhin das "Viertelfinale" erreicht, weil sie trotz aller konzeptionellen Konzeptlosigkeit aus individuell sehr guten Spielern besteht, deren Minimum wir in diesem Turnier erlebt haben.


    Prokop gilt als extrem akribischer Taktiker mit ausgeprägtem Hang zur Videoanalyse. Wie taktisch versiert er sein kann, zeigten Leipzigs Bundesliga-Handballer unter seiner Verantwortung in verlässlicher Regelmäßigkeit. Beim SC DHfK schaffte es Prokop, eine Mannschaft zu formen, die meistens besser war als die Summe ihrer Einzelspieler – ein Grund dafür, dass sich der DHB nach Sigurdssons plötzlichem Wechsel nach Japan um die Dienste des gebürtigen Kötheners bemühte."[/i]


    Und genau das ist für die vom Spielermaterial beste deutsche Mannschaft ever der vollkommen falsche Ansatz gewesen.

    Somit hat sich eigentlich der DHB verzockt, weniger Prokop, indem das eigentliche Anforderungsprofi für die vorhandenen Spielerl ignoriert wurde.
    Ein sehr erfahrener Mann wäre hier das Mittel der Wahl gewesen.

  • Da muss man aber noch sagen, dass Lazarow und Hansen Spieler sind die den Unterschied ausmachen - auf Grund ihrer individuellen Klasse. Sie haben aber, neben sich im Rückraum auch noch Leute die das Spiel bestimmen und die Kontrolle haben. Da haben die Dänen vor allem einen Sprung gemacht, weil sie sich eben nicht mehr nur auf Hansen verlassen, sondern mit Lauge einen haben der das Spiel dominiert und zeitweise durch Mesah oder Olsen entlastet werden kann ohne das viel Kreativität verloren geht. Die Mazedonier haben dies mit Mirkulovski eingebaut und durch das Kreisspiel ihren absoluten Fokus von Lazarow genommen.

    Das ist es eben. Dänemark war in der Ära des letzten Trainers im Positionsangriff ausrechenbar. Denn nachdem die Generation um Mogensen raus war, lief alles über Hansen. Lauge und Mensah waren entweder zu jung oder verletzt. Dänemark war trotzdem gut, weil die Abwehr und das Umschaltspiel so stark waren + eben das Hansen natürlich auch einfach anfangen kann "draufzuballern". Immer wenn er nicht funktioniert hat, musste aber jemand anders ran. Damgaard zum Beispiel bei Olympia, aber das waren immer Einzelleistungen.

    Jetzt hast du Lauge, der Hansen einzusetzen weiß, der aber auch die äußerst starken anderen Positionen immer mit einbezieht und selbst natürlich auch nicht ungefährlich ist. Potentiell könnten wir so ja auch spielen...wir haben eine superstarke Abwehr als Gerüst und mit Leuten wie Kühn und Häfner geladene Waffen vorne...aber dieser Spieler oder die Spieler die das ordnen, müssen sich erst herauskristallisieren.

    Ich weiß nicht ob das jetzt in Zukunft Weber oder Drux oder Fäth sein werden, aber es kann nicht Bäumchen wechsel dich sein. So funktioniert das einfach nicht, denn dann entsteht sobald zwei Angriffe nicht funktionieren sofort Verunsicherung. So schön es wäre, gibt es kein erfolgreiches Nationalteam, was nicht die 1-2 Köpfe hat und damit meine ich eben nicht den Führungsspieler an sich, sondern den Mittelmann.

  • Beim Mittelmann kann man eigentlich nur hoffen dass Ernst seine Verletzung gut überstanden hat und dann bei den Berlinern den nächsten Schrittmacht...man braucht auf Mitte einen "klassischen RM"..das sind weder Fäth noch Weber

  • Vielleicht ist ja auch alles ganz anders.

    Vielleicht ist es ja so, dass die Mannschaft einfach nur knapp unterhalb ihrer tatsächlichen Möglichkeiten gespielt hat. Vielleicht sind sie einfach nicht viel besser. Denn wenn man sich die ganz einfache Frage stellt "Welcher Spieler verkörpert denn eigentlich Weltklasse?", dann kommt man relativ schnell ins Grübeln. Die Torhüter? Uwe Gensheimer? Irgend ein Rückraumspieler? .............

    Interessante Gedanken! Sehr lesenwert!

    Bei aller Zustimmung darf ich doch auch darauf hinweisen, dass praktisch kein deutscher Feldpieler in Kroatien eine konstante Normalform an den Tag legen konnte. Sprich: Gensheimer, Weinhold, Pekeler, Wiencek, Groetzki Kühn, Faith, Weber etc. in konstanter und verläßlicher Normalform und ein solches Kollektiv bräuchte gar keinen "Weltklasse Superstar" und dann wäre dies sogar ein Vorteil, weil von allen Spielern (nochmal: in konstanter Normalform) genug Gefahr in der Breite ausgehen kann.

    Preisfrage: Warum ragte quasi kein Feldspieler konstant an seine Normalform heran?

    mit Petko so geht nicht!
    (Velimir Petkovic
    [b]
    Mein Herz schlägt links, der Kopf arbeitet rechts und die Brieftasche ist in den USA (André Kostolany)

  • In der Tat..dfas Team benötigt einne international erfahrenen Trainer...ohne den wird man auch in Zukunft Schiffbruch erleiden


    Ich halte Prokop schon für durchaus lernwillig und auf längere Sicht anpassungs- und optimierungsbereit. Das steht ja eigentlich auch nicht zur Diskussion.

    Die Frage ist halt, ob der DHB und Handballdeutschland ihm die Zeit geben (können), im Zweifel die aktuelle Spielergeneration für diesen Lernprozess des Trainers zu opfern.
    In meinen Augen wäre dies reine Selbstzerstörung des Potentials, denn 2, 3 Großturniere bräuchte das Minimum um dann vielleicht noch 4, 5 Großturniere Medaillen zu erreichen.
    Danach würde er ja eh nach Japan gehen. :rolleyes:

    IMHO macht das nur Sinn, wenn man derzeit bei quasi null stünde, sich also derzeit auf Niveau 2014 befinden würde und eine Erfolgs-Epoche wie Frankreich unter Onesta anpeilen würde.

  • Danke. Damit könnte man den Thread dicht machen und wieder zum Tagesgeschäft übergehen.

  • Ich finde schon, dass Wiencek und Weinhold ihre Normalform zeigten bis sie platt waren. Bei Weinhold ging das in der 2. Halbzeit gegen Dänemark los und Wiencek war gestern deutlich langsamer als sonst.
    Ist aber auch kein Wunder bei deren Pensum.

    Jag går och fiskar

    och tar en tyst minut

  • Beim Mittelmann kann man eigentlich nur hoffen dass Ernst seine Verletzung gut überstanden hat und dann bei den Berlinern den nächsten Schrittmacht...man braucht auf Mitte einen "klassischen RM"..das sind weder Fäth noch Weber

    Das wäre eine gute Alternative, er erinnert mich auch ein wenig an eine Mischung von Lauge & Karabatic vom Stil her - vielleicht nicht so Spielintelligent, aber er ist immer noch jung. Ein großes Plus ist, dass er auch ein Mittelblock spielt, dann hat man vielleicht auch nicht so das Problem mit den vielen Angriff/Abwehr wechseln. Dann kann man auch noch an Suton denken, der bei Lemgo viel viel Verantwortung bekommt und immer weiter wächst.


  • und das Bad Boys Gedöns sollte man jetzt ein für alle mal lasssen..für eine gewisse Zeit war das aufgrund des EM Erfolges 2016 in Ordnung..aber nach 2 erfolglosen Turnieren in Folge hat sich das endgültig ausgelutscht...sonst macht man sich damit nur noch lächerlich

    Genau so ist es!

    Es war ein sehr gutes MotivationsInstrument von Dagur bei der EM 2016
    Nicht mehr und nicht weniger!

    Mittlerweile ist es einfach nur noch ausgelutscht!
    Aber die Medien (insbesondere ARD und ZDF, sowie der DHB selbst) finden es halt geil, da hat man jetzt so ein total freches Schlagwort gefunden und Englisch ist es auch noch, besser geht's doch gar nicht......
    Heute Abend spielen die Bad Boys im TV, nicht die deutschen Handballer, geil geil geil

    Ansonsten halte ich die Beiträge 1117/1118/1119 für vortreffliche Analysen!!!

    Da uns "Alleinentscheider" wie Schmid / Hansen / Karabatic / Duvnjak / Lazarov nun Mal fehlen, können wir nur in die Weltspitze vorstoßen, und dazu zähle ich das Halbfinale einer EM voll und ganz, wenn nahezu alle im Kader an ihrem oberen Limit spielen und die individuelle Fehlerquote minimieren und das zunächst Mal ganz unabhängig davon wer da als Coach auf der Bank sitzt!
    Bei der EM 2016 als Underdog ist uns genau das gelungen.
    Bei der EM 2018 als selbsternannter Mitfavorit "wir wollen unbedingt ins Halbfinale und eine Medaille" überhaupt nicht!!!

  • Das Problem mit dem "Bad Boys" Slogan ist natürlich dass er jetzt einem in den Medien um die Ohren fliegen wird..die "Sad Boys" kursieren da ja schon ( z.B. FAZ) die "Worst Boys" kommen auch so langsam..und generell hat "bad" ja auch noch eien andere Bedeutung :)

  • Und wie lange die Füchse nach dem Abgang von Nenadic noch zweiter bleiben werden, wird sich zeigen


    Und trotz sehr starkem Mittelmann hat Serbien wie in der Vergangenheit auch (ausser dem Ausreisser im eigenen Land), ein eher unterirdisches Turnier gespielt.
    So kanns also auch gehen.

  • Hätte wäre wenn ...


    Im Fußball würde man es knallhart auf den Punkt bringen.


    Mannschaft und Trainer haben sich total blamiert (undisziplierte lächerliche Spielweise) und es ging als Team inklusive Trainer nichts zusammen.