Ball nicht sofort freigegeben: progressiv oder gleich Hinausstellung?

  • Servus,
    folgende Szene ist der Anlaß

    https://youtu.be/raPmPbDnPrw

    zu meiner Frage:

    Im Gegensatz zum Fußball muß man ja beim Handball – nach einem Pfiff gegen die eigene Mannschaft – den Ball SOFORT freigeben. Folgt bei einem Verstoß zwingend eine 2-Minuten-Strafe?

    Regelbezüge:

    8:7 … unsportliches Verhalten, das progressiv zu ahnden ist,

    c) Verzögerung der Wurfausführung der gegnerischen Mannschaft durch das Nichteinhalten des 3m-Abstands oder anderer Verhaltensweisen;

    bzw.

    8:8 … direkte Hinausstellung

    b) wenn der Spieler bei einer Entscheidung gegen seine Mannschaft den Ball nicht sofort fallen lässt oder niederlegt, so dass er spielbar ist;

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  • Du hast ja eigentlich die Antwort schon gegeben. Wenn der Spieler den Ball nicht sofort fallen lässt oder niederlegt und der Ball deshalb nicht spielbar ist, gibt es eine Hinausstellung gemäß Regel 8:8 b).

    Einmal editiert, zuletzt von Funkruf (28. Mai 2017 um 21:32)

  • Ja klar, aber 8:7c) läßt doch mit der Formulierung „oder andere Verhaltensweisen“ auch eine progressive Bestrafung zu.

    (Die Unterpunkte sind ja jeweils immer nur „Beispiele“ und keine zwingenden Situationsbeschreibungen, oder?)

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  • Naja, neben dem Verstoß gegen den 3-Meter-Anstand, dürfte auch das Durchlaufen durch die Spielfeldmitte beim Anwurf des Gegners dazu zählen. Wird dadurch die Anwurfausführung auch nur kurzfristig verzögert, kann dadurch ein mögliches Überzahlspiel im Tempoangriff regelwidrig unterbunden werden. Und das ist unsportlich und wird gemäß Regel 8:7 c) progressiv bestraft.

    Aber wie gesagt: Wenn der Spieler nach der Entscheidung den Ball nicht sofort freigibt, ist das eine Hinausstellung. Denn das bewusste Nichtniederlegen des Balls kann unter Umständen einen Gegenstoß des Gegners verhindern.

  • Ja, beides kann eine Torchance des Gegners verhindern.

    Ah, das hab ich nicht bedacht:
    Bei der Behinderung der Wurfausführung (8:7c) hat der Gegner ja schon den Ball, oder?

    Bei 8:8b wird dem Gegner die Möglichkeit, den (Frei- oder Ab-)Wurf schnell auszuführen, schon vorher genommen.

    Also:
    Ball nach Entscheidung gegen die eigene Mannschaft nicht sofort freigegeben: 2-Minuten-Strafe

    Danke,
    jetzt sehe ich klarer.

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  • Sorry, ich muß doch nochmal nachhaken:

    8:10c
    … gilt bei jeglicher Art der Wurfverhinderung (z.B. Vergehen mit begrenztem körperlichen Einsatz, Störung der Wurfausführung wie: Pass abfangen, stören der Ballannahme, Ball nicht freigeben).

    Hm, wenn man aber das berücksichtigt, sehe ich zwischen 8:7c und 8:8b – was die Verzögerung anbelangt – dann doch keinen Unterschied mehr.

    Somit wäre eine Situation wie im Filmchen dann doch nach 8:7c auch nur progressiv bestrafbar, wenn damit nicht die Chance auf eine klare Torgelegenheit genommen wurde (ansonsten Hinausstellung oder in den letzten 30 Sekunden halt 8:10c).

    (Wobei ich in der Halle nicht gesehen hatte, daß SchwarzNr.8 nicht reflexartig nur kurz nach dem Ball greift, sondern dem fangbereiten Spieler GrünNr.19 den Ball wegschnappt.
    EDIT (29.05., 15 Uhr):
    Was mir beim Zusammenschneiden gar nicht bewußt geworden ist: Der Pfiff gegen SchwarzNr.8 erfolgt gleichzeitig mit dem Aufnehmen des Balles. Wie Richardson richtig schreibt: „… NACH dem Pfiff lässt er ihn ja sofort auf der Stelle fallen (sogar direkt vor die Füße des Gegners, sodass er sofort weiterspielen könnte). Den Ball nochmal aufnehmen darf er ja, auch wenn er weiß, dass es Fuß war, es muss halt erstmal gepfiffen werden. Und so schnell kann man gar nicht pfeifen, dass er hier zu spät abgelegt worden wäre.“)

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    Einmal editiert, zuletzt von rrbth (29. Mai 2017 um 15:17)

  • Nochmal, Bei 8:7 c) wird ein mögliches Überzahlspiel im Tempoangriff regelwidrig unterbunden, der Gegner ist bereits in Ballbesitz und möchte ausführen. Bei 8:8 b) verhindert ja der Spieler, das der Gegner den Ball aufnehmen kann. Dadurch kann der Gegner keinen Gegenstoß machen.

    8:10 ist ja die Regel, welche sich mit besonders grob unsportlichen Verhalten befasst.

    Hier steht vor allem der Zeitgewinn durch Spielverzögerung im Vordergrund: Während die letzten 30 Sekunden des Spiels laufen, lässt sich mit einer gezielten Behinderung oder Verzögerung einer Wurfausführung (Freiwurf, Anwurf nach Torerfolg, Abwurf) ein erfolgsversprechender Angriff zunichte machen. Und das ist besonders grob unsportlich, weshalb es ja Disqualifikation gibt. Von 2010-2016 gab es ja zusätzlich den Bericht dazu, was eine Sperre bedeutete (bis 2016 waren es noch die letzte 1 Minute vor jeweiligen Spielende, die Voraussetzung war). Ab dieser Saison gibt es den 7-Meter (Strafwurf), damit der Angriff, der durch die Spielverzögerung entstanden vernichtet wurde, wieder hergestellt wird.

  • Also klar ist, bei nicht freigeben den Balles gibt es eine Hinausstellung. Die Frage, die sich mir stellt ist, ob es in diesem Fall wirklich bestraft werden musste. Funkruf und rrbth haben ja beide schon richtig geschrieben, "...wenn der Ball NACH dem Pfiff/der Entscheidung nicht sofort frei gegeben wird". Das ist hier meiner Ansicht nach nicht der Fall, denn NACH dem Pfiff lässt er ihn ja sofort auf der Stelle fallen (sogar direkt vor die Füße des Gegners, sodass er sofort weiterspielen könnte). Den Ball nochmal aufnehmen darf er ja, auch wenn er weiß, dass es Fuß war, es muss halt erstmal gepfiffen werden. Und so schnell kann man gar nicht pfeifen, dass er hier zu spät abgelegt worden wäre.
    Das gleiche ist übrigens, wenn Spieler nach dem Ticksen nochmal den Ball aus der Hand fallen lassen und dann nur noch versuchen, iwie zu verhindern, dass der Gegner schnell an den Ball kommt. Da könnt ich mich immer drüber aufregen. Warum nimmt man nicht den Ball und wirft den iwo weit weg, da ist der Gegenstoß erstmal verhindert und ne Strafe kann es auch nicht geben, weil der Schiedsrichter ja auf keinen Fall vor dem Wurf pfeifen kann (höchstens während des Wurfs). (bei der ganzen Situation natürlich vorausgesetzt, dass kein Mitspieler in der Nähe ist, der ihn aufnehmen kann. Da frag ich mich immer, warum man den Schiedsrichtern die Arbeit abnimmt. Lustig ist ja, dass manche es vllt gar nicht pfeifen würden, weil sie in dem Moment vllt gar nicht genau hingeguckt haben. Noch lustiger ist, wenn man als Spieler nur denkt, es wäre 2-Mal und der Schiedsrichter das dann wegen so einer Aktion trotzdem pfeift.

  • Was das Video betrifft, da weiß ich auch nicht, wieso der Spieler hier bestraft wurde (und dann wäre die Gelbe Karte auch verkehrt, wenn es wirklich wegen dem Nichtfreigeben des Balls gewesen ist).

  • Die gelbe Karte ist mir ein Rätsel
    1. den Ball hat er nahezu sofort freigegeben
    2. wenn er das nicht getan hätte, wären mMn 2min fällig gewesen

    Hat er vielleicht irgendwie (abseits der Kamera) rum gemeckert und hat die Gelbe dafür bekommen? Scheint mir hier am wahrscheinlichsten

    Irgendwann ist auch mal Schluss!!!

  • Nein, Tatsachenentscheidung, denn es geht ja auch um die Auslegung des kleinen aber feinen Wortes "sofort"

    Wenn du es nicht ahndest, ist es eine Tatsachenentscheidung.

    Wenn du es falsch ahndest (also hier die gelbe Karte), ist es ein Regelverstoß!


    Hat er vielleicht irgendwie (abseits der Kamera) rum gemeckert und hat die Gelbe dafür bekommen? Scheint mir hier am wahrscheinlichsten

    Nee.

    Der Schiedsrichter hält ja sofort die Zeit an.

    Weißt du, wie oft ich das schon gesehen habe, dass für sowas Gelb gegeben wurde?

    Das ist Regelunkenntnis!

    Genau, wie wenn ein Spieler, der den Ball hat, durch's Aus läuft (Ball im Spielfeld), und dann auf Einwurf entschieden wird.
    Oder wenn der Torwart (bei nicht angepfiffenem Abwurf) mit Ball den Torraum verlässt, und dann auf Freiwurf gegen ihn entschieden wird.
    Oder ein Spieler führt einen nicht angepfiffenen Freiwurf im Laufen aus, und es wird auf Freiwurf für den Gegner entschieden.

    Hab ich alles schon sooooo oft gesehen und sind alles Paradebeispiele für Regelunkenntnis der Schiedsrichter.
    Da es ja leider nie Konsequenzen hat (auch in höheren Ligen kaum), wird sich das auch nicht ändern.

    Einmal editiert, zuletzt von Rheinland-SR (29. Mai 2017 um 14:35)

  • 8:8 b) ist doch ganz eindeutig - und da steht auch keine Einschränkung bzgl. Torchance o.ä.!
    Da Gelb zu geben, ist ein klarer Regelverstoß!


    Das ist klar, und das verstehe ich auch,
    aber könnte man nicht trotzdem 8:7c anwenden, womit die Verwarnung dann ja möglich wäre?

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