Freiwurf nach Spielende in der Praxis

  • Hallo zusammen,

    habe gerade Flensburg - Kiel geguckt und war irritiert.

    Kiel führt mit einem Tor kurz vor Schluss, Kiel im Angriff, es wird Freiwurf für Kiel gepfiffen, Schlusssignal, Kiel feiert.

    Die Schiedsrichter bestehen auf Ausführung, obwohl die Kieler offensichtlich nicht mehr werfen wollen.

    Abwehr muss sich hinstellen, es wird angepfiffen , Kieler lässt den Ball fallen.

    War war da los?

    Solche Szenen seh ich sonst nur noch im Kinderbereich oder bei Alte Herren, aber doch nicht in der Champions League.

    Die Anweisung sagt doch, wenn ein Spieler den Ball übergibt oder hinlegt, muss er nicht mehr ausgeführt werden.

    Aber dafür müssen sich doch nicht erst alle aufstellen und dann angepfiffen werden, oder?

    Wenn klar ersichtlich ist, dass eine Mannschaft nicht mehr ausführen will, ist das Spiel für mich beendet.

    Ich dachte, im Profihandball gilt das erst recht.

    ?(

    Viele Grüße
    Michael

  • Hier dürfte Regel 2:4 die Antwort geben.

    Zitat

    Regelwidrigkeiten und unsportliches Verhalten vor oder mit dem Ertönen des Schlusssignals (bei Halbzeit- oder Spielende bzw. Ende der Verlängerung) sind zu ahnden, auch wenn die Ausführung des Freiwurfs (nach Regel 13:1) oder 7-m-Wurfs nicht vor dem Schlusssignal erfolgen kann.
    Ertönt das Schlusssignal, wenn ein Frei- oder 7-m-Wurf noch auszuführen ist oder der Ball sich nach einem solchen Wurf noch in der Luft befindet, ist dieser Wurf ebenfalls zu wiederholen.
    In beiden Fällen beenden die Schiedsrichter das Spiel erst, wenn der Freiwurf oder 7-m-Wurf ausgeführt oder wiederholt wurde und das Ergebnis dieses Wurfes feststeht.

    Das Spiel muss also fortgesetzt werden und erst jetzt sollte der Spieler den Ball fallen lassen, damit das Spiel zu Ende ist.

  • Das Spiel muss also fortgesetzt werden und erst jetzt sollte der Spieler den Ball fallen lassen, damit das Spiel zu Ende ist.

    Also m.E. sagen die Erläuterungen klar was anderes aus, gerade die letzten beiden Sätze:

    "Häufig ist eine Mannschaft, die nach Ablauf der regulären Spielzeit noch Gelegenheit zur Ausführung eines Freiwurfs hat, nicht mehr daran interessiert, ein Tor zu erzielen; entweder ist das Spiel bereits entschieden oder die Entfernung zum Tor zu groß. Obwohl die Regeln eine Ausführung des Freiwurfs vorschreiben, sollten die Schiedsrichter diesen als ausgeführt betrachten, wenn ein Spieler in wenigstens annähernd korrekter Position den Ball nur fallen lässt
    oder den Schiedsrichtern aushändigt. Will eine Mannschaft ihre Wurfchance noch wahrnehmen, müssen die Schiedsrichter ihr diese gewähren (selbst wenn sie nur sehr gering ist), aber darauf achten, dass die Situation nicht zu einem zeitaufwändigen „Theater“ wird. Deshalb sollten sie die Spieler beider Mannschaften rasch in die korrekten Positionen bringen, damit der Freiwurf unverzüglich ausgeführt werden kann."

    Quelle: Aktuelle Regeln

    3 Mal editiert, zuletzt von Rheinland-SR (24. November 2016 um 15:18)

  • Und wieder einmal eine Situation, wo Sprache mit Interpretation kollidiert.

    In Regel 2:4 steht jetzt hier von mir verkürzt: der Wurf ist noch auszuführen bzw. zu wiederholen. Das ist sprachlich eine reine Ist-Anweisung und somit bindend. Und dann hat jemand den Schwachsinn der daraus entsteht entdeckt, und eine Erläuterung zu der Regel geschrieben, die dieser widerspricht.
    Ihr könnt alle machen was Ihr wollt, und ich will hier nicht wieder über richtig oder falsch diskutieren. Aber in der deutschen Sprache ist das was schriftlich niedergeschrieben ist in 99,9% der Fälle nicht interpretierbar und somit eindeutig. Das trifft sprachlich auch auf 2:4 zu. Und insofern sollte jeder für sich entscheiden, was er höher bewertet. Die Regel oder eine Erläuterung die nur eine Meinung von jemanden oder einigen darstellt.
    Es sollte jedem klar sein, solange man redet ist sprache interpretierbar. Das nennt sich dann Sprachgebrauch. Sobald man aber schreibt, hört Sprachgebrauch auf.

    Gruß Frank

  • wenn beide Mannschaften in so einer Situation einfach nichts mehr machen was wollen die Schiris dann noch machen?

    Die Schiris in Flensburg haben das geschafft. Haben sich aufgestellt, es wurde angepfiffen, Kieler ließ den Ball fallen.

    Völlig unnötige Szene. Braucht kein Mensch sowas.


  • Die Schiris in Flensburg haben das geschafft. Haben sich aufgestellt, es wurde angepfiffen, Kieler ließ den Ball fallen.

    Völlig unnötige Szene. Braucht kein Mensch sowas.

    Hallo Rheinland SR,

    völlig richtig und da bekommst du von mir zu deiner Aussage 100% Recht. Aber solange wir in unseren Regeln Sätze wie

    Der geblockte Ball ist kein Pass (Passives Spiel, 6 Pässe Regel)

    oder aber unser Beispiel hier im Thread in unseren Regeltexten stehen haben, dann aber gleichzeitig irgend welche Helden das Gegenteil in irgend welche Erläuterungen zu eben diesen Regeln schreiben und diese auch ins Regelheft schreiben, werden wir hier immer diskutieren.

    Erläuterungen und Auslegungen findet man nur im Handball im Regelheft, andere Sportarten sind da cleverer. Wären die da nicht drin, könnte man wenigstens wenn Fehler auftauchen diese problemlos korrigieren.

    Andererseits wäre es ja auch schlimm wenn es nicht so wäre, dann hätten wir hier im Schiri Forum gar kein Thema mehr.

    Gruß Frank

  • Ich finde die Erläuterungen eigentlich gut.

    Z.B. was beim Blocken des Balles mit Abstandsvergehen in den letzten 30 Sekunden passiert (wir haben ja bei der Diskussion hier gesehen, dass es durch den Regeltext alleine nicht allen klar ist; die Erläuterung widerspricht da nicht, sondern erläutert).

    Oder dass es keinen Nullschritt beim eigenen Anprellen gibt (was jetzt endlich ins Regelheft geschrieben wurde).

    Oder dass Regel 8:10 c) auch greift, wenn die Ausführung eines formellen Wurfen durch einen Wechselfehler oder Unsportlichkeit auf der gegnerischen Bank verhindert wird.

    Oder dass ein geblockter Wurf bei angezeigtem Passiv-Warnzeichen zwar ansich noch kein Pass ist, aber zum zählbaren Pass wird, wenn er wieder beim Werfer oder einem Mitspieler landet.

    Gerade die Guidelines und Interpretationen klären viele offene Fragen und strittige Themen.

    Schwierig wird es dann, wenn selbst eine Erläuterung noch unterschiedlich interpretiert werden kann, wie bei dem Beispiel hier mit der Freiwurfausführung nach dem Schlusssignal.

  • Zuerst einmal, ich wollte es nicht wieder aufwärmen, deshalb hatte ich alle Beispiele weggelassen.

    Aber wenn du das folgende schreibst,


    Oder dass ein geblockter Wurf bei angezeigtem Passiv-Warnzeichen zwar ansich noch kein Pass ist, aber zum zählbaren Pass wird, wenn er wieder beim Werfer oder einem Mitspieler landet.


    dann kannst du mir auch sicher meine Frage beantworten die ich jetzt erst mit einer Erklärung einleite.
    .
    Im deutschen Duden ist das Passen als bewusstes Zuspiel zwischen Spieler A und B definiert.Ohne weitere Spielräume
    In unserem Regelheft steht jetzt aber in einer Tabelle die Schulungsunterlage sein soll und im Anhang zu finden ist, dass ein Torwurf ( ich nehme extra einmal diesen damit es deutlich wird) wenn er geblockt wird und dann sagen wir zum Torwart des Angreifers kommt (extrem aber kommt vor) als Pass gezählt wird. Ich möchte das nicht als bewusstes Zuspiel werten, müsste cih doch bei einem solchen Rückpass sofort ohne weiteren Pass auf passiv entscheiden.

    Aber nun zu meiner Frage die du mir vielleicht beantworten kannst.

    Setzen wir das was in unserem Regelheft steht höher und richtiger als die sprachliche Erklärung einer Situation im deutschen Duden?

    Und eine Bitte, bevor du meine Frage beantwortest. Schau dir die Erklärungen zum Pass im Duden an, such andere Erläuterungen zu der Erklärung im Duden (vielleicht findest du was was ich nicht gefunden habe) und beantworte erst dann meine Frage. Aber wirklich nur diese. Wir müssen das Thema nicht wieder diskutieren.



    Schwierig wird es dann, wenn selbst eine Erläuterung noch unterschiedlich interpretiert werden kann, wie bei dem Beispiel hier mit der Freiwurfausführung nach dem Schlusssignal.

    Auch das habe ich sprachlich erklärt. In unserer Regel zu dieser Situation steht "ist dieser Wurf ebenfalls zu wiederholen" . Erkläre mir doch bitte auch hier, wo du da irgend einen Interpretationsspielraum ableiten möchtest wie es in der Erläuterung dazu schon getan wird Man könnte das in der Regel auch ohne Komma schreiben, dann würde da stehen: Dieser Wurf ist ebenfalls zu wiederholen. Das ist in der Regel sprachlich ein angehängter Hauptsatz und damit eine klare Anweisung.


    Gruß Frank