Diskussion - Livestreampflicht für Handball-Bundesligisten

  • Ich betreibe seit fast drei Jahren einen wöchentlich Handball-Podcast mit extrem viel Aufwand. Bisher habe ich mit diesem Podcast ganz klar rote Zahlen geschrieben. Ich glaube nicht, dass ich mir daher unpassende und am Thema vorbei erwähnte Seitenhiebe gefallen lassen muss. Da darf man sich dann auch gerne mal zu äußern, denn wenn man jemanden nichts in Sachen Finanzen vorwerfen sollte, dann wohl einem Ehrenamtler, um es mal so zu formulieren. ;)

    Wenn ich Dein Argument richtig verstehe, dann nehme ich also einen Fan oder Sponsor des lokalen Vereins eher mit, wenn da jemand sitzt und kommentiert, den sie kennen? Das ist leider ein Trugschluss. Denn zunächst wird ja bei Auswärtsspielen immer jemand anders sitzen, alleine schon aus Gründen der Logistik und Kosten wird nicht der Presse- oder Hallensprecher von Balingen das Auswärtsspiel in Flensburg kommentieren. Zum anderen: Was ist denn dann mit den Flensburger Fans? Werden die dann gar nicht mitgenommen in diesem konkreten Fall? Es guckt nicht ein Fan mehr oder weniger diesen Stream, weil ein lokaler Reporter das kommentiert. Sie gucken es, weil sie ihren Verein spielen wollen.

  • Ich betreibe seit fast drei Jahren einen wöchentlich Handball-Podcast mit extrem viel Aufwand. Bisher habe ich mit diesem Podcast ganz klar rote Zahlen geschrieben. Ich glaube nicht, dass ich mir daher unpassende und am Thema vorbei erwähnte Seitenhiebe gefallen lassen muss. Da darf man sich dann auch gerne mal zu äußern, denn wenn man jemanden nichts in Sachen Finanzen vorwerfen sollte, dann wohl einem Ehrenamtler, um es mal so zu formulieren.

    Ich glaube, ich bin der letzte, der deine ganzen Leistungen, die hinter deinem Podcast stecken, nicht einschätzen kann. Du wirst doch diese Geschichte nicht machen, wenn du keinen (zumindest ideellen) Gegenwert kriegst oder Spaß an der Sache hast? Allerdings musst du immer mit Seitenhieben rechnen, wenn du andere abwertest, was du gegenüber den lokal verorteten Kollegen getan hast. Dabei bedienst du ebenfalls ein begrenztes Gebiet, dass allerdings nicht eine Stadt oder eine Region ist, sondern Handball heißt.

    Wenn ich Dein Argument richtig verstehe, dann nehme ich also einen Fan oder Sponsor des lokalen Vereins eher mit, wenn da jemand sitzt und kommentiert, den sie kennen? Das ist leider ein Trugschluss. Denn zunächst wird ja bei Auswärtsspielen immer jemand anders sitzen, alleine schon aus Gründen der Logistik und Kosten wird nicht der Presse- oder Hallensprecher von Balingen das Auswärtsspiel in Flensburg kommentieren. Zum anderen: Was ist denn dann mit den Flensburger Fans? Werden die dann gar nicht mitgenommen in diesem konkreten Fall? Es guckt nicht ein Fan mehr oder weniger diesen Stream, weil ein lokaler Reporter das kommentiert. Sie gucken es, weil sie ihren Verein spielen wollen.

    Ich habe in meinen ersten Statements schon geschrieben, dass die Kompetenz entscheiden soll, ich vertrete allerdings die Ansicht, dass Fans und "Dialektiker" diese Kompetenz mitbringen können. Ich schließe sie grundsätzlich nicht aus! Die Kommentatoren müssen zuallererst verständlich sein, sie sollen das Geschehen auf der Platte fachlich gut rüberbringen, sie können nebenbei auch passende Geschichten bieten, die die Gastgeber und den Austragungsort den Zuhörern näher bringen, ohne Propaganda zu machen. Wenn du Menschen für deinen Podcast ausfragst, dann gelingt das Interview nur, wenn deine Gäste bunte Geschichten und Anekdoten erzählen, doch wenn sie stereotype Sätze bringen, austauschbar sind, ist niemandem geholfen. Die meisten Bestseller in den Buchläden beinhalten interessante, mit einem Ort verbundene Storys, bei Filmen ist's ebenso. Wenn ein auswärtiger Handballfan den geplanten Videostream anschaltet, um einer Begegnung in Musterstadt zu folgen, warum sollte der Kommentator nicht eine Musterstädter Stimmfarbe besitzen, Musterstädter Geschichten erzählen, eine eigene Type sein, wenn er verständlich ist und das Handballspiel im Mittelpunkt bleibt? Wenn ich nämlich als Handballfan eine Auswärtsfahrt antrete, will ich ebenfalls Land und Leute kennenlernen, stehe in der Halle einer Mehrzahl einheimischer Anhänger gegenüber. Dann das packende Spiel. Warum sollen die schönen Seiten des Sports in einem Videostram kastriert werden? Das sollte weder im Interesse der Fans, der Vereine und der Geldgeber sein.

  • Was soll denn diese Frage? Wie viele Handballkommentatoren hattest du aufgezählt? Es waren fünf oder sechs, die keinesfalls reichen würden, einen Spieltag im geplanten Videostream abzudecken. Wenn's Menschen gibt, die das Ganze packen, verständlich sind, doch eine einheimische Stimmfarbe haben - wieso sollten sie ausgeschlossen werden? Also: Was soll deine Frage?

  • Ich sprach nicht nur von Handball. Ich sprach von Sportkommentatoren allgemein. Spielt aber auch keine Rolle. Ich möchte nur klarmachen, dass es anscheinend Gründe gibt, warum es die Dialekter eben nicht schaffen, sich in diesem Bereich national zu etablieren. Ich bin übrigens großer Fan einiger Dialekte. Aber es passt nicht zur komplett seriösen und neutralen Sportberichterstattung.

  • Aha. Erkennbare Westfalen wie Werner Hansch, Franken wie Günther Koch, Sachsen wie Gerd Zimmermann, Deutsche wie Herbert Zimmermann machten/machen keinen sauberen Job? Sie waren/sind nicht kompetent genug? Ich erinnere an die weltmeisterschaftliche Reportage aus Bern. Wenn deine Einstellung zum Tragen käme, wäre "aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, Tooor, Tooor, Tooor" undenkbar gewesen. Das war nicht seriös, das war nicht neutral. Du forderst eigentlich, alle fünf Kilogramm zu schweren Jungs bei der Wahl einer Mannschaft auszusortieren, weil du ihnen kein ordentliches Match zutraust - ohne sie spielen zu sehen. Wer wird als nächstes aussortiert: Alle Menschen dunkler Hautfarbe, weil Handball von Deutschen und Schweden entwickelt worden war? Ich kriege Pickel. Ich dachte, so eine Forderung nach Pseudoneutralität und Pseudoseriosität wär' längst überwunden.

  • Was für eine Diskussion.....

    Ich hab'ja nun die Leipziger nur mal so am Rande mitgehört. Das ist schon sehr lokal gefärbt (und jetzt spielt der Dialekt dabei keine Rolle) und, wie Paul Jonas schon sehr richtig schrieb, "liebenswerter Quatsch". Wenn z.B. ein Holger Glandorf als SG-Quotendeutscher beschrieben wird, dann wird das das Selbstwertgefühl des Leipzigers womöglich heben, mit der Realität der SG hat es nicht unbedingt was zu tun. Ähnliches käme wohl raus, wenn man Tamo Schwarz von den KN ein SG Spiel moderieren ließe. Dabei habe ich natürlich überhaupt nichts gegen Lokalreporter oder Moderatoren, aber all in its proper place, oder so.....

  • Wie viele Handballer aus dem Flensburger Kader in der letzten Saison waren eigentlich für die deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt? Glandorf, Heinl, Nicolaisen. Wie viele deutsche Spieler waren in der letzten Saison - aus welchen Gründen auch immer - permanent dabei? So war die Bezeichnung von Glandorf als Quotendeutschen auf der einen Seite schon ironisch/satirisch, aber auf alle Fälle sauber recherchiert und irgendwo korrekt. Nur mal so bemerkt.

  • irgendwo korrekt. Nur mal so bemerkt.

    Genau dieses "irgendwo" ist der Punkt. Eben unprofessionel.

    "Quotendeutscher" ist natürlich ironisch, aber gleichzeitig wertend. Wie du selbst feststellt, gibt es neben Glandorf eben noch weitere Passdeutsche (in der letzten Saison 5) im Kader des Bundesligisten. Von dem sehr guten Unterbau mal ganz zu schweigen.

    Das ist ja auch nur ein Beispiel um zu zeigen, dass es eben Unterschiede jenseits des Dialektes gibt. Alls an seinem Platz.

    Einmal editiert, zuletzt von Crusty (23. August 2016 um 08:51)

  • Was war "unprofessionell"? Wie viele Deutsche haben denn in Leipzig gespielt? Es war nur Glandorf. Wie viele waren beim Rückspiel dabei? Glandorf und ein Kurzeinsatz von Heinl. Es wär' unprofessionell und nicht korrekt gewesen, den tollen Nachwuchs der Flensburger zu loben, wenn keiner zum Einsatz kommt. Meines Wissens wurden allerdings auch im Audiostream die vielen Erfolge der Flensburger und die Vereinsstruktur inklusive der zweiten Mannschaft in der dritten Liga (Staffel Nord) erwähnt. Warum negierst du diesen Fakt? War das auch "unprofessionell"?

  • Du willst nicht verstehen. "Quotendeutscher" ist ein wertender Begriff, den ein "neutraler" Moderator vermeiden sollte. Er darf natürlich schon auf die geringe Anzahl deutscher im Team der SG Bundesligamannschaft hinweisen, wenn ihm danach ist.....

  • Ich habe dich schon verstanden. Ob Glandorf allerdings als "Quotendeutscher" oder "einziger Spieler mit deutschen Pass auf der Platte" bezeichnet wird - es ist genau der gleiche Sachverhalt, die gleiche Wertung. Ja, die erste Formulierung ist satirisch, polarisierend, reißerisch, doch dadurch bleibt diese Information auch länger in den Köpfen der Zuhörer hängen, da sehe ich wahrlich nichts Falsches und Unprofessionelles dran, zumal die Zuhörer aus Flensburg wissen, woher das Ganze (in diesem Fall vom ersten Fanradio in Deutschland) kommt. Aber auch Fanradios sind ein journalistisches Format. Ich selber halte die latente Pseudoneutralität in den deutschen Medien viel gefährlicher. Jeder Journalist entwickelt einen eigenen Standpunkt zu einem Sachverhalt, welchen er (hoffentlich mit einer umfassenden Recherche) thematisiert, er ist subjektiv, ob er will oder nicht, so sollte sein Standpunkt schon erkennbar sein. Dann können die Nutzer seine Arbeit besser einschätzen. Ansonsten würde der Manipulation Tür und Tor geöffnet sein.

  • Bei Livestreams, die von von Vereinen organisiert sind (und sei es mittelbar durch die HBL) ist immer das Problem, das die Moderatoren von den Vereinen unmittelbar abhängig sind.

    Wenn der Manager des Bundesligisten sagt - der passt mir nicht, dann kommentiert ein anderer. Das ist halt wie beim Hallenheft...

    Streng genommen ist das ein PR-Mitarbeiter, kein Journalist.Beim Livestream aus Göppingen merkt man z.B. auch eine gewisse Zurückhaltung bei Bewertungen... das ist auch zwangsläufig so...(die Übertragungen aus Göppingen sind völlig okay gemacht - im Sport 1 Portal wird übrigens prominent explizit drauf aufmerksam gemacht, dass Sport1 keine redaktionelle Verantwortung hat)

    Journalistische Formen des Livestreamorganisation würde ich bevorzugen - ob die refinanzierbar sind, da hab ich meine argen Zweifel...Auffällig ist ja, das kaum Zahlen zur Nutzung publiziert werden, wenn man im internationalen Bereich Nutzerzahlen sieht (ist ja bei Youtube-Livestreams möglich), dann ist das äußerst ernüchternd...

    Ganz davon abgesehen, glaube ich nicht, dass alle HBL-Vereine eine Gesamtabdeckung ihrer Heimspiele per Livestream wünschen (Angst vor Zuschauereinbußen - aber auch regionale Medienpartner können da eine Rolle spielen, die ihre starke/dominierende Rolle bei der Berichterstattung des regionalen Bundesligisten behalten wollen. Teilweise sind die regionalen Medienhäuser ja sogar Gesellschafter des HBL-Vereins).

    Das ist alles komplex - und das Interesse an so einer Gesamtabdeckung der Spiele durch Livestreams unterliegt bei jedem Verein einer anderen Konstellation...

    2 Mal editiert, zuletzt von Karl (23. August 2016 um 10:47)

  • ...deswegen auch meine Forderung, dass die Vereine, die Fans und die Sponsoren vor Ort bei diesem Vorhaben mitgenommen werden müssen. Auch finde ich deine Anmerkungen berechtigt. Auch aus diesem Grund verstehe ich nicht, weswegen kompetente Kommentatoren wegen einer regionalen Stimmfarbe oder dem Daumendrücken für die Gastgeber nicht einsetzbar wären, man sollte froh sein, fachlich versierte Menschen zu kriegen. Allerdings halte ich die Befürchtung, dass durch den Stream weniger Zuschauer in die Halle kämen, für falsch. Sonst müssten die Fußballer längst vor leeren Rängen spielen - bei der massiven Fernseh- und Internetpräsenz ihres Sports.

  • Ob Glandorf allerdings als "Quotendeutscher" oder "einziger Spieler mit deutschen Pass auf der Platte" bezeichnet wird - es ist genau der gleiche Sachverhalt, die gleiche Wertung. Ja, die erste Formulierung ist satirisch, polarisierend, reißerisch, doch dadurch bleibt diese Information auch länger in den Köpfen der Zuhörer hängen, da sehe ich wahrlich nichts Falsches und Unprofessionelles dran, zumal die Zuhörer aus Flensburg wissen, woher das Ganze (in diesem Fall vom ersten Fanradio in Deutschland) kommt.


    Es ist eben nicht genau derselbe Sachverhalt. "Quotendeutscher" impliziert, dass Holger Glandorf den Platz im Kader der SG Flensburg-Handewitt nur aufgrund seiner Nationalität erhalten habe. Der Begriff behauptet es gäbe eine Quote zu erfüllen und dafür sei Holger Glandorf in der Mannschaft. Dies ist nicht nur wertend, sondern faktisch falsch.

    Sicherlich kann man über solche albernen Wortspielchen lächeln, aber sie sind in meinen Augen kein Qualitätsmerkmal. Stattdessen könnte man als Kommentator im Vorfeld seriös mit den Spielern der Gastmannschaft beschäftigen und wirklich gehaltvolle Beiträge zu ihnen in den eigenen Kommentar einbauen.

  • Du sagst es: Es gibt keine Quote. Allerdings die Verantwortung der Vereine in der ersten Bundesliga für die deutsche Nationalmannschaft. Aus diesem Grund finde ich solche Formulierungen okay. Außerdem unterstellst du, dass keine Recherche zu den Flensburger Spielern gemacht wurden, dass keine anderen Informationen rüberkommen. Da lügst du. Es kommen nämlich genügend andere Informationen rüber, ich wage zu behaupten, dass die Anzahl der Informationen bei den Sendungen auf Sport 1 oder MDR übertroffen werden. Denn der Typ im Audiostream muss quatschen, quatschen, quatschen.

  • Du sagst es: Es gibt keine Quote. Allerdings die Verantwortung der Vereine in der ersten Bundesliga für die deutsche Nationalmannschaft. Aus diesem Grund finde ich solche Formulierungen okay.


    Du sagst es: DU findest diese Formulierung okay, einige andere hier im Thread offensichtlich nicht und genau das ist das Problem mit stark lokal eingefärbten Kommentatoren. Das mag für das Lokalradio funktionieren, aber bei dem hier angedachten ligaweiten Streamingangebot, das die nationale und internationale Vermarktung der HBL voranbringen soll sind die Anforderungen und Erwartungen andere.

    Außerdem unterstellst du, dass keine Recherche zu den Flensburger Spielern gemacht wurden, dass keine anderen Informationen rüberkommen. Da lügst du. Es kommen nämlich genügend andere Informationen rüber, ich wage zu behaupten, dass die Anzahl der Informationen bei den Sendungen auf Sport 1 oder MDR übertroffen werden. Denn der Typ im Audiostream muss quatschen, quatschen, quatschen.


    Erst gründlich lesen, dann darüber nachdenken ... und dann überlegen, ob man jemanden der Lüge bezichtigt. Wo habe ich behauptt, dass keine anderen Informationen rüberkommen? Es geht doch lediglich um die Frage, ob diese eingestreuten und sicherlich lustig gemeinten Kommentare und Wertungen die Qualität des Streams erhöhen.

    Bezüglich deiner Behauptung: Zum Einen ist Quantität nicht mit Quaität gleichzusetzen und zum Anderen diskutieren wir hier doch darüber die Kommentatoren bei Videostreams eninzusetzen.