Schorn zum Thema Zentralvermarktung

  • Artikel aus der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung:
    "Schorn: Zentrale Liga-Vermarktung ist ein Problem



    Die Stimmung bei den Verbandsfunktionären ist geradezu euphorisch nach dem Bundestag des Deutschen Handball-Bundes (DHB) in Celle. Die Bundesliga bleibt unter dem Verbandsdach, wird aber die Zukunft eigenständig in einem Ligaverband gestalten. Eher nüchtern sieht Tusem-Chef Klaus Schorn die Entwicklung.

    "Das ist die wichtigste Veränderung des organisierten Handballs in den zurückliegenden Jahrzehnten", jubiliert der wieder gewählte DHB-Präsident Ulrich Strombach, der das Motto des offiziellen Funktionärstreffen erfüllt sieht. Der Handball soll mit neuen Strukturen modern und "zukunftsfähig" gestaltet werden. Ab 1.Juli 2003 soll ein Grundlagenvertrag in Kraft treten, der unter anderem die Vermarktungsrechte der Bundesligisten regelt, ein Ligaverband wird die Bundesliga-Vereinigung ablösen.

    "Wir werden eine Satzung und ein Lizenzspieler-Statut erarbeiten und eine GmbH für die wirtschaftlichen Dinge gründen müssen", kündigt der Liga-Ausschuss-Vorsitzende Heinz Jacobsen an. Soweit, so unklar, denn es existieren nur diffuse Vorstellungen, geregelt ist noch gar nichts. Vorteile des neuen Systems kann selbst Klaus Schorn nicht aus dem Ärmel zu schütteln. "Verwaltungstechnisch geht vieles ganz sicher schneller und unkomplizierter", sagt der Tusem-Manager. Ein bürokratisches Beispiel: Wer ein Spiel verlegen will, braucht nicht erst die Pfade über DHB-Spielwart und Verbandsgeschäftsstelle zu gehen.

    Weitaus diffiziler gestalten sich die wirtschaftlichen Dinge. Unter anderem muss Geld aufgebracht werden, um die hauptamtlichen Mitarbeiter des künftigen Ligaverbandes zu bezahlen. Doch schon die Suche nach Sponsoren für eine Zentralvermarktung von Bundesliga und Nationalmannschaft, die seit langem angestrebt wird, verläuft bisher ergebnislos.

    Klaus Schorn ist ohnehin kein Freund dieser zentralen Vermarktung, so wie sie angedacht ist. "Das kann nur funktionieren, wenn tüchtige Leute an der Spitze stehen, die im Ganzen denken und keinen Selbstbedienungsladen daraus machen", kritisiert er indirekt das jetzige Personal. Wenn wirklich alle sich uneigennützig einbringen, die Großen wie Kiel und die Kleinen wie Willstätt, nur dann, glaubt Schorn, könne der Plan funktionieren.

    Derzeit muss der Tusem noch allein für sich werben, und das will er gleich am Wochenende bei der Rückkehr ins internationale Geschäft. Am Freitag (20 Uhr) spielen die Essener im EHF-Cup beim HC Berchem in Luxemburg, am Sonntag (16 Uhr, Grugahalle) steigt das Rückspiel. Und Erfolg ist noch immer das beste Lockmittel für Fans und Sponsoren.

    08.10.2002 Von Rolf Hantel "