Wo wird der krasseste Dialekt in Deutschland gesprochen?

  • Noch ein Bezug zum Handball ist die Pressekonferenz vom Pokalspiel Aue-Flensburg. Der Leiter spricht zwar mit sächsischem Einschlag, aber durchaus für jeden verständlich. Der Preisverleiher am Ende sächselt doch arg, und wundert sich, ...Im Video: Pressekonferenz zur Fast-Sensation von Aue

    ..., der fragende Journalist möchte Hochdeutsch sprechen, aber das "Erzgebirgisch" schlägt kräftigst durch.

    Ein Mensch möcht' erste Geige spielen - jedoch das ist der Wunsch von vielen,
    So dass sie gar nicht jedermann, selbst wenn er´s könnte, spielen kann:
    Auch Bratsche ist für den der´s kennt, Ein wunderschönes Instrument.

  • ..., der fragende Journalist möchte Hochdeutsch sprechen, aber das "Erzgebirgisch" schlägt kräftigst durch.


    Stimmt, der Journalist war es viel mehr, der Bierverschenker spricht hochdeutsch, aber seeeehr schnell, so schnelle Gespräche gibt es im Norden nicht, zu hören immer bei der "Flensburger" Werbung, die ich aber jetzt nicht verlinke. neulichinwesterhever ;)

    Ich bin ja nicht der schnellste und ich bin auch nicht der stärkste, aber vielleicht bin ich ein schlauer Spieler. (JG24)

  • ... der fragende Journalist möchte Hochdeutsch sprechen, aber das Erzgebirgisch schlägt kräftigst durch.

    Der Leiter der Pressekonferenz ist Aues großer Hintermann und der "Dialektiker" scheint der einzige Fragesteller in Aue zu sein, der immer anwesend ist (ob Handball oder Fußball) und immer 'ne peinliche Frage stellt (ab 8:30 min). Ich werde seinen Namen aus rechtlichen Gründen nicht posten. Jedenfalls hat Manager Jurke als Leiter der Pressekonferenz gut reagiert. Mann/Frau/Sachse könnte sich ansonsten fremd schämen.

  • Zitat von »Graphitteller«
    ... der fragende Journalist möchte Hochdeutsch sprechen, aber das Erzgebirgisch schlägt kräftigst durch.

    Der Leiter der Pressekonferenz ist Aues großer Hintermann und der "Dialektiker" scheint der einzige Fragesteller in Aue zu sein, der immer anwesend ist (ob Handball oder Fußball) und immer 'ne peinliche Frage stellt (ab 8:30 min). Ich werde seinen Namen aus rechtlichen Gründen nicht posten. Jedenfalls hat Manager Jurke als Leiter der Pressekonferenz gut reagiert. Mann/Frau/Sachse könnte sich ansonsten fremd schämen.

    Die räumliche Enge (drei Personen an einem kleinen Tisch), das viele Nichtssagende, die Harmonie und die Räuchermännchen (sie waren ja auch dabei); irgendwie kam mir die Pressekonferenz vor, wie die jährliche Sendung zu Heilig Abend im MDR "So klingt's bei uns im Arzgebirg".

    @ Crusty
    Die/das Räuchermännchen gab es aber erst nach dem Spiel :hi:

    Ein Mensch möcht' erste Geige spielen - jedoch das ist der Wunsch von vielen,
    So dass sie gar nicht jedermann, selbst wenn er´s könnte, spielen kann:
    Auch Bratsche ist für den der´s kennt, Ein wunderschönes Instrument.

  • Hin und wieder liest man ja davon, dass einige Dialekte "vom Aussterben bedroht" sind...

    Ich frag mich allerdings, ob das wirklich so schlimm ist.
    Muss man wirklich dem Aussterben entgegensteuern und z.B. an Schulen diese Sprachtradition aufrecht erhalten ? Würdet ihr eure Kinder mundartlich erziehen, damit der Hintertupfingen-Dialekt weiter bestehen bleibt ?
    Brauchen wir wirklich diese ganzen Dialekte, die später außerhalb des eigenen Dorfes niemand mehr versteht ?

    Ich glaube, mir würde ohne Dialekte nichts fehlen...


    Brummsel und andere hatten hierzu ja eine einleuchtende Erklärung gegeben, welcher ich in Teilen zustimme. Allerdings glaube ich, dass nur einem verschwindend kleinen Prozenztsatz der Bevölkerung dieses bewusst ist. Und selbst wenn man sich dessen bewusst ist, kann man eine Mundart nicht erhalten nur weil man meint, diese wäre erhaltenswert. Sprache lebt und die Übernahme neuer Worte in den eigenen Wortschatz erfolgt unbewusst. Ein aktuelles Beispiel. Ich habe neulich bei "The voice of Germany" mit reingeschaut. Ich konnte mich gar nicht wieder einkriegen, dass der Moderator alle 5 Minuten sagen "Ihr könnte jetzt voten". Warum sagt der nicht ihr könnt jetzt abstimmen. Mein Sohn hat nur mit den Augen gerollt a la "ja ja Alter".

    Vor ein paar Monaten gab es einen Aufschrei in der FAZ weil irgend eine Germanistin die These vertrat, dass der Ghetto-Slang türkischer Jugendlicher in Berlin auch eine Mundart sei und als solche erhaltenswert. Meiner Meinung nach hat sie recht, denn auch hier geht es darum sich aufgrund eines eigenen Slangs abzugrenzen. Ich finde es wird problematisch wenn man als Fremder überhaupt nichts mehr versteht wie hier in einigen Beispielen angeführt. Die Franzosen sind ja große Sprachschützer und gehen sogar mit Gesetzen gegen den Gebrauch von Anglizismen vor. Wäre zu überlegen. Aus meiner Sicht hat der Moderator von The Voice of Germany 10000 Euro Strafe verdient.

    Eine meiner Meinung nach klar aussterbende Mundart ist das Mecklenburger Platt. In meiner Kindheit hörte ich die alten Fischer auf Rügen noch ab und an schnacken. Mittlerweile gibt es in Mecklenburg kaum noch Leute die Platt beherrschen. Hängt wohl damit zusammen, dass die Landwirtschaft und Fischerei geschrumpft und der Tourismus mit seinen Saisonkräften gewachsen ist.

  • Stimmt, Sprache lebt ... in der Vergangenheit hatte man mal versucht, das künstliche Esperanto zu installieren, dass sich die Menschen mit ihren tausend Sprachen besser verstehen mögen (und dadurch die Weltwirtschaft fördern). In der Gegenwart scheint's ein anderes Esperanto zu geben: Das Englische. Ich vermute, dass in der Zukunft die meisten Menschen diese Sprache sprechen werden und vielleicht noch nebenbei Französisch, Spanisch, Portugisisch, Russisch, Deutsch. Chinesisch? Zugegeben, das wird dann lange, sehr lange dauern. Voten, abstimmen, wählen, schön, dass wir darüber talken our writen können. Vielleicht können die einzelnen People das ganze Procedere njet beeinflussen. Es passiert ... wir halten in der Zwischenzeit einige Threads (Themen) in diesem Forum am Leben. Da sagen wir beispielsweise, dass einzelne Dialekte kaum verständlich sind oder dass der/die/das Kommentator im Fernsehen nicht der Norm entspricht. Ich denke, dass wir dadurch auch Vielfalt kaputt machen.

  • Stimmt, Sprache lebt ... in der Vergangenheit hatte man mal versucht, das künstliche Esperanto zu installieren, ...

    Genau so wie Sprache lebt, stirbt auch Sprache. Wir merken es doch hier im Osten am besten. Nein, es geht nicht um das Sächsisch. Hier sind wir uns doch einig, es ist ein Dialekt. Es geht um das Sorbisch ganz im Südosten bzw. Ostsüdosten der "neuen Bundesländer". Es sprechen doch nur noch wenige diese Sprache im Alltagsleben, und die Ortsschilder mit den beiden Ortsnamen sind doch nur noch Symbolik. Nur mit "künstlichen Maßnahmen" wird es am Leben gehalten. Natürlich ist der Sprachraum sehr klein, und in der Kommunikationsgesellschaft "erdrückt" Deutsch das Sorbisch. Ich würde mich freuen, wenn man mir widerspricht.

    Aber eins muss klar sein: Die Erhaltung der Sprache geht vor Erhaltung der Dialekte.

    Ein Mensch möcht' erste Geige spielen - jedoch das ist der Wunsch von vielen,
    So dass sie gar nicht jedermann, selbst wenn er´s könnte, spielen kann:
    Auch Bratsche ist für den der´s kennt, Ein wunderschönes Instrument.

  • Auch wenn es nichts mit Dialekt zu hat möchte ich auch noch einmal auf die Veränderung von Bedeutungen von Wörtern hinweisen bzw. die unterschiedliche Konotation je nach Gebiet. Ein Beispiel ist Ausländer. Der Satz "wir hatten heute einen Ausländer zu Besuch" hätte in 1988 in der DDR einen exotischen Touch, weil es kaum welche gab. 2 Jahree später hätte man gedacht derjenige sei in in irgendeiner Kirchengemeinde tätig (wenn man nicht den Kontext kennt) Mittlerweile ist das Wort Ausländer in bestimmten Millieus negativ besetzt und aus politisch korrekten Gründen spricht man von Migranten, ausländischen Mitbürgern oder Menschen mit Mirgrationshintergrund (was sich wie eine Behinderung anhört). Auch das Wort Karriere weckte meiner Meinung nach bei Leuten über 40 im Osten andere Assoziationen als im Westen. Im Osten verbindet man damit Macht und Dominanz, denkt eher an Karrieregeilheit, im Westen eher an Karriereplanung und damit Selbstverwirklichung. Hängt damit zusammen, dass die selbstbestimmte Berufswahl bei den über 40 jährigen in der DDR eingeschränkt war und man auch eher von einer Laufbahn statt einer Karriere sprach.

  • ... Hängt damit zusammen, dass die selbstbestimmte Berufswahl bei den über 40 jährigen in der DDR eingeschränkt war und man auch eher von einer Laufbahn statt einer Karriere sprach.

    Ich gebe dir hier nicht ganz Recht, aber über diese "ganz feine Kleinigkeit" Unkorrektheit, möchte ich hier nicht öffentlich streiten. Zu 98% hat dieser Abschnitt Bestand. So wurde man während seiner Armeezeit, zum Laufbahngespräch geladen, wenn man überzeugt werden sollte vom SaZ (dreijähriger Dienstzeit) zum BUB (Berufsunteroffizier mit mind. zehnjährige Dienstzeit) oder zum BOB (Offizier und Armee bis zur Rente) eine "eine Kelle oder mehrere Kellen draufzuschütten". Nur Angeber und Dummköpfe sprachen von der Karriere bei der Armee (NVA).

    Das Wort Neger war bei uns im Osten bis Anfang der achtziger Jahre nicht negativ besetzt. Anfang den achtziger sprach man langsam vom Farbigen, was aber der deutschen Sprache wiederum die Genauigkeit nahm (denn vom schwarzen Farbigen wollte auch keiner sprechen). Der Vorgänger des Wortes Neger war ja das Wort Mohr (4. Geschichte in H. Hoffmanns "Struwepeter", Struwwelpeter – Wikipedia). Viele Gaststätten die sich "Mohr" oder "Zum Mohren" nennen, haben in den Räumen Abbildung oder Plastiken von "schwarzen Farbigen" gehabt. Mein "Lieblings-Mohr" (in Gotha, „Hotel zum Mohren“) wurde abgerissen, so dass ich nicht mehr beurteilen kann, ob es noch so ist. Vielleicht hätte er auch heute nicht mehr so heißen „dürfen“. Von der Historie her ist das Wort akzeptabel, denn andererseits kenne ich keine Gaststätten die "Neger" oder "Zum Neger" heißen bzw. hießen.

    Ein Mensch möcht' erste Geige spielen - jedoch das ist der Wunsch von vielen,
    So dass sie gar nicht jedermann, selbst wenn er´s könnte, spielen kann:
    Auch Bratsche ist für den der´s kennt, Ein wunderschönes Instrument.