Schwieriger Jugendspieler

  • Hey,

    trainiere heuer zum ersten Mal mit einem Mannschaftskollegen gemeinsam die u11 und u12. Ich habe in der u12 einen Top Spieler, balltechnisch sehr begabt, super Wurf und auch Schritttechnik (Haken usw.) allen anderen weit voraus.
    Problem an der Sache ist, er ist sich dessen voll bewusst, meint alles beser zu wissen und versucht meinem Trainerkollegen und mir zu erklären was wir trainieren sollen/müssen. Und wenn das Training nicht nach seinem Wunsch abläuft, spielt er absichtlich schlecht zb Tormann hoch einwerfen den Ball doppelt bodenauf, passen absichtlich falsch usw...
    Wir lassen uns natürlich nichts diktieren, erklären ihm, dass wir das Training nicht auf ihn, sondern auf die Mannschaft ausrichten.
    Was können wir hier machen, dass er das Training ernst nimmt aber auch nicht den Spass daran verliert?
    Einfach Sanktionieren zb Liniensprints bei jeder Verfehlung?
    Haben auch überlegt ihn in den nächst höheren Jahrgang zu versetzen, dafür ist er aber körperlich noch viel zu schwach.
    Danke, mfg
    max

  • Haben auch überlegt ihn in den nächst höheren Jahrgang zu versetzen, dafür ist er aber körperlich noch viel zu schwach.
    Danke, mfg
    max

    Vielleicht ist das genau der Schlüssel? Damit er mal merkt, dass er nicht der Mittelpunkt des Universums ist? Entweder er sieht ein, dass er noch nicht so weit ist, wie er denkt, oder er profitiert davon sich gegen körperlich stärkere durchzusetzen, was vielleicht nochmal einen Leistungsschub bringt.

    Wenn er in seiner Altersklasse weiter spielen soll, dann wäre vielleicht noch eine Möglichkeit ihn mal für kurze Zeit nicht am Spiel teilhaben zu lassen. Den anderen also sagen, dass sie ihn beim Training absichtlich nicht anspielen, oder dergleichen. Vorausgesetzt er ist geistig so weit, dass er den Wink mit dem Zaunpfahl versteht, sieht er vielleicht ein, dass er eine Mannschaft braucht, die hinter ihm steht, um selbst glänzen zu können.

    Abschließend noch: Ich bin kein Trainer und vielleicht sind meine Gedankengänge grundsätzlich falsch. ;)

  • Den anderen also sagen, dass sie ihn beim Training absichtlich nicht anspielen, oder dergleichen.


    Das halte ich für absolut keine gute Idee aus 2 Gründen: 1.Ist es kein gutes Signal für einen funktionierenden Teamgeist
    und 2. übertragt Ihr eigentlich Eure Aufgabe ( Ihn zu disziplinieren) auf die Mannschaft.
    Ich trainiere seit vielen Jahren Jungs in diesem Alter und werde fast jedes Jahr mit solchen Problemen konfrontiert.
    Eine gute Möglichkeit ist immer ihm klar zu machen, dass Handball ein Teamsport ist und wenn er sich dem Team nicht unterordnet, sitzt er bei Spielen auf der Bank.
    In diesem Jahr habe ich eine ähnliche Spielerfigur zum Mannschaftsführer gemacht und ihn mit diversen Aufgaben betraut. Funktioniert bis jetzt gut.

  • Hallo titel 14

    Du kannst für "diesen Fall" durchaus bei der Hochbegabten Förderung von Schülern Anleihe nehmen. Letztendlich hängt Dein weiteres Vorgehen an Dir ab und den Möglichkeit, die du, Dein Verein und Umgebung habt. Prinzipell sieht es nach einem Handballtalent aus, das unterfordert ist oder fühlt. D.h. Du solltest den Spieler bis an seine Grenzen fordern, sowohl in Sachen Handball, aber auch in Sachen soziale Kompetenz. Den letztes braucht er, um in einem Team zu spielen und von diesem auch akzeptiert zu werden. Je mehr er auf beiden Feldern weiter kommt um so besser ist es.

    Für den Handball, z.B.: Er soll Übungen vormachen oder sich zum nächsten Training welche ausdenken und dann vormachen. Zwei (oder mehr) Schwierigkeitgrade für Deine Übungen vorsehen. Wer das eine kann, macht das nächste Level usw. Extraübungen für zu Hause. Oder Training in der nächst älteren Jugend. Vielleicht gehört er von der Leistungsfähigkeit dort schon hin. Viele wirkliche Talente haben Doppelspieltrecht, trainieren mit Besseren um dadurch auch besser zu werden.

    Für die Kompetenz: Nutz seine Stärken für das Team. Mach in um Kapitän oder Motivator (Musik in der Kabine) für die Spiele. Er soll die Manschatt auch mitreisen. Er muss dann vielleicht auch einen Plan für z.B. Trikotwaschen aufstellen u.s.w.. Eine Gradwanderung ist natürlich, dass er es nicht übertreibt und sich als Superhero darstellt, d.h. ein paar sanfte Dämpfer und vier Augen sind auch wichtig.

    Letztendlich brauchen solche Kinder viel Aufmerksamkeit, die sich aber durchaus lohnen kann, wenn dann ein super Spiele dabei raus kommt. Du musst vir Ort entscheiden, ob Du das kannst oder willst. Manchst Du weiter Training für Alle, wird er dies wahrscheinlich weiter stören. Greifst Du hart durch, kann dasschon einmal nötig sein, damit er etwas daraus lernt. Ein Dauerzustand mit harten Strafen für jedoch nur zu beidseitigem Frust.

  • Na ja, da gibt es mal wieder ein STAR-Problem. Würde konkret Folgendes vorschlagen:
    1. Der Junge muss unbedingt in der U13 und U14 mittrainieren, damit er dort mal SPÜRT, wenn man gegen Stärkere oder Gleichgute antritt. Dann könnt Ihr das mit der Unterforderung bzw. Begabtenförderung damit erledigen.
    2. Da Ihr zu zweit seid, könnte sich jeweils einer von Euch sich besonders auf ihn konzentrieren und immer ein Auge auf ihn haben. Dann die üblichen Sanktionen: Ermahnen, nochmals erklären, dann raussitzen lassen.
    3. Es muss ein Gespräch mit ihm innerhalb der Mannschaft geführt werden, dass sein Verhalten nicht sehr mannschaftsdienlich ist und das Team gewinnt, nicht einer allein.
    4. Wenn Ihr zweierübungen macht, sollte einer der Trainer Partner von ihm machen. Ausserdem könnt ihr bei einer Übungsreihe auch mal daran denken, am Schluss noch eine Schwierigkeitsstufe höher zu gehen, wo er dann besonders gefordert ist und sein Können zeigen kann. Das zieht auch meist noch zwei, drei Andere mit.
    -- Ansonsten sehe ich wie SLN! vieles sehr ähnlich. Ich denke, man muss eine Ausgewogenheit zwischen Training für alle und Training auch für den Einen finden.
    Ich hoffe, Ihr packt es !

  • Viel Aufwand für einen Jungen mit Starallüren. Man muss auch bedenken, dass Mitspieler demotiviert werden, wenn immer nur einer die Tore macht und glänzen kann. Selbst wenn der keine Starallüren mehr hat besteht ja die Tendenz, dass dem im Spiel im Zweifelsfall immer der Ball überlassen wird. Je nachdem was für eine Leistungsniveau die Mannschaft hat, sollte man so einen dann vielleicht auch mal zur stärkeren Konkurrenz ziehen lassen, wenn denn in der Nachbarschaft vorhanden. Welche Mannschaft hat schon ständig einen Co-Trainer zur Verfügung, der sich ständig um den kümmern kann. Und es ist ja in der Regel so, dass die anderen Spieler nicht auf einmal alle einen Sprung machen und nachziehen. Ich bin kein Trainer sondern Jugendwart und sehe das deshalb wohl aus einer anderen Sicht.Wenn man so einen Überflieger hat hilft eigentlich nur den eine Altersstufe höher spielen zu lassen. Aber einen 11 Jährigen mit 14 jährigen zusammenspielen zu lassen ist auch nicht so einfach. Die Frage ist, ob der das will. Vom Kopf her sehe ich in dem Alter schon große Unterschiede.

  • Ich habe das Glück, zwischen den Welten gewechselt zu haben und kenne Stars Männlein wie Weiblein.

    Fall1
    Weibliche E-Jugend bestehend aus ausschließlich Minis. Eine extrovertierte, ungeduldige, gewalttätige, abwehrfaule Spielerin mit dem härtesten Wurf weit und breit. Immer wieder in der E-Jugend auf die Bank gesetzt. Denkpause verpasst und sie für zwei Wochen zu den Minis geschickt (Trainingsboycott war die Folge). Zum Mannschaftskapitän gemacht. Kapitänsbinde wieder weggenommen nach Tätlichkeit im Training. Einzelgespräche... Einzelgespräche... Einzelgespräche. Extrem ehrgeizige Spielerin, darüber habe ich sie rund sechseinhalb Jahre immer wieder "einfangen" können. Zwischendurch unglaubliche charakterliche/soziale Entwicklung zum Positiven. In der letzten gemeinsamen Saison untrainierbar geworden und nur nach Einläufen durch Landestrainer wieder gefügig, später überhaupt nicht mehr. Jetzt muss sich der Drittligatrainer in O. mit ihr rumschlagen. :lol:

    Fall2
    Verzogenes Einzelkind und Sohn der Trainerin. Durfte sich alles erlauben, die halbe Mannschaft hat den Verein verlassen, weil das Mutter/Sohn Gespann nicht funktioniert hat. Hat in der E-Jugend die Bälle von allen Mitspielern spätestens ab der Mittellinie gefordert und bei 18m aufs Tor geworfen. In der D/C Jugend immer noch unausstehlich. Ich hatte zeitlich parallel zum Glück die Kreisauswahl in der gleichen Altersklasse trainiert und hatte einen starken Jahrgang beisammen. Habe den Bengel dazu eingeladen, um ihm zu zeigen, was für ein Wicht er ist. Hat ihm wohl ein wenig Demut beschert.

    Fall3
    Hochtalentiertes Mädchen, in der eigenen Altersklasse völlig unterfordert im eigenen Verein. Heulte nach verlorenen Spielen, weil die Mannschaft nicht mit ihr mithalten konnnte. Sehr laute Mutter auf der Tribüne unterstützte das Drama. Habe sie aus der Altersklasse rausgezogen zu den zwei Jahre älteren Mädchen, wo ich eine recht starke Mannschaft hatte. Kein Doppeltspielen, nur bei den Älteren. Die Jüngeren habe ich sukzessive Verstärkt, bis ich dann das Talent doppelt spielen ließ, Trainining aber nur bei den Älteren. Grund für das Runterziehen war, dass sie sich unter den Älteren zunehmend versteckte und als Führungsspielerin keinerlei Führung übernahm. Klappte dann bei den Jüngeren ganz gut, bis die Generation letztlich stärker war als die Älteren.

    Fall4
    Vom Nachbarverein läuft talentiertes süßes kleines Mädchen über, die in der eigenen Anfängertruppe gleich zu den Stärkeren gehört. Entpuppt sich als intrigante Giftschlange, die binnen weniger Wochen es fast schafft, die anderthalb Jahre mühsam aufgebaute Mannschaft zu sprengen. Rausgeworfen.

    Fall5
    Ähnlich Fall 2, nur dass ich den Bengel eher nebenbei mittrainiert habe, bzw. ich parallel in der anderen Hallenhälfte trainiert habe. Jahrelang habe ich gepredigt, das verzogene Kind zum örtlichen Spitzenverein wegzuloben. Irgendwann ist er von selbst dorthin gegangen. Laut Spielberichten wirft er in der Granaten C-Jugend dort auch ab und zu mal ein Tor. :lol:

    Fall6
    Verzogenes, kritikunfähiges, rotzfreches, egozentrischens Balltalent. Drei Jahre hatte ich das Vergnügen. Dann trennten sich unsere Wege für ein paar Monate. Ich war dabei, eine neue Mannschaft im neuen Verein aufzubauen und hatte zum Zeitpunkt fünf oder sechs Mädchen, aber einen geerbten Platz in der höchsten Spielklasse. Ich brauchte jede Spielerin und durfte nicht wählerisch sein. Besagte Dame stand eines Tages plötzlich in der Halle und war dem Lockruf der Oberliga gefolgt, nachdem sie bei der Konkurrenz abgeblitzt war. Da ich jede Verstärkung dringend annehmen musste, um eine Mannschaft aufzufüllen... waren Eltern und Spielerinnen entsetzt, als ich das Mädel nach dem allerersten Probetraining wieder weggeschickt habe mit der Begründung, die Chemie stimme zwischen uns nicht. Zum Saisonstart hatte ich zwölf Spielerinnen.

    Immer die Frage stellen, kann es auf Dauer funktionieren. Wenn ich keinen Ansatz habe, das Kind einzufangen, wie Erfolgshunger, dann sind Hopfen und Malz verloren. Das "chaotische" Talent, das nur Unruhe stiftet aber keine gemeisame Ziele mit dem Trainer hat, muss weg. Die anderen Talente kann ich vielleicht durch neue Aufgabenfelder zähmen, bzw. muss sie an die höhere Altersklasse abgeben, weil sie charakterlich nicht mit der Überlegenheit klarkommen (und vielleicht müssen sie später wieder zurück, s.o.). Aber bevor mir das Supertalent die Mannschaft zerstört, schieße ich es zum Mond.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Das Problem hatte ich auch, er war total unruhig und unkonzentriert.
    Habe ihn in 2 Monaten gebändigt bekommen, indem er eine kleine Belohnung bekommen hat, wenn er sich mehrere Trainings lang gut benahm. Mit der Zeit bekam er immer seltener Belohnungen und inzwischen muss ich ihn nur noch sehr selten daran erinnern, dass er sich gut benehmen soll. Inzwischen reicht eine Ermahnung völlig aus. Kommt aber immer sehr aufs Kind an, ob es funktioniert.