Im Gespräch: Großsachsens Kapitän Tobias Kohl freut sich auf den Start seines Heimatvereins in die 3. Handball-Bundesliga
„TVG verbindet Spaß und Sport perfekt“
Grosssachsen. Am 28. November wird Tobias Kohl 30. Der Kapitän des TVG Großsachsen hat in seiner langen Handballkarriere noch nie in einem anderen Verein gespielt. Und wird das wohl auch nicht so schnell tun. Der TVG ist Kohls Zuhause und der Verein würde ohne „Tobi“ sein wichtigstes Gesicht auf dem Spielfeld verlieren. Zweifelsohne hätte der Industriekaufmann auch die Chance gehabt, noch eine Liga höher zu spielen. Warum er das bisher nicht getan hat und wie er die Aussichten seines Vereins nach dem Aufstieg in die 3. Liga einschätzt, verrät uns Kohl im Gespräch.
Die Gassekerwe in Großsachsen ist gerade vorbei und die Handballer des TVG mussten kräftig mit anpacken. Wie haben sich die Neuzugänge eingeführt?
Tobias Kohl: Wir hatten außer der Kerwe noch einige andere Aktionen außerhalb des Trainings und da nimmt sich keiner raus. Bei der Poolparty im Haus unseres Sportlichen Leiters Uwe Rahn waren wir beispielsweise auch komplett und sind danach noch auf die Weinheimer Kerwe gegangen. Wir sind eben nicht nur wegen des Handballs in „Saase“. Das wissen die Neuen im Vorfeld und wollen das auch so. Ein Sebastian Knierim, der aus der 2. Liga kam, braucht das Zusammenhocken nach dem Training und das Weggehen genauso wie ein Simon Reisig. Das passt alles.
Habt Ihr einfach Glück, dass es immer wieder passt? Oder eilt Euch dieser Ruf als feierfreudige Spaß-Leistungs-Truppe voraus und es gibt so schon im Vorfeld eine natürliche Auslese?
Kohl: Es ist schon so, dass es sich inzwischen herumgesprochen hat, dass man in Großsachsen Spaß und hochklassigen Handball verbinden kann. Das hat damals mit dem Wechsel von Tobias Wallenwein und Martin Schmitt aus Schwetzingen begonnen. Mittlerweile ist ein regelrechtes Netzwerk entstanden.
Ein Grund, warum der TVG für Tobi Kohl die erste Adresse ist?
Kohl: Es ist einfach schön, wenn man seinen Teil dazu beitragen kann, dass die Handballabteilung wächst. Der TVG ist mein Heimatverein, hier fühle ich mich wohl und ich bin froh, bei so etwas Schönem dabei sein zu können.
Also wirst Du beim TVG alt?
Kohl: Man weiß nie, was passiert.
Am Samstag startet Ihr bei der TSG Groß-Bieberau in Eure zweite Drittliga-Saison. Was wird diese Runde besser als beim direkten Abstieg in der Premierensaison im letzten Jahr?
Kohl: Was in den Turnieren und Vorbereitungssspielen aufgefallen ist: Wir können – vor allem in der Abwehr – wechseln, ohne dass es einen Bruch im Spiel gibt. So breit aufgestellt waren wir im letzten Jahr noch nicht. Was es wert sein wird, muss die Saison zeigen. Aber es macht einiges aus, wenn sich ein Spieler mal fünf Minuten komplett rausnehmen kann, weil er kaputt ist.
Also ist das Projekt Drittliga-Verbleib dieses Mal besser zu stemmen?
Kohl: Ich kann die Liga schwer einschätzen. Aber ich denke, wir haben gute Chancen, wenn wir die entscheidenden Fehler in den entscheidenden Phasen so gering wie möglich halten. Sportlich haben wir die Liga auf jeden Fall drin.
Und wie sieht es mit Deiner lädierten Schulter aus?
Kohl: Im Pokalspiel gegen Horkheim war ich erstmals schmerzfrei. Aber ich muss dranbleiben und ganz spezielle Schulterübungen machen. Die Muskulatur muss das ausgleichen, was das Gelenk nicht mehr kann.
Euer Manager Fritz Mayer meinte beim Saisoneröffnungsgespräch, dass sich Mannschaft und Trainer Uli Schuppler erst aneinander gewöhnen mussten. Was heißt das übersetzt?
Kohl: Ich denke, dass es ganz normal ist, dass es zwischen Mannschaft und Trainer mal andere Vorstellungen über verschiedene Dinge gibt. Da muss man eben drüber sprechen und sich arrangieren. Und das funktioniert wunderbar bei uns. AT
Gelungener Spagat
Bevor die Handballer des TVG Großsachsen aufs Spielfeld laufen, stimmen sie im Kabinengang ihre Vereinshymne „Saase ist der geilste Club der Welt“ an. Gehört vor dem Pokalspiel gegen den TV Hochdorf. Die Jungs singen nicht nur aus Spaß. Sie singen aus Überzeugung.
Und weil es so echt rüberkommt, reißt der TVG auch seine Fans mit. Erneut wollten über 400 Zuschauer eine Dauerkarte, damit sind zwei Drittel der Sachsenhalle schon besetzt. „Saase“ ist längst eine Marke in der Gemeinde und darüber hinaus. Am Samstag trifft man sich in der Halle – das ist in Großsachsen keine Frage mehr, sondern eine Selbstverständlichkeit.
Es erinnert an Zeiten, als es noch keine Konkurrenz zum Sportverein am Ort gab, als der Gang auf den Fußballplatz oder eben in die Sporthalle gesetzt war. Dass es in Großsachsen funktioniert, hat Gründe. Die Leute im Verein identifizieren sich voll und ganz mit dem, was sie tun. Sie sind ein eingespieltes Team und freuen sich doch über jeden neuen der dazukommt.
Gleiches gilt für die Mannschaft. Tobias Kohl, Thomas Zahn und Peter Masica hätten das Zeug höherklassig zu spielen. Doch Spaß und Leistungssport lässt sich nicht überall so perfekt kombinieren wie beim TVG. Da wundert eine Neuverpflichtung wie Zweitliga-Rechtsaußen Sebastian Knierim nicht. Wenn jetzt aus der eigenen Jugend noch mehr zugearbeitet werden kann, wird die Sache rund. Spieler der Eigenmarke Simon Reisig braucht der Verein in Zukunft mindestens genauso. AT
Handball: TVG-Gegner TSG Groß-Bieberau will angreifen
Jung und hungrig
Gross-Bieberau. Am Samstag startet Handball-Drittligist TSG Groß-Bieberau mit einem Heimspiel in die neue Handball-Saison 2012/13. Und das Team um Trainer Florian Bauer hat sich einiges vorgenommen: „Die letzte Saison war alles andere als berauschend für uns. Mit einem neunten Tabellenplatz wollen und können wir in Groß-Bieberau nicht zufrieden sein. Wir haben andere Ziele mit dem Team formuliert“, zeigt sich der Spielertrainer kämpferisch.
Zuletzt standen am Wochenende letzte Testspiele an. Gegen Bad Neustadt gab es zwar eine Niederlage, doch gegen den Landesligisten aus Griesheim einen deutlichen Erfolg. „Wir sind gut aufgestellt, die Vorbereitung verlief voll und ganz so wie wir uns das vorgestellt hatten“, sagt Teammanager Karl-Ludwig Gaydoul, der künftig Florian Bauer unterstützen wird.
Die neuen Spieler bei der TSG Groß-Bieberau, Mittelmann Alexander Lemke (er kam von der Tuspo Obernburg) und der äußerst talentierte Jan Döll von TuS Griesheim zeigten in den Vorbereitungsspielen bereits an, dass sie in das Mannschaftsgefüge des Groß-Bieberauer Vorzeigeclubs bestens passen.
„Ich bin sehr zufrieden, wie sich die beiden eingefügt haben. Auch Andre Karmatschick als zweiter Keeper passt in unser Team. Und wenn Peter Grimm wieder fit wird, haben wir ein junges, aber auch sehr hungriges Team beisammen“, analysiert Florian Bauer das neue Team.
Mit einem Durchschnittsalter von unter 22 Jahren schickt die TSG Groß-Bieberau das jüngste Team der langen Handballgeschichte des Vereins in eine Spielrunde. Routiniers wie die ehemaligen Birkenauer Brüder Denis und Alexej Rybakov sorgen für die entsprechende Mischung.
Der Saisonauftakt gegen den starken Aufsteiger vom TV Germania Großsachsen wird am Samstag, dem 1. September, um 18 Uhr, in der Groß-Bieberauer Großsporthalle angepfiffen. pfl
Weinheimer Nachrichten 30.08.2012