Quo vadis Stuttgarter Kickers?
Die
vergangene Saison begann für die Handball-Szene im Raum Stuttgart mit
einer betrüblichen Nachricht. Die Bundesligahandballerinnen der SG
Kickers/Sindelfingen mussten bereits vor Saisonbeginn ihr Team
zurückziehen, da die Spielbetriebs GmbH Insolvenz anmelden musste - die
Altlasten aus den vorherigen Jahren waren zu groß. Bereits ein Jahr
später steht nun auch dem Stammverein, dem HV Stuttgarter Kickers, das
Wasser offenbar bis zum Hals.
Zu Beginn des Jahres 2011 hatte der Präsident des HV
Stuttgarter Kickers, der Immobilienunternehmer Jürgen Hollenbach,
verkündet, dass mit der Übernahme der HSM-Spielbetriebs GmbH, der
Bundesligahandball in der Region Stuttgart mittelfristig gesichert sei.
Die in Turbulenzen geratenen Bundesligahandballerinnen aus Sindelfingen
sollten vom Partner aus der Landeshauptstadt saniert werden und fortan
in der gerade neu erschaffenen Scharrrena spielen.
Die Sanierungs-Ankündigung musste Hollenbach allerdings knapp acht
Monate später widerrufen, da das Finanzloch, welches in Sindelfingen
noch zu Erstligazeiten aufgetreten war, zu groß war um es noch stopfen
zu können. Um nicht noch mehr Geld in ein vermeintlich bodenloses Loch
investieren zu müssen, meldete man schließlich Insolvenz an und musste
das Team somit aus der Bundesliga zurückziehen.
Nicht einmal ein Jahr später erschüttern nun ähnliche Schlagzeilen die
Handballszene rund um den Stuttgarter Fernsehturm. Die Stuttgarter
Nachrichten berichteten in der vergangenen Woche von säumigen Zahlungen
des HV Stuttgarter Kickers, der in dieser Saison einen Teil seiner
Spiele in der neuen Scharrena im Bauch der Mercedes-Benz Arena
ausgetragen hatte, gegenüber der Stadt. Hierbei gehe es um einen Betrag
von rund 35.000 Euro, den die Kickers entgegen einer Vereinbarung nicht
an die Stadt Stuttgart gezahlt haben sollen - lediglich kleinere
Teilbeträge seien geflossen. Aus diesem Grund sperrte die Stadt
Stuttgart nun alle Teams des HV Stuttgarter Kickers aus den Hallen der
Landeshauptstadt aus.
"Wir haben diesen Verein, der keine Strukturen hat, lange mitgetragen,
es geht um Steuergelder. Aufgrund der völlig unklaren Situation können
wir an den HV keine Hallen mehr vermieten", sagte Sportbürgermeisterin
Susanne Eisenmann den Stuttgarter Nachrichten und wies darauf hin, das
man seitens der Stadt viele Versuche unternommen habe, um dem Klub zu
helfen. Nach der Aussperrung, die derzeit vor allem die Jugendteams
trifft, ist aktuellen Informationen zu Folge ein geregelter
Trainingsbetrieb im Moment nicht mehr möglich.
Dago Leukefeld, damaliger Trainer der Sindelfinger Frauen, hatte bereits
per Gerichtsvollzieher einen Teil seiner ausstehenden Gehälter
eintreiben lassen. Die Einnahmen des Spiels der Kickers gegen
Neuhausen/Filder pfändete der Gerichtsvollzieher wie auch das
Jugendkonto des Klubs. Leukefeld sprach in den Stuttgarter Nachrichten
von einer "maßlosen Enttäuschung", es handelte sich nach Medienangaben
um 13.800 Euro. Präsident Hollenbach erklärte hingegen den Verzug mit
privaten und gesundheitlichen Schwierigkeiten und den Fall als
"abgewendet".
Hollenbach hatte bereits seit geraumer Zeit seinen Rücktritt zum 1. Juli
angekündigt und zuvor erklärt, bis dahin werde er die offenen
Rechnungen der Stadt bezahlen. Am Dienstag kam, laut eines weiteren
Berichts der Stuttgarter Zeitung, neue Bewegung in die "Causa Kickers".
Der derzeit noch amtierende Präsident des HV Stuttgarter Kickers -
Jürgen Hollenbach - soll um einen Zahlungsaufschub bis Ende August
gebeten haben, welchen die Stadt Stuttgart, laut Sportbürgermeisterin
Dr. Susanne Eisenmann, vorerst gewähren wird.
Die Stadt verlange aber nicht nur ein Begleichen der Schulden, sondern
auch strukturelle Veränderungen: "Laut Eisenmann gab es beim HV
Stuttgarter Kickers noch nie eine Mitgliederversammlung, der Präsident
habe sich selbst ernannt und nicht wählen lassen, die Beiträge würden
mal erhoben und mal nicht, keiner könne sagen, wie viele Mitglieder und
Mannschaften es tatsächlich gibt", berichtet die Stuttgarter Zeitung.
Fraglich ist so auch, ob es eine weitere Sportförderhilfe von der Stadt
gibt. Bevor es allerdings um weitere Zuschüsse geht, will die Stadt erst
einmal ihre Außenstände eintreiben.
Quelle: http://www.handball-welt.de