"Harter Hund" am Betzenberg - Klose reagiert erleichtert
Der Neuanfang ist gemacht, die Führungsetage beim krisengeschüttelten Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern ist wieder komplett.
Zehn Tage nach der Trennung von Teamchef Andreas Brehme präsentierten die "Roten Teufel" am Mittwoch den 48 Jahre alten Belgier Eric Gerets als Cheftrainer auf dem Betzenberg.
Klose: "Hoffe, dass jetzt endlich Ruhe einkehrt"
"Ich kenne ihn persönlich nicht und muss ihn erstmal kennen lernen", reagierte Miroslav Klose.
"Ich war jedoch beim Vorstand und habe denen gesagt, dass es für die Mannschaft besser ist, dass schnell ein neuer Trainer kommt. Daher bin ich auch erleichtert, dass der neue Mann jetzt da ist und hoffe, dass jetzt endlich Ruhe einkehrt."
Gerets unterschreibt für zwei Jahre
Gerets unterschrieb einen Vertrag für zwei Jahre bis 2004 bei den Pfälzern. Gleichzeitig übernahm der Schweizer René C. Jäggi - im Vorgriff auf den vakanten Posten des Vorstandsvorsitzenden - die Geschäftsführung bei dem Club als Generalbevollmächtigter bis zur Mitgliederversammlung am 15. Oktober.
Mit der personellen Doppellösung soll die größte Krise des derzeit als "Chaosclub" titulierten Traditionsvereins so schnell wie möglich zu den Akten gelegt werden, nachdem auch der Bundesligastart mit einem Punkt aus drei Spielen völlig misslungen ist.
Jäggi übernimmt sofort Geschäftet von Friedrich
"Wir haben uns nach einstimmigem Beschluss im Aufsichtsrat mit unserem Wunschkandidaten Herrn Jäggi auf die Zusammenarbeit geeinigt", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Hubert Keßler am Mittwoch nach einer kontroversen Diskussion bis nach Mitternacht.
Jäggi ("Ich stand bis zuletzt unter Druck") übernimmt ab sofort die Geschäfte vom Vorstandsvorsitzenden Jürgen Friedrich, der direkt nach der Entlassung von Brehme am 25. August zurückgetreten war.
In der Pfalz soll Ruhe einkehren
Der Schweizer hatte bereits die Verhandlungen mit Gerets geführt, mit dem er schon seit Jahren geschäftliche Beziehungen pflegt. Jäggi ist bereits in die Wohnung von Brehme direkt am Stadion eingezogen.
"Nach der großen Unruhe soll vor der Mitgliederversammlung Ruhe einkehren, und wir wollen die Mitglieder einbeziehen in den Prozess. Sie sollen das Konzept mittragen", meinte Jäggi.
"Ich bin noch etwas nervös"
"Dazu gibt es noch andere berufliche Verpflichtungen, die nicht ohne weiteres abzugeben sind", erklärte der 53-Jährige, warum er zunächst als Generalbevollmächtigter und nicht als Vorstandschef antritt. Jäggi ist derzeit noch Präsident des Schweizer Meisters FC Basel und Verwaltungsratschef eines Sportartikelkonzerns.
"Ich bin noch etwas nervös. Aber das ist für mich ein gutes Zeichen. Ich bin stolz, dass ich hier die nächsten Jahre arbeiten darf. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie die Bundesliga spielt und kenne die taktischen Marschrichtungen", sagte Gerets.
Gerets übernimmt Training ab Freitag oder Samstag
Der Belgier soll bereits ab Freitag oder Samstag das Training von Interimscoach Karlheinz Emig übernehmen und will dann seine Familie in die Pfalz holen.
"Wir wollen so schnell wie möglich da unten herauskommen, schönen Fußball spielen und aus dem Wellental der Gefühle im und um den Club herauskommen", sagten Gerets und Jäggi über ihre Ziele.
Erster belgische Coach in der Bundesliga
Einen Manager wolle man gemeinsam erst einstellen, wenn die Zeit dafür reif und die Felder abgesteckt seien. Jäggi: "Ich will so schnell wie möglich alles analysieren und Verträge prüfen. Dafür habe ich schon mit Jürgen Friedrich gesprochen." Auch Gerets hat Brehme kontaktiert und freute sich über das "gute Gespräch".
Der als autoritär bekannte Gerets ist der erste belgische Trainer in der Bundesliga und in Belgien und den Niederlanden einer der erfolgreichsten Trainer der vergangenen Jahre.
Spieleraufstand in Eindhoven
Mit dem Lierse SK (1997), dem FC Brügge (1998) und zwei Mal mit dem PSV Eindhoven (2000 und 2001) wurde er Landesmeister. In Eindhoven musste Gerets im Mai 2001 vorzeitig seine Koffer nach einem "Aufstand" der Spieler gegen ihren Coach wegen dessen harter Trainingsarbeit packen.
In Deutschland war er vor allem bekannt geworden, als er sich am 15. März 2001 im Uefa-Cup-Viertelfinale in Eindhoven gegen den 1. FC Kaiserslautern nach dem 1:0-Sieg der Pfälzer niederländischen Hooligans in den Weg stellte, die den Platz stürmen wollten. Für den Mut erhielt er vom Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) den Fairplay-Preis.
Keßler zufrieden
Der einstweilige Aufsichtsrat-Chef Hubert Keßler ist mit der Lösung zufrieden: "Jetzt sind die Voraussetzungen für einen Neuanfang geschaffen. Ich hoffe, die Mitglieder sehen das auch so. In Zukunft soll sich zudem der Aufsichtsrat zurückhalten und nicht mehr ins operative Geschäft eingreifen."
Quelle: Sport1