Foul bzw. Körperkontakt beim Gegenstoß

  • Liebe Schiedsrichter,

    ich habe eine Frage und hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen. Zwar habe ich selbst einen Schirischein, den aber "nur" für die Trainerlizenz erworben, dementsprechend auch nie gepfiffen.

    Beim letzten Spiel meiner Mannschaft kam es zu folgender Szene: Spieler A (Heimmannschaft) läuft einen Gegenstoß auf der rechten Seite, Spieler B (Gästemannschaft, mein Team) läuft von der linken Seite aus zur Gegenstoßabwehr. Spieler B bemerkt, dass er weder Ball noch Gegenspieler erreichen kann, bremst merklich ab bzw. bleibt bei 9 Metern praktisch stehen. Spieler A ändert kurz zuvor seine Laufrichtung deutlich und zieht von rechts in die Mitte, Richtung Abwehrspieler. Spieler A prallt nun seitlich auf den stehenden Spieler B, der auch seine Hände am eigenen Körper hat. Spieler A erzielt dennoch ein Tor, fällt jedoch aufgrund des Zusammenstoßes unglücklich hin und zieht sich eine kleine Platzwunde zu.
    Die ganze Halle fordert Rot für Spieler B, die Schiedsrichter entscheiden sich nah kurzer Beratung das Spiele OHNE jegliche Bestrafung fortzusetzen. Im Anschluss an die Partie haben die Schiedsrichter mir erklärt, dass sie sogar darüber diskutiert hätten Stürmerfoul zu geben, da der Abwehrspieler gestanden sei. Zwei Vertreter derHeimmannschaft vertraten jedoch lautstark, unter Berufung darauf, sie seien selbst Schiedsrichter, es sei immer zwingend eine rote Karte zu geben, wenn ein Spieler im Gegenstoß die Körperkontrolle verloren habe (was hier geschehen sei).

    Ich frage daher, weil sich besonders ein Zuschauer so sehr über diese Szene aufgeregt hat, dass er sich zu massiven Beleidigungen gegenüber meinem SPieler hat hinreißen lassen. Das pikante an der Sache ist nun aber, dass dieser Zuschauer selbst Schiedsrichter ist, uns bereits vor einigen Wochen gepfiffen hat und eventuell nochmal pfeifen könnte, da wir noch gegen andere Vereine aus diesem Bezirk spielen.

    Ich bin gespannt auf eure Meinungen.

    Grüße

    Ebi

  • Stürmerfoul wäre die richtige Entscheidung für den Zusammenstoß. Der offensichtliche Versuch, für den Verteidiger eine rote Karte zu provozieren müsste als grob unsportlich eingestuft werden. Also Time-out, rote Karte für A, Freiwurf für B und natürlich kein Tor. Aber, ich bin kein Schiedsrichter.

  • Gaanz ruhig :cool: , Rot für den Angreifer ist hier die falsche Entscheidung, für das Provozieren einer unverdienten Bestrafung ist erst mal Progression fällig (vgl. § 8:7d).

    Der Gegenstoß selbst ist eine "normale" Spielsituation, in denen die gleichen Regeln gelten, wie in einem normalen Spielaufbau (der herauskommende Torwart mal ausgenommen).

    Wenn ich die Beschreibung richtig verstehe, dann stand der Abwehrspieler passiv an der 9-Meter-Linie. Wenn Spiele B nun den Körperkontakt sucht, dann ist das ganze ein Stürmerfoul (vgl. § 8:2d).

    Persönliche Strafen setzen immer ein aktives Verhalten (ob vorsätzlich oder fahrlässig) des fehlbaren Spielers voraus.

    Wenn man schon 2 Hinausstellungen hatte und dann so rangeht, kann man nur wichtige Termine haben. (frei nach Johannes B. Kerner)

    Der Schiedsrichter gilt in seiner Wahrnehmungsfähigkeit als unfehlbar... (DHB-Bundesgericht) :D

  • Gut beschrieben, aber bei so grenzwertigen Situationen müsste man eigentlich ein Video dazu haben. Daher folgender Kommentar: wenn der abwehrende Spieler deutlich vor dem eigentlichen Punkt des Zusammenstoßes abbremst UND stehenbleibt, der angreifende Spieler eine deutliche Richtungsänderung vollzieht und erkennbar absichtlich in den stehenden Spieler rennt, würde ich mich Henning anschließen. Ansonsten kann man dem Angreifer nicht verübeln, dass er zur Mitte zieht, um eine bessere Wurfposition zu haben. Es liegt hier meines Erachtens in der Verantwortung des Abwehrspielers, eine Kollision zu vermeiden. Da er abbremste und die Hände anlegt, würde ich wahrscheinlich, da der Spieler auch noch ein Tor erzielte, noch als 'mildernde Umstände' bewerten (Zusammenstoß kann nicht so brutal gewesen sein), und dann hätten es vielleicht auch 2 Minuten getan. Im Allgemeinen ist die rote Karte hier aber gerechtfertigt.

  • Ansonsten kann man dem Angreifer nicht verübeln, dass er zur Mitte zieht, um eine bessere Wurfposition zu haben. Es liegt hier meines Erachtens in der Verantwortung des Abwehrspielers, eine Kollision zu vermeiden.

    Der Abwehrspieler begeht durch sein Verhalten keine Regelwidrigkeit. Das Spielfeld hat eine Breite von 20 m (sollte es zumindest haben), da kann ein Angriffsspieler auch zur Mitte ziehen, ohne mit dem Abwehrspieler zu kollidieren. Desweiteren unterstelle ich dem Angreifer auch, dass er den Abwehrspieler gesehen hat; also muss der Zusammenstoß bei einem passiven Verhalten des Abwehrspielers durch den Angreifer provoziert sein, damit greift § 8:2d, also Stürmerfoul.

    Wenn man schon 2 Hinausstellungen hatte und dann so rangeht, kann man nur wichtige Termine haben. (frei nach Johannes B. Kerner)

    Der Schiedsrichter gilt in seiner Wahrnehmungsfähigkeit als unfehlbar... (DHB-Bundesgericht) :D

  • Abwehrspieler machts doch richtig, antizipiert das Spielgeschehen und stellt sich in die günstigere Wurfposition, so das Angreifer aus spitzeren Winkel hätte werfen müssen. Also Stürmerfoul, so wie die SR nachgedacht, dann aber ni umgesetzt haben. Plus eventuelle progressive Strafe für den Angreifer.
    Alle laut rumschreienden angeblichen SR im Zuschauerraum sollten zur Weiterbildung und nicht als schlechte Vorbilder agieren.

    Zitat

    Ich frage daher, weil sich besonders ein Zuschauer so sehr über diese Szene aufgeregt hat, dass er sich zu massiven Beleidigungen gegenüber meinem SPieler hat hinreißen lassen. Das pikante an der Sache ist nun aber, dass dieser Zuschauer selbst Schiedsrichter ist, uns bereits vor einigen Wochen gepfiffen hat und eventuell nochmal pfeifen könnte, da wir noch gegen andere Vereine aus diesem Bezirk spielen.


    Betreffenden SR an zuständigen SRW (schriftlich) melden. Sein Verhalten schadet der ganzen Zunft.


  • Betreffenden SR an zuständigen SRW (schriftlich) melden. Sein Verhalten schadet der ganzen Zunft.

    Es passiert dann häufig ... leider nichts. :wall:

    Wenn man schon 2 Hinausstellungen hatte und dann so rangeht, kann man nur wichtige Termine haben. (frei nach Johannes B. Kerner)

    Der Schiedsrichter gilt in seiner Wahrnehmungsfähigkeit als unfehlbar... (DHB-Bundesgericht) :D

  • Abwehrspieler machts doch richtig, antizipiert das Spielgeschehen und stellt sich in die günstigere Wurfposition, so das Angreifer aus spitzeren Winkel hätte werfen müssen. Also Stürmerfoul, so wie die SR nachgedacht, dann aber ni umgesetzt haben. Plus eventuelle progressive Strafe für den Angreifer.
    Alle laut rumschreienden angeblichen SR im Zuschauerraum sollten zur Weiterbildung und nicht als schlechte Vorbilder agieren.


    Betreffenden SR an zuständigen SRW (schriftlich) melden. Sein Verhalten schadet der ganzen Zunft.

    Wenn er den Spieler wirklich massivst beleidigt hat, könnte man zusätzlich zu der Meldung des Schiedsrichters beim Verband auch eine Beleidigungsklage anstreben. Das würde dem Verband definitiv 'Feuer unterm Arsch' machen...

  • DonMaffa
    Und genau weil das alle denken, schreibt keiner was. ABer wie soll der SRW was tun, wenn er von nix weiß?
    Wenn keine Rkt. kommt, an die nächste Stelle wenden.

    Maetze
    Wird ni viel bring, da doch in den Bereich der Sportgerichtsbarkeit fällt oder was sagen die Juristen?
    Aber der SR macht sich auf jedenfall unglaubwürdig, wenn er euch das nächste ma pfeift und schon für meckern bestrafen will ...

  • Maetze
    Wird ni viel bring, da doch in den Bereich der Sportgerichtsbarkeit fällt oder was sagen die Juristen?
    Aber der SR macht sich auf jedenfall unglaubwürdig, wenn er euch das nächste ma pfeift und schon für meckern bestrafen will ...

    Im Falle einer wirklich massiven Beleidigung wird das auf jeden Fall eine Zivilklage nach sich ziehen. Wahrscheinlich wird das eh' abgeschmettert werden, aber zumindest ist das denn mal aktenkundig. Vielleicht hat man dann auch beim Verband ein gutes Mittel in der Hand, um eben diesen Schiedsrichter nicht mehr für Spiele dieser Mannschaft anzusetzen.

    Ob er sich da auf der Tribüne unglaubwürdig macht, ist eigentlich egal, als Schiedsrichter hat er nun mal nahezu alle Macht auf dem Spielfeld! Und wenn er Spieler ungerechtfertigt für 2 Minuten runterschickt, ist es egal, ob er unglaubwürdig ist, er zerstört nun mal das Spiel... Und man kann wohl kaum etwas dagegen machen.

  • die Antworten "es geschieht nichts" finde ich immer zu nett. Woher nehmen die Leute immer ihre Weißheiten? Es passiert oft mehr als manche denken. Aber, und das ist auch richtig so, hinter den Kulissen. Man kann nicht alles öffentlich machen.

    Bei uns ist das so, dass unser SRW mit dem entsprechenden SR ein ausführliches Gespräch führt und sich dessen Stellungnahme anhört. Ist er der Meinung, dass die Zuschauer / Trainer recht haben, wird dieser SR sicher bei einigen der nächsten Spiele beobachtet.

    Theo hat absolut Recht, bitte schriftlich melden! Und dann maulen wenn nichts geschieht.

    Keine Festung ist so stark, dass Geld sie nicht einnehmen kann. (Cicero)

  • die Antworten "es geschieht nichts" finde ich immer zu nett. Woher nehmen die Leute immer ihre Weißheiten? Es passiert oft mehr als manche denken. Aber, und das ist auch richtig so, hinter den Kulissen. Man kann nicht alles öffentlich machen.

    Bei uns ist das so, dass unser SRW mit dem entsprechenden SR ein ausführliches Gespräch führt und sich dessen Stellungnahme anhört. Ist er der Meinung, dass die Zuschauer / Trainer recht haben, wird dieser SR sicher bei einigen der nächsten Spiele beobachtet.

    Theo hat absolut Recht, bitte schriftlich melden! Und dann maulen wenn nichts geschieht.

    Ich habe da durchaus schon meine Erfahrungen gemacht. Abgesehen davon kommt es natürlich immer auf den SRW an, deswegen habe ich auch "meistens" geschrieben. :hi:

    Wie dem auch sei, ich bin - wenn "meine" Mannschaft spielt, auch manchmal nicht grade zuvorkommend gegenüber den Schiedsrichtern, aber beleidigend bin ich nie geworden. Schließlich bringt es nix, denn welcher Schiedsrichter hat seine Entscheidung nach dem "Einspruch" aus dem Publikum zurückgenommen?! :P

    Wenn man schon 2 Hinausstellungen hatte und dann so rangeht, kann man nur wichtige Termine haben. (frei nach Johannes B. Kerner)

    Der Schiedsrichter gilt in seiner Wahrnehmungsfähigkeit als unfehlbar... (DHB-Bundesgericht) :D

  • Also bei uns im Verband ist glaube ich jedem Schiedsrichter klar, dass ihn was sehr Deutliches erwartet, wenn solche Vorkommnisse gemeldet werden. Diese Linie hat es auch schon immer hier gegeben und ich weiß, dass es, als ich damals noch in einem anderen Verband gepfiffen habe, dort ebenso gehandhabt wurde.

    Wie thomask schreibt wird das (zu Recht) nicht öffentlich sondern intern - aber dadurch nicht weniger deutlich - abgehandelt.

    Also auf jeden Fall melden. Das ist ein Verhalten, was für einen Schiedsrichter nicht geht!