• Aus gegebenem Anlass habe ich eine Frage zum "Zweimal".

    Beim Spiel der Füchse gegen die Rhein-Neckar-Löwen hat Torsten Laen beim TG kurz vor Schluss den Ball. Er macht zwei Schritte und will einen Pass auf Außen spielen, sieht jedoch in der Wurfbewegung, dass sein Mitspieler gedeckt ist. Er versucht den Pass abzubrechen, verliert dabei den Ball und rennt dann neben dem Ball her ohne ihn aufzunehmen in der Annahme, dass dies sonst "Zweimal" wäre. Vielleicht erinnert sich ja jemand an die Situation.

    Von den Kommentatoren wurde nun mehrfach festgestellt, dass Laen den Ball hätte aufnehmen können, da er vorher nicht geprellt hatte. Da mir der genaue Regeltext zum Prellen nicht bekannt ist, wollte ich fragen, ob das so korrekt ist. D.h. darf ein Spieler sich absichtlich oder unabsichtlich selbst den Ball ein paar Meter vorlegen und dann wieder aufnehmen wenn er vorher noch nicht geprellt hat. Und in wenn dem so wäre, dürfte ich dann auch den Ball 10m nach vorne werfen, hinterher rennen und ihn dann wieder aufnehmen, wenn ich vorherh noch nicht geprellt habe.

    Vielen Dank,
    Gruß Gregor.

  • Es ist erlaubt:

    So wie die Beschreibung ist hätte er ihn aufnehmen dürfen.

  • Hat der Ball nach Laens Pass den Boden berührt? Dann wäre das nach meiner Meinung der Beginn des ersten Dribblings gewesen. Dieses Dribbling hätte Laen mit der Ballaufnahme beenden dürfen oder auch weiterdribbeln dürfen.

    Erst nach dem Bodenkontakt des Balles darf der Spieler ihn wieder berühren. Sonst verstößt er gegen Regel 7:7 ("Es ist nicht erlaubt:
    den kontrollierten Ball mehr als einmal zu berühren, bevor dieser inzwischen den Boden, einen anderen Spieler oder das Tor berührt hat …").

    Selbstvorlage
    Ich habe das mal im Training gemacht, den Ball über den Gegner geworfen, am Gegner vorbei gegangen, Ball aufgenommen, Tor geworfen; da haben alle geschimpft.
    Nach den Regeln ist das erlaubt. Was der SR davon hält, weiß ich natürlich nicht. Ob Regelerläuterungen, -ergänzungen oder -klarstellungen den Regeln widersprechen, will ich lieber nicht prüfen.
    Probiere es aus, lass´ dich überraschen und berichte.

    Einmal editiert, zuletzt von Henning (24. März 2011 um 20:46)

  • Vielen Dank für die Antworten. Entscheidend ist evtl. der Satz:

    Zitat

    Das Prellen oder Tippen des Balles beginnt dann, wenn der Spieler den
    Ball mit irgendeinem Körperteil berührt und Richtung Boden lenkt.

    D.h. im Fall Laen war dies tatsächlich der Fall, da der Ball aufgrund seines "Passabbruchversuches" Richtung Boden ging. Wenn man sich selbst einen Pass über den Kopf des Gegenspielers spielt und den Ball dann (nach Bodenkontakt) wieder aufnimmt, wird das vielleicht nicht mehr als "Prellen" gewertet, weil man den Ball ja nicht direkt Richtung Boden gelenkt hat.

    Wenn es jetzt keine alternativen Regelauslegungen gibt, halte ich das für plausibel.

  • ... nicht mehr als "Prellen" gewertet, weil man den Ball ja nicht direkt Richtung Boden gelenkt hat.


    Von "direkt lenken" steht in der Regel nix. Und indirekt wird jeder gespielte Ball Richtung Boden gelenkt. Man wirft, schlägt oder faustet ihn irgend wo hin und überlässt das Lenken Richtung Boden der Schwerkraft.

    Die Selbstvorlage mit Spielen des Balles nach Bodenkontakt des Balles ist erlaubt, weil jedes Spielen des Balles ihn direkt oder indirekt Richtung Boden lenkt. Das Spielen des Balles ist der Beginn des Prellens. Nach dem Bodenkontakt des Balles darf man ihn weiter spielen, tippen, fausten, schlagen oder aufnehmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Henning (25. März 2011 um 18:34)

  • Das Zauberwort heißt "kontrollerter Ball". Nur wenn der Ball kontrolliert wird, kann man einen Prellfehler begehen. Nur ein kontrollierter Ball kann gelenkt werden.

    Beispiel: Angreifer A wirft, Abwehr B blockt, läuft hinterher, nimmt den Ball auf und beginnt zu prellen. Kein Prellfehler, Blocken ist keine Kontrolle.

    Wann jetzt genau der Ball kontrolliert wird, darüber kann man stets und ständig streiten.

  • Das Zauberwort heißt "kontrollerter Ball". Nur wenn der Ball kontrolliert wird, kann man einen Prellfehler begehen. Nur ein kontrollierter Ball kann gelenkt werden.

    Beispiel: Angreifer A wirft, Abwehr B blockt, läuft hinterher, nimmt den Ball auf und beginnt zu prellen. Kein Prellfehler, Blocken ist keine Kontrolle.

    Wann jetzt genau der Ball kontrolliert wird, darüber kann man stets und ständig streiten.


    Wenn wirklich nur geblockt wird, stimme ich dir zu.

    Also ein Spieler streckt die Arme nach oben, springt hoch (oder auch nicht) und ein geworfener Ball prallt an den Armen ab.

    Wenn aber (was gerade im Jugendbereich sehr häufig vorkommt, weil die Passgeschwindigkeit gering ist) ein Spieler in einen Pass "dazwischen geht"; ihn mit einer oder beiden Händen nach vorne schlägt (mit einer Berührung, ohne ihn zu fangen), ist das natürlich kein Blocken mehr.

    Sondern dann hat er den Ball bewusst in eine Richtung gelenkt und wenn er dann hinterherläuft, den Ball fängt und dann prellt, ist das Prellfehler.

  • Zitat

    Wenn aber (was gerade im Jugendbereich sehr häufig vorkommt, weil die Passgeschwindigkeit gering ist) ein Spieler in einen Pass "dazwischen geht"; ihn mit einer oder beiden Händen nach vorne schlägt (mit einer Berührung, ohne ihn zu fangen), ist das natürlich kein Blocken mehr.

    Hier könnte man noch unterscheiden zwischen absichtlich den Pass durch rausschlagen unterbunden (> gelenkt) und Fangfehler (> nicht gelenkt). Häufig sieht man den optimistischen Versucht, einen Pass abzufangen, der dann misslingt.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Hallo zusammen,

    ich möchte doch hier noch einmal auf die Meinung von Rheinland-SR eingehen der die Auffassung vertritt, dass ein dazwischen gehen in einen Querpass eine kontrollierte Ballannahme darstellt. Darüber möchte ich gerne, wie es schon Ex-HVS-SR sagt, streiten. Gerade im angenommenen Jugendbereich kann ich da keine kontrollierte Handlung erkennen, wenn in den quer gespielten Pass hineingelaufen und der Ball dann von der geplanten Richtung abgelenkt wird. Wenn das in der BuLi bei Zeitz, Gensheimer, Klein & Co. so gesehen wird, mag das noch angehen. Aber in einer solch spekulativen Situation (und erst recht im Jugendbereich) von kontrolliertem Ballbesitz zu sprechen, ist m. E. doch sehr sehr optimistisch, weil eben kein geplanter Ballannahmeversuch sondern eine Spekulation, den Ball abzulenken, dahinter steckt. Also analog einem Blocken, bei dem es ja auch immer nur der VERSUCH ist, an den Ball zu kommen. Ich sehe daher immer erst das Aufnehmen des Balles nach einer solchen Störaktion als erste Kontrolle über den Ball und das dann folgende Prellen folglich nicht als Regelwidrigkeit.

    Einen schönen Abend noch.

    JüM[Blockierte Grafik: http://www.handballecke.de/wcf/images/smilies/hi.gif]

    JüM :)


  • ich möchte doch hier noch einmal auf die Meinung von Rheinland-SR eingehen der die Auffassung vertritt, dass ein dazwischen gehen in einen Querpass eine kontrollierte Ballannahme darstellt. Darüber möchte ich gerne, wie es schon Ex-HVS-SR sagt, streiten.

    Finde, dass hier der "Handballschiedsrichter" weiterhilt.

    Erstmal der offizielle Regeltext aus 7:4:

    "Das Prellen oder Tippen des Balles beginnt dann, wenn der Spieler mit irgendeinem Körperteil den Ball berührt und Richtung Boden lenkt."


    Jetzt aus dem Handballschiedsrichter:

    "Der Spieler muss den Ball mit der Hand (oder einem anderen Körperteil) in Richtung Boden lenken (7:4). Die Flugrichtung des Balles wird hierbei also bewusst geändert."

    Und: "Steckt für den Schiedsrichter hinter der Richtungsänderung des Balls (die ja bereits durch ein Anwerfen entstehen kann) keinerlei "Lenken", so kann das auch nicht der Beginn des Prellvorgangs sein."

    Finde es ziemlich eindeutig. Wenn ein Spieler in einen Pass dazwischen geht und den Ball nach vorne schlägt, ist genau dieses Kriterium der bewusst geänderten Flugrichtung des Balles erfüllt und darum beginnt da das Prellen.


    Wenn man z.B. in der D Jugend Kreisklasse pfeift, und zwar nicht als angesetzter Schiedsrichter, sondern als einer vom Heimverein (ist z.B. bei uns im Kreis so), kann man das wohl genauso laufen lassen, wie man da 4 Schritte laufen lässt (weil man sonst jeden Angriff abpfeifen müsste). Aber drüber und als angesetzter Schiedsrichter sollte man das schon abpfeifen.

    Einmal editiert, zuletzt von Rheinland-SR (5. April 2011 um 00:03)

  • Wieso pfeifen vom Heimverein, die SR anders, als andere? Sind SR nicht alle neutral?
    Und wenn den Kindern es nicht wegpfeifst, wann solln sie es lernen?

  • Wieso pfeifen vom Heimverein, die SR anders, als andere? Sind SR nicht alle neutral? Und wenn den Kindern es nicht wegpfeifst, wann solln sie es lernen?

    Das war als Antwort auf die Meinung von Jungsenior52 gedacht, der sagte, im Jugendbereich sollte man da weiterlaufen lassen.

    Ich meinte, dass es höchstens nicht angesetzte Schiedsrichter in der unteren Jugend nicht ganz so genau nehmen müssen, aber auf keinen Fall drüber und angesetzte.

    Und bei den nicht angesetzten Schiedsrichtern meinte ich natürlich, dass sie es auf beiden Seiten gleich machen müssen.
    Es ist einfach so, dass wenn du z.B. in der D Jugend Kreisklasse (bei uns werden da in der Kreisliga Schiedsrichter angesetzt, in der Kreisklasse nicht) jedesmal abpfeifst, wenn 4 Schritte gemacht werden, kommt absolut kein Handballspiel mehr zustande, weil du dann jeden Angriff abpfeifst. Wenn also Eltern oder Betreuer das dann auf beiden Seiten nicht ganz so genau nehmen, find ich das nicht sooo schlimm. Zumal viele 4 Schritte da sowieso nicht sehen (weil die einfach keine Erfahrung als Schiedsrichter haben).

    Die Betonung sollte aber auch darauf liegen, dass das angesetzte Schiedsrichter in höheren Ligen und Jugenden nicht machen dürfen, sondern da muss das schon genau genommen werden. Und das gilt auch für den Prellfehler (mit dem Dazwischengehen in einen Pass).

  • macht euch nicht daraus, auch in der BULI sehen die die 4 Schritte nicht immer :D und das sind keine SR die D-Jugend pfeifen. :bigok:

    Keine Festung ist so stark, dass Geld sie nicht einnehmen kann. (Cicero)

  • Hallo Rheinland-SR,

    Danke für die Auszüge aus dem "Handballschiedsrichter". Eine Passage finde ich als Bestätigung für meine Auslegung, dass der Versuch, den Ball anlässlich eines Querpasses herauszuspielen, noch kein Beginn eines gezielten Prellens ist:

    Und: "Steckt für den Schiedsrichter hinter der Richtungsänderung des Balls (die ja bereits durch ein Anwerfen entstehen kann) keinerlei "Lenken", so kann das auch nicht der Beginn des Prellvorgangs sein."

    Das untermauert doch das was ich vorher geschrieben habe, nämlich dass nach meiner Auffassung eine Richtungsänderung des Balles infolge "herausspielen" noch keinerlei "Lenken" ist, weil ich der festen Überzeugung bin, das weder ein Jugendspieler/in noch ein/e Spieler/in in den unteren Klassen bei einem solchen Herausspielen schon im Voraus den Punkt bestimmen kann, wohin der Ball gelenkt wird. Er/Sie hat wohl den festen Willen, die RICHTUNG des Balles (zu seinen Gunsten) zu verändern, aber wohin der Ball dann genau fällt, bleibt Zufall und ist keinerlei Lenken und somit (laut Zitat aus dem Handballschiedsrichter) noch nicht der Beginn eines Prellvorganges.

    Am letzten Wochenende konnte ich jedenfalls feststellen, dass es durchaus noch mehr Schiedsrichter gibt, die das so wie ich sehen / auslegen.

    Einen schönen Abend noch.[Blockierte Grafik: http://www.handballecke.de/wcf/images/smilies/hi.gif]

    JüM :)