Vergehen in der letzten Minute

  • Wir hatten gestern Lehrgang und bezüglich der Regel 8:10 c und d gab es eine Anweisung, die nach meinem Verständnis so nicht von der Regel gewollt sein kann. Vielleicht liege ich aber auch falsch.

    Folgende Situation:
    Spielstand 20:10. Spielzeit 59:30, die zurückliegende Mannschaft A hat durch technischen Fehler den Ball im Angriff verloren, FW für den Gegner B an dessen 9m-Linie, also formeller Wurf. 5 Spieler von A sind bereits an der eigenen 6m-Linie, nur A 3 hampelt noch vorne rum. B will ruhig von hinten aufbauen. A 3 ist frustriert und begeht gegenüber B 4, der den FW ausführen will, ein Abstandsvergehen, der FW wird blockiert. Aufgrund dieser Schilderung kam gestern die Aussage, Rot mit Bericht, weil es nicht darauf ankommt, wann es zu einer Torwurfchance kommt, das könne auch später passieren.
    Frage: Ist das wirklich so von der Regel gewollt ? Ist das die allgemein in der Verbänden gelehrte Meinung ?

    Und wie sieht es aus, wenn der Ball im Spiel ist und A3 vorm zurücklaufen B 4 klammert ? Ist das Rot mit Bericht ?

    Wäre für schnelle Antwort dankbar, ich kann mir nicht vorstellen, dass das die Situationen sind, die von der Regel erfasst werden sollen.

  • Was bedeutet in dem Fall blockiert?
    Verhindert er die Ausführung des FW oder blockt er diesen durch die Anstandsveletzung nachdem er ausgeführt ist? Ausführen bedeutet für mich, der Ball hat die Hand verlassen.
    Verhindert er die Ausführung ist DQ + Bericht gemäß 8:10c korrekt.
    Blockt er denn Ball anschließend ist es mMn nur ein normales Abstandsvergehen.

  • Vergehen in der letzten Minute im Grunde immer mit Bericht, unabhängig vom Spielstand.
    So wird es zumindest auf den Lehrgängen vermittelt, auch wenn es sicher Situationen gibt, in denen man da mit Kanonen auf Spatzen schießt.

    Wenn also schon alles gelaufen ist, dann in der letzten Minute einfach lieber etwas vorsichtiger agieren.

    Laying in bed, looking up at the stars, a single thought passed through my head.
    Where the fuck is my roof?

  • ich interpretiere die Regel so:

    Wenn der abwehrende Spieler nur den Abstand nicht einhält, würde ich weiterlaufen lassen. Der angreifende Spieler muss zumindest versuchen den Freiwurf auszuführen und nicht nur auf den fehlenden Abstand aufmerksam machen. Irritieren ist für mich kein Verhindern.

    Wenn abwehrende Spieler aktiv versucht, einen Pass nach vorn zu unterbinden und ihm dies gelingt, dann rot mB. Wenn der Pass ankommt, das Spiel nach Vorteilsregel laufen lassen und bei Unterbrechung mit gelb bestrafen.

    Grüßles :)

  • Bei Blocken/Abstandsvergehen keine DQ+B! Der Wurf kann ja stattfinden. Ausnahme: Der Abstand wird so verringert, dass der Wurf NICHT ausgeführt werden kann - ansonsten ist das Abstandsvergehen "normal" progressiv zu bestrafen.
    So zumindest schult es der DHB.

  • Zitat

    Original von Jorino
    Bei Blocken/Abstandsvergehen keine DQ+B! Der Wurf kann ja stattfinden. Ausnahme: Der Abstand wird so verringert, dass der Wurf NICHT ausgeführt werden kann - ansonsten ist das Abstandsvergehen "normal" progressiv zu bestrafen.
    So zumindest schult es der DHB.


    So wurde es bei uns auch gelehrt.

    Ich zitiere mal 15:9

    Zitat

    Abwehrspieler, die die Wurfausführung stören, indem sie z.B. eine nicht korrekte Position einnehmen oder diese vor der Wurfausführung verlassen, sind mit Ausnahme der Fälle der Regeln 14:8, 14:9, 15:4, Absatz 2 und 15:5, Absatz 3 zu bestrafen. Dies gilt unabhängig davon, ob diese Aktion vor oder während der Wurfausführung erfolgt (bevor der Ball die Hand des Werfers verlassen hat). Dabei ist es ohne Belang, ob der Wurf anzupfeifen war oder nicht (Erläuterung 5:2b, 16:1c und 16:3c). Ein Wurf, dessen Ausführung durch eine Regelwidrigkeit der anderen Mannschaft gestört wird, ist grundsätzlich zu wiederholen.

    Damit gilt für mich der Wurf als aufgeführt sobald er die Hand verlassen hat. Folglich ist ein reines Abstandsvergehen ohne Verhinderung des Wurfes mMn nicht mit DQ+Bericht zu bestrafen.
    Ist für mich auf den ersten Blick inkonsequent aber ist halt so.

  • Das Posting von SteamboatWillie mit der Begründung ist für mich überzeugend und da hat er wohl recht.

    Muss meine oben geäußerte Ansicht

    Zitat

    Original von Uwe aus LD
    Durch das Abstandsvergehen (und blocken) verhindert der Abwehrspieler die Ausführung ..... -> Rot + Bericht


    wohl berichtigen. Da lag ich falsch, hmmmmmmmm

    Das wird wohl zur Folge haben, dass die Abstandsvergehen in der letzten Spielminuten zunehmen werden.

    Gruß Uwe

  • Das mit dem Abstand ist Definitionssache. Ab wann ist der Abstand zu korekten Ausführung gering? Wenn ein Pass nicht möglich ist, oder ein Pass schwieriger wird?? Wo liegt da die Grenze.
    Ich könnte ja auch direkt neben den Ausführenden hinstellen und ihn anderstweitig irritieren als durch den Passweg zumachen. Wird dies dann nicht bestraft, weil der Wurf ausgeführt wurde??

  • Hallo zusammen,

    ich versuche mal etwas Licht in das Dunkel zu bringen.

    Bei dieser "letzten Spielminute" muss man zwe Szenarien unterscheiden:

    1. Der Ball ist nicht im Spiel

    Wenn der Ball in der letzten Spielminute nicht
    im Spiel ist und ein Spieler oder Offizieller die
    Wurfausführung des Gegners verzögert oder
    behindert und damit der gegnerischen
    Mannschaft die Chance genommen wird, in
    eine Torwurfsituation zu kommen oder eine klare
    Torgelegenheit zu erreichen, gilt dieses Vergehen
    als besonders grob unsportlich.

    Dies gilt für jegliche Art der Wurfverhinderung
    (z.B. Vergehen mit begrenztem körperlichen
    Einsatz, Pass abfangen, stören der Ballannahme,
    Ball nicht freigeben).

    2. Der Ball ist im Spiel

    Wenn der Ball in der letzten Spielminute im
    Spiel ist und der gegnerischen Mannschaft durch
    ein Vergehen im Sinne von Regel 8:5 oder 8:6
    die Chance genommen wird, in eine
    Torwurfsituation zu kommen oder eine klare
    Torgelegenheit zu erreichen, ist das Vergehen
    nicht nur mit Disqualifikation laut 8:5 oder 8:6
    zu bestrafen, sondern es muss auch ein
    schriftlicher Bericht eingereicht werden.

    Hier geht es ausschließlich um Situationen die sowiso zu einer roten Karte geführt hätten.
    Wenn ich z.B. einen gegenstoßlaufenden Spieler umreiße bekomme ich rot!
    Mache ich das gleiche in der letzten Spielminute dann kommt ein Bericht hinzu.

    Sinn dieser Ergänzung zu Regel 8:10d ist, dass Spieler sich nicht wie bisher "die rote Karte abholen" und dadurch ohne Konsequenzen das Ergebnis beinflussen.

    Also eine reine Abstandsverletzung wird nie zu einer Disqialifikation führen und schon gar nicht zu einem Bericht.
    Weil in diesem Fall ist der Ball im Spiel.

    Anderst sieht es aus wenn die Mannschaft einen FW ausführen will und ein gegenerischer Spieler gibt den Ball nicht heraus.
    Dann ist der Ball nicht im Spiel und eine Wurfausführung wird verhindert.
    Jetzt gibt es die "D" mit "B".

    So, vieleicht ist jetzt das ein oder andere klarer.

    Gruß
    :hi:

    :spring:

  • SRBHV
    auch bei einesm Abstandsverletzung kann es zu einer DQ mit Bericht kommen. Mitspieler steht direkt im 3m Abstand zum Spieler der den Wurf ausführt. Der Abwehrspieler sthet direkt davor, ohne was zu machen.

    Er unterschreitet den Abstand macht aber sonst nichts. Daher auch hier DQ mit Bericht.

  • Zitat

    Original von Dany
    SRBHV
    auch bei einesm Abstandsverletzung kann es zu einer DQ mit Bericht kommen. Mitspieler steht direkt im 3m Abstand zum Spieler der den Wurf ausführt. Der Abwehrspieler sthet direkt davor, ohne was zu machen.

    Er unterschreitet den Abstand macht aber sonst nichts. Daher auch hier DQ mit Bericht.

    "Blocken/Abstandsvergehen bei Ausführung eines formellen Wurfes"

    vom Sinn her wäre tatsächlich die D-Berichts-Entscheidung angebracht und notwendig, leider gibt derzeit die aktuelle Regel das nicht her; also ist bei Abstandsvergehen (d.h. Blocken eines ausgeführten formellen Wurfes mit verringertem Mindestabstand....==> derzeit nur die normale Progression wegen Abstandsvergehen möglich).
    Wenn der Wurf an sich allerdings dadurch gar nicht ausgeführt werden kann, DANN ist D-Bericht angebracht.

  • Zitat

    Wenn der Ball in der letzten Spielminute nicht im Spiel ist und ein Spieler oder Offizieller die Wurfausführung des Gegners verzögert oder behindert und damit der gegnerischen Mannschaft die Chance genommen wird, in eine Torwurfsituation zu kommen oder eine klare Torgelegenheit zu erreichen

    Dies steht so in 8:10 c) drin.

    Das kann man auch interpretieren das durch das Abstandsvergehen der Wurf verzögert (wenn die SR es generell pfeifen) oder behindert (zu kleiner Abstand = ander Wurfwinkel wenn der Spieler dem man passsen will hinter dem Spieler steht) wird.

  • Nein, dass kann man nicht, denn der Wurf ist in dem Moment ausgeführt, in dem der Ball die Hand verlassen hat.
    Auch wenn der Abwehrspieler ein Abstandsvergehen begeht, der Angreifer hat grundsätzlich die Möglichkeit den Ball zu spielen. Von einer Behinderung oder Verzögerung kann in diesem Fall nicht gesprochen worden sein.
    Das wurde auf meinem Lehrgang ganz klar so gesagt.
    Wurde das Thema auf eurem Lehrgang gar nicht angesprochen Dany?

  • @ Steamboat
    Muss dir widersprechen. Abstand kann zu einer DQ + B werden. Es hat meinen Verein in der zweiten Liga deswegen erwischt.

    Zitat

    Simon Geist gab am Freitagabend in der Sparkassen-Arena zu Elsenfeld in der hektischen Schlussphase alles für den Erfolg seines Teams - und avancierte dabei zur tragischen Figur: Bei der Ausführung des vermeintlich letzten Freiwurfs der Tuspo Obernburg sechs Sekunden vor Schluss hielt der 24 Jahre alte Kreisläufer der SG Haslach/Herrenberg/Kuppingen den Abstand nicht ein und verhinderte damit einen Wurf von Cornelius Maas aufs Tor. Die Schiedsrichter Thomas Kern und Thorsten Kuschel (Bellheim/Hagenbach) werteten dies nach dem neuen Regelwerk des Internationalen Handball-Verbands (IHF) als besonders grob unsportliches Verhalten und zeigten ihm die Rote Karte.
    ...
    Simon Geist bleibt im Derby gegen den TV Neuhausen/Erms am kommenden Samstag (20 Uhr/Paul-Horn-Arena Tübingen) daher nur die Zuschauerrolle.

    Quelle

  • Zitat

    Original von Dany
    @ Steamboat
    Muss dir widersprechen. Abstand kann zu einer DQ + B werden. Es hat meinen Verein in der zweiten Liga deswegen erwischt.


    .... und weil Thomas und Thorsten dort so entschieden haben,war die Entscheidung die einzig richtige? Der Text sagt auch nicht viel über die hier diskutierten "Feinheiten" - ist halt ein Pressebericht.

    Wenn man keine Argumente mehr hat, müssen angeblich Autoritäten beigezogen werden (herhalten) .....
    (angeblich, weil die beiden sich selber sicher so nicht fühlen und man mit denen über Entscheidungen auch sehr gut reden kann)

    Und wenn man den Bericht in der Quelle ganz liest, ist er differenzierter, als dein Posting hier (und das spricht für die Presse).
    Ich erlaube mir hier mal die Presse zu zitieren:

    Zitat

    Axel Kromer bezeichnete die Situation am Ende des packenden Spiels, die zur Roten Karte führte, als "ganz schwierig zu bewerten". Er sei froh, dass er Trainer und kein Schiedsrichter sei. "Die Regel ist komplett neu, da haben die Schiedsrichter auch keine Erfahrungswerte", erklärte der SG-Coach.
    Im neuen IHF-Regelwerk, das auch für den Spielbetrieb in der Handball-Bundesliga (HBL) gilt, steht unter Regel 8, Punkt 10c: "Wenn der Ball in der letzten Spielminute nicht im Spiel ist und ein Spieler oder Offizieller die Wurfausführung des Gegners verzögert oder behindert und damit der gegnerischen Mannschaft die Chance genommen wird, in eine Torwurfsituation zu kommen oder eine klare Torgelegenheit zu erreichen, gilt dieses Vergehen als besonders grob unsportlich. Dies gilt für jegliche Art der Wurfverhinderung (z. B. Vergehen mit begrenztem körperlichen Einsatz, Pass abfangen, Stören der Ballannahme, Ball nicht freigeben)."
    Nach Ermessen der Referees war dieser Tatbestand erfüllt. Kromer will sich die Szene aber noch einmal genau anschauen und dann nach Rücksprache mit einem Regel-Experten prüfen, ob es sich bei der Entscheidung der Unparteiischen eventuell auch um eine Fehlinterpretation der neuen Regel handelt: "Für mich sah es so aus, als ist der Freiwurf ausgeführt worden. Dann wäre der Ball im Spiel gewesen."