Die immer wieder sehr eigenartige Kolumne von Handballwoche-Chefredakteur Olaf Bruchmann:
ZitatHamburg - die neue Handball-Hauptstadt
Die Sorgen waren unberechtigt. Die Angst Grit Juracks, es würden sich nur 50 Zuschauer, nämlich Eltern, Freunde und Bekannte, in der Color Line Arena zum Frauen-Länderspiel verlaufen, war unbegründet. Ganz imGegenteil: Mehr als 8.000 Menschen wollten das Team von Trainer Rainer Osmann auf ihrem Weg nach China zur WM begleiten und unterstützen. Das war beeindruckend. Für die Zuschauer selber, aber noch mehr für die Frauen-Mannschaft. Ganz begeistert war das eigene Team, während das andere (Serbien) doch mächtig zitterte ob der lautstarken Kulisse.
Noch besser war die Stimmung dann bei den Männern. Da machten die 9.000 Fans dann richtig Alarm und peitschten die DHB-Männer zur EM nach Österreich.
Hamburg hat sich an diesem Wochenende wieder als toller Gastgeber präsentiert. Gute Organisation, Spitzen-Arena, fantastisches Publikum - nach dem Final Four, das sich längst etabliert hat und über dessen Austragungsort Hamburg auch nicht mehr diskutiert werden sollte, zeigte sich die Hansestadt wieder einmal als Handball-Hauptstadt Deutschlands.
Die Color Line Arena hat mit dieser Doppel-Veranstaltung des DHB am Samstag ihren Ruf als beste Handball-Halle in der Republik untermauert.
Es tut mir leid für Berlin, Köln, Stuttgart oder Mannheim - derzeit schlägt das Handball-Herz der Deutschen im Norden, in Hamburg. Aber vielleicht schaffen es die Schwaben ja am Mittwoch beim Spiel gegen Weißrussland mich umzustimmen!?....
Das die Handballwoche meist sehr unkritisch mit dem Geschehen rund um den Handball umgeht, ist nichts Neues. Warum aber die Tatsache, dass beim wichtigsten Pflichtspiel des Jahres eine zu gut 2 Drittel gefüllte Halle in Hamburg für die Geburt einer neuen Hauptstadt spricht, verstehe ich dann nicht so ganz. Nur zum Vergleich: Vor der Olympiade waren beim Freundschaftsspiel (!) Deutschland-Russland in Köln gut 17.000 Zuschauer in der Halle, das im Anschluss stattfindende Frauen-Freundschaftsspiel Deutschland-Angola haben ungefähr 12.000 Zuschauer gesehen.
Ich bin sicher, dass in Köln, Berlin und auch Mannheim mehr Zuschauer in der Halle gewesen wären beim Slowenien-Spiel. Ich war von der Resonanz enttäuscht, nicht von der Stimmung, die am Fernseher sehr gut rüberkam. In diesem Zusammerhang finde in mitten in der Woche eine ausverlaufte Porsche-Arena in Stuttgart gegen Weißrussland ebenfalls zumindest bemerkenswert, der Termin war sicher deutlich schlechter als der in Hamburg. Ich wette, dass beim Supercup im Oktober in Köln mehr Zuschauer in Köln und wohl auch in Halle/Westfalen zu den Spielen kommen werden als letzten Samstag in Hamburg.
Mich wundert, warum immer wieder betont wird, wie toll alles in Hamburg ist. Das Final-Four ist sicherlich immer gut bis sehr gut gelungen. Es sollte aber immerhin erlaubt sein, zu hinterfragen, ob es so gut ist, dass das gemeine Fußvolk kaum Karten im freien Verkauf bekommt für das Final Four, was bei einer grösseren Halle wie in Köln oder auch Berlin anders wäre. Mir scheint da sehr viel Politik im Spiel zu sein...