Massiver Pillenmissbrauch im Handball
21.05.2009
Zwei dänische Stars werfen Bundesliga-Spitzenreiter THW Kiel und anderen deutschen Spitzenclubs massiven Missbrauch von Arzneimitteln vor.
Der ehemalige Kieler Lars Krogh Jeppesen sagte in der Zeitung Politiken über die ständige Verabreichung schmerzstillender Mittel mit hohem Risiko für gesundheitliche Dauerschäden beim THW Kiel: "Das war total grotesk. Die Pillen wurden eingesetzt, um Spieler fit zu bekommen, die eigentlich nicht hätten spielen dürfen."
Keine Leistung, kein Vertrag
Sein Ex-Nationalmannschaftskollege Lasse Boesen von der SG Flensburg-Handewitt berichtete, dass er über sieben Jahre das eigentlich für Rheumakranke entwickelte Präparat Voltaren genommen habe, um Schmerzen durch ständige Überbelastung des Körpers zu unterdrücken.
Als Hintergrund nannte er den Druck der jeweiligen Clubs: "Wenn man keine Leistung liefert, fliegt man einfach raus." Die schmerzstillenden Mittel erhöhen massiv das Risiko für Magengeschwüre und Herzinfarkte.
Boesen berichtete auch, dass er die Mittel während der letzten WM Anfang des Jahres dreimal täglich genommen habe, um für die dänische Nationalmannschaft einsatzfähig zu sein. Anders sei die Extrembelastung solcher Turniere wahrscheinlich nicht zu bewältigen, meinte Boesen.
Ein paar Kilo Anti-Rheuma-Pillen
Der dänische Olympia-Mannschaftsarzt Morten Storggard erklärte: "Wer aus der spanischen oder deutschen Spitzenliga kommt, ist einfach daran gewöhnt, bei Schmerzen ein paar Kilo Anti-Rheuma-Pillen einzunehmen."
Vertreter der dänischen Gesellschaft für Sportmedizin erklärten, die gängige Praxis mit derartigen Medikamenten bei Spitzenhandballern sei "ein sehr ernstes Problem" wegen der Gefahr gesundheitlicher Folgeschäden.
(Quelle:http://www.handballwoche.de)