DSF setzt an zum großen Wurf

  • Bin da bei dir.
    Minden gg Nettelstedt wird ja von Sport1 auch recht regelmäßig übertragen.

    Ich glaube ich verstehe euer Problem mit meiner Formulierung nun.
    Ich meinte nicht, dass niemand Magdeburg - Eisenach schaut weil es 2 Ost-Vereine sind.
    Sondern, dass es nicht mehr Leute schauen, nur weil es 2 Ost-Vereine sind.
    Mir ist zum Beispiel völlig unbekannt das zwischen diesen beiden Vereinen eine Brisanz besteht oder man das überhaupt Derby nennt. Beide Städte gehören zu unterschiedlichen Bundesländern. Liegen über 200km auseinander. Dass die Städte in der Vergangenheit wirtschaftliche oder kulturelle Rivalen waren oder in besonderen Wettstreit standen wüsste ich auch nicht. Ich erkenne auch nicht, dass die beiden mal wirkliche sportliche Rivalen waren.
    Das einzige was ich sehe ist, dass es 2 Vereine aus dem Osten sind. Und das allein dürfte denke ich kaum für ein gesteigertes Interesse sorgen. Oder doch?

  • Da fehlt Dir nachvollziehbar etwas der Vergangenheitsbezug.

    In der DDR gab es sogenannte Sportclubs. Das waren Vereine, die in aller Regel von Staatsorganen unterstützt und geleitet wurden. Gute Spieler wurden von anderen Vereinen an die den SCs angeschlossenen Sportschulen deligiert und "durften" dann auch dort spielen. Viele verdammt gute Spieler aus Eisenach oder Aue zB wurden nach Magdeburg, Berlin, Leipzig oder Frankfurt(Oder) geschickt und in Eisenach oder den anderen BSGs schmerzlich vermißt.
    Diese Betriebssportgemeinschaften sind Vereine, die von vorort ansäßigen Unternehmen gestützt, wie Don Quichote versucht haben, mit den SCs mitzuhalten. In Eisenach waren es die Automobilwerke Eisenach (daher der Name "Motor" Eisenach).

    Da Eisenach als Mannschaft immer ausgeblutet wurde, musste man hier mit der Halle und den Zuschauern eine Atmo generieren, die die SC-Vereine so nicht aufbringen konnten. Nur so konnte sich die BSG jahrzehntelang in der Oberliga halten.

    Soviel zur Vergangenheit. Zur Wende brach das sportliche System zusammen und lediglich Aue, Eisenach, Magdeburg und mit Abstrichen und etwas Verzögerung Rostock und Leipzig konnten nachhaltig ein gewisses Niveau halten. Das Duell Eisenach-Magdeburg stand weiterhin für den Vergleich BSG gegen SC. Die Fans kannten sich und haben anders als beim Fussball nur 60 Minuten lang sportlich gegeneinander gekämpft und gegrölt und danach genüßlich zusammen ein Bier gesoffen. Und das ist noch bis heute so. Die gemeinsame Geschichte hat zusammengeschweißt und bis heute eine Rivalität generiert, die auch die jüngeren Zuschauer, die in Ihrem Leben noch nie Aluchips in der Hand gehalten haben, elektrisiert. Die Erfolge vom SC auch in der Nachwendezeit geben uns die Zuversicht, dass die Herkunft kein Ausschlußgrund für Erfolg ist und das man es auch schaffen kann. Und an den einem Spieltag will man dann auch mal besser sein als der gute alte SC.

    Und in diesem Sinne lebt die alte Tradition fort. Und ich persönlich habe den Wunsch, dass die HBL diese Geschichte als die eigene begreift. Sie fand zwar statt, als die Grenzen dicht waren, wurde aber eingeatmet und sollte als Chance verstanden werden, so manche Grenze im Kopf zu überwinden. Damit meine ich jetzt explizit nicht Dich.

    Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn diese Vergleiche mit der Geschichte genauso selbstverständlich zur Handballfolklore zählen würden, wie die Geschichten Schalke vs. BVB, Hannover vs. Braunschweg oder 1860 vs. Bayern beim Fussball, bzw. Kiel und Flensburg beim Handball. Jetzt nicht unbedingt Eisenach gegen Magdeburg aber halt grundsätzlich die Dinge die zwischen 49 und 89 jenseits der BRD stattfanden. Nur ist diese Spielpaarung im Augenblick die präsenteste.
    Zumal diese Vereine, wenn man sich die Tabelle anschaut, mit die längste Tradition aufweisen, nur fand diese halt auf zwei Seiten des Vorhangs statt.

    2 Mal editiert, zuletzt von BigRick (26. November 2013 um 12:47)


  • Danke für diesen Beitrag, weil es Dir gelungen ist, sachlich und ohne Emotionen die Geschichte des Handballs in der DDR und die Rivalität dieser beiden Vereine rüber zu bringen und die Erklärung gebracht hast, warum das Ostderby aus dieser Tradition heraus nun mal nur das des ThSV Eisenach gegen den SC Magdeburg sein kann.
    Habe übrigens als Student Anfang der Siebziger die heiße Athmosphäre der alten Eisenacher Halle noch live erleben dürfen.

  • Ebenfalls vielen Dank!
    Da kann man echt Geschichten drum herum machen und das ganze verkaufen!

    Wenn Bob Hanning das Duell Magdeburg-Berlin zum Derby hochjazzt und damit erreicht, dass die Partie seit Jahren egal in welcher Halle fast immer ausverkauft ist und im Normalfall emotionale und spannende Spiele abliefert ist es für viele auch nicht ok.

    Derbys sollen immer regionalen oder geschichtlichen Bezug haben. Der Bezug zwischen MD und B wurde vielleicht etwas angestrengt konstruiert aber er lässt sich mittlerweile nicht mehr wegdiskutieren! Bei Eisenach und MD gibt es diesen Bezug schon aus DDR-Zeiten, wie BigRick so wunderbar schildert, vielleicht gibt es hier keinen Macher, der die Vorlage aufnimmt?

  • Laut Definition ist "Derby" ein Ereignis im Mannschaftssport bei dem zwei meist rivalisierende Sportvereine einer Region aufeinandertreffen ( Quelle Wikipedia)

    Somit bedeutet das wohl dass Berlin und Magdeburg in der gleichen Region liegen.....man lernt halt immer noch dazu :D

  • Immer die Frage, wie man "Region" definiert.
    Für mich liegen Mannheim (Baden) und Göppingen(Württemberg) nicht in der gleichen Region, andere würden sagen, dass beide in der Region Baden-Württemberg liegen.
    Wählt man die Region nur groß genug, dann liegen irgendwann auch Berlin und Magdeburg drin.

    Irgendwann ist auch mal Schluss!!!

  • Wählt man die Region nur groß genug, dann liegen irgendwann auch Berlin und Magdeburg drin.

    Es gibt vor allem handballtechnisch gesehen nicht viel zwischen Berlin und Magdeburg... :D
    Aber aus Berliner Sicht wäre ein richtiges Derby natürlich ein Spiel gegen eine andere Berliner Mannschaft oder einem Brandenburger Verein. Dafür muss man sich in Oranienburg oder Potsdam aber noch richtig anstrengen...

    Wäre eigentlich eine Partie zwischen Kiel und Rostock ein Ostsee-Derby?

  • Mannhei,-Göppingen ist ja auch kein "Derby", jedenfalls nicht nach meinem Verständnis und ich denke auch nicht dass es als solches beworben wird...ein Derby wäre zB ein Duell zwier nordbadischer Bundesligavereine, falls vorhanden

    und ein Bundesland ist eben ein Bundesland und keine "Region"...abgesehen davon liegen Magdeburg und Berlin sicher nicht im gleichen Bundesland :)

  • ich glaube ja, dass Derby nur deshalb so inflationiert wird, weil es der breiten Masse die Besonderheit der anstehenden Partie plastisch macht. Da geht es irgendwie um eine alte Rivalität, das ist besonders Pfeffer drin. Mehr nicht. Was ist den definitionsgemäß eine Region? Ist Ostdeutschland und Mitteleuropa nicht notfalls auch eine Region. Kommt doch auf die Betrachtung an.
    Diese Fragen stellt sich die breite Masse aber garnicht. Wir führen hier doch eine Elfenbeinturmdiskussion.
    Was wäre denn in der deutschen Sprache ansonsten ein gebräuchliches Wort für sowas?
    In Spanien haben sie den dämlichen "Classico", den sie jetzt auch versuchen in Deutschland für Bayern-BVB zu etablieren, weil sie mit Derby sich da selber etwas doof vorkommen.

    Wenn es der Vermarktung dient und mehr Leute Handball gucken, ist mir die Derbyinflation durchaus willkommen. Kann der Sportart nur zuträglich sein. Und ob es jetzt ein Derby, Klassiker oder sonstwas ist, ich freue mich zweimal im Jahr auf die Partien gegen den SCM, weil da eine besondere Rivalität existiert. Und aus sowas zieht der Sport letztlich auch seine besonderen Reize.

    Ne Signatur kann ich mir nicht leisten

  • Da zeigt Sport1 endlich mal wieder ein Spiel vom TBV und wenn dann ein Spieler bei dieser Ausnahmesituation nicht sofort Gewehr bei Fuß zu einem mehrere Minuten langem Bericht zur Verfügung steht, fangen sie gleich an zu heulen. Und Kretschmar hat auch gleich wieder große Fre...
    Frechheit ....... mal wieder

  • Ganz tiefer Griff ins Klo bei der Auswahl der nächsten Live-Spiele. Der Exklusivvertrag mit Kiel als zweiter THW-Haussender neben dem NDR zwingt Sport 1 offenbar zur Übertragung von langweiligen Ladenhütern wie Kiel - Magdeburg (16.3.), Balingen-Kiel (23.3.) und Kiel-Göppingen (26.3.), während der Abstiegskampf tobt. Wurden die Saison eigentlich schon der BHC, Melsungen oder Emsdetten gezeigt?

  • Ganz tiefer Griff ins Klo bei der Auswahl der nächsten Live-Spiele. Der Exklusivvertrag mit Kiel als zweiter THW-Haussender neben dem NDR zwingt Sport 1 offenbar zur Übertragung von langweiligen Ladenhütern wie Kiel - Magdeburg (16.3.), Balingen-Kiel (23.3.) und Kiel-Göppingen (26.3.), während der Abstiegskampf tobt. Wurden die Saison eigentlich schon der BHC, Melsungen oder Emsdetten gezeigt?


    Kiel hat eben sehr viel Fans auch ausserhalb ihres direkten Einzugsbreichs und verspricht deshalb die höchsten Einschaltquoten. Und damit die höchsten Werbeeinnahmen. Es geht nicht primär um die Spannung in den Spielen.

    Einmal editiert, zuletzt von Handballer2105 (12. März 2014 um 16:58)

  • Warum muss sich dann Markus Götz jedesmal, wenn es nach 40 Minuten 25:15 steht, mit "Es tut uns leid, liebe Handballfreunde, aber wir hätten ihnen gerne ein spannenderes Spiel gezeigt" quasi im Nachhinein für die Spielauswahl zu entschuldigen, um dann mit Kretzschmar die restlichen 20 Minuten lustlos über die Bühne zu bringen und off the record die Programmplanerzu verfluchen.

  • Die meisten Spitzenspiele waren diese Saison spannungsmässig auch ein Griff ins Klo.
    Und Balingen - Kiel wird gezeigt? Ist wohl neu, hat sich das Balingen durch den Punkt gegen Hamburg verdient?

    Jag går och fiskar

    och tar en tyst minut

  • Warum muss sich dann Markus Götz jedesmal, wenn es nach 40 Minuten 25:15 steht, mit "Es tut uns leid, liebe Handballfreunde, aber wir hätten ihnen gerne ein spannenderes Spiel gezeigt" quasi im Nachhinein für die Spielauswahl zu entschuldigen, um dann mit Kretzschmar die restlichen 20 Minuten lustlos über die Bühne zu bringen und off the record die Programmplanerzu verfluchen.


    :D Sehr schön zusammengefasst, für mich der Forumbeitrag des Tages! :D
    Gestern hatten sie es dann richtig schwer - der Ausgang des Spieles war zwar lange Zeit ungewiss, insofern war "Spannung" da - aber das dargebotene dann doch unterirdisch, dies zu kommentieren, sicher eine Herausforderung, die sie gut gemeistert haben (besser als so manches Spitzenspiel). ;)

    Ich bin ja nicht der schnellste und ich bin auch nicht der stärkste, aber vielleicht bin ich ein schlauer Spieler. (JG24)