Ischgl – Traum in Weiß - First-Class in der Betreuung
Wie jedes der vergangenen 14 Jahre habe ich auch für dieses Jahr wieder eine Skifreizeit für meine Jugendhandballer organisiert, dieses Jahr in der Paznaun-Skiarena in Ischgl. Angemietet hatten wir eine sehr große Ferienwohnung in Kappl (liegt ca. 6 km vor Ischgl).
Traumhaftes Wetter, bestens präparierte Pisten, sogar die Talabfahrten waren noch geöffnet – Skispaß pur.
Nach 3 Stunden allerdings fand der Spaß für mich ein jähes Ende. Mit anständig Schwung (ich fahre seit 35 Jahren Ski) habe ich eine Senke übersehen und bin furchtbar eingeschlagen. „Uff – alles gut gegangen“ verschaffte ich mir einen Überblick wo ich meine Ausrüstung denn überall verteilt hatte. Ich stand auf und mir knickte das linke Knie völlig haltlos weg – urplötzlich waren Schmerzen da – ich hätte am liebsten „sterben“ wollen. Zwei meiner Jugendspieler waren da schon unterwegs, um die Pistenrettung zu verständigen. Innerhalb nur weniger Minuten (unglaublich bei diesem großen Skigebiet) war von der Pistenrettung jemand mit einem Snowmobil anwesend, mir wurde eine Schiene zur Stütze angelegt und ich wurde als Sozius hinten auf dem Motorschlitten zum „Erste-Hilfe-Zentrum“ mitten im Skigebiet auf der Idalp(Dreh- und Angelpunkt im Ischgler Skigebiet) gefahren.
Dort die erste Überraschung: Ausgestattet, wie die Praxis eines Hausarztes, wurde ich dort von einem Arzt untersucht, desweiteren waren noch Krankenpfleger anwesend. Die Vorab-Diagnose Schaden an den Bändern im Knie.
Mir wurden mehrere Möglichkeiten zur Lösung meines Knieproblems vorgestellt. Abtransport nach Ischgl, Organisation eines Rücktransportes nach Deutschland, Abtransport nach Landeck ins Krankenhaus oder Verbringung nach Schruns ins Montafon in die Privatklinik Dr. Schenk.
Extra für Auslandsreisen habe ich schon seit Jahren eine Auslandskrankenversicherung bei der SDK abgeschlossen (gibt es auch beim ADAC und fast allen anderen Versicherungen), deshalb entschied ich mich für den Transport ins Privatklinikum.
Es ging ratzfatz, nach nur wenigen Minuten war bereits der Helikopter aus Schruns vor Ort, keine 10 Minuten später war ich bereits auf dem Dach der Klinik gelandet. Röntgen, Kernspin und einige andere Untersuchungen ergaben, eingerissener Meniskus ein völlig zerfetztes Innenband und ein total zerstörtes vorderes Kreuzband. Schon während der Untersuchungen merkte ich, welch Fürsorge mir im Montafon zuteil wurde.
Nur zweieinhalb Stunden nach meinem Unfall war ich bereits auf meinem Zimmer, eigentlich eher ein Hotelzimmer als ein Krankenzimmer mit allem erdenklichen Komfort.
Operiert wird in Schruns nach der letzten Unfall-Einlieferung in der Nacht. Um 22.00 Uhr war ich an der Reihe. 1.00 Uhr, mitten in der Nacht gab es etwas Warmes zu Essen gegen den schon seit mittags knurrenden Magen.
Am nächsten Tag wurde ich nach der Abschlussuntersuchung mit einer DVD (mit allen Röntgenbildern) wieder nach Kappl in unsere Unterkunft gefahren, mit den mahnenden Worten „Melde Dich morgen bei Poldi auf der Idalp“.
Und jetzt kommt meiner Meinung, nach so einer Verletzung der Knaller. Ich bin am nächsten Tag, wie mir geheißen zusammen mit meinen Jungs zur Silvretta-Bahn und hoch auf die Idalp gefahren. Dort wurde ich mit dem Motorschlitten wieder abgeholt und bekam wie auch an den folgenden Urlaubtagen erste Bewegungstherapie auf der Motorschiene mit dem direkten Blick auf die Ischgler Skipisten rund um Idjoch und Pardatschgrad. Bereits am zweiten Tag nach der OP machte ich die ersten geführten Schritte OHNE Krücken, ich hätte nie gedacht, dass das so schnell geht, wieder erste Schritte zu machen.
Abschließend möchte ich sagen, dass mir diese Art der Behandlung in Deutschland wohl niemals zuteil geworden wäre (diese Kritik richtet sich nicht an die Menschen in den Pflegeberufen sondern ausschließlich an unser System)
Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken, bei Manfred von der Pistenrettung der Silvretta Seilbahn AG für die Erstversorgung und den Transport auf der Piste, Dr. Schenk und seinem Team in Schruns/Montafon und ganz besonders bei Poldi Juen, der oben auf der Idalp in 2200 Meter Höhe während der gesamten Skisaison sich um die verletzten und verunglückten Skifahrer kümmert.
Desweiteren ganz besonderer Dank an Udo Wanzel und Peter Lang, meine beiden Mitstreiter während der Skifreizeit, ohne deren Hilfe eine Fortführung der Freizeit nicht möglich gewesen wäre.