Bestechungsvorwürfe THW Pressemeldungen/Infos/Berichte

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    Presseerklärung der THW KIEL Handball-Bundesliga GmbH & Co. KG zum heute in der "Hamburger Morgenpost" veröffentlichten Interview mit Jesper Nielsen

    Der THW Kiel geht nach wie vor davon aus, dass die von Herrn Nielsen erhobenen Vorwürfe inhaltlich falsch und sachlich unbegründet sind. Über die in Zagreb und im Hause Serdarusic geführten Gespräche liegen abweichende und gegenteilige Angaben beteiligter Dritter vor.
    Außerdem weichen diese Äußerungen von Herrn Nielsen in zahlreichen Punkten erheblich von eigenen früheren Aussagen vor den Ermittlungsbehörden und dem Amtsgericht Kiel ab. Den dadurch begründeten Verdacht einer falschen uneidlichen Aussage des Herrn Nielsen wird Herr Rechtsanwalt Gerald Goecke der Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Kiel anzeigen.
    Kiel, 17. April 2009

    Für die THW Kiel Handball-Bundesliga GmbH & Co. KG:
    gez. Dr. Stefan Purrucker, Rechtsanwalt

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  • shz.de vom 14.5.09
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    Mit einem radikalen Umbau seiner Machtstrukturen will der unter Betrugsverdacht stehende Handball-Rekordmeister THW Kiel einen Neustart versuchen.

    Die Versammlung war bereits beendet. Doch die Verantwortlichen beim Handball-Rekordmeister THW Kiel feilten am späten Dienstagabend noch eine Stunde lang an dem zweiseitigen Papier. Der Titel der Erklärung klingt unspektakulär ("Strukturänderung beim THW Kiel"), aber in Wirklichkeit beschreibt das Papier eine Revolution: Nach Uwe Schwenker, der 17 Jahre lang als Geschäftsführer den großen Erfolg des Rekordmeisters verkörperte, weichen nun auch die fünf Gesellschafter dem großen öffentlichen Druck. Sie, die in der "THW Kiel Handball-Bundesliga GmbH & Co. KG" bislang alle Entscheidungen trafen, ziehen damit ebenfalls Konsequenzen aus den Manipulationsvorwürfen, die seit dem 1. März die Welt des Handballs erbeben lassen. So werden die bisher mit allen Machtbefugnissen ausgestattete GmbH und der aus Sponsoren bestehende Kommanditisten-Beirat in einer Einheitsgesellschaft zusammengeführt. Als Kontrollorgan ist ein fünfköpfiger Aufsichtsrat vorgesehen.

    Während Noch-THW-Gesellschafter Georg Wegner am Dienstagabend mit brüchiger Stimme das Papier verlas, lächelte Ulrich Rüther zufrieden. "Ich stehe hier an der Seite von Herrn Wegner, um zu dokumentieren, dass der Hauptsponsor des Clubs diese Umstrukturierung voll unterstützt", sagte der Vorstandschef des Versicherers Provinzial, der seit 1978 den THW als Hauptsponsor unterstützt. Rüther hatte in den letzten Wochen klar erkennen lassen, dass er den Aufklärungswillen Schwenkers und der Gesellschafter für mangelhaft und Image schädigend hält. Die Übereinkunft, die nun Gesellschafter, Kommanditisten und Sponsoren getroffen hatten, deklarierte er als "Befreiungsschlag nach all den Geschehnissen der Vergangenheit".

    Noch immer ist allerdings unklar, was wirklich passiert ist mit jenen 152 000 Euro, die in den Jahren 2007 und 2008 von THW-Konten geflossen sind und ob dieses Geld tatsächlich, wie die Kieler Staatsanwaltschaft vermutet, benutzt worden ist, um mittels Schiedsrichterbestechung Spiele in der Champions League zu verschieben. Schwenker wird Untreue vorgeworfen, dem damaligen THW-Trainer Noka Serdarusic Beihilfe zur Untreue, beide bestreiten die Vorwürfe und schweigen weiterhin. Unklar ist ebenfalls, ob einige der fünf THW-Gesellschafter von diesen Transaktionen wussten oder sie gar billigten.

    Die Entscheidung, auf ihren Einfluss zu verzichten, wird nun sicher als Schuldeingeständnis gewertet. Jeder wisse doch, dass Schiedsrichterbestechung im internationalen Handball an der Tagesordnung sei, erklärte ein Kommanditist am Dienstag, aber ja, Schwenker habe zuletzt Grenzen überschritten. Klingt danach, dass Schwenker nicht eigenmächtig handelte. Wer mag vor diesem Hintergrund daran glauben, dass der intelligente Kopf ohne grundsätzliche Zustimmung der Gesellschafter über diese hohen Beträge verfügte und sich auf diese Weise freiwillig auf das eigene Schafott beförderte?

    Mit dem Abdanken der Gesellschafter verliert Schwenker endgültig seinen Rückhalt. Sollte der 50-Jährige tatsächlich gehofft haben, nach dem Ende seiner Dienstzeit am 30. Juni 2009 dem Club in Beraterfunktion weiterhin zur Verfügung stehen zu können, haben sich diese Hoffnungen zerschlagen. Zwar wollen einige Kommanditisten gern mit dem "Sportmanager des Jahres 2008" weiter arbeiten, auch unabhängig vom Ausgang des Ermittlungsverfahrens. Man sei doch, heißt es, auf Schwenkers sportfachlichen Fähigkeiten angewiesen.

    Doch das Vertrauensverhältnis zwischen den großen Sponsoren (Provinzial, Sparkasse, Citti) ist zu sehr beschädigt. Er habe sie in den ersten Tagen des Skandals schlichtweg gelinkt und so ins offene Messer der Öffentlichkeit rennen lassen, heißt es aus diesen Kreisen. Auch fehlt offenbar der Glaube daran, dass Schwenker am Ende alles erklären kann und sich alle Vorwürfe in Nichts auflösen werden.