Olaf Nolden im Interview

  • „26 Kameras bei einem Handballspiel, das ist ein Quantensprung“

    Olaf, bei der WM kamen erstmals Kameraperspektiven zum Einsatz, die nicht Jedermann glücklich machten. Ein Jammern auf hohem Niveau?

    Olaf Nolden: Auf sehr hohem Niveau. Normalerweise sind vier bis sechs Kameras bei einem Handballspiel im Einsatz, RTL schickte gleich bis zu 26 ins Rennen. Damit war quasi jeder Spieler, die Trainer und die Schiedsrichter unter ständiger Beobachtung, was letztlich wohl auch zu der teilweise heftigen Schiedsrichterkritik führte. RTL konnte ja fast jede strittige Szene auflösen. Die unter der Decke hängende Spidercam war allerdings in der Tat sehr gewöhnungsbedürftig. Diese ungewohnte Perspektive führte zumindest während des Spiels bei mir zu Irritationen, da teilweise nicht zu sehen war, wo sich gerade der Ball befand. Irritierend war auch, dass während der zahlreichen Zeitlupen der aufgezeichnete Ton mitlief. Ich dachte anfangs, dass der zu hörende Jubel schon einer Aktion auf der anderen Seite galt. Trotzdem, 26 Kameras bei einem Handballspiel, das ist ein Quantensprung in der Darstellung dieser Sportart. Ich denke, die RTL-Regie hat den Einsatz gut gelöst und war immer auf Ballhöhe.

    RTL strahlte erstmals die WM aus und hatte auch neben der Kameraführung die ein oder andere Neuerung parat. Wie hat Dir die "RTL-WM" gefallen, lädtst Du sie zum Recall ein oder wünschst Du Dir wieder die Öffentlich-Rechtlichen an der Front?

    Wenn man es mal objektiv betrachtet, war das medial die beste WM aller Zeiten. Es gab kein Gerangel vor oder während des laufenden Turniers um Anwurf- oder Übertragungszeiten, es wurde das Finale auch ohne deutsche Beteiligung live übertragen und es gab umfassende Vor- und Nachberichte an den Spieltagen. Natürlich kann man sich über die Moderatorqualitäten eines Marco Schreyl streiten, ein Gerhard Delling ist mir da sicher lieber, aber Markus Baur hat seinen Experten-Job sehr gut gelöst und damit die eine oder andere Peinlichkeit von Schreyl aufgefangen. Man hat gegenüber RTL da sicher auch das eine oder andere Vorurteil und spricht den öffentlich-rechtlichen Sendern per se mehr Kompetenz zu. Ein Sender, der Dschungelcamps und Superstar-Suche betreibt, muss damit leben, dass man ihn nicht zum Qualitätsfernsehen zählt. Das wurde während der WM ja auch immer wieder deutlich, als man den harten Männersport in den Vordergrund zu rücken versuchte. Das war offensichtlich der vermuteten Zielgruppe geschuldet. Kein Wunder, dass RTL sehr überrascht war, dass senderuntypisch viele Frauen zugeschaut haben. Ich denke, RTL wird aus dieser WM gelernt haben und kann mir sehr gut vorstellen, dass die Kölner 2011 in Schweden an den Start gehen. Die Quoten waren ja sehr gut und machten RTL mehrfach zum Tagessieger während der WM. ARD und ZDF haben in der Vergangenheit zu oft versagt, als dass ich sie mir zurück wünschen würde.

    Das komplette Interview findet Ihr auf http://www.zweitewelle.de/oberliga/nachricht.php?id=8802