Gestern ist mir in der Sonntags-FAZ ein interessanter Artikel über Herrn Gauselmann in die Finger gerade. Der ist frei
hier
zugänglich. Da das Thema Mäzenatentum ja in der Liga ein Dauerthema ist, habe ich einfach mal einen Thread aufgemacht. Vielleicht hält er sich und man kann mal die Motive für das Engagement der einzelnen Personen zusammenfassend in Erfahrung bringen.
Ich packe das mal in den Erstligathread, da der TuS nächste Saison wol wieder oben spielen wird und Gauselmann als Mäzen erstligamäßig "reinpfundet".
Sein Engagement bei TuS wird nur in einem Satz erwähnt. Eine recht schillernde Karreire.
ZitatAlles anzeigenDer Kasino-Kapitalist
Mit Geldspielautomaten machte er Millionen. Vom Risiko hält er viel. In der Finanzkrise hat der 74-Jährige deshalb Bankaktien gekauft
Von Tim Höfinghoff
Einen Preis für Arbeiten in stilvollem Ambiente wird Paul Gauselmann wohl nie bekommen. Versunken sitzt er im Sofa, trägt einen blauen Dreiteiler und eine goldene Krawattennadel mit seinem Firmenlogo, der Merkur-Sonne. Hinter ihm hängt eine Fototapete, die ein Segelboot auf dem Meer zeigt. Nein, sein Boot sei das nicht, "aber der Anblick entspannt mich".
In der Ecke geht es weiter mit kleinen Geschmacklosigkeiten: Ein Brunnen plätschert, dabei umspült das Wasser eine Kristallkugel. Das Wasserbecken ist mit rötlichen Edelsteinen gefüllt. Darüber, neben drei blinkenden Geldspielautomaten, hängt hinter Glas das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.
Willkommen in der Gauselmann-Welt: Skurril ist dafür noch eine freundliche Bezeichnung.
Paul Gauselmann ist Chef der Gauselmann-Gruppe (Slogan: "Die Spielemacher") in Espelkamp. Das liegt in Ostwestfalen, irgendwo zwischen Hannover und Osnabrück. Gauselmann produziert Geldgewinnspielautomaten: Er entwickelt, baut, finanziert und betreibt die Zockerkisten, die in der Kneipe oder in der Spielhalle hängen.
Die Leute nennen Gauselmann "Automaten-Papst" oder "Daddel-König". Mit 5000 Mitarbeitern machte er im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,06 Milliarden Euro.
Der 74-Jährige erhebt sich aus dem Sofa und steht neben dem Bundesverdienstkreuz, also direkt am "Multigamer" - so heißt die neueste Generation seiner Geldspielautomaten. Eine Zwei-Euro-Münze hat Gauselmann in den Schlitz geworfen, schon beginnt die Maschine mit dem Schaulauf: Zahlen und Figuren blinken, Reiterbilder konkurrieren mit Buchstaben. Wenn Gauselmann an den Spielautomaten in seinem Büro herumspielt, drücken seine Finger "Risiko"-Tasten, auch mal die "Autostart"-Funktion, auf einer anderen Taste steht: "Risiko 1:1".
"Ein tolles Spiel", sagt der Unternehmenschef. Und das klingt, als ob er das wirklich ernst meint. Dann philosophiert er, was den Reiz solcher Spiele ausmacht: "Es ist wie an der Börse. Jeder Mensch will etwas dazuverdienen und auch gleichzeitig noch Spaß haben."
2007 gab es in Deutschland 220000 Geldspielgeräte, die Branche machte einen Umsatz von 3,3 Milliarden Euro. Daran werde auch die Finanzkrise nichts ändern, da ist sich Gauselmann sicher: "Von der Finanzkrise sind wir nicht betroffen. Die Menschen haben genauso viel Geld wie vorher in der Tasche."
Er schwärmt vom "Multigamer": Dreißig Spiele lassen sich auf den Bildschirmen anzeigen. Sie tragen Namen wie "Blazing Star" oder "Gold of Persia". Das vermittelt Spannung, dabei geht es nur darum, Geld zu verspielen. Das weiß Gauselmann natürlich. Er sagt das aber nicht so. Er sagt: "Mathematisch gesehen bleibt immer etwas drin im Automaten." Es ist alles andere als ein schlechtes Geschäft für ihn, auch wenn er hervorhebt, dass "im Durchschnitt 75 Prozent des Geldes vom Automaten wieder an den Spieler ausgezahlt werden".
Gauselmann öffnet den Multigamer, um das Innenleben zu zeigen: Seine Hand greift hinein, streichelt den "Dispenser". Das ist eine Box, die Geldscheine sammelt und auswirft. "Den haben wir selbst entwickelt. Das hat in der Branche weltweit sonst so keiner." Gauselmann ist sehr stolz auf den Dispenser. So viel Hightech auf engstem Raum vereint.
Technik hatte ihn immer schon fasziniert. Nach der Schule in Münster machte er eine Ausbildung zum Fernmeldetechniker, wurde später Servicetechniker für einen Musikbox-Importeur. Er machte sich selbständig, baute aus Amerika importierte Musikboxen um. Gauselmann war immer schon sehr ehrgeizig, er wollte mehr Geld verdienen und wechselte ins Automatengeschäft. Das war 1957. Von 1972 an baut er eigene Geldgewinnspielgeräte. Zwei Jahre später eröffnet Gauselmann seine erste Spielothek. Innerhalb von fünf Jahrzehnten formt er die Gauselmann-Gruppe zum Weltkonzern. "Mein Urwille war, wirtschaftlich unabhängig zu sein und weitgehend bestimmen zu können." Das hat er geschafft. Gauselmann hat in Deutschland 200 eigene Spielotheken, zusätzlich 100 im Ausland. Außerdem gibt es in elf Ländern 100 "Merkur Casinos", zum Beispiel in Ungarn und Rumänien.
In der Heimat, in Espelkamp, ist Gauselmann natürlich ein Star, Ehrenbürger sowieso. Er sponsert den Tennisclub und ein Handball-Team. Die Espelkamper wundern sich auch nicht mehr, wenn der skurrile Gauselmann mal wieder mit seinem Wagen vorfährt - selbst auf den Radkappen hat er sein Firmenlogo, die Merkur-Sonne, anbringen lassen.
Gauselmann ist weltweit im Geschäft, die Firma bleibt aber ein Familienbetrieb: Drei der vier Gauselmann-Söhne sind Mitglieder im Vorstand, seine Ehefrau sitzt im Aufsichtsrat. Einmal im Monat kommt der "Familienrat" zusammen, um strategische Entscheidungen zu treffen. Trotzdem: Die Nachfolgeregelung, also wer nach ihm den Laden führen soll, die hat Gauselmann immer noch nicht verkündet. Paul Gauselmann ist weiter der Boss, wie seit 50 Jahren schon. Er ist ein Patriarch, wie er im Buche steht, berichten seine Mitarbeiter ehrfürchtig: "kernig, ostwestfälisch." Keine Frage, Spielautomaten sind sein Leben. "Ich bestimme maßgeblich die Branche seit 27 Jahren als Vorsitzender des Industrieverbandes", sagt er.
Und er hat gute Verbindungen in die Politik: Zum 50. Firmenjubiläum im vergangenen Jahr (Udo Jürgens spielte auf dem Klavier) kam Guido Westerwelle zum Gratulieren. Auch Kurt Biedenkopf. Und der frühere NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement verschaffte Gauselmann für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz.
Die Branche mit den Geldgewinnspielautomaten ist eine sehr exotische Welt. 6000 Spielstätten gibt es in Deutschland, darunter manche Spielhölle, die alles andere als Seriosität versprüht. Kein Wunder, dass Gauselmann auch Feinde hat. So musste er sich immer wieder Manipulationsvorwürfen stellen. Der Staatsanwalt ermittelte. Der Vorwurf: Die Geräte seien manipuliert, Stammkunden in den Spielotheken würden Gewinne zugeschanzt. Alles Quatsch, entgegnet Gauselmann: "Ich wäre ja schön blöd, wenn ich alles aufs Spiel setzen würde und auch noch meine Spieler verprelle." Die Ermittlungen wurden mittlerweile eingestellt.
Es geht in dem Geschäft aber auch um Spielsucht. Gauselmann tippt mit dem Finger auf einen Aufkleber an dem Multigamer: "Übermäßiges Spiel ist keine Lösung bei persönlichen Problemen!" steht dort. Und eine Telefonnummer gibt es, zur Hilfe. Alles halb so schlimm, lässt Gauselmann durchblicken. Bei der Hotline riefen nur 60 bis 70 Leute im Monat an. Und zwei Drittel seien Juxanrufe.
Eine neue staatliche Spielverordnung im Jahr 2006 hat es der Branche leichter gemacht. Es dürfen nun mehr Geräte pro Konzession aufgestellt werden. Trotzdem ist das Geschäft stark reglementiert: Kein Alkohol in deutschen Spielotheken, Zugang erst ab 18 Jahren. Und Nutzer dürfen maximal 80 Euro pro Stunde verlieren. Die Obergrenze für Gewinne liegt bei 500 Euro pro Stunde. Anders in staatlich kontrollierten Kasinos. Dort sind an den Automaten Verluste von mehreren zehntausend Euro möglich, aber auch viel höhere Gewinne.
Konkurrenz bekommt Gauselmann in letzter Zeit nicht nur durch die vielen Gewinnspiele im Internet und Fernsehen. Neue Anbieter von Geldspielgeräten und Spielhallen-Ketten drängen auch aus dem Ausland in das deutsche Gauselmann-Revier. Aber ob Finanzkrise oder neue Konkurrenten: Gauselmann gibt sich ganz entspannt und bodenständig. Motto: Seine konservative Arbeitsweise habe bisher immer Erfolg gebracht.
Nur eine private Anlageentscheidung kürzlich - da wurde er wirklich selbst zum Zocker, offenbart er. Denn er kaufte Aktien der krisengeplagten Hypo Real Estate. Mal sehen, ob das gutgeht. Mit Kasinowerten kennt sich Gauselmann jedenfalls aus.