Ich stelle das erst mal komplett von Handball-World so hier rein. Im übrigen sehr schade, dass man dies von Seiten Handball-Worlds nicht zusätzlich kommentiert.
ZitatAlles anzeigen"Wachstumsralley" - Frank Bohmann blickt auf das Jahr 2007 zurück
In einer Presseaussendung der Handball Bundesliga zieht HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann sein Fazit des Jahres 2007. Nach Ansicht Bohmanns war das abgelaufene Kalenderjahr rundum positiv. Der HBL-Geschäftsführer sieht die Liga und den Handball allgemein eng verknüpft, auf allen Ebenen gehe es voran. "Die Handball-Bundesliga wird neben der DFL als die am stärksten wachsende und attraktivste Sportart der kommende Jahre wahrgenommen", prognostiziert Bohmann im Gespräch mit der eigenen Website.
Das Jahr 2007 geriet für den Handball im Allgemeinen als auch für die Liga im Besonderen zum erfolgreichsten Jahr, das der deutsche Handball je erlebte. Kann man da unzufrieden sein?Frank Bohmann: Natürlich nicht. Das Jahr war toll und der sportliche Erfolg wird in dem Maß kaum wiederholbar sein. Der deutsche Handball hat sich aber nicht nur durch das vergangene Jahr eine sehr gute Ausgangsposition geschaffen, um nachhaltig Handball zu einer der Top 3 Sportarten zu entwickeln. Motor dieser Entwicklung sind die Nationalteams der Männer und Frauen und die Clubs der TOYOTA Handball-Bundesliga. Hier haben wir in den letzten Jahren unsere Hausaufgaben hervorragend gemacht. Das Geschäft entwickelt sich mit hohem Tempo weiter. Die 6 umsatzstärksten Clubs der Liga haben einen Etat wie die gesamte Liga vor 5 Jahren.
Mit Toyota haben Sie einen Global Player als Namenspartner für die Liga gewinnen können.Frank Bohmann: Toyota ist der weltgrößte Automobilhersteller und anerkanntermaßen eines der am besten geführten Unternehmen der Welt, dass sich ganz klar zum Handball und zur Partnerschaft mit der stärksten Liga der Welt bekennt. Die Attribute, die mir zu Toyota zuerst einfallen sind Qualitäts- und Innovationsführerschaft, Langlebigkeit und Verantwortungsgefühl. Die Strahlkraft der Marke Toyota wird uns maßgeblich dabei unterstützen unsere langfristigen strategischen Ziele zu erreichen.
Auch die Lufthansa engagiert sich als Partner der TOYOTA Handball-Bundesliga und als Namensgeber des Final Four in Hamburg. Sind weitere große Partnerschaften geplant?
Frank Bohmann: Insbesondere die Klubs stoßen mit ihren neu gewonnen und geplanten Partnerschaften in neue Dimensionen vor. Diese Partnerschaften werden nicht aus Wohlgefallen, sondern mit einem klaren, strategischen Kalkül geschlossen. Die TOYOTA Handball-Bundesliga wird neben der DFL als die am stärksten wachsende und attraktivste Sportart der kommende Jahre wahrgenommen. Das ist keine Küchenempirie, sondern wird von den führenden Marktforschern prognostiziert. Auch die Liga wird möglicherweise noch namhafte Unternehmen als zentrale Partner neben Toyota und Lufthansa gewinnen können. Hier werden aktuell, ohne irgendwelche Namen nennen zu können, konkrete Gespräche geführt.
Hat das gestiegene Sponsoreninteresse auch damit zu tun, das die TV-Sender hierzulande dem Thema „Handball“ mehr und mehr Platz einräumen.
Frank Bohmann: Natürlich, das Handball-TV-Angebot ist so gut wie noch nie. Neben dem bewährten Spiel der Woche dienstags im DSF haben wir seit Sommer mit „Liga 1” ein zweites permanentes Format in WDR und NDR. Darüber hinaus ist unser Kontrakt mit dem Sportrechte-Verwerter Sportfive, der auf der Plattform HBL.TV das Gros der Bundesliga-Spiele produziert, weitere Basis für eine hochwertige und umfangreiche TV-Berichterstattung im digitalen Fernsehnetz und der Präsentation unserer Spiele auf ausländischen Märkten. So ist die TOYOTA Handball-Bundesliga regelmäßig in den wesentlichen europäischen Kernmärkten sowie über den gesamten Sendebereich des arabischen Senders Al Jazeera zu sehen. Hierzulande sind die Bilder von HBL.TV sowohl online als auch im digitalen TV-Netz empfangbar.
Ist die Liga damit für die kommenden Jahre strategisch so aufgestellt, wie Sie es sich wünschen?
Frank Bohmann: Natürlich gibt es immer wieder Dinge, die verbessert werden können, aber wir haben mit dieser klaren strategischen Position die Weichen für die kommenden Jahre gestellt. Unsere Zielsetzung ist klar formuliert: Wir wollen in die Top Drei der TV-Fernsehsportarten vorstoßen. Natürlich werden wir die erste Fußball-Bundesliga und die Fußball-Nationalmannschaft nie einholen, doch halte ich es für absolut realistisch, unseren Sport auf das Niveau der zweiten Fußball-Liga zu hieven. Das klingt ambitioniert, ist aber durchaus realistisch.
Welchen Stellenwert genießt die Nachwuchsarbeit in Ihrem Konzept?
Frank Bohmann: Eine erfolgreiche Jugendarbeit ist der Schlüssel für eine langfristig erfolgreiche Nationalmannschaft. Wir haben vor rund einem halben Jahr das so genannte „HBL-Jugend-Zertifikats” eingeführt. Dabei handelt es sich um eine Auszeichnung für Clubs der HBL, die die Kriterien für eine erfolgsorientierte Ausbildung erfüllen. Ein entsprechender Kriterienkatalog, der von HBL, DHB-Trainern und Bundesliga-Vertretern zusammengestellt wurde, und ein Zertifikatsantrag wurde allen 54 Clubs der 1. und 2. Handball-Bundesligen zugestellt. Um das Zertifikat haben sich 39 Klubs beworben. Die Bewertung wird durch eine unabhängige Kommission vorgenommen und im Februar abgeschlossen sein. Das „HBL-Jugend-Zertifikat” dient allerdings nur der Förderung des Spitzensportes und ist als ergänzende Maßnahme zu den Aktivitäten des DHB anzusehen.
Bei so viel Positivem: Wo finden Sie ein Haar in der Suppe?
Frank Bohmann: Ach wissen Sie, wir können und müssen mit Sicherheit in vielen Bereichen noch besser werden. Insbesondere müssen wir darauf achten, dass unsere Clubs bei der derzeitigen Wachstumsralley keine unkontrollierbaren Risiken eingehen. Wir versuchen dem in unserem Lizenzierungsverfahren zu begegnen, doch in erster Linie ist hier die kaufmännische Qualität der Clubmanagements gefordert. Darüber hinaus gibt es konkret zwei Dinge, die ich ansprechen möchte. Zum einen steht die Liga nach dem endgültigen Rücktritt von Bernd-Uwe Hildebrandt ohne Vorsitzenden dar. Dies wird seit einem Jahr aufgefangen durch seine beiden Stellvertreter Andreas Schweikert und Uli Derad insbesondere aber durch das Flensburger Vorstandsurgestein Manfred Werner, der sich im vergangen Jahr mit sehr hohem Einsatz für die Belange der Liga eingesetzt hat. Auf der nächsten Ligaversammlung im Juni, zu der sämtliche Vereinsvertreter der 1. und 2. Ligen zusammenkommen, werden wir einen neuen Vorsitzenden wählen. Bis dahin werden wir uns gelassen und ohne Druck über mögliche Kandidaten Gedanken machen.
Und der zweite Punkt?
Frank Bohmann: Der ist ungleich heikler. Dabei geht es um den so gut wie nicht vorhandenen Einfluss der europäischen Spitzenvereine innerhalb des Welt- und des Kontinentalverbandes. Ich muss das erklären: Die europäischen Ligen fordern bei der Führung der europäischen Wettbewerbe ein intensiveres Mitspracherecht. Dazu werden gemeinsame Anträge von DHB und HBL am 26. Januar im Rahmen eines außerordentlichen Kongresses der EHF zur Entscheidung kommen.
Mit Aussicht auf Erfolg?
Frank Bohmann: Abwarten. Noch beim Kongress in Rom im Oktober vergangenen Jahres wurde ein Antrag der EHF-Exekutive, einen seitens der EHF selbst bestimmten Vertreter der europäischen Clubs mit Sitz und Stimme im Rat auszustatten, abgelehnt. Für den 26. Januar allerdings steht die Drohung im Raum, falls das Mitspracherecht der Clubs nicht zugelassen wird, mit den europäischen Spitzenvereinen aus den Europacup-Wettbewerben auszuscheren.
Wie ernst ist das?
Frank Bohmann: Falls die Anträge der Vereine abgelehnt werden, ist das sehr wahrscheinlich.
Und wie denken Sie darüber?
Frank Bohmann: Hoffen wir einfach darauf, dass die EHF einlenkt. Denn eine Ausgliederung der Spitzenteams wäre auch mit großen Risiken behaftet. Zahlreiche Sponsoren und TV-Partner wären zumindest vorübergehend mindestens irritiert, möglicherweise sogar verunsichert. Zudem ginge ein solches, noch in keiner Weise geprüftes Geschäftsmodell sehr zu Lasten der Klubs, die nicht im Europacup dabei sein werden.
Warum also dann dieser Aufwand?
Frank Bohmann: Ich will Ihnen ein Beispiel nennen: Gleich neun deutsche Mannschaften qualifizierten sich in dieser Saison für den Europacup. Die meisten Spiele finden an den Wochenenden statt. Will heißen: Bundesligaspiele der attraktiveren Teams müssen damit in die Woche verlegt werden. Nun haben wir aber seit Saisonbeginn endlich ein eigenes TV-Format – eben das Magazin Liga 1 – , das am späten Samstagnachmittag Zusammenfassungen der Spiele vom Tage bringt. Wenn wir nun keine Spiele der Spitzenmannschaften am Samstag anbieten können, sinken die Quoten dieses Magazins, was zwangsläufig zu Verärgerung unseres Vertragspartners führt. Wohin das möglicherweise führen könnte, wissen sie selbst.
Sie meinen, das TV-Magazin könnte abgesetzt werden?
Frank Bohmann: Ich gehe nicht davon aus, dass es so weit kommen wird. Wir müssen allerdings die Voraussetzungen dafür schaffen, dass unsere TV-Angebote erfolgreich sind. Der internationale Terminkalender ist hierbei das Korsett, das uns jedes Jahr ohne vorherige Anprobe aufgezwängt wird. Hier braucht die Liga ein unmittelbares Mitspracherecht.
Das Gespräch führte Arnulf Beckmann für die HBL.
Ein paar kleine Anmerkungen meinerseits:
* Die Anzahl der Livespiele im TV (damit meine ich nicht dieses komische Internet-Fernsehen) ist für mich ohne Europapokal durch Eurosport zumindestens auf die Bundesliga bezogen sogar geringer geworden. Ich weiss nicht, ob es wirklich so ein Erfolg ist, dass 1 Jahr nach Gründung dieses Internet-TV immer noch keine Fernsehplattform gefunden wurde, was mehrfach angekündigt wurde.
* Es macht mir Laune zu lesen, was für ein toller Partner Toyota ist. Und das nach all den Wirren rund um den Vertragsabschluss.
* Das Lizensierungsverfahren soll der Gefahr begegnen, dass die Vereine unkontrollierbare Risiken eingehen. Das ist wirklich mal etwas Neues, wird im nächsten Sommer zu messen sein. Wobei ja im nächsten Satz auch der Airbag kommt, da "in erster Linie die kaufmännische Qualität des Clubmanagement gefragt" sei.
* Es wird ein neuer BHL-Vorsitzender gewählt werden. Würde mich freuen, wenn sich endlich einer findet. Hildebrandt ist ja vor Jahren schon aus der Not geboren worden, ich bezweifel, dass die Bewerber nun Schlange stehen.
* Zum Thema Europacup und Bundesliga-Termine fällt mir nur ein, dass im Handball seither das grösste Problem der Egoismus aller Beteiligten war und immer noch ist. Natürlich wird es bei so vielen Terminen immer Interessenkonflikte geben. Vielleicht nutzt man einfach das HBL-Modell"Friesenheim" und lässt die Teams Samstag und Sonntag antreten, also innerhalb von 24 Stunden, dann hat man die gewünschten Wochenend-Termine.
Mag sein, dass meine Einstellung davon ein wenig eingetrübt ist, da ich den Herrn Bohmann so gar nicht ab kann (aus diversen Gründen), aber dieses "Interview" bestätigt mich in meiner Meinung, dass Bohmann ein Schaumschläger ist.