handball-world.com stellt heute das neu beschlossene Jugendzertifikat der HBL in einem ausführlichen Bericht vor. Um über den Artikel und das Zertifikat direkt diskutieren zu können, richten wir hier den Thread ein, auf den wir auch aus dem Artikel verlinken werden.
ZitatAlles anzeigenDas Jugendzertifikat der HBL: Keine Umverteilung, hohe Anforderungen
Auf der Ligaversammlung am 23. Juni 2007 in Dortmund haben die Vereine der Handball Bundesliga das „Jugendzertifikat der HBL“ beschlossen. „Damit ist uns in Sachen Nachwuchsförderung der Durchbruch gelungen“, stellte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann nach der Entscheidung erleichtert fest. Das Zertifikat regelt in einer detaillierten Auflistung die quantitativen Anforderungen in Sachen Jugendarbeit, die in Zukunft auf die Bundesligisten zukommen sollen. Das Zertifikat, welches „Kennzeichen und Würdigung einer hervorragenden Jugendarbeit eines Clubs der Handball-Bundesliga“ werden soll, wird an die Vereine vergeben, die die Kriterien erfüllen, Übergangsfristen inklusive.
Eine Arbeitsgruppe mit Jugendtrainern des DHB wie Klaus-Dieter Petersen sowie Vereinsvertretern wie Frank Flatten, Uli Derad oder Sascha Schnobrich hat das "Jugendzertifikat" entwickelt. Im Mittelpunkt des „Jugendzertifikats“ steht „die qualitative Fort- und Weiterentwicklung der Jugendarbeit der Bundesligisten“, wobei ausdrücklich die Leistungsspitze ins Visier genommen und die Breite ausgelassen wird: „Jugendarbeit ist dabei die Basis für die Entwicklung von deutschen Topspielern. Alle anderen Maßnahmen können Jugendarbeit nur ergänzen“, heißt es in der Präambel.
Den Vereinen der ersten und zweiten Bundesliga falle in der Jugendarbeit eine Führungsrolle zu. „Nur die Bundesligisten können in Zukunft u.a. aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen (rückläufiges Ehrenamtliches Engagement, Konkurrenz zu anderen Freizeitangeboten) die Ausbildung der Handballelite durchführen“, wird in den „Richtlinien“ des Zertifikats festgestellt.
Keine Umverteilung
Das Zertifikat soll im Sinne einer Anreizschaffung die Bundesligisten der ersten und zweiten Ligen dazu motivieren, ihre Anstrengungen auf dem Sektor der Nachwuchsarbeit zu intensivieren oder zu beginnen. Das zentrale Incentive zur Erfüllung der Kriterien ist ein System von Strafzahlungen: „Vereine, die das Zertifikat nicht erhalten, fördern die Jugendarbeit durch Zahlung eines Beitrags, der zur Förderung der Jugendarbeit im Allgemeinen eingesetzt wird.“ Ein positiver Anreiz ist allerdings im System nicht vorgesehen, Transferzahlungen von Vereinen, welche die Kriterien nicht erfüllen an Vereine, die das Zertifikat haben, sind „ausdrücklich ausgeschlossen.“
Somit bleiben „Schulaktionen, internationale Jugendveranstaltungen, Jugendtrainerfortbildungen“ als mögliche Projekte, die aus dem Fonds der Strafzahlungen gefördert werden können. Welche Maßnahmen gefördert werden, entscheidet „der Vorstand der Handball-Bundesliga.“ Genauer wird das Zertifikat im Hinblick auf die zu zahlenden Gelder: „Bei Nichterlangung des Jugendzertifikats ist ein Verein verpflichtet in der Saison 07/08 0,5 %, in der Saison 08/08 0,75 % und ab de Saison 09/10 1% der (…) Bruttolohnsumme der Spieler und Trainer“ zu zahlen.
Für Zweitligisten ergeben sich in den beiden kommenden Spielzeiten, die als Übergangsphase fungieren, Mindestzahlungen von 1500,- EUR in der Runde 07/08, 2000,- in der Runde 08/09 und 2500,- in der Runde 09/10. Erstligisten zahlen analog 7500,-, 8500,- und 9500,-. Um das Sanktionssystem durchzuführen, wird ein „Zertifizierungsausschuß“ gebildet, der aus einem Geschäftsführer oder Prokuristen der HBL, einem Mitarbeiter des DHB-Auswahltrainerstabes und einem unabhängigen Sportwissenschaftler besteht. Dieses Gremium wird die inhaltlichen und „meßbaren“ Kriterien bewerten und das Zertifikat vergeben.
Die Kriterien des Jugendzertifikats
Die Kriterien zur Erlangung des Jugendzertifikats sind unter Aussparung der Übergangsphase äußerst hoch gesetzt, was auch den Autoren des Konzepts bewußt ist. So heißt es diesbezüglich: „Zur Zielerreichung sind daher hohe Kriterien erforderlich. Kurzfristig werden daher nur einige Vereine der Bundesligen das Zertifikat erhalten können. Langfristig sollen alle Vereine das Zertifikat erreichen, womit diese Richtlinie ihre Bedeutung verliert, die Ziele jedoch erreicht sind.“
Im Einzelnen fordert das Zertifikat ein, daß in der A, B und C-Jugend jeweils die höchste Landesverbandsklasse erreicht wird. Die A-Jugend muß auf 5 Trainingseinheiten in der Woche kommen, B und C-Jugend auf 4, D und E-Jugend auf 3. Die zweite Mannschaft soll langfristig zwei Klassen unter der ersten angesiedelt sein, zunächst soll 07/08 die 7. Liga, 08/09 die 6. und 09/10 die 5. Liga erreicht werden. Allerdings: „Bei den Zielen der Mannschaft muß Ausbildungsorientierung vor Gewinnorientierung stehen.“
Spätestens 09/10 müssen unter den Trainer der Jugendmannschaften ein A, drei B und 1 C-Lizenztrainer sein. Darüber hinaus muß ein hauptamtlicher Jugendkoordinator beschäftigt werden, der neben seiner handballspezifischen Ausbildung auch eine Pädagogische Ausbildung vorweisen muß. Auch ein Torwarttrainer, der „besondere Erfahrungen im Torwarttraining haben (muss), z.B. selbst Torwart gewesen sein“ soll sowie ein Athletiktrainer und ein Persönlichkeitstrainer gehören zum personellen Anforderungsprofil.
Der antragstellende Verein muß ein „ausbildungsorientiertes statt gewinnorientiertes Ausbildungskonzept“ vorzeigen. Schlußendlich ist auch eine entsprechende Infrastruktur nachzuweisen, inklusive zweier Dreifachsporthallen, eines Fitnessbereiches mit Kraftgeräten, eines Massageraumes sowie einer Außenanlage mit Laufbahn. Entlang dieses Kataloges können sich die Vereine der Handball-Bundesliga in Zukunft um die Erlangung des HBL-Jugendzertifikates bewerben.
Die Handball-Bundesliga hat das Jugendzertifikat unter dem angehängten Link eingestellt. Interessierte Leser können sich dort das Dokument herunterladen. Ihre Meinung interessiert uns! Diskutieren Sie in unserem Diskussionsforum http://www.handballecke.de. Hier: können Sie direkt zum entsprechenden Diskussionsbeitrag gehen. Den Autor können Sie auch unter jugend-handball@gmx.net direkt erreichen.
http://www.handball-bundesliga.de/pics/medien/1_…dzertifikat.pdf