Hier zwei tolle Artikel aus dem KSTA, die die Ereignisse von gestern sehr schön zusammenfassen:
ZitatAlles anzeigenEin bisschen Frieden beim VfL
VON CHRISTOPH PLUSCHKE, 24.04.07, 20:30hKöln / Gummersbach< - Über das weitere Schicksal des VfL Gummersbach wurde bezeichnenderweise auf Kölner Boden beraten und beschlossen - im Konferenzraum eines Bürohauses am Neumarkt, knapp sechs Stunden lang. Die Geisterstunde in der Nacht von Montag auf Dienstag war schon fast angebrochen, als sich die Herren des Aufsichtsrates am Ende einer anstrengenden Sitzung noch einmal in die Augen schauten, einander die Hände schüttelten und auseinandergingen. Ein bisschen müde vielleicht, aber erleichterten Herzens, in allerbestem Einvernehmen, rundum zufrieden also. So suggerierte es jedenfalls die Pressemitteilung, die wenige Stunden später der Öffentlichkeit eine „Einigung in allen Punkten“ verkündete.
Das klang schon verdächtig nach „Friede, Freude, Eierkuchen“ und kam insofern überraschend, da im Vorfeld dieser richtungweisenden Zusammenkunft zwischen dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Peter Krämer und dessen Vorgänger Jochen Kienbaum ein wochenlanger und zuletzt derart heftig in der Öffentlichkeit ausgetragener Konflikt um die künftige Strategie bei der Führung des Handball-Bundesligisten entbrannt war, dass man davon ausgegangen war, einer von beiden müsse sich schließlich geschlagen geben und das höchste Gremium der GmbH verlassen. So weit kam es aber nicht. Im Gegenteil, Krämer (66), der frühere und mittlerweile im Ruhestand befindliche Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Köln, ebenso wie der Gummersbacher Unternehmensberater Kienbaum (60) erweckten in ihren Statements vom Dienstag den Eindruck, als passe plötzlich kein Blatt Papier mehr zwischen sie beide.
„Jochen Kienbaum und ich haben Klartext gesprochen. Es war ein zum Teil heftiger Austausch der Argumente, aber jetzt ist das Kriegsbeil begraben“, ließ sich Krämer zitieren. Kienbaum wiederum teilte mit: „Wir werden an einem Strang ziehen.“ Diese Geschlossenheit werde man auch in Kürze mit einem gemeinsamen Auftritt vor der Mannschaft demonstrieren.
Mit welchen Spielern und finanziellen Mitteln ebendiese Mannschaft ausgestattet wird und wo sie künftig ihre Heimspiele austrägt - darüber fasste der Aufsichtsrat, dem neben Krämer und Kienbaum noch der 78er-Weltmeister Gerd Rosendahl sowie Gerhard Breidenbach als Vertreter des Gesamtvereins VfL angehören, in der Nacht zum Dienstag „einstimmige Beschlüsse“.
Als da wären:
- Im Falle Daniel Narcisse pocht der VfL auf einen per Option noch ein Jahr gültigen Vertrag; sollten der Franzose und sein nächster Wunschverein Chambery auf einem Wechsel zum 1. Juli 2007 bestehen, so wollen sich die Gummersbacher - wenn überhaupt - nur gegen Zahlung einer angemessenen Ablösesumme darauf einlassen.
- Ferner erhielten Trainer Alfred Gislason und der künftige VfL-Sportdirektor François-Xavier Houlet, die dem Aufsichtsrat ihr Konzept für die nächsten Jahre vorstellten, die Zusicherung, für die kommende Saison neben den bereits feststehenden Neuzugängen Oleg Kuleschow, Roman Pungartnik und Kevin Jahn noch zwei namhafte Rückraumspieler verpflichten zu dürfen. Dem Vernehmen nach ist der VfL am bosnischen Aufbauspieler Adnan Harmandic (24 / RK Sarajevo) und dem russischen Halblinken Alexej Rastwortsew (28 / Medwedi Tschechow) interessiert.
- Was die Spielstätte betrifft, so verständigte sich die Klubführung auf ein Konzept, bis zur Realisierung einer neuen Halle in Gummersbach alle Liga-Heimspiele in der Kölnarena auszutragen; eine endgültige Entscheidung darüber soll in den nächsten vier Wochen fallen.
ZitatLogischer Schritt
VON CHRISTOPH PLUSCHKE, 24.04.07, 20:31hDie Frage, wer aus dem Machtkampf in der Führungsspitze des VfL Gummersbach mit Hans-Peter Krämer auf der einen und Jochen Kienbaum auf der anderen Seite nun als Sieger hervorgegangen ist, lässt sich relativ einfach beantworten: Es ist der Klub.
Mag ja sein, dass die aktuellen Beschlüsse über die künftige Strategie in ihrer Mehrzahl auf Forderungen Krämers zurückgehen. Es wäre ja auch völlig unsinnig gewesen, wenn sich darin nicht große Teile der Philosophie jenes Mannes wiedergefunden hätten, der genau damit vor Jahren überhaupt erst den Erhalt dieses Handball-Bundesligisten ermöglicht und daraufhin seinen Weg zurück in die nationale Spitze geebnet hatte. Die von ihm betriebene Hinwendung nach Köln unter gleichzeitiger Beibehaltung und Pflege des „Markennamens“ Gummersbach wird jetzt gewissermaßen zementiert - ein logischer Schritt.
Andererseits ist es gut und wichtig, dass auch Kienbaum weiterhin maßgeblich eingebunden bleibt, die Marschrichtung der Handball GmbH mitbestimmt und vor allem als lokaler Kämpfer für deren Interessen in Erscheinung tritt; dies gilt besonders für das weiterhin anvisierte Ziel des Neubaus einer 5000-Zuschauer-Halle im Herzen Oberbergs.
Also ist es zwei scheinbar hoffnungslos zerstrittenen Funktionären gerade noch rechtzeitig gelungen, persönliche Eitelkeiten hinten anzustellen. Von der Einigung in der Sache mal abgesehen, kann dieses Signal auch der zuletzt wenig glücklichen Außendarstellung des Klubs nur gut tun.