ZitatAlles anzeigenTolle Moral mit Punkt belohnt
30:30 - HSG macht in Magdeburg Sieben-Tore-Rückstand wett
Nach neun Minuten schien alles gelaufen - die HSG lag 1:7 zurück. Dann wiesen die von Jochen Fraatz gecoachten Nordhorner, der den erkrankten Ola Lindgren vertrat, ihre Qualitäten als bestes Comeback-Team der Liga nach.
Von Frank Hartlef
Magdeburg. Drei Sekunden vor Ende der Bundesligapartie gestern Abend beim SC Magdeburg durfte die HSG Nordhorn auf den fünften Sieg im sechsten Spiel in diesem Jahr hoffen. Der Tabellensechste führte beim Fünften nach einem dramatischen Handballspiel mit 30:29 - und das ohne den krank daheim gebliebenen Trainer Ola Lindgren (siehe nebenstehenden Bericht) und nach einem Rückstand von bis zu sieben Toren (9:16/29.). Doch zu viert mussten sich Kapitän Jan Filip, der mit neun Toren bester Werfer der Gäste war, und seine Kollegen bei der letzten Aktion der Partie sieben Magdeburger Feldspielern erwehren. Während bei der HSG Daniel Kubes und Börge Lund Zeitstrafen absaßen, versuchte der SCM, nach einer Auszeit mit sieben Feldspielern wenigstens einen Punkt zu retten. Fabian van Olphen hatte sich ein blaues Leibchen übergestreift und war für seinen Torwartkollegen Johannes Bitter auf dem Feld. Seine numerische Überlegenheit nutzte der SCM, um nach einem Freiwurf Karol Bielecki in Wurfposition zu bringen, der zum 30:30-Endstand traf.
"Wenn man Sekunden vor Schluss führt", sagte Co-Trainer Jochen Fraatz, der Lindgren vertrat, "ist natürlich ein bisschen Trauer dabei, wenn man nur einen Punkt mitnimmt." Angesichts der wieder einmal missratenen Anfangsphase, in der die Gäste bereits nach neun Minuten mit 1:7 ins Hintertreffen geraten waren, wusste der Ex-Nationalspieler aber auch: "Das ist ein tolles Ergebnis."
Auch Jan Filip beschlichen nach der Partie gemischte Gefühle. "Das tut natürlich ein bisschen weh", sagte der Rechtsaußen, der mit vier Feldtoren und fünf souverän verwandelten Siebenmetern einer der Garanten der erfolgreichen Aufholjagd war. Andererseits wusste er nicht nur mit Blick auf die bisherige Bilanz in der Bördelandhalle, wo die HSG von zuvor sieben Spielen sechs verloren und nur eines gewonnen hatte: "Wir können sehr, sehr zufrieden sein."
Die Nordhorner wiesen wieder einmal eine starke Moral nach. Sie ließen sich weder vom Sieben-Tore-Rückstand noch von immer neuen Rückschlägen entmutigen. Als sie die Phase nach der Pause mit 7:3 gewonnen hatten, waren sie bei 18:20 (39.) wieder im Spiel. In Unterzahl verkürzte Filip gar auf 21:22 (45.). Doch der Ausgleich ließ noch einige Minuten auf sich warten. Mal war die Latte im Weg, mal fiel ein Abpraller den Magdeburgern zu.
Die schienen gar bei 22:18 (42.) und 26:23 (51.) wieder auf die Siegerstraße zurückzufinden. Dann allerdings fanden die Paraden von Jesper Larsson, der schon nach neun Minuten Peter Gentzel im Tor abgelöst hatte, die Steigerung in der Abwehr und die diszipliniertere Angriffsleistung doch noch ihren Lohn: Vier Tore in Serie fanden ihren krönenden Abschluss in zwei verwandelten Siebenmetern von Filip zum 26:26 und 27:26 (55.) - die erste HSG-Führung des Spiels. Doch Bielecki sorgte mit drei Toren in Folge dafür, dass der SCM bei 29:27 (58.) wieder vorn lag. Aber die Nordhorner konterten erneut und Goran Sprem nutzte einen Fehlpass Bieleckis zu einem Gegenstoß, den er zur 30:29-Führung der Gäste abschloss. Diesen Fehler bügelte der polnische Vizeweltmeister mit dem finalen Treffer zwar aus. Das änderte aber nichts an den langen Gesichtern der Magdeburger - und den strahlenden Mienen der Nordhorner.
Quelle: gnonline.de