- Offizieller Beitrag
ZitatAlles anzeigenIm Gespräch mit Heinz Büse von der dpa erklärt Ulrich Strombach zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel der deutschen Auswahl gegen Brasilien in Berlin, warum er die Umfrage, nach der nur 12 Prozent der deutschen von der WM wissen, für fehlerhaft hält und das die Handballer nie eine Kopie der Fußball-WM angestrebt haben und dennoch von dem Impuls der Fußball-WM im vergangenen Sommer profitieren.
Der Deutsche Handballbund richtet die größte WM aus, die es jemals gab. Wo lagen die größten organisatorischen Probleme?
Ulrich Strombach:
Unser größtes Problem ist eines, um das uns die meisten Veranstalter beneiden. Wir müssen all denjenigen, die jetzt noch eine Karte haben wollen, leider sagen: Tut uns leid, es geht nicht mehr. Das Interesse an dieser WM ist nach wie vor hoch. Aber das ist ein Luxusproblem, mit dem wir gut leben können.Umfragen zufolge wissen aber nur 12,8 Prozent aller Deutschen, dass eine WM stattfindet. Muss sich der DHB vorhalten lassen, zu wenig Werbung gemacht zu haben?
Ulrich Strombach:
Nein. Wir arbeiten mit einer Agentur in Köln zusammen, die ganz andere Werte ermittelt hat. Demnach sind 40 Prozent aller Deutschen an dieser WM interessiert. Bei der Roadshow durch alle WM-Städte hatten wir 50 Millionen Medienkontakte. Die sind von Agenturen nachgewiesen. Wohlgemerkt: Wir reden hier über eine Veranstaltung, die nahezu ausverkauft ist.Selbst ein WM-Botschafter und ehemalige Nationalspieler übten Kritik. Ein Vorwurf lautete, dass in Berlin nicht genug Plakate auf die WM hinweisen.
Ulrich Strombach:
Das kann ich nicht nachvollziehen. In Berlin findet nur das Eröffnungsspiel einer Veranstaltung mit insgesamt 92 Partien statt. Außerdem: Plakate sind kein modernes Marketinginstrument, so etwas stammt aus dem letzten Jahrhundert. Wir sollten alle miteinander darauf achten, dass wir wenige Tage vor der WM für ein positives Bild sorgen.Lange Zeit gab es auch Unmut über den TV-Streit. Erst der späte Kompromiss, dass neben den deutschen Spielen mindestens zehn weitere ohne deutsche Beteiligung im DSF gezeigt werden, glättete die Wogen.
Ulrich Strombach:
Um das nochmals klar zu stellen: In dieser Beziehung waren wir nicht Täter, sondern Opfer - genau wie die TV-Zuschauer. Das war eine Sache zwischen dem Weltverband und dem Vermarkter. Die lange Dauer bis zur Einigung hat auch uns nicht gefallen.Sind Sie mit dem Kompromiss zufrieden?
Ulrich Strombach:
Da ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Ich gehe davon aus, dass 20 Spiele übertragen werden. Zusammen mit den Partien der Deutschen kommen wir dann auf etwa 30 von insgesamt 92 Spielen. Das bezeichne ich als optimal. Dazu besteht die Möglichkeit, alle Spiele via Internet zu verfolgen. Viele haben offenbar vergessen, wie es früher war. Oft genug war es nicht einmal sicher, dass es die deutschen Spiele zu sehen gab.Der Vergleich mit der Fußball-WM ist allgegenwärtig. Kann der Handball von diesem Impuls profitieren oder weckt das "Sommermärchen" zu große Erwartungen?
Ulrich Strombach:
Von diesem Impuls können wir eindeutig profitieren. Aber wir hatten nie die Absicht, eine Kopie der Fußball-WM zu sein. Einen Vorgeschmack auf die Stimmung haben wir beim letzten Testspiel in München bekommen. Die ganze Halle war voller schwarz-rot-goldener Fahnen. Zudem gibt es eine Reihe von Public-Viewing-Maßnahmen, um wir die wir uns aus organisatorischen Gründen nicht kümmern konnten. Diese Initiativen entstanden in den WM-Standorten.Welchen Einfluss wird das Abschneiden der deutschen Mannschaft auf den Erfolg der WM haben?
Ulrich Strombach:
Umfragen haben ergeben, dass diese Mannschaft hohe Sympathiewerte in der Bevölkerung genießt. Das ist wichtig. Die Leute wissen, dass dieses Team alles gibt. Darüber hinaus kommt der Trainer gut an. Sollte die Mannschaft aus dem Turnier ausscheiden, wird sie es erhobenen Hauptes tun. Das Viertelfinale wird sie erreichen, da bin ich mir sicher. Danach beginnt der K.O.-Modus, dann ist alles möglich.Diese Handball-WM ist nicht nur die größte, sondern wohl auch die teuerste, die es jemals gab. Wie sicher kann der DHB sein, eine schwarze Null zu erreichen?
Ulrich Strombach:
Mit einer schwarzen Null wäre ich nicht zufrieden. Wir streben an, vom Gewinn der WM Maßnahmen im Nachwuchsbereich zu fördern - um die Nachhaltigkeit des Booms abzusichern, den wir erleben werden. Auf der Einnahmeseite haben wir eine hohe Garantie, die liegt nahezu bei 100 Prozent. Risiken auf der Ausgabenseite sind nicht zu erkennen. Deshalb kann nicht von einer Hoffnung auf einen finanziellen Erfolg, sondern von einer Gewissheit die Rede sein.
Quelle: http://www.handball-world.com
Ausverkaufte Hallen sind zwar eine schöne Sache, aber sie schaffen wohl kaum Begeisterung im Lande. Und nur das ist etwas was sich wirklich in die Köpfe brennt.
Die schlimmste Feststellung ist für mich die Stellungnahme zur Aussage von Bob Hanning, dass man in Berlin nichts davon mitbekommt. "Plakete sind kein modernes Marketinginstrument, sondern aus dem letzten Jahrhundert". Es ist so, dass in Berlin kaum einer etwas davon weiß. Warum wählt man die Hauptstadt als Austragungsort für ein Eröffnungsspiel, wenn man es dan hier nicht vermarktet? Das Plakate ein Marketinginstrument aus dem vergangenen Jahrhundert sind, kann nur ein absoluter Laie sagen. Sie schaffen immernoch eine große Reichweite, wenn Sie nach neuen Erkenntnissen gestaltet sind. Gerade in einer Stadt wie Berlin ist das wichtig. Wie kommt es eigentlich, dass ich hier noch nichts von Public Viewing gehört habe? Da wäre doch der DHB prädestiniert als Veranstalter...
Ich denke das einzige was der WM wirklich helfen kann ist der Erfolg der deutschen Mannschaft. Ansonsten wird sie nur irgendeine Sportveranstaltung. Wenn wir Anfang Februar noch Spiele der DHB-Auswahl sehen, werden die Leute wach werden... hoffen wir das Beste.