Wolfgang Schwan als "Mister Handball-WM" im Dauereinsatz
(pfr.) Den wenigsten Menschen in der Metropol Region Rhein-Neckar war
Wolfgang Schwan bisher ein Begriff. Doch seit einem halben Jahr ist der
gebürtige Mannheimer und seit 1990 nach Lützelsachsen übergesiedelte
Schwan im Dauereinsatz für die Handball-Weltmeisterschaft, die vom
Freitag, 19. Januar bis 4. Februar in Deutschland stattfindet und auch
in Mannheim vom 24. bis 28. Januar mit den Spielen der Hauptgruppe II
Station macht.
Wolfgang Schwan, BHV-Vizepräsident für Spieltechnik, bringt sich im
Lokalen Organisationskomitee Mannheim zusammen mit LOK-Chef Rudi Glock
(Hohensachsen) und dem BHV-Geschäftsführer Uwe Ziegenhagen in die
Tagesarbeit ein.
Sein Telefon klingelt fast rund um die Uhr, von morgens 7.30 Uhr bis
Mitternacht, denn bei ihm wurde eine Vorverkausfstelle für die
Hauptrundenspiele in der Mannheimer SAP-Arena eingerichtet.
"Für die vier Spieltage in der Mannheimer SAP-Arena sind bereits 35.000
Karten (80 Prozent) abgesetzt. Es gibt nur noch etwa 8000 Restkarten für
die jeweils drei Spiele (16.15, 18.15 und 20.15 Uhr) am Mittwoch und
Donnerstag," sagte Schwan. "35 Prozent, rund 1800 Bestellungen dieser
Karten habe ich seit Juni verkauft bzw. abgewickelt." Gestern flog er
nach Zagreb, um 600 Tickets im Wert von 40.000 Euro dem dortigen
Reisebüro zu übergeben. "Solch ein Kontingent kann man nicht einfach mit
der Post schicken, das war mir zu riskant," so Schwan, den sie
inzwischen auch "Mister Ticketing" nennen.
Parallel dazu wirbt der 47-jährige "Außendienstler" Schwan in der
Region, bei Länderspielen und sonstigen großen Spielen für die
Handball-WM. Mit seinem gesponserten VW-Phaeton kurvte der "Mister
Handball-WM" täglich durch Baden, Hessen und die Pfalz und wie gesagt,
auch zu den Länderspielen, um mit seinem WM-Stand, "der ist in fünfzehn
Minuten aufgebaut," die Handball-WM den Leuten näher zu bringen. Es war
viel Fleißarbeit nötig, denn der Deutsche Handballbund war mit der
Aufgabe Ausrichtung der WM 2007 total überfordert. Es fehlte, im
Gegensatz zur Fußball-WM, die der Deutsche Fußballbund mustergültig
organisierte an der entsprechenden Professionalität. Dass Mannheim
überhaupt in den WM-Genuss kommt, hat man nämlich Schwan und seinen
Kollegen vom Badischen Handball-Verband (BHV) zu verdanken. Da gab es am
Anfang den Streit zwischen der SAP-Arena und dem Deutschen Handball-Bund
in Sachen Ticketvorverkauf. Schwan löste das Problem mit seiner
Vorverkaufsstelle.
Wichtig ist ihm bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit: "Es muss Spaß
machen und es ist eine Mords-Gaudi, mit seinen Mitstreitern vom BHV
zusammenzuarbeiten. wir werden beim DHB als die "badischen Rebellen"
bezeichnet und sind eine Supertruppe. Da ist jeder für den anderen da."
Denn diese Rebellen haben es doch tatsächlich geschafft bei einer
zentralen Sitzung beim DHB im März in Dortmund, die Idee der
Einlaufkinder durch zu boxen. Aber erst nach mehreren Monaten erhielten
sie dann die Genehmigung. Und auch da ist Mannheim bzw. der BHV
mustergültig. Denn 336 Kinder im "Ländle " wurden per Los ermittelt und
nicht wie in den anderen Hallen, wo man der Einfachheit halber
Vereinsmannschaften mehrfach auflaufen lässt.
Wolfgang Schwan ist bei den Spielen in Mannheim zuständig für den Ablauf
der Begegnungen. Außerdem für die Verpflegung der Volunteers und der
Hostessen.
Schwan kann ein Lied von den vielen Problemen singen, die sich in der
Vorbereitungszeit ergaben. "Da muss man schon ein bisschen
handballverrückt sein, um das alles zu überstehen," lacht Schwan, der
bis 1994 als Torwart beim TSV 46 Mannheim Handball spielte und als
"Fliegender Ambos" bekannt war. Seit 1980 ist er auch Schiedsrichter.
Bekannt wurde jetzt auch, dass Schwan zusammen mit der
DHB-Torwartlegende Andreas Thiel in der Mannheimer Pestalozzi
Grundschule die Schulbank drückte und später im Tulla Gymnasium das
Abitur ablegte. Thiel spielte in jener Zeit beim TSV 46 als
Fußballtorwart und Schwan als Handballtorwart.
Geregelte Arbeitszeiten gibt es für Schwan schon lange nicht mehr.
Zwischendurch muss er noch für seinen eigenen Lebensunterhalt sorgen. Er
ist selbstständig tätig als Produzent von Nahrungsergänzungsmitteln in
seiner Firma Biotikon.
Der studierte Biologe hatte schon viele Jobs. Ihm gehörte der legendäre
Saftladen im Obergeschoss des ehemaligen Mannheimer Stadthauses in den
Quadraten. Auch mit Hundeshampoo kennt er sich aus. Wolfgang Schwan
brachte sogar ein Duschbad für Vierbeiner auf den Markt: "Das ist für
Flöhe nach wie vor tödlich!"
Der Beruf ist im Moment fast zur Nebensache geworden, denn während
unseres Gesprächs klingelte mehrfach sein Handy. Er ist eben zur Zeit
ein gefragter Mann. Am 6. Januar wird er seinen WM-Stand im
Rhein-Neckar-Zentrum in Viernheim aufbauen und ab dem 8. Januar gibt es
in Mannheim eine WM-Meile. Ab 13. Januar ein WM-Dorf und am 19. Januar,
am Tag der WM-Eröffnung steigt in Eppelheim die größte WM-Party.
Schwan freut sich aber trotz seiner stressigen Arbeit schon auf die
Spiele in Mannheim. "Wir sehen hier mit Sicherheit den Olympiasieger und
WM-Dritten Kroatien, den Titelverteidiger Spanien, Dänemark und Russland
und eventuell Norwegen, Ungarn oder Tschechien," so der Experte in
Sachen Handball.
Bleibt abschließend die Frage: HerrSchwan, was machen Sie nach der WM?
SCHWAN: Zwei Wochen Urlaub und zwar in einem Land, in dem kein Handball
gespielt wird. Aber das wir schwer werden, da mittlerweile auch Samoa
einen Verband gegründet hat und es weltweit über 160 Nationen sind, die
dem Internationalen Handballverband angehören. Aber ich bin sicher, dass
sich ein Fleckchen findet.
Quelle: WNOZ