Hier mal ein Artikel zum Spiel und zur Lage von Stefan Schröder:
ZitatAlles anzeigenHandball WM-Test in Kiel
Stefan Schröder nutzt seine letzte Chance
Der HSV-Rechtsaußen empfiehlt sich mit vier Toren beim 33:25 im Länderspiel gegen Schweden.Von Achim Leoni
Kiel -
Stefan Schröder musste geduldig sein. 30 Minuten lang kauerte er auf der Reservebank der deutschen Handballnationalmannschaft in der Kieler Ostseehalle und wartete auf den Moment, der der seine werden sollte. Erst in der zweiten Halbzeit des gestrigen Testspiels gegen Schweden würde der Rechtsaußen vom HSV Hamburg seine Chance bekommen, das war so abgesprochen. Es würde seine letzte sein, sich für einen Einsatz bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land (19. Januar bis 4. Februar) zu empfehlen, für die seine zurzeit verletzten Teamkollegen Pascal Hens und Torsten Jansen gesetzt sind.
Und Schröder tat beim 33:25-(17:16)-Sieg über den zweimaligen Weltmeister genau das, was man tun sollte, wenn man nur noch eine Chance hat. Er rackerte und rannte, er klammerte und drückte, er eroberte Bälle, provozierte Stürmerfouls und traf obendrein noch viermal ins Tor. Stefan Schröder war also da, als es darauf ankam. Und das ist dann doch wieder nicht selbstverständlich.
"Bei ihm muss der Kopf mitspielen", weiß HSV-Sportdirektor Christian Fitzek. "Schrödi setzt sich maximal unter Druck, weil er unbedingt zur WM will. Aber wenn man partout keinen Fehler machen will, geht das selten gut." An der Fehlerquote des 25-Jährigen war es in den vergangenen Wochen abzulesen.
Erst ein intensives Gespräch mit Vereinstrainer Martin Schwalb wirkte offenbar krampflösend. Das war schon am vergangenen Sonnabend beim 34:21-Sieg des HSV im Europapokal bei Wisla Plock zu besichtigen. Zur zweiten Hälfte eingewechselt, avancierte der Rechtsaußen mit sieben Treffern sogar zum besten Schützen seines Teams. Viermal schloss er dabei Gegenstöße erfolgreich ab - das große Plus des schnellen Rechtsaußen, zugleich aber sein größtes Manko, weil ihm allein vorm Tor allzu oft die Nerven im Stich lassen, so auch gestern einmal.
Druck? "Man versucht, ihn abzuschütteln", sagt Schröder. Nur, woher kommt er? Im Verein, zu dem er 2005 aus Düsseldorf gewechselt war, genießt er uneingeschränktes Vertrauen, erst kürzlich wurde sein Vertrag zu verbesserten Konditionen verlängert. Dahinter steckt die Zuversicht, dass aus dem großen Talent Schröder irgendwann noch ein großer Spieler wird. Deswegen gab man ihm beim HSV den Vorzug vor dem stabileren, aber in die Jahre gekommenen Roman Pungartnik.
Auch privat scheint das Glück vollkommen, im Sommer heiratete Schröder seine Freundin Steffi. Und dann war da noch die Rückkehr ins Nationalteam nach dreieinhalb Jahren Pause. Mit anderen Worten: Das Leben könnte so leicht sein für Stefan Schröder. Nur drückt sich das in seinem Spiel noch nicht aus.Noch darf er hoffen, zu den 16 Auserwählten zu gehören, die Bundestrainer Heiner Brand am 19. Januar, dem WM-Eröffnungstag, benennen muss. Kapitän Florian Kehrmann (Lemgo) ist, sofern er seinen Handbruch auskuriert, auf Rechtsaußen gesetzt, dahinter läuft es für Schröder auf einen Zweikampf mit dem Göppinger Christian Schöne hinaus, der gegen die Schweden blass blieb. Seit gestern muss der Hamburger als Favorit gelten. Bei der WM dabei zu sein, "das wäre ein Traum", sagt Stefan Schröder. Er darf weiterhin hoffen, dass daraus Wirklichkeit wird.
erschienen am 14. Dezember 2006
Quelle: Hamburger Abendblatt