Zäsur und Vakuum bei den Rhein-Neckar-Löwen

  • Zäsur und Vakuum bei den Löwen
    Kritische Betrachtung: SG Kronau/Östringen auf dem Weg zu mehr Professionalität?

    Aufbruchstimmung beim Handball-Bundesligisten SG Kronau/Östringen - trotz eines Vakuums: Nachdem feststeht, dass Geschäftsführer Uli Schuppler zum 30. Juni 2007 den Verein verlassen muss und über kurz oder lang auch Denker und Lenker Oleg Velyky den Fusionsclub Richtung Hamburg den Rücken kehrt, herrscht rege Betriebsamkeit bei den Badenern. Mit Weitblick wird - nachdem das Kontrollorgan Beirat endlich die Zeichen der Zeit erkannt hat - an einem neuen Kader und einem professionellerem Umfeld gebastelt. Allerdings eher ohne Schuppler, der in dem Gremium für die Zusammenstellung der Mannschaften 2007 und 2008 wohl nicht länger erwünscht ist. Dass in der aktuellen Situation aber zumindest eine Interimslösung und damit ein Kopf sowie Ansprechpartner auf Managerebene fehlt, wurde nach dem Ausscheiden im EHF-CUP gegen den SC Magdeburg (26:39 und 38:34)deutlich. Hier muss sich was ändern - denn die Anzahl der Baustellen ist nicht kleiner geworden.
    Sportlich konzentriert sich die SG nun auf den DHB-Pokal und die Bundesliga."Und dort haben wir noch alle Chancen, erneut das Final Four zu erreichen", bestätigt "Pino" Torgovanov, der für zwei Jahre in Hamburg unterschrieben hat. Dort, wo der 34-jährige russische Weltklasse-Abwehrspieler mit 16 Jahren und seinem Klub St.Petersburg zum ersten Mal deutschen Boden unter den Füßen hatte und die Kronauer am Sonntag (16 Uhr)zum nächsten Auswärtsspiel ran müssen.
    Spätestens zum Saisonende ist auch Schupplers Zet bei den Löwen vorbei. Der 40-Jährige hat es in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren nie geschafft, den neuen Job außerhalb des Parketts adäquat auszufüllen, der ehemalige Abwehrchef und spätere "Finanzbeamte" war auf dieser Position überfordert. Ihm mangelte es am nötigen Fingerspitzengefühl im Umgang mit Sponsoren,Beratern und Medien, zudem vertiefte sich der Graben zwischen Geschäftsführer sowie Spielern und Trainer Iouri Chevtsov - nicht zuletzt wegen einiger Alleingänge - immer mehr.
    Allerdings wurde Schuppler, dessen größte Defizite auf der Ebene der Kommunikation liegen, auf dem ungewohnten Terrain insgesamt sträflich alleine gelassen. Der Beirat, dem unter anderem Schuppler-Mentor Dieter Matheis, Daniel Hopp und Jürgen B.Harder angehören, hätte sich früher einschalten und reagieren müssen. Der Gipfel der Bundesliga wurde zwar mit einer Spitzentruppe und einem geschätzten 4,2 Millionen Euro Etat anvisiert - außerhalb des Spielfeldes hingegen an maximal regionalligatauglichen Konzepten herumgedoktert.
    Mit Thorsten Storm steht bei den Löwen nun einer der TOP-Manager der Handball-Beletage (neben Uwe Schwenker vom THW Kiel und Fyn Holpert aus Lemgo)vor der Unterschrift. Der 42-Jährige kommt mit der Empfehlung von bislang vier Titeln (einmal Deutscher Meister, drei Mal DHB-Pokalsieger)von der SG Flensburg-Handewitt. Storm soll zwei Jahre nach dem Wiederaufstieg in erster Linie einen Neuanfang mit professionelleren Strukturen einläuten sowie ein weiteres ähnlich großes Minus wie in der zurückliegenden Runde verhindern - als eine siebenstellige Euro-Summe "nachgeschossen" werden musste.
    Die Schwächen, die sich in der Sponsorenbetreuung, im Marketing und bei den damit verbundenen rückläufigen Zuschauerzahlen niederschlugen, werden wohl noch eine Weile nachwirken. Die Schlafmützig- und Schwerfälligkeit bei Spielerverpflichtungen sowie Personalfragen vielleicht auch: Dass beispielsweise die Integarations- und Identifikationsfigur Holger Löhr - gerade nach der Entmachtung Schupplers - nicht einmal als Co-Trainer im Gespräch ist, wirkt schin wieder wie eine vertane Chance.
    Das Karusell bei den Badenern dreht sich, und es brodelt die Gerüchteküche: Wenn der HSV eine entsprechende Ablösesumme locker macht, geht Velyky vielleicht doch schon zum Saisonende. Und was macht eigentlich Andrej Klimovets, der in Flensburg mit "Theo" Storm einige Stressituationen zu überstehen hatte?"Der Spieler hat einen Vertrag bis 2008",tritt Chevtsov diesen Spekulationen entgegen. Völlig ausräumen kann der 46-Jährige aber nur solche, die seine eigene Person betreffen:"Ich habe einen Vertrag bis 2009, und den werde ich auch erfüllen",betont der Weißrusse, der zuletzt ebenfalls mit Hamburg und - nachdem Volker Mudrow beim TBV Lemgo ausscheidet - auch mit seinem Ex-Klub in Verbindung gebracht worden ist. Doch in Ostwestfalen gilt Peter Meisinger, das Urgestein des TV Großwallstadt, als heißer Kanditat.
    Chevtsov arbeitet längst an seiner neuen Mannschaft der Löwen. 2007 gehört dazu uch der Halblinke Christian Caillat, der seinen Vertrag (bereits vor Wochen) um ein Jahr verlängert hat. Damit kämpfen noch Andrej Siniak, Petr Hrachovec und David Szlezak um einen neuen Kontrakt. Sergj Harbok kommt von Celje Pivovarna Lasko. Seinen Wechsel zurück in die baden-württembergische Heimat wird Oliver Roggisch (SC Magdeburg)wohl in den nächsten Tagen bekannt geben.

    Weinheimer Nachrichten 12.12.2006

  • Zitat

    Original von Seth Gecko
    Storm soll zwei Jahre nach dem Wiederaufstieg in erster Linie einen Neuanfang mit professionelleren Strukturen einläuten sowie ein weiteres ähnlich großes Minus wie in der zurückliegenden Runde verhindern - als eine siebenstellige Euro-Summe "nachgeschossen" werden musste.

    interessant - wer hat denn da diese summe zugebuttert?

    woo woo woo - you know it, bro