- Offizieller Beitrag
So, nachdem man den X. Trainer verschlissen hat und (vorhersehbar) trotzdem keinen Punkt geholt hat, versucht man es in Wetzlar jetzt anders:
ZitatAlles anzeigenHSG Wetzlar nimmt die Mannschaft in die Pflicht – Abstriche bei Spielergehälter kommen Fans zu Gute
Axel Geerken und seine Mitspieler verzichten auf einen Teil ihres Gehalts
Foto: Christopher Monz
Nach zehn Saisonspielen ohne Punktgewinn und der damit verbundenen Einstellung des Negativrekords in der Geschichte der Handball-Bundesliga ist bei der HSG Wetzlar jetzt Schluss mit lustig: "Die Mannschaft hat mit ihrer Leistung gegen Nordhorn viel Kredit verspielt – nicht nur bei unseren Sponsoren sondern ganz besonders bei unseren treuen Fans", reagiert HSG-Manager Rainer Dotzauer immer noch wütend, wenn er sich an die 25:29-Heimniederlage der Grün-Weißen gegen das personell geschwächte Team von der deutsch-holländischen Grenze zurückerinnert."Mit der richtigen Einstellung und dem nötigen Kampfgeist hätten wir in diesem Spiel durchaus die Möglichkeit gehabt ein oder zwei Punkte zu sammeln und Selbstbewusstsein zu tanken. Leider habe ich das aber komplett vermisst", wiegt auch bei HSG-Coach Robert Sighvatsson die Enttäuschung weiterhin schwer und sein Trainerkollege Wolfgang Klimpke fügt an, "dass im Training jetzt erst mal härtere Töne angeschlagen werden. Ich habe leider den Eindruck, dass einige Spieler noch nicht so richtig begriffen haben, in welcher prekären Situation wir uns derzeit befinden", so Klimpke. "Es geht für uns darum in der Bundesliga zu überleben!"
"Unsere Mannschaftsleistung gegen Nordhorn war absolut inakzeptabel", gibt sich HSG-Kreisläufer Gregor Werum selbstkritisch. "So etwas dürfen wir uns nicht noch einmal erlauben. Das war eine Zumutung. Wir können uns bei unseren Zuschauern, Sponsoren und Fans dafür nur entschuldigen!" Nicht nur von Seiten der Verantwortlichen, auch innerhalb der Mannschaft wurde in dieser Woche bereits "Tacheles" geredet – zudem hat die Negativserie der Grün-Weißen jetzt auch finanzielle Konsequenzen für das Team. "Die Spieler werden in nächster Zeit auf einen Teil ihres Geldes verzichten", verrät Geschäftsführer und "Stand by"-Profi Axel Geerken, der sich von der Regelung nicht ausnimmt. "Wir hoffen die Mannschaft dadurch endlich wachrütteln zu können. Das eingesparte Geldwerden wir denjenigen zu Gute kommen lassen, die es verdient haben – nämlich unseren Fans", so der 34-jährige weiter.
Der Verein hat beschlossen die Eintrittspreise für das erste der fünf kommenden "Vier-Punkte-Spiele" gegen den Bundesliga-Aufsteiger HBW Balingen/Weilstetten drastisch zu senken. "Damit wollen wir uns bei unseren treuen Zuschauern für die vielen Negativergebnisse der vergangenen Wochen entschuldigen", so Rainer Dotzauer, der durchaus nachvollziehen kann, "dass die Fans zur Zeit mächtig sauer sind."
"Trotzdem haben wir noch alle Chancen die nötigen Punkte zu sammeln, um die 1. Liga zu halten", weicht bei dem 59-jährigen "HSG-Macher" die Enttäuschung urplötzlich in Kampfgeist. "Nach der Partie in Hamburg stehen für uns fünf Endspiele auf dem Programm, in denen wir die Unterstützung der Fans mehr denn je brauchen. Deshalb haben wir die Einzelticket-Preise für das nächste Heimspiel gegen Balingen in allen Kategorien um 5 Euro gesenkt, um möglichst viele Zuschauer dazu bewegen zu können, unsere Mannschaft auch weiterhin zu unterstützen!" Somit zahlen Jugendliche beispielsweise Jugendliche (bis 18 Jahre) für eine Stehplatzkarte nur 2 statt bisher 7 Euro. Eine Sitzplatzkarte gibt für Erwachsene schon ab 13 Euro. Auch die Dauerkartenbesitzer profitieren, sie bekommen zwei Getränkegutschein und die VIP-Bescher erhalten einne 5-Euro-Gutschein für den Fan-Shop der HSG.
"Wir wollen unseren Zuschauern mit dieser Geste Entschuldigung sagen – sie aber auch dazu bewegen weiter an die Mannschaft zu glauben, denn wir tun es auch", will Axel Geerken nicht den Eindruck entstehen lassen, dass die HSG-Verantwortlichen den Matosevic & Co. den Klassenerhalt nicht mehr zutrauen. "Wir halten an der aktuellen Mannschaft fest. Die Jungs haben gegen Lemgo und Göppingen gezeigt, dass sie das Format haben die kommenden Spiele gegen Balingen, Minden, Düsseldorf, Hildesheim und Wilhelmshaven zu gewinnen – auch ohne Neuzugänge", so Geerken, der daher zunächst keine Neuverpflichtungen im Blick hat.
"Natürlich könnten wir jetzt noch einmal versuchen auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Ob wir dort aber einen Spieler finden, der uns wirklich verstärkt ist fraglich. Wenn selbst finanzstärkere Clubs wie Nordhorn und Göppingen derzeit suchen und keine adäquaten Spieler finden, wie soll es uns da gelingen einen Spieler zu verpflichten, der uns im Kampf um den Klassenerhalt wirklich weiterbringt", so Geerken. Stattdessen bauen die Mittelhessen darauf, dass bei der aktuellen Mannschaft sowohl in Angriff als auch in der Deckung der Knoten platzt. "Die Jungs haben allesamt das Potential die Bundesliga zu halten", so Coach "Wolle" Klimpke. "Sie müssen ihre Stärken nur endlich auch selbstbewusst ins Spiel einbringen und sich für den Erfolg den Allerwertesten aufreißen!"
So wie es gegen Nordhorn Torhüter Valter Matosevic und Youngster Michael Allendorf getan haben, die als einzige aus einer ansonsten enttäuschenden Mannschaft Bundesligaformat erreichten. "Dann werden wir an unserer Mannschaft auch wieder Spaß haben", so Rainer Dotzauer, der für die Auswärtsspiele in Minden und Hildesheim – mit Unterstützung von Sponsoren und Mannschaft – zwei Fanbusse bestellen ließ. "Auch die Busse werden von Verein und Mannschaft bezahlt. Außerdem gibt es von uns noch einen Zuschuss zu den Stehplatzkarten. Wir würden uns freuen, wenn uns so möglichst viele Fans zu den Auswärtsspielen begleiten würden." Interessierte können sich ab sofort beim Fan-Club-Verantwortlichen Hans-Ulrich Moser oder auf der Geschäftsstelle der HSG Wetzlar anmelden.
Pressemitteilung der HSG Wetzlar auf http://www.handball-world.com