ZitatAlles anzeigenErste Gen-Kartoffeln zur Gewinnung von Impfstoff gepflanztKritik am Feldversuch vom Naturschutzbund
Sie sollen einen Impfstoff gegen Kaninchenkrankheiten, ein Cholera-Protein und Kunststoff liefern: Erstmals sind in Deutschland am Donnerstag gentechnisch veränderte Kartoffeln zur Gewinnung von Impfstoffen ausgepflanzt worden. Kritik an dem Feldversuch in Groß Lüsewitz bei Rostock kam vom Naturschutzbund. Er sieht darin eine Gefahr für Mensch und Umwelt.
Bei dem Versuch sollen die Kartoffeln einer Pflanzenlinie den Impfstoff zur Bekämpfung einer Kaninchenkrankheit, die einer anderen Linie ein ungefährliches Protein des Cholera-Erregers liefern, sagte Versuchsleiterin Inge Broer von der Universität Rostock. Die ursprünglich für Mittwoch geplante Freisetzung der Pflanzen musste wegen schlechten Wetters verschoben werden. Nach Angaben der Universität Rostock wurde die Genehmigung vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erteilt.
Ungefährliches Cholera-ProteinLaut Broer ist die Idee des Versuchs, dass künftig Kaninchen eine Mischung beider Kartoffelsorten in Form von Pellets zum Fressen bekommen und danach gegen die hämorrhagische Krankheit RHD geschützt sind. Broer betonte, dass das Cholera-Protein in dieser isolierten Form keine Erkrankung auslösen könne. Es sei aber notwendig, da der RHD-Impfstoff alleine nicht von den Zellen des Immunsystems aufgenommen werden könne. Das Cholera-Protein sei Voraussetzung, um die Impfung der Kaninchen überhaupt zu ermöglichen, da der Komplex aus Impfstoff und Cholera-Protein die Zellwand durchdringen und die Impfreaktion so erfolgen könne.
Eine dritte Linie genetisch veränderter Kartoffelpflanzen, die ebenfalls in Groß Lüsewitz freigesetzt wurde, soll als Industriekartoffel den biologisch abbaubaren Kunststoff Polyaspartat produzieren.
"Weltweit Normalität"Die Freisetzung von Gen-Kartoffeln ist nach Broers Angaben weltweit Normalität. Eine Kartoffellinie aus einem Max-Planck-Institut bei Potsdam zur Produktion einer besonderen Stärkeform stehe sogar kurz vor der kommerziellen Zulassung. Nach Worten Broers biete die Kartoffel wegen ihrer biologischen Eigenschaften ein Höchstmaß an Sicherheit. Sie vermehre sich nur über Knollen, die Auskreuzungsrate sei extrem niedrig und Pollenflug nur über wenige Meter nachweisbar. Die insgesamt zwölf je drei mal vier Meter großen Parzellen seien darüber hinaus durch einen Wildzaun geschützt und von einem 20 Meter breiten Grasstreifen umgeben.
Kritik kommt dagegen vom Naturschutzbund (NABU): "Es ist unbegreiflich, wie das BVL zu der Annahme kommt, dass der Versuch für Menschen, Tiere und Umwelt ungefährlich ist", kritisierte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Als Sicherheitsmaßnahme seien lediglich Wildzäune vorgesehen, die jedoch Vögel und Kleintiere nicht davon abhalten könnten, Knollen und Samen zu fressen und zu verschleppen.
Umweltinstitut: "Überflüssiges Risiko"
Nach Ansicht des Umweltinstituts München stellt die Pflanzung der Kartoffeln ein völlig überflüssiges Risiko für Mensch und Umwelt dar. "Verunreinigungen der Nahrungskette durch pharmazeutische Stoffe sind vorprogrammiert", hieß es am Donnerstag. Medikamentenanbau auf dem Acker müsse schnellstmöglich gestoppt werden. Das Umweltinstitut München, dessen Ziel laut Eigendarstellung die Verhinderung von Gentechnik in der Landwirtschaft ist, fordert deshalb auf europäischer Ebene ein Verbot von Freisetzungsversuchen und der Kommerzialisierung von Pharma-Pflanzen.Das BVL kommt in seiner Sicherheitsbewertung zu dem Schluss, dass von dem Freisetzungsversuch keine schädlichen Einflüsse auf Menschen und Tiere sowie für die Umwelt zu erwarten sind, verfügt aber vorsorglich Sicherheitsmaßnahmen.
1800 EinwendungenDer Öffentlichkeit wurde durch die Auslegung der Antragsunterlagen die Möglichkeit zur Stellungnahme gegeben. Die rund 1800 Einwendungen seien bei der fachlichen und rechtlichen Bewertung des Verfahrens geprüft und im Genehmigungsbescheid gewürdigt worden, hieß es.
Mit Material von dpa
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Marktchancen für Agrar-Gentechnik
Die Anwendung genveränderter Pflanzen könnte nach Ansicht des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Bundestag nicht die erhofften Chancen bringen. Die Marktpotenziale würden häufig überzeichnet, heißt es in einem Bericht über Chancen der nächsten Generationen von Gen-Pflanzen, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Besonders Pflanzen zur Pharma-Anwendung erforderten neue Sicherheitsmaßnahmen. Die Unionsfraktion forderte, die Chancen weiter zu nutzen, die Grünen warnten vor großen Risiken.
[URL=http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/7/0,3672,3947175,00.html]Quelle[/URL]
finde das ganze nicht schlecht, und es bringt endlich mal die Wissenschaft nach vorne...